Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

Bild:
<< vorherige Seite
Anicet. Ein edler Dolch wird nur durch Weiber Blutt
entweihet.
150.
Agrip. Schau't: Daß der Abgrund euch entweyhte Dol-
chen leihet.
Oloar. Hier dieser ist bestimm't zu diser heil'gen That.
Agrip. Stoß/ Mörder/ durch das Glied/ das es verschul-
det hat/
Stoß durch der Brüste Milch'! Di solch ein Kind gesäu-
get/
Stoß durch den nackten Bauch/ der einen Wurm gezeu-
get/
155.Der grimmer als ein Drach' und gift'ger als ein Molch!
Oloar. Diß ist der edle Stahl/ der Bluttun[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]bespritzte Dolch
Der unserm Käyser Ruh/ mir höchsten Ruhm erworben!
Anic. Die Schlange dreh't sich noch/ sie ist noch nicht ge-
storben.
Hercul. Stoß das behertzte Schwerdt noch einmal ihr in
Leib
160.
Anic. Nun lig't das stoltze Thier/ das aufgeblaß'ne Weib/
Die in Gedancken stand: Jhr Uhrwerck des Gehirnes
Sey mächtig umbzudreh'n den Umbkreiß des Gestirnes.
Hier fäll't der grosse Stern; Der sich der Sonne schien
Des Röm'schen Käyserthumbs hochmüthig vorzuzih'n/
165.Vom Himmel ihres Thron's verächtlich zu der Erden.
Jtzt lehr't sie: Daß kein Dunst doch kan zur Soune wer-
den.
Der Dunst der Eitelkeit werd' endlich Asch' und Staub/
Die Schönheit sey der Zeit/ die Macht der Menschen
Raub
Oloar. Wer eilet? Daß der Fürst den Außschlag mög' er-
fahren.
170.Jch eile disen Dolch in Tempel zu verwahren
Des grossen Jupiters. Er sol ihm heylig seyn
Auf seinem Rach'-Altar. Hercul. Der Käyser kömm't
herein!
Nero.
Anicet. Ein edler Dolch wird nur durch Weiber Blutt
entweihet.
150.
Agrip. Schau’t: Daß der Abgrund euch entweyhte Dol-
chen leihet.
Oloar. Hier dieſer iſt beſtimm’t zu diſer heil’gen That.
Agrip. Stoß/ Moͤrder/ durch das Glied/ das es verſchul-
det hat/
Stoß durch der Bruͤſte Milch’! Di ſolch ein Kind geſaͤu-
get/
Stoß durch den nackten Bauch/ der einen Wurm gezeu-
get/
155.Der grimmer als ein Drach’ und gift’ger als ein Molch!
Oloar. Diß iſt der edle Stahl/ der Bluttun[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]beſpritzte Dolch
Der unſerm Kaͤyſer Ruh/ mir hoͤchſten Ruhm erworben!
Anic. Die Schlange dreh’t ſich noch/ ſie iſt noch nicht ge-
ſtorben.
Hercul. Stoß das behertzte Schwerdt noch einmal ihr in
Leib
160.
Anic. Nun lig’t das ſtoltze Thier/ das aufgeblaß’ne Weib/
Die in Gedancken ſtand: Jhr Uhrwerck des Gehirnes
Sey maͤchtig umbzudreh’n den Umbkreiß des Geſtirnes.
Hier faͤll’t der groſſe Stern; Der ſich der Sonne ſchien
Des Roͤm’ſchen Kaͤyſerthumbs hochmuͤthig vorzuzih’n/
165.Vom Himmel ihres Thron’s veraͤchtlich zu der Erden.
Jtzt lehr’t ſie: Daß kein Dunſt doch kan zur Soune wer-
den.
Der Dunſt der Eitelkeit werd’ endlich Aſch’ und Staub/
Die Schoͤnheit ſey der Zeit/ die Macht der Menſchen
Raub
Oloar. Wer eilet? Daß der Fuͤrſt den Außſchlag moͤg’ er-
fahren.
170.Jch eile diſen Dolch in Tempel zu verwahren
Des groſſen Jupiters. Er ſol ihm heylig ſeyn
Auf ſeinem Rach’-Altar. Hercul. Der Kaͤyſer koͤmm’t
herein!
Nero.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0106" n="88."/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Anicet.</hi> </speaker>
          <p>Ein edler Dolch wird nur durch Weiber Blutt<lb/><hi rendition="#et">entweihet.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">150.</note>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker>
          <p>Schau&#x2019;t: Daß der Abgrund euch entweyhte Dol-<lb/><hi rendition="#et">chen leihet.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Oloar.</hi> </speaker>
          <p>Hier die&#x017F;er i&#x017F;t be&#x017F;timm&#x2019;t zu di&#x017F;er heil&#x2019;gen That.</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Agrip.</hi> </speaker>
          <p>Stoß/ Mo&#x0364;rder/ durch das Glied/ das es ver&#x017F;chul-<lb/><hi rendition="#et">det hat/</hi><lb/>
Stoß durch der Bru&#x0364;&#x017F;te Milch&#x2019;! Di &#x017F;olch ein Kind ge&#x017F;a&#x0364;u-<lb/><hi rendition="#et">get/</hi><lb/>
Stoß durch den nackten Bauch/ der einen Wurm gezeu-<lb/><hi rendition="#et">get/</hi><lb/><note place="left">155.</note>Der grimmer als ein Drach&#x2019; und gift&#x2019;ger als ein Molch!</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Oloar.</hi> </speaker>
          <p>Diß i&#x017F;t der edle Stahl/ der Bluttun<gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/>be&#x017F;pritzte Dolch<lb/>
Der un&#x017F;erm Ka&#x0364;y&#x017F;er Ruh/ mir ho&#x0364;ch&#x017F;ten Ruhm erworben!</p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker>
          <p>Die Schlange dreh&#x2019;t &#x017F;ich noch/ &#x017F;ie i&#x017F;t noch nicht ge-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;torben.</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Hercul.</hi> </speaker>
          <p>Stoß das behertzte Schwerdt noch einmal ihr in<lb/><hi rendition="#et">Leib</hi></p>
        </sp><lb/>
        <note place="left">160.</note>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Anic.</hi> </speaker>
          <p>Nun lig&#x2019;t das &#x017F;toltze Thier/ das aufgeblaß&#x2019;ne Weib/<lb/>
Die in Gedancken &#x017F;tand: Jhr Uhrwerck des Gehirnes<lb/>
Sey ma&#x0364;chtig umbzudreh&#x2019;n den Umbkreiß des Ge&#x017F;tirnes.<lb/>
Hier fa&#x0364;ll&#x2019;t der gro&#x017F;&#x017F;e Stern; Der &#x017F;ich der Sonne &#x017F;chien<lb/>
Des Ro&#x0364;m&#x2019;&#x017F;chen Ka&#x0364;y&#x017F;erthumbs hochmu&#x0364;thig vorzuzih&#x2019;n/<lb/><note place="left">165.</note>Vom Himmel ihres Thron&#x2019;s vera&#x0364;chtlich zu der Erden.<lb/>
Jtzt lehr&#x2019;t &#x017F;ie: Daß kein Dun&#x017F;t doch kan zur Soune wer-<lb/><hi rendition="#et">den.</hi><lb/>
Der Dun&#x017F;t der Eitelkeit werd&#x2019; endlich A&#x017F;ch&#x2019; und Staub/<lb/>
Die Scho&#x0364;nheit &#x017F;ey der Zeit/ die Macht der Men&#x017F;chen<lb/><hi rendition="#et">Raub</hi></p>
        </sp><lb/>
        <sp>
          <speaker> <hi rendition="#aq">Oloar.</hi> </speaker>
          <p>Wer eilet? Daß der Fu&#x0364;r&#x017F;t den Auß&#x017F;chlag mo&#x0364;g&#x2019; er-<lb/><hi rendition="#et">fahren.</hi><lb/><note place="left">170.</note>Jch eile di&#x017F;en Dolch in Tempel zu verwahren<lb/>
Des gro&#x017F;&#x017F;en Jupiters. Er &#x017F;ol ihm heylig &#x017F;eyn<lb/>
Auf &#x017F;einem Rach&#x2019;-Altar. <hi rendition="#aq">Hercul.</hi> Der Ka&#x0364;y&#x017F;er ko&#x0364;mm&#x2019;t<lb/><hi rendition="#et">herein!</hi></p>
        </sp><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Nero.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88./0106] Anicet. Ein edler Dolch wird nur durch Weiber Blutt entweihet. Agrip. Schau’t: Daß der Abgrund euch entweyhte Dol- chen leihet. Oloar. Hier dieſer iſt beſtimm’t zu diſer heil’gen That. Agrip. Stoß/ Moͤrder/ durch das Glied/ das es verſchul- det hat/ Stoß durch der Bruͤſte Milch’! Di ſolch ein Kind geſaͤu- get/ Stoß durch den nackten Bauch/ der einen Wurm gezeu- get/ Der grimmer als ein Drach’ und gift’ger als ein Molch! Oloar. Diß iſt der edle Stahl/ der Bluttun_beſpritzte Dolch Der unſerm Kaͤyſer Ruh/ mir hoͤchſten Ruhm erworben! Anic. Die Schlange dreh’t ſich noch/ ſie iſt noch nicht ge- ſtorben. Hercul. Stoß das behertzte Schwerdt noch einmal ihr in Leib Anic. Nun lig’t das ſtoltze Thier/ das aufgeblaß’ne Weib/ Die in Gedancken ſtand: Jhr Uhrwerck des Gehirnes Sey maͤchtig umbzudreh’n den Umbkreiß des Geſtirnes. Hier faͤll’t der groſſe Stern; Der ſich der Sonne ſchien Des Roͤm’ſchen Kaͤyſerthumbs hochmuͤthig vorzuzih’n/ Vom Himmel ihres Thron’s veraͤchtlich zu der Erden. Jtzt lehr’t ſie: Daß kein Dunſt doch kan zur Soune wer- den. Der Dunſt der Eitelkeit werd’ endlich Aſch’ und Staub/ Die Schoͤnheit ſey der Zeit/ die Macht der Menſchen Raub Oloar. Wer eilet? Daß der Fuͤrſt den Außſchlag moͤg’ er- fahren. Jch eile diſen Dolch in Tempel zu verwahren Des groſſen Jupiters. Er ſol ihm heylig ſeyn Auf ſeinem Rach’-Altar. Hercul. Der Kaͤyſer koͤmm’t herein! Nero.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/106
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 88.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/106>, abgerufen am 21.11.2024.