Logau, Friedrich von: Deutscher Sinn-Getichte Drey Tausend. Breslau. 1654.Erstes Tausend Der Ober-Stand raubt hin den letzten Bissen Brot/Und läst gemeiner Schaar nichts/ als die leere Noth: Der Unterthan raubt weg Gehorsam/ Pflicht/ vnd Treue/ Die Furchte für der Straff vnd für den Lastern scheue: Die Liebe die ein Christ zum Christen billich trägt/ Die ist durchauß entraubt/ die ist seitab gelegt. Was macht dann der Soldat? (das Volck von fremden Sinnen Daß Menschen man hinfort nicht mehr wird achten künnen) Er hätte gar fürlängst/ wenns jhm nur wär erlaubt/ Den Himmel vnd Gott selbst geplündert vnd beraubt. Was Rau ber hat die Welt! doch mag ein jeder glauben/ Daß den/ der so geraubt/ man wieder wird berauben; Jch wett! ob er jhm schon geraubt hätt alle Welt/ Daß er davon doch nichts/ als Höll vnd Tod behält. 34. Der vnartige Sommer. 1637. KAlte Nächte/ heisse Tage Giebt Gott dieses Jahr zur Plage: Kalter Glaube/ heisse Sünden Künnen bessren Lohn nicht finden. 35. Täglicher Wuntsch. VOn aussen guter Fried vnd gute Ruh von innen/ Jn wol-gesundem Leib auch wol-gesunde Sinnen/ Deß Himmels Freude dort/ der Erde Segen hier; Ein mehres weiter nicht/ ist täglich mein Begier. 36. Die Steuer vnd Gottes Wort. Die Steuer vnd Gotts Wort behalten ewig Stelle; Das Himmelreich/ ist diß/ vnd jenes/ ist die Hölle. 37. Reich-
Erſtes Tauſend Der Ober-Stand raubt hin den letzten Biſſen Brot/Und laͤſt gemeiner Schaar nichts/ als die leere Noth: Der Unterthan raubt weg Gehorſam/ Pflicht/ vnd Treue/ Die Furchte fuͤr der Straff vnd fuͤr den Laſtern ſcheue: Die Liebe die ein Chriſt zum Chriſten billich traͤgt/ Die iſt durchauß entraubt/ die iſt ſeitab gelegt. Was macht dann der Soldat? (das Volck von fremden Sinnen Daß Menſchen man hinfort nicht mehr wird achten kuͤnnen) Er haͤtte gar fuͤrlaͤngſt/ wenns jhm nur waͤr erlaubt/ Den Himmel vnd Gott ſelbſt gepluͤndert vnd beraubt. Was Rau ber hat die Welt! doch mag ein jeder glauben/ Daß den/ der ſo geraubt/ man wieder wird berauben; Jch wett! ob er jhm ſchon geraubt haͤtt alle Welt/ Daß er davon doch nichts/ als Hoͤll vnd Tod behaͤlt. 34. Der vnartige Sommer. 1637. KAlte Naͤchte/ heiſſe Tage Giebt Gott dieſes Jahr zur Plage: Kalter Glaube/ heiſſe Suͤnden Kuͤnnen beſſren Lohn nicht finden. 35. Taͤglicher Wuntſch. VOn auſſen guter Fried vnd gute Ruh von innen/ Jn wol-geſundem Leib auch wol-geſunde Sinnen/ Deß Himmels Freude dort/ der Erde Segen hier; Ein mehres weiter nicht/ iſt taͤglich mein Begier. 36. Die Steuer vnd Gottes Wort. Die Steuer vnd Gotts Wort behalten ewig Stelle; Das Himmelreich/ iſt diß/ vnd jenes/ iſt die Hoͤlle. 37. Reich-
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Erſtes Tauſend
Der Ober-Stand raubt hin den letzten Biſſen Brot/
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Die Furchte fuͤr der Straff vnd fuͤr den Laſtern ſcheue:
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Was macht dann der Soldat? (das Volck von fremden Sinnen
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Er haͤtte gar fuͤrlaͤngſt/ wenns jhm nur waͤr erlaubt/
Den Himmel vnd Gott ſelbſt gepluͤndert vnd beraubt.
Was Rau ber hat die Welt! doch mag ein jeder glauben/
Daß den/ der ſo geraubt/ man wieder wird berauben;
Jch wett! ob er jhm ſchon geraubt haͤtt alle Welt/
Daß er davon doch nichts/ als Hoͤll vnd Tod behaͤlt.
34.
Der vnartige Sommer. 1637.
KAlte Naͤchte/ heiſſe Tage
Giebt Gott dieſes Jahr zur Plage:
Kalter Glaube/ heiſſe Suͤnden
Kuͤnnen beſſren Lohn nicht finden.
35.
Taͤglicher Wuntſch.
VOn auſſen guter Fried vnd gute Ruh von innen/
Jn wol-geſundem Leib auch wol-geſunde Sinnen/
Deß Himmels Freude dort/ der Erde Segen hier;
Ein mehres weiter nicht/ iſt taͤglich mein Begier.
36.
Die Steuer vnd Gottes Wort.
Die Steuer vnd Gotts Wort behalten ewig Stelle;
Das Himmelreich/ iſt diß/ vnd jenes/ iſt die Hoͤlle.
37. Reich-
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