Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Drittes Tausend 61. Von einem Spiegel. HEimligkeiten grosser Leute soll man/ wie sichs ziemt/ ver- schweigen: Deiner Schönheit schön Geheimnuß/ wil der Spiegel auch nicht zeigen; Daß bey Hof er sey gewesen/ Formiruta, dünckt mich eigen. 62. Gold anß der neuen Welt. DAß so viel deß göldnen Staubes hat die neue Welt gestreuet/ Drüber ist noch nichts erschienen/ daß die alte Welt sich freuet: Dann das Gold der neuen Welt/ macht daß alte Welt sehr narrt/ Jene macht wol gar/ daß die gantz in jhrem Blute starrt; Dann auff Prachten/ dann auff Kriegen pflegt man allen Schatz zu wagen/ Arme Christen zu versorgen wil die gantze Welt nichts tragen. 63. Himmel vnd Hölle. Der Himmel liegt gar weit/ ist leichte nicht zu finden: Die Höll ist aber nah/ es treffen sie die blinden. 64. Die Pasiphac. FReundin deß Ochsens/ Pasiphac, höre/ Wie man dir böslich stahl weiland dein Ehre! Ublich ists heute noch; artliche Kinder Wehlen zu Männern/ wie Esel so Rinder. 65. Auff Longum. Longus ist der andre Bias, was er bey vnd an sich träger Dieses ists/ das jhn ernähret vnd in weiche Bette leget. 66. Regir-
Drittes Tauſend 61. Von einem Spiegel. HEimligkeiten groſſer Leute ſoll man/ wie ſichs ziemt/ ver- ſchweigen: Deiner Schoͤnheit ſchoͤn Geheimnuß/ wil der Spiegel auch nicht zeigen; Daß bey Hof er ſey geweſen/ Formiruta, duͤnckt mich eigen. 62. Gold anß der neuen Welt. DAß ſo viel deß goͤldnen Staubes hat die neue Welt geſtreuet/ Druͤber iſt noch nichts erſchienen/ daß die alte Welt ſich freuet: Dann das Gold der neuen Welt/ macht daß alte Welt ſehr narꝛt/ Jene macht wol gar/ daß die gantz in jhrem Blute ſtarꝛt; Dann auff Prachten/ dann auff Kriegen pflegt man allen Schatz zu wagen/ Arme Chriſten zu verſorgen wil die gantze Welt nichts tragen. 63. Himmel vnd Hoͤlle. Der Himmel liegt gar weit/ iſt leichte nicht zu finden: Die Hoͤll iſt aber nah/ es treffen ſie die blinden. 64. Die Paſiphac. FReundin deß Ochſens/ Paſiphac, hoͤre/ Wie man dir boͤslich ſtahl weiland dein Ehre! Ublich iſts heute noch; artliche Kinder Wehlen zu Maͤnnern/ wie Eſel ſo Rinder. 65. Auff Longum. Longus iſt der andre Bias, was er bey vnd an ſich traͤger Dieſes iſts/ das jhn ernaͤhret vnd in weiche Bette leget. 66. Regir-
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Drittes Tauſend
61.
Von einem Spiegel.
HEimligkeiten groſſer Leute ſoll man/ wie ſichs ziemt/ ver-
ſchweigen:
Deiner Schoͤnheit ſchoͤn Geheimnuß/ wil der Spiegel auch nicht
zeigen;
Daß bey Hof er ſey geweſen/ Formiruta, duͤnckt mich eigen.
62.
Gold anß der neuen Welt.
DAß ſo viel deß goͤldnen Staubes hat die neue Welt geſtreuet/
Druͤber iſt noch nichts erſchienen/ daß die alte Welt ſich
freuet:
Dann das Gold der neuen Welt/ macht daß alte Welt ſehr
narꝛt/
Jene macht wol gar/ daß die gantz in jhrem Blute ſtarꝛt;
Dann auff Prachten/ dann auff Kriegen pflegt man allen Schatz
zu wagen/
Arme Chriſten zu verſorgen wil die gantze Welt nichts tragen.
63.
Himmel vnd Hoͤlle.
Der Himmel liegt gar weit/ iſt leichte nicht zu finden:
Die Hoͤll iſt aber nah/ es treffen ſie die blinden.
64.
Die Paſiphac.
FReundin deß Ochſens/ Paſiphac, hoͤre/
Wie man dir boͤslich ſtahl weiland dein Ehre!
Ublich iſts heute noch; artliche Kinder
Wehlen zu Maͤnnern/ wie Eſel ſo Rinder.
65.
Auff Longum.
Longus iſt der andre Bias, was er bey vnd an ſich traͤger
Dieſes iſts/ das jhn ernaͤhret vnd in weiche Bette leget.
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Zitationshilfe: | Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/642>, abgerufen am 26.06.2024. |