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Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.

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CLEOPATRA.
Canidius. Augustus. Corn. Gallus. Pro-
culejus. Ptolomaeus. Alexander.

Di Trabanten.
Canid. Der Himmel/ grosser Fürst/ kämpf't nun mehr selbst
für dich;
Der nie gebeugte Nil bückt für der Tiber sich/
Egypten weichet Rom/ Cleopatra dem Keyser.
Der Götter Rath verkehrt dir di Zipressen-Reiser/
115.Des sterbenden Anton in einen Lorber-Krantz.
Der Mohren Capitol legt nunmehr Kron und Glantz/
Dir/ ander Jupiter/ freiwillig zu den Füssen:
Nnn dises Reiches Sonn' Antonius hat müssen/
So bluttig nntergehn. Doch/ wi dt Abend-Röth'/
120.Jn dem si in das Meer bepurpert untergeht/
Ein helles Morgen-Licht der Sonnen uns bedeutet:
So: da Anton so roth sein Grabmal zubereitet/
Hof't nach so trüben Sturm Egipten Sonnen-schein/
Und wünscht: es mög' August itzt seine Sonne sein.
125.Si selbst Cleopatra di Keyserln der Mohren/
Hat bei so hartem Fall nicht allen Rath verlohren;
Si andre Zinthie geht weit dem Monden für/
Nun si/ O Sonne/ borg't ihr frucht bar Licht von dir.
Wi/ wenn ein Palmur in stürmer Flutt vertirbet/
130.Das Schiffs-Volck also bald umb neue sich bewirbet:
So machts Cleopatra; vergeh't thr Steuer-Mann/
So trägt si dem August das Steuer-Ruder an.
Des Alexanders Stadt steh't itzt dem Keiser offen:
Und ob zwar kein Vertrag ist zwischen uns getroffen/
135.So traut di Fürstin doch dem Keiser so viel zu:
Er suche sonsten nichts als di| gemeine Ruh'/
Als seiner Tugend Ruhm/ Cleopatrens vergnügen.
Wird Caesar nebst dem Feind' auch so sich selbst besigen/
Di Rechte dises Reichs/ den Purper nicht versehrn/
140.So wird er lebend schon di Zahl der Götter mehrn.
Gantz
E 4
CLEOPATRA.
Canidius. Auguſtus. Corn. Gallus. Pro-
culejus. Ptolomæus. Alexander.

Di Trabanten.
Canid. Der Himmel/ groſſer Fuͤrſt/ kaͤmpf’t nun mehr ſelbſt
fuͤr dich;
Der nie gebeugte Nil buͤckt fuͤr der Tiber ſich/
Egypten weichet Rom/ Cleopatra dem Keyſer.
Der Goͤtter Rath verkehrt dir di Zipreſſen-Reiſer/
115.Des ſterbenden Anton in einen Lorber-Krantz.
Der Mohren Capitol legt nunmehr Kron und Glantz/
Dir/ ander Jupiter/ freiwillig zu den Fuͤſſen:
Nnn diſes Reiches Sonn’ Antonius hat muͤſſen/
So bluttig nntergehn. Doch/ wi dt Abend-Roͤth’/
120.Jn dem ſi in das Meer bepurpert untergeht/
Ein helles Morgen-Licht der Sonnen uns bedeutet:
So: da Anton ſo roth ſein Grabmal zubereitet/
Hof’t nach ſo truͤben Sturm Egipten Sonnen-ſchein/
Und wuͤnſcht: es moͤg’ Auguſt itzt ſeine Sonne ſein.
125.Si ſelbſt Cleopatra di Keyſerln der Mohren/
Hat bei ſo hartem Fall nicht allen Rath verlohren;
Si andre Zinthie geht weit dem Monden fuͤr/
Nun ſi/ O Sonne/ borg’t ihr frucht bar Licht von dir.
Wi/ wenn ein Palmur in ſtuͤrmer Flutt vertirbet/
130.Das Schiffs-Volck alſo bald umb neue ſich bewirbet:
So machts Cleopatra; vergeh’t thr Steuer-Mann/
So traͤgt ſi dem Auguſt das Steuer-Ruder an.
Des Alexanders Stadt ſteh’t itzt dem Keiſer offen:
Und ob zwar kein Vertrag iſt zwiſchen uns getroffen/
135.So traut di Fuͤrſtin doch dem Keiſer ſo viel zu:
Er ſuche ſonſten nichts als di| gemeine Ruh’/
Als ſeiner Tugend Ruhm/ Cleopatrens vergnuͤgen.
Wird Cæſar nebſt dem Feind’ auch ſo ſich ſelbſt beſigen/
Di Rechte diſes Reichs/ den Purper nicht verſehrn/
140.So wird er lebend ſchon di Zahl der Goͤtter mehrn.
Gantz
E 4
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[0101] CLEOPATRA. Canidius. Auguſtus. Corn. Gallus. Pro- culejus. Ptolomæus. Alexander. Di Trabanten. Canid. Der Himmel/ groſſer Fuͤrſt/ kaͤmpf’t nun mehr ſelbſt fuͤr dich; Der nie gebeugte Nil buͤckt fuͤr der Tiber ſich/ Egypten weichet Rom/ Cleopatra dem Keyſer. Der Goͤtter Rath verkehrt dir di Zipreſſen-Reiſer/ Des ſterbenden Anton in einen Lorber-Krantz. Der Mohren Capitol legt nunmehr Kron und Glantz/ Dir/ ander Jupiter/ freiwillig zu den Fuͤſſen: Nnn diſes Reiches Sonn’ Antonius hat muͤſſen/ So bluttig nntergehn. Doch/ wi dt Abend-Roͤth’/ Jn dem ſi in das Meer bepurpert untergeht/ Ein helles Morgen-Licht der Sonnen uns bedeutet: So: da Anton ſo roth ſein Grabmal zubereitet/ Hof’t nach ſo truͤben Sturm Egipten Sonnen-ſchein/ Und wuͤnſcht: es moͤg’ Auguſt itzt ſeine Sonne ſein. Si ſelbſt Cleopatra di Keyſerln der Mohren/ Hat bei ſo hartem Fall nicht allen Rath verlohren; Si andre Zinthie geht weit dem Monden fuͤr/ Nun ſi/ O Sonne/ borg’t ihr frucht bar Licht von dir. Wi/ wenn ein Palmur in ſtuͤrmer Flutt vertirbet/ Das Schiffs-Volck alſo bald umb neue ſich bewirbet: So machts Cleopatra; vergeh’t thr Steuer-Mann/ So traͤgt ſi dem Auguſt das Steuer-Ruder an. Des Alexanders Stadt ſteh’t itzt dem Keiſer offen: Und ob zwar kein Vertrag iſt zwiſchen uns getroffen/ So traut di Fuͤrſtin doch dem Keiſer ſo viel zu: Er ſuche ſonſten nichts als di| gemeine Ruh’/ Als ſeiner Tugend Ruhm/ Cleopatrens vergnuͤgen. Wird Cæſar nebſt dem Feind’ auch ſo ſich ſelbſt beſigen/ Di Rechte diſes Reichs/ den Purper nicht verſehrn/ So wird er lebend ſchon di Zahl der Goͤtter mehrn. Gantz E 4

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/101>, abgerufen am 08.05.2024.