Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Erstes Hundert.
70.
Auff dergleichen.
Zoilus hält nichts vom tichten/
Pflegt Poeten zu vernichten/
Daß nicht Midas Esels-Kopff
Jhm wo auff die Achseln hopff.
71.
Die vnartige Zeit.
Die Alten konten frölich singen
Von tapffern deutschen Heldens-Dingen
Die jhre Väter außgeübet/
Wo Gott noch vns ja Kinder gibet/
Die werden vnsrer Zeit Beginnen
Beheulen/ nicht besingen können.
72.
Von meinem Buche.
Kündig ists/ daß in der Welt
Sich zum Guten Böses finde:
Wenn mein Buch nur wär gestellt/
Daß beym Bösen Gutes stünde!
73.
An die Leser.
Dieses Buch/ soll Monde seyn;
Leser aber/ seine Sonnen/
So/ daß durch der Sonnen Schein
Auch der Monde sey entbrunnen.
74. Kunst
Erſtes Hundert.
70.
Auff dergleichen.
Zoilus haͤlt nichts vom tichten/
Pflegt Poeten zu vernichten/
Daß nicht Midas Eſels-Kopff
Jhm wo auff die Achſeln hopff.
71.
Die vnartige Zeit.
Die Alten konten froͤlich ſingen
Von tapffern deutſchen Heldens-Dingen
Die jhre Vaͤter außgeuͤbet/
Wo Gott noch vns ja Kinder gibet/
Die werden vnſrer Zeit Beginnen
Beheulen/ nicht beſingen koͤnnen.
72.
Von meinem Buche.
Kuͤndig iſts/ daß in der Welt
Sich zum Guten Boͤſes finde:
Wenn mein Buch nur waͤr geſtellt/
Daß beym Boͤſen Gutes ſtuͤnde!
73.
An die Leſer.
Dieſes Buch/ ſoll Monde ſeyn;
Leſer aber/ ſeine Sonnen/
So/ daß durch der Sonnen Schein
Auch der Monde ſey entbrunnen.
74. Kunſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0035" n="22"/>
          <fw place="top" type="header">Er&#x017F;tes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">70.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Auff dergleichen.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#aq">Zoilus</hi> ha&#x0364;lt nichts vom tichten/</l><lb/>
                <l>Pflegt Poeten zu vernichten/</l><lb/>
                <l>Daß nicht <hi rendition="#aq">Midas</hi> E&#x017F;els-Kopff</l><lb/>
                <l>Jhm wo auff die Ach&#x017F;eln hopff.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">71.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die vnartige Zeit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Die Alten konten fro&#x0364;lich &#x017F;ingen</l><lb/>
                <l>Von tapffern deut&#x017F;chen Heldens-Dingen</l><lb/>
                <l>Die jhre Va&#x0364;ter außgeu&#x0364;bet/</l><lb/>
                <l>Wo Gott noch vns ja Kinder gibet/</l><lb/>
                <l>Die werden vn&#x017F;rer Zeit Beginnen</l><lb/>
                <l>Beheulen/ nicht be&#x017F;ingen ko&#x0364;nnen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">72.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Von meinem Buche.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Ku&#x0364;ndig i&#x017F;ts/ daß in der Welt</l><lb/>
                <l>Sich zum Guten Bo&#x0364;&#x017F;es finde:</l><lb/>
                <l>Wenn mein Buch nur wa&#x0364;r ge&#x017F;tellt/</l><lb/>
                <l>Daß beym Bo&#x0364;&#x017F;en Gutes &#x017F;tu&#x0364;nde!</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">73.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">An die Le&#x017F;er.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Die&#x017F;es Buch/ &#x017F;oll Monde &#x017F;eyn;</l><lb/>
                <l>Le&#x017F;er aber/ &#x017F;eine Sonnen/</l><lb/>
                <l>So/ daß durch der Sonnen Schein</l><lb/>
                <l>Auch der Monde &#x017F;ey entbrunnen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">74. Kun&#x017F;t</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[22/0035] Erſtes Hundert. 70. Auff dergleichen. Zoilus haͤlt nichts vom tichten/ Pflegt Poeten zu vernichten/ Daß nicht Midas Eſels-Kopff Jhm wo auff die Achſeln hopff. 71. Die vnartige Zeit. Die Alten konten froͤlich ſingen Von tapffern deutſchen Heldens-Dingen Die jhre Vaͤter außgeuͤbet/ Wo Gott noch vns ja Kinder gibet/ Die werden vnſrer Zeit Beginnen Beheulen/ nicht beſingen koͤnnen. 72. Von meinem Buche. Kuͤndig iſts/ daß in der Welt Sich zum Guten Boͤſes finde: Wenn mein Buch nur waͤr geſtellt/ Daß beym Boͤſen Gutes ſtuͤnde! 73. An die Leſer. Dieſes Buch/ ſoll Monde ſeyn; Leſer aber/ ſeine Sonnen/ So/ daß durch der Sonnen Schein Auch der Monde ſey entbrunnen. 74. Kunſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/35
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/35>, abgerufen am 24.11.2024.