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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Mnest. Wohlrichend Hartzt und Holtz/ mach't doch nur
Rauch unb Aschen.
Anic. Wer hat den todten Leib mit Salben rein gewa-
schen?
Mnest. Man reinige den Geist/ der Leib mag fleckicht
seyn.
Paris. Wer hüll't in Seid' und Gold den kalten Leichnam
ein?
515.
Mnest. Dis Wurmgespinste wird von Wurm und Glutt
gefressen.
Anicet. Wird ihrer Thaten nicht von Rednern gar ver-
gessen?
Mnest. Die Tiber und der Rhein sind Redner für ihr Lob.
Paris. Wie daß kein Bette sie von Helffenbein erhob?
Mnest. Entseelte ruh'n so gutt auf Holtz alß Helffenbei-
ne.
520.
Anic. Man sammlet nicht die Asch' in Gold und edle Stei-
ne.
Mnest. So blelb't ihr Todten-Topff der grosse Kreiß der
Welt.
Paris. Kein Raths-Herr steh't allhier/ der ihr die Fackeln
hält.
Mnest. Der Himmel leuchtet ihr mit Sternen selbst zu
Grabe.
Anic. Wo steh't ein einig Bild/ das ihr Gedächtnüs ha-
be?
525.
Mnest. Jhr Nahme lässet sich aus Städten tilgen nicht.
Paris. Wer ist/ der ihr umb's Grab Cypreß' und Rosen
flicht?
Mnest. Welch Absehn hat ein Geist auf bald verfaulte
Blätter?
Anic. Kein Pfau/ kein Adler träg't die Seel in's Schloß
der Götter
Mnest. Die Tugend kan allein vergöttern unsern Geist.
530.
Paris. Sag't: Wer was Göttliches an Agrippinen
preiß't?
Mnester. Der Käyser wird sie selbst mit Furchtvergöttert
schauen.
Anice-
G 3
Mneſt. Wohlrichend Hartzt und Holtz/ mach’t doch nur
Rauch unb Aſchen.
Anic. Wer hat den todten Leib mit Salben rein gewa-
ſchen?
Mneſt. Man reinige den Geiſt/ der Leib mag fleckicht
ſeyn.
Paris. Wer huͤll’t in Seid’ und Gold den kalten Leichnam
ein?
515.
Mneſt. Dis Wurmgeſpinſte wird von Wurm und Glutt
gefreſſen.
Anicet. Wird ihrer Thaten nicht von Rednern gar ver-
geſſen?
Mneſt. Die Tiber und der Rhein ſind Redner fuͤr ihr Lob.
Paris. Wie daß kein Bette ſie von Helffenbein erhob?
Mneſt. Entſeelte ruh’n ſo gutt auf Holtz alß Helffenbei-
ne.
520.
Anic. Man ſam̃let nicht die Aſch’ in Gold und edle Stei-
ne.
Mneſt. So blelb’t ihr Todten-Topff der groſſe Kreiß der
Welt.
Paris. Kein Raths-Herr ſteh’t allhier/ der ihr die Fackeln
haͤlt.
Mneſt. Der Himmel leuchtet ihr mit Sternen ſelbſt zu
Grabe.
Anic. Wo ſteh’t ein einig Bild/ das ihr Gedaͤchtnuͤs ha-
be?
525.
Mneſt. Jhr Nahme laͤſſet ſich aus Staͤdten tilgen nicht.
Paris. Wer iſt/ der ihr umb’s Grab Cypreß’ und Roſen
flicht?
Mneſt. Welch Abſehn hat ein Geiſt auf bald verfaulte
Blaͤtter?
Anic. Kein Pfau/ kein Adler traͤg’t die Seel in’s Schloß
der Goͤtter
Mneſt. Die Tugend kan allein vergoͤttern unſern Geiſt.
530.
Paris. Sag’t: Wer was Goͤttliches an Agrippinen
preiß’t?
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[101./0119] Mneſt. Wohlrichend Hartzt und Holtz/ mach’t doch nur Rauch unb Aſchen. Anic. Wer hat den todten Leib mit Salben rein gewa- ſchen? Mneſt. Man reinige den Geiſt/ der Leib mag fleckicht ſeyn. Paris. Wer huͤll’t in Seid’ und Gold den kalten Leichnam ein? Mneſt. Dis Wurmgeſpinſte wird von Wurm und Glutt gefreſſen. Anicet. Wird ihrer Thaten nicht von Rednern gar ver- geſſen? Mneſt. Die Tiber und der Rhein ſind Redner fuͤr ihr Lob. Paris. Wie daß kein Bette ſie von Helffenbein erhob? Mneſt. Entſeelte ruh’n ſo gutt auf Holtz alß Helffenbei- ne. Anic. Man ſam̃let nicht die Aſch’ in Gold und edle Stei- ne. Mneſt. So blelb’t ihr Todten-Topff der groſſe Kreiß der Welt. Paris. Kein Raths-Herr ſteh’t allhier/ der ihr die Fackeln haͤlt. Mneſt. Der Himmel leuchtet ihr mit Sternen ſelbſt zu Grabe. Anic. Wo ſteh’t ein einig Bild/ das ihr Gedaͤchtnuͤs ha- be? Mneſt. Jhr Nahme laͤſſet ſich aus Staͤdten tilgen nicht. Paris. Wer iſt/ der ihr umb’s Grab Cypreß’ und Roſen flicht? Mneſt. Welch Abſehn hat ein Geiſt auf bald verfaulte Blaͤtter? Anic. Kein Pfau/ kein Adler traͤg’t die Seel in’s Schloß der Goͤtter Mneſt. Die Tugend kan allein vergoͤttern unſern Geiſt. Paris. Sag’t: Wer was Goͤttliches an Agrippinen preiß’t? Mneſter. Der Kaͤyſer wird ſie ſelbſt mit Furchtvergoͤttert ſchauen. Anice- G 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 101.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/119>, abgerufen am 21.11.2024.