Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Andres Tausend
52.
Hofe-Gunst.
Der vnter zehnen vor/ in Gunsten war der einer/
Wird vnter zehnen hier/ in Gunsten bald ein keiner.
53.
Rechen-Kunst.
WJewol manch andre Kunst ist spöttisch blieben liegen
Jst Rechen-Kunst doch hoch/ im Krieg jetzund gestiegen.
Daß fünffzehn funffzig gab/ daß funffzig hundert war/
Daß hundert tausend galt/ kam her durch jhre Lahr:
Sie machte noch wol gar/ auß Nullen/ starcke Summen/
Und kunte künstlich drauff auch gar darhinter kummen/
Was offt ein gantzes Land in seinem Beutel trug;
Drauß manchem reich zu seyn/ kam gar ein schneller Fug.
54.
Stern-Deutung.
SOll man dann am Himmel sehen
Was hierunten soll geschehen?
Soll der Himmel geben Blick
Auff so manches Schelmen-Stück?
Wer wird mehr den Himmel achten/
Drauff man sonst so schlecht wil trachten.
55.
Begräbnüß in einer Münchs-Kappe.
Hilfft es/ wann man todte Weiber in deß Münches Kappe steckt?
Hilfft es besser die die leben/ wann der Münch sie selbsten deckt.
56.
Freye-Künste.
Daß die Länder außgeplündert/ ist noch etwa zu verwinden;
Schade! schade! daß die Sinnen sich so leer von Lehre finden.
57. Das
Andres Tauſend
52.
Hofe-Gunſt.
Der vnter zehnen vor/ in Gunſten war der einer/
Wird vnter zehnen hier/ in Gunſten bald ein keiner.
53.
Rechen-Kunſt.
WJewol manch andre Kunſt iſt ſpoͤttiſch blieben liegen
Jſt Rechen-Kunſt doch hoch/ im Krieg jetzund geſtiegen.
Daß fuͤnffzehn funffzig gab/ daß funffzig hundert war/
Daß hundert tauſend galt/ kam her durch jhre Lahr:
Sie machte noch wol gar/ auß Nullen/ ſtarcke Summen/
Und kunte kuͤnſtlich drauff auch gar darhinter kummen/
Was offt ein gantzes Land in ſeinem Beutel trug;
Drauß manchem reich zu ſeyn/ kam gar ein ſchneller Fug.
54.
Stern-Deutung.
SOll man dann am Himmel ſehen
Was hierunten ſoll geſchehen?
Soll der Himmel geben Blick
Auff ſo manches Schelmen-Stuͤck?
Wer wird mehr den Himmel achten/
Drauff man ſonſt ſo ſchlecht wil trachten.
55.
Begraͤbnuͤß in einer Muͤnchs-Kappe.
Hilfft es/ wann man todte Weiber in deß Muͤnches Kappe ſteckt?
Hilfft es beſſer die die leben/ wann der Muͤnch ſie ſelbſten deckt.
56.
Freye-Kuͤnſte.
Daß die Laͤnder außgepluͤndert/ iſt noch etwa zu verwinden;
Schade! ſchade! daß die Sinnen ſich ſo leer von Lehre finden.
57. Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0424" n="150"/>
          <fw place="top" type="header">Andres Tau&#x017F;end</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">52.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Hofe-Gun&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Der vnter zehnen vor/ in Gun&#x017F;ten war der einer/</l><lb/>
                <l>Wird vnter zehnen hier/ in Gun&#x017F;ten bald ein keiner.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">53.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Rechen-Kun&#x017F;t.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Jewol manch andre Kun&#x017F;t i&#x017F;t &#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;ch blieben liegen</l><lb/>
                <l>J&#x017F;t Rechen-Kun&#x017F;t doch hoch/ im Krieg jetzund ge&#x017F;tiegen.</l><lb/>
                <l>Daß fu&#x0364;nffzehn funffzig gab/ daß funffzig hundert war/</l><lb/>
                <l>Daß hundert tau&#x017F;end galt/ kam her durch jhre Lahr:</l><lb/>
                <l>Sie machte noch wol gar/ auß Nullen/ &#x017F;tarcke Summen/</l><lb/>
                <l>Und kunte ku&#x0364;n&#x017F;tlich drauff auch gar darhinter kummen/</l><lb/>
                <l>Was offt ein gantzes Land in &#x017F;einem Beutel trug;</l><lb/>
                <l>Drauß manchem reich zu &#x017F;eyn/ kam gar ein &#x017F;chneller Fug.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">54.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Stern-Deutung.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">S</hi>Oll man dann am Himmel &#x017F;ehen</l><lb/>
                <l>Was hierunten &#x017F;oll ge&#x017F;chehen?</l><lb/>
                <l>Soll der Himmel geben Blick</l><lb/>
                <l>Auff &#x017F;o manches Schelmen-Stu&#x0364;ck?</l><lb/>
                <l>Wer wird mehr den Himmel achten/</l><lb/>
                <l>Drauff man &#x017F;on&#x017F;t &#x017F;o &#x017F;chlecht wil trachten.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">55.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Begra&#x0364;bnu&#x0364;ß in einer Mu&#x0364;nchs-Kappe.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Hilfft es/ wann man todte Weiber in deß Mu&#x0364;nches Kappe &#x017F;teckt?</l><lb/>
                <l>Hilfft es be&#x017F;&#x017F;er die die leben/ wann der Mu&#x0364;nch &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;ten deckt.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">56.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Freye-Ku&#x0364;n&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Daß die La&#x0364;nder außgeplu&#x0364;ndert/ i&#x017F;t noch etwa zu verwinden;</l><lb/>
                <l>Schade! &#x017F;chade! daß die Sinnen &#x017F;ich &#x017F;o leer von Lehre finden.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">57. Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[150/0424] Andres Tauſend 52. Hofe-Gunſt. Der vnter zehnen vor/ in Gunſten war der einer/ Wird vnter zehnen hier/ in Gunſten bald ein keiner. 53. Rechen-Kunſt. WJewol manch andre Kunſt iſt ſpoͤttiſch blieben liegen Jſt Rechen-Kunſt doch hoch/ im Krieg jetzund geſtiegen. Daß fuͤnffzehn funffzig gab/ daß funffzig hundert war/ Daß hundert tauſend galt/ kam her durch jhre Lahr: Sie machte noch wol gar/ auß Nullen/ ſtarcke Summen/ Und kunte kuͤnſtlich drauff auch gar darhinter kummen/ Was offt ein gantzes Land in ſeinem Beutel trug; Drauß manchem reich zu ſeyn/ kam gar ein ſchneller Fug. 54. Stern-Deutung. SOll man dann am Himmel ſehen Was hierunten ſoll geſchehen? Soll der Himmel geben Blick Auff ſo manches Schelmen-Stuͤck? Wer wird mehr den Himmel achten/ Drauff man ſonſt ſo ſchlecht wil trachten. 55. Begraͤbnuͤß in einer Muͤnchs-Kappe. Hilfft es/ wann man todte Weiber in deß Muͤnches Kappe ſteckt? Hilfft es beſſer die die leben/ wann der Muͤnch ſie ſelbſten deckt. 56. Freye-Kuͤnſte. Daß die Laͤnder außgepluͤndert/ iſt noch etwa zu verwinden; Schade! ſchade! daß die Sinnen ſich ſo leer von Lehre finden. 57. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/424
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/424>, abgerufen am 24.11.2024.