Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.

Bild:
<< vorherige Seite
Neundes Hundert.
57.
Ein gezüchtigtes Weib.
WAnn der Klöpffel schlägt die Glocke/ gibt es einen lauten
Hall:
Wann der Mann das Weib casteyet/ gibt es einen weiten Schall.
Diese Glocke/ wann sie klingt/ klingt sie meistens zu dem singen/
Selten aber/ wann sie klingt/ wil sie zum Gebete klingen.
58.
Ein neugeborner vnd bald verstorbner
Printz.
Unser Printz starb kaum geboren; weil an jhm war so viel
Himmel/
So gehört er nicht herunter in das freche Welt-Getümmel.
59.
Die gefangene Geilheit.
Seither der Geilheit Nest ward so mit Band verbunden
Seither ward arge Brunst nie frey-vnd offner funden.
60.
Der Weiber Verschwiegenheit.
Weiber gehn mit Heimligkeit zur Geburt auff alle Stunden
Was sie bringen lieget frey/ nie in Windeln eingebunden.
61.
Entblöste Brüste.
Jungfern/ die die Venus Hügel blösen vnverholen
Blasen zu dem Liebes-Feuer jedem auff die Kohlen.
62.
Von eben denfelbten.
Jhr stellt das weisse Milch-Gefäß/ jhr Jungfern an den Tag
Jhr hettet gerne Milch darein vnd was sie trincken mag.
63. Ein
L l l iiij
Neundes Hundert.
57.
Ein gezuͤchtigtes Weib.
WAnn der Kloͤpffel ſchlaͤgt die Glocke/ gibt es einen lauten
Hall:
Wann der Mann das Weib caſteyet/ gibt es einen weiten Schall.
Dieſe Glocke/ wann ſie klingt/ klingt ſie meiſtens zu dem ſingen/
Selten aber/ wann ſie klingt/ wil ſie zum Gebete klingen.
58.
Ein neugeborner vnd bald verſtorbner
Printz.
Unſer Printz ſtarb kaum geboren; weil an jhm war ſo viel
Himmel/
So gehoͤrt er nicht herunter in das freche Welt-Getuͤmmel.
59.
Die gefangene Geilheit.
Seither der Geilheit Neſt ward ſo mit Band verbunden
Seither ward arge Brunſt nie frey-vnd offner funden.
60.
Der Weiber Verſchwiegenheit.
Weiber gehn mit Heimligkeit zur Geburt auff alle Stunden
Was ſie bringen lieget frey/ nie in Windeln eingebunden.
61.
Entbloͤſte Bruͤſte.
Jungfern/ die die Venus Huͤgel bloͤſen vnverholen
Blaſen zu dem Liebes-Feuer jedem auff die Kohlen.
62.
Von eben denfelbten.
Jhr ſtellt das weiſſe Milch-Gefaͤß/ jhr Jungfern an den Tag
Jhr hettet gerne Milch darein vnd was ſie trincken mag.
63. Ein
L l l iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0695" n="165"/>
          <fw place="top" type="header">Neundes Hundert.</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">57.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ein gezu&#x0364;chtigtes Weib.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l><hi rendition="#in">W</hi>Ann der Klo&#x0364;pffel &#x017F;chla&#x0364;gt die Glocke/ gibt es einen lauten</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Hall:</hi> </l><lb/>
                <l>Wann der Mann das Weib ca&#x017F;teyet/ gibt es einen weiten Schall.</l><lb/>
                <l>Die&#x017F;e Glocke/ wann &#x017F;ie klingt/ klingt &#x017F;ie mei&#x017F;tens zu dem &#x017F;ingen/</l><lb/>
                <l>Selten aber/ wann &#x017F;ie klingt/ wil &#x017F;ie zum Gebete klingen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">58.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Ein neugeborner vnd bald ver&#x017F;torbner<lb/>
Printz.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Un&#x017F;er Printz &#x017F;tarb kaum geboren; weil an jhm war &#x017F;o viel</l><lb/>
                <l> <hi rendition="#et">Himmel/</hi> </l><lb/>
                <l>So geho&#x0364;rt er nicht herunter in das freche Welt-Getu&#x0364;mmel.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">59.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Die gefangene Geilheit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Seither der Geilheit Ne&#x017F;t ward &#x017F;o mit Band verbunden</l><lb/>
                <l>Seither ward arge Brun&#x017F;t nie frey-vnd offner funden.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">60.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Der Weiber Ver&#x017F;chwiegenheit.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Weiber gehn mit Heimligkeit zur Geburt auff alle Stunden</l><lb/>
                <l>Was &#x017F;ie bringen lieget frey/ nie in Windeln eingebunden.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">61.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Entblo&#x0364;&#x017F;te Bru&#x0364;&#x017F;te.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Jungfern/ die die <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Venus</hi></hi> Hu&#x0364;gel blo&#x0364;&#x017F;en vnverholen</l><lb/>
                <l>Bla&#x017F;en zu dem Liebes-Feuer jedem auff die Kohlen.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">62.</hi> </head><lb/>
            <lg type="poem">
              <head> <hi rendition="#b">Von eben denfelbten.</hi> </head><lb/>
              <lg>
                <l>Jhr &#x017F;tellt das wei&#x017F;&#x017F;e Milch-Gefa&#x0364;ß/ jhr Jungfern an den Tag</l><lb/>
                <l>Jhr hettet gerne Milch darein vnd was &#x017F;ie trincken mag.</l>
              </lg>
            </lg>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">L l l iiij</fw>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">63. Ein</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[165/0695] Neundes Hundert. 57. Ein gezuͤchtigtes Weib. WAnn der Kloͤpffel ſchlaͤgt die Glocke/ gibt es einen lauten Hall: Wann der Mann das Weib caſteyet/ gibt es einen weiten Schall. Dieſe Glocke/ wann ſie klingt/ klingt ſie meiſtens zu dem ſingen/ Selten aber/ wann ſie klingt/ wil ſie zum Gebete klingen. 58. Ein neugeborner vnd bald verſtorbner Printz. Unſer Printz ſtarb kaum geboren; weil an jhm war ſo viel Himmel/ So gehoͤrt er nicht herunter in das freche Welt-Getuͤmmel. 59. Die gefangene Geilheit. Seither der Geilheit Neſt ward ſo mit Band verbunden Seither ward arge Brunſt nie frey-vnd offner funden. 60. Der Weiber Verſchwiegenheit. Weiber gehn mit Heimligkeit zur Geburt auff alle Stunden Was ſie bringen lieget frey/ nie in Windeln eingebunden. 61. Entbloͤſte Bruͤſte. Jungfern/ die die Venus Huͤgel bloͤſen vnverholen Blaſen zu dem Liebes-Feuer jedem auff die Kohlen. 62. Von eben denfelbten. Jhr ſtellt das weiſſe Milch-Gefaͤß/ jhr Jungfern an den Tag Jhr hettet gerne Milch darein vnd was ſie trincken mag. 63. Ein L l l iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/695
Zitationshilfe: Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654, S. 165. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/logau_sinngetichte_1654/695>, abgerufen am 23.11.2024.