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Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

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Erstes Tausend
1.
Die Warheit im Wein.
WArheit steckt in dir O Wein!
Wie wil der denn scheltbar seyn/
Der die Warheit zu ergründen
Sich beym Bacchus viel läst finden?
2.
Wein/ der Poeten Pferd.
JHrer viel sind zwar beflissen
Sich im Helicon zu wissen/
Ob sie gleich nun ziehn vnd ziehn
Kommen langsam sie doch hin/
Denn jhr bestes Pferd ist heuer
Viel zu seltsam vnd zu theuer.
3.
Auff den Bibulum.
BIbulus ist gar nicht stoltz/
Denn er trincket Wein auß Holtz/
Fängt in Ziehn sein klares Wasser;
Jst er dannenher ein Prasser?
4.
Hunger.
HVnger ist der beste Koch/
Dieses mangelt jhm nur noch/
Daß er/ wie sonst andre Sachen/
Sich nicht selbst kan schmaghafft machen.
5. Jung-
Erſtes Tauſend
1.
Die Warheit im Wein.
WArheit ſteckt in dir O Wein!
Wie wil der denn ſcheltbar ſeyn/
Der die Warheit zu ergruͤnden
Sich beym Bacchus viel laͤſt finden?
2.
Wein/ der Poeten Pferd.
JHrer viel ſind zwar befliſſen
Sich im Helicon zu wiſſen/
Ob ſie gleich nun ziehn vnd ziehn
Kommen langſam ſie doch hin/
Denn jhr beſtes Pferd iſt heuer
Viel zu ſeltſam vnd zu theuer.
3.
Auff den Bibulum.
BIbulus iſt gar nicht ſtoltz/
Denn er trincket Wein auß Holtz/
Faͤngt in Ziehn ſein klares Waſſer;
Jſt er dannenher ein Praſſer?
4.
Hunger.
HVnger iſt der beſte Koch/
Dieſes mangelt jhm nur noch/
Daß er/ wie ſonſt andre Sachen/
Sich nicht ſelbſt kan ſchmaghafft machen.
5. Jung-
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[30/0044] Erſtes Tauſend 1. Die Warheit im Wein. WArheit ſteckt in dir O Wein! Wie wil der denn ſcheltbar ſeyn/ Der die Warheit zu ergruͤnden Sich beym Bacchus viel laͤſt finden? 2. Wein/ der Poeten Pferd. JHrer viel ſind zwar befliſſen Sich im Helicon zu wiſſen/ Ob ſie gleich nun ziehn vnd ziehn Kommen langſam ſie doch hin/ Denn jhr beſtes Pferd iſt heuer Viel zu ſeltſam vnd zu theuer. 3. Auff den Bibulum. BIbulus iſt gar nicht ſtoltz/ Denn er trincket Wein auß Holtz/ Faͤngt in Ziehn ſein klares Waſſer; Jſt er dannenher ein Praſſer? 4. Hunger. HVnger iſt der beſte Koch/ Dieſes mangelt jhm nur noch/ Daß er/ wie ſonſt andre Sachen/ Sich nicht ſelbſt kan ſchmaghafft machen. 5. Jung-

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Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/44>, abgerufen am 21.11.2024.