Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Zu-Gabe. 62. Das Alter. Zu Sparta war es gut/ ein alter Mann zu seyn; O Sparta ist für längst der Welt gegangen ein. 63. Hofe-Leute. Leute die bey Hofe dienen/ düncken sich als andre mehr: Mich bedünckt/ daß der/ der dienet/ dem der frey ist/ weichr gar sehr. 64. Verachtung der Welt. Hinüber das Gewölcke steiget/ der Reiger/ daß er nicht beregne: Wer Dunst der Eitelkeit nicht achtet/ macht das kein Unfall jhm begegne. 65. Die Warheit. Wann die Frösch im finstren quaxen/ zünde nur ein Windliecht an Ey wie werden sie bald schweigen: Warheit stillt den Lügenman. 66. Die gezuckerte Welt. DEr Zucker ist jetzt so gemein; Fisch/ Vogel/ Thier vnd Frucht/ Taug nicht/ wie die Natur es gab/ im Zuck er wirds gesucht. Jedoch der Zucker machet Schleim/ vnd Krafftmeel fälscht jhn oft: Wer/ was die Welt so süsse singt/ drauff traut vnd sicher hofft/ Der hat nur Schaum/ der nimt nur Schleim/ es ist nur Leckerey/ Der Schmack ist gut/ doch weist sichs klar/ die Krafft ist nicht da bey. 67. Zucker. Man hat jetzt auffgeblasnen Zucker/ der ist zwar süß ist aber leichte Wie/ wann deß Hofes süsse Zunge/ gar selten etwas ernst erreichte? 68. Falsch-
Zu-Gabe. 62. Das Alter. Zu Sparta war es gut/ ein alter Mann zu ſeyn; O Sparta iſt fuͤr laͤngſt der Welt gegangen ein. 63. Hofe-Leute. Leute die bey Hofe dienen/ duͤncken ſich als andre mehr: Mich beduͤnckt/ daß der/ der dienet/ dem der frey iſt/ weichr gar ſehr. 64. Verachtung der Welt. Hinuͤber das Gewoͤlcke ſteiget/ der Reiger/ daß er nicht beregne: Wer Dunſt der Eitelkeit nicht achtet/ macht das kein Unfall jhm begegne. 65. Die Warheit. Wann die Froͤſch im finſtren quaxen/ zuͤnde nur ein Windliecht an Ey wie werden ſie bald ſchweigen: Warheit ſtillt den Luͤgenman. 66. Die gezuckerte Welt. DEr Zucker iſt jetzt ſo gemein; Fiſch/ Vogel/ Thier vnd Frucht/ Taug nicht/ wie die Natur es gab/ im Zuck er wirds geſucht. Jedoch der Zucker machet Schleim/ vnd Krafftmeel faͤlſcht jhn oft: Wer/ was die Welt ſo ſuͤſſe ſingt/ drauff traut vnd ſicher hofft/ Der hat nur Schaum/ der nimt nur Schleim/ es iſt nur Leckerey/ Der Schmack iſt gut/ doch weiſt ſichs klar/ die Krafft iſt nicht da bey. 67. Zucker. Man hat jetzt auffgeblaſnen Zucker/ der iſt zwar ſuͤß iſt aber leichte Wie/ wañ deß Hofes ſuͤſſe Zunge/ gar ſelten etwas ernſt erreichte? 68. Falſch-
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Zu-Gabe.
62.
Das Alter.
Zu Sparta war es gut/ ein alter Mann zu ſeyn;
O Sparta iſt fuͤr laͤngſt der Welt gegangen ein.
63.
Hofe-Leute.
Leute die bey Hofe dienen/ duͤncken ſich als andre mehr:
Mich beduͤnckt/ daß der/ der dienet/ dem der frey iſt/ weichr gar
ſehr.
64.
Verachtung der Welt.
Hinuͤber das Gewoͤlcke ſteiget/ der Reiger/ daß er nicht beregne:
Wer Dunſt der Eitelkeit nicht achtet/ macht das kein Unfall jhm
begegne.
65.
Die Warheit.
Wann die Froͤſch im finſtren quaxen/ zuͤnde nur ein Windliecht an
Ey wie werden ſie bald ſchweigen: Warheit ſtillt den Luͤgenman.
66.
Die gezuckerte Welt.
DEr Zucker iſt jetzt ſo gemein; Fiſch/ Vogel/ Thier vnd Frucht/
Taug nicht/ wie die Natur es gab/ im Zuck er wirds geſucht.
Jedoch der Zucker machet Schleim/ vnd Krafftmeel faͤlſcht jhn oft:
Wer/ was die Welt ſo ſuͤſſe ſingt/ drauff traut vnd ſicher hofft/
Der hat nur Schaum/ der nimt nur Schleim/ es iſt nur Leckerey/
Der Schmack iſt gut/ doch weiſt ſichs klar/ die Krafft iſt nicht
da bey.
67.
Zucker.
Man hat jetzt auffgeblaſnen Zucker/ der iſt zwar ſuͤß iſt aber
leichte
Wie/ wañ deß Hofes ſuͤſſe Zunge/ gar ſelten etwas ernſt erreichte?
68. Falſch-
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