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Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.

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Die Berg-Göttinnen.
Laßt/ grimme Schaar/ dorthin die Augen schißen/
Wo ihr woltüberwisen seyn.
Jtzt fäll't das Dach des Schiffes ein/
Jtzt wird die Last auf's Gallus Kopf geschmissen.
470.Jtzt opffert ihr die Käyserin den Wellen/
Jtzt stür'tzt auch Aceronie
Und wird entseelet in der See/
Magstu dich wol/ O Himmel/ noch erhellen?
475.Und darfst die Augen schöner Sternen
Nicht von so schwartzer That entfernen?
Die See-Göttinnen.
Schwärtz't/ Schwestern/ nicht die See mit fremb den
Flecken/
Wir sind so rein als Perl' und Flutt.
Der trübe Schaum der Wellen sol verdecken/
480.Was Kinder-Mord für Greuel thut.
Doch nein! Die See erschrick't und wird zu Eise/
Daß solch Christall ein Spigel sey/
Der aller Welt den rechten Steinfelß weise/
An dem diß Schiff sich stöß't entzwey.
485.Die Laster sind die rechten Schifbruchs-Winde.
Die Mutter wird ersäuf't vom eignen Kinde.
Die Berg-Göttinnen.
Schweig't! schweig't! Das Meer stürtz't oft auch oh-
ne schäumen.
Verborg'ne Falschheits-Klippen sind
Gefäbrlicher als Sturm und Wind.
490.Wer wolte sich von Kindern lassen träumen:
Daß sie solch Ding auf Mutter solten stifften?
Das Libes-Oel/ der Adern Glutt
Jst nicht so kalt als Epp' und Flutt.
Jhr Hertz ist nicht durch Unhold zu vergiften.
495.Wer aber mag bey Well' und Winden
Aufricht'ge Treu' und Libe finden?
Die
Die Berg-Goͤttinnen.
Laßt/ grimme Schaar/ dorthin die Augen ſchißen/
Wo ihr woltuͤberwiſen ſeyn.
Jtzt faͤll’t das Dach des Schiffes ein/
Jtzt wird die Laſt auf’s Gallus Kopf geſchmiſſen.
470.Jtzt opffert ihr die Kaͤyſerin den Wellen/
Jtzt ſtuͤr’tzt auch Aceronie
Und wird entſeelet in der See/
Magſtu dich wol/ O Himmel/ noch erhellen?
475.Und darfſt die Augen ſchoͤner Sternen
Nicht von ſo ſchwartzer That entfernen?
Die See-Goͤttinnen.
Schwaͤrtz’t/ Schweſtern/ nicht die See mit fremb den
Flecken/
Wir ſind ſo rein als Perl’ und Flutt.
Der truͤbe Schaum der Wellen ſol verdecken/
480.Was Kinder-Mord fuͤr Greuel thut.
Doch nein! Die See erſchrick’t und wird zu Eiſe/
Daß ſolch Chriſtall ein Spigel ſey/
Der aller Welt den rechten Steinfelß weiſe/
An dem diß Schiff ſich ſtoͤß’t entzwey.
485.Die Laſter ſind die rechten Schifbruchs-Winde.
Die Mutter wird erſaͤuf’t vom eignen Kinde.
Die Berg-Goͤttinnen.
Schweig’t! ſchweig’t! Das Meer ſtuͤrtz’t oft auch oh-
ne ſchaͤumen.
Verborg’ne Falſchheits-Klippen ſind
Gefaͤbrlicher als Sturm und Wind.
490.Wer wolte ſich von Kindern laſſen traͤumen:
Daß ſie ſolch Ding auf Mutter ſolten ſtifften?
Das Libes-Oel/ der Adern Glutt
Jſt nicht ſo kalt als Epp’ und Flutt.
Jhr Hertz iſt nicht durch Unhold zu vergiften.
495.Wer aber mag bey Well’ und Winden
Aufricht’ge Treu’ und Libe finden?
Die
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[64./0082] Die Berg-Goͤttinnen. Laßt/ grimme Schaar/ dorthin die Augen ſchißen/ Wo ihr woltuͤberwiſen ſeyn. Jtzt faͤll’t das Dach des Schiffes ein/ Jtzt wird die Laſt auf’s Gallus Kopf geſchmiſſen. Jtzt opffert ihr die Kaͤyſerin den Wellen/ Jtzt ſtuͤr’tzt auch Aceronie Und wird entſeelet in der See/ Magſtu dich wol/ O Himmel/ noch erhellen? Und darfſt die Augen ſchoͤner Sternen Nicht von ſo ſchwartzer That entfernen? Die See-Goͤttinnen. Schwaͤrtz’t/ Schweſtern/ nicht die See mit fremb den Flecken/ Wir ſind ſo rein als Perl’ und Flutt. Der truͤbe Schaum der Wellen ſol verdecken/ Was Kinder-Mord fuͤr Greuel thut. Doch nein! Die See erſchrick’t und wird zu Eiſe/ Daß ſolch Chriſtall ein Spigel ſey/ Der aller Welt den rechten Steinfelß weiſe/ An dem diß Schiff ſich ſtoͤß’t entzwey. Die Laſter ſind die rechten Schifbruchs-Winde. Die Mutter wird erſaͤuf’t vom eignen Kinde. Die Berg-Goͤttinnen. Schweig’t! ſchweig’t! Das Meer ſtuͤrtz’t oft auch oh- ne ſchaͤumen. Verborg’ne Falſchheits-Klippen ſind Gefaͤbrlicher als Sturm und Wind. Wer wolte ſich von Kindern laſſen traͤumen: Daß ſie ſolch Ding auf Mutter ſolten ſtifften? Das Libes-Oel/ der Adern Glutt Jſt nicht ſo kalt als Epp’ und Flutt. Jhr Hertz iſt nicht durch Unhold zu vergiften. Wer aber mag bey Well’ und Winden Aufricht’ge Treu’ und Libe finden? Die

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665, S. 64.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_agrippina_1665/82>, abgerufen am 24.11.2024.