Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665. Der Tod. Ohnmächt'ger Pfeil! ein fauler Sterbens-hauch/ Verkehr't das Gold der Lieb' in weiches Bley. Jhr Sonnenschein wird in dem Sarche Rauch: 380.Mein dürrer Arm brich't Pfritsch und Pfeil' entzwey: Und das Geschoß/ was meine Faust zerbrochen/ Gibt Brennholtz ab für dürre Todten-Knochen. Die Liebe. Zerbricht der Tod der Sinnen Pfeile gleich; Wird schon mein Strahl in todten Glidern kalt; 385.So ist der Leib doch nicht mein Sitz und Reich. Die Seelen sind des Libens Auffenthalt. Verweset schon der Cörper in der Hölen; So leb't die Lib' unsterblich in der Seelen. Der Wind bläß't auf die schon halb-todte Glutt 390.Oft/ wenn er sie gar außzuleschen mein't. Stürm't Tod und Zeit auf Agrippinens Blutt/ Siht man: Daß sie mit neuen Strahlen schein't Die Wolcken/ die der Neid hat aufgezogen/ Verwandeln sich in holde Regenbogen. Die Zeit. Der Tod. 395.Soll'n Wasser-Gall'n itzt Regenbogen seyn? Des Käysers Gunst ist nur gemahlte Flutt. Jst außen gleich sein Antlitz Sonnenschein/ So wird doch bald sein Hertze regnen Blutt. Denn gläntz't ein Stern mit ungemeiner Röthe; 400.So ist's gewiß ein schädlich Blutt-Comete. Die Ehrsucht. Räum't/ Schwestern/ mir der Libe Kampff-platz ein/ Weil sie so sehr für Palm und Sigs-Krantz ficht! Jedoch wird sie selbst so bescheiden seyn; Wo ihr nicht Witz und kluger Rath gebricht: 405.Daß sie für mir wird ihre Segel streichen/ Jhr Abendlicht mir Sonne nicht vergleichen. Die
Der Tod. Ohnmaͤcht’ger Pfeil! ein fauler Sterbens-hauch/ Verkehr’t das Gold der Lieb’ in weiches Bley. Jhr Sonnenſchein wird in dem Sarche Rauch: 380.Mein duͤrrer Arm brich’t Pfritſch und Pfeil’ entzwey: Und das Geſchoß/ was meine Fauſt zerbrochen/ Gibt Brennholtz ab fuͤr duͤrre Todten-Knochen. Die Liebe. Zerbricht der Tod der Sinnen Pfeile gleich; Wird ſchon mein Strahl in todten Glidern kalt; 385.So iſt der Leib doch nicht mein Sitz und Reich. Die Seelen ſind des Libens Auffenthalt. Verweſet ſchon der Coͤrper in der Hoͤlen; So leb’t die Lib’ unſterblich in der Seelen. Der Wind blaͤß’t auf die ſchon halb-todte Glutt 390.Oft/ wenn er ſie gar außzuleſchen mein’t. Stuͤrm’t Tod und Zeit auf Agrippinens Blutt/ Siht man: Daß ſie mit neuen Strahlen ſchein’t Die Wolcken/ die der Neid hat aufgezogen/ Verwandeln ſich in holde Regenbogen. Die Zeit. Der Tod. 395.Soll’n Waſſer-Gall’n itzt Regenbogen ſeyn? Des Kaͤyſers Gunſt iſt nur gemahlte Flutt. Jſt außen gleich ſein Antlitz Sonnenſchein/ So wird doch bald ſein Hertze regnen Blutt. Denn glaͤntz’t ein Stern mit ungemeiner Roͤthe; 400.So iſt’s gewiß ein ſchaͤdlich Blutt-Comete. Die Ehrſucht. Raͤum’t/ Schweſtern/ mir der Libe Kampff-platz ein/ Weil ſie ſo ſehr fuͤr Palm und Sigs-Krantz ficht! Jedoch wird ſie ſelbſt ſo beſcheiden ſeyn; Wo ihr nicht Witz und kluger Rath gebricht: 405.Daß ſie fuͤr mir wird ihre Segel ſtreichen/ Jhr Abendlicht mir Sonne nicht vergleichen. Die
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Der Tod.
Ohnmaͤcht’ger Pfeil! ein fauler Sterbens-hauch/
Verkehr’t das Gold der Lieb’ in weiches Bley.
Jhr Sonnenſchein wird in dem Sarche Rauch:
Mein duͤrrer Arm brich’t Pfritſch und Pfeil’ entzwey:
Und das Geſchoß/ was meine Fauſt zerbrochen/
Gibt Brennholtz ab fuͤr duͤrre Todten-Knochen.
Die Liebe.
Zerbricht der Tod der Sinnen Pfeile gleich;
Wird ſchon mein Strahl in todten Glidern kalt;
So iſt der Leib doch nicht mein Sitz und Reich.
Die Seelen ſind des Libens Auffenthalt.
Verweſet ſchon der Coͤrper in der Hoͤlen;
So leb’t die Lib’ unſterblich in der Seelen.
Der Wind blaͤß’t auf die ſchon halb-todte Glutt
Oft/ wenn er ſie gar außzuleſchen mein’t.
Stuͤrm’t Tod und Zeit auf Agrippinens Blutt/
Siht man: Daß ſie mit neuen Strahlen ſchein’t
Die Wolcken/ die der Neid hat aufgezogen/
Verwandeln ſich in holde Regenbogen.
Die Zeit. Der Tod.
Soll’n Waſſer-Gall’n itzt Regenbogen ſeyn?
Des Kaͤyſers Gunſt iſt nur gemahlte Flutt.
Jſt außen gleich ſein Antlitz Sonnenſchein/
So wird doch bald ſein Hertze regnen Blutt.
Denn glaͤntz’t ein Stern mit ungemeiner Roͤthe;
So iſt’s gewiß ein ſchaͤdlich Blutt-Comete.
Die Ehrſucht.
Raͤum’t/ Schweſtern/ mir der Libe Kampff-platz ein/
Weil ſie ſo ſehr fuͤr Palm und Sigs-Krantz ficht!
Jedoch wird ſie ſelbſt ſo beſcheiden ſeyn;
Wo ihr nicht Witz und kluger Rath gebricht:
Daß ſie fuͤr mir wird ihre Segel ſtreichen/
Jhr Abendlicht mir Sonne nicht vergleichen.
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