Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Di sie zerschmettern wil: wo euer kluger RathZu heilen diesen Brand kein sanffter Pflaster hat. Sosius. Das Pflaster unser Wund' ist ein behertzt Gemütte/ 60.Groß-müttiger Anton; wer auf des Keisers Gütte Den Trost der Wolfarth baut/ baut Pfeiler in die See Sucht bey der Natter Gunst/ und Flammen in dem Schnee. Man weiß des Keisers Art/ von wem er sei erzogen; Der mit der Mutter-Milch die Ehrsucht hat gesogen/ 65.Sollt' er dem Julius als Vater geben nach? Der mit Pompejens Hals' auch Rom den Kopff zerbrach. Woll'n wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten? So schleuß in Colchos dich/ ich bei den rauen Britten Jn einen wüsten Fels di freien Sinnen ein. 70.Wo ja das Leben kan der Zagheit Beuthe sein. Der Todt siht bitter auß/ noch bitterer das Leben Das schimpf und Ketten träg't. Jch wil den Geist aufgeben Mit Freuden/ eh ich wil Octavianus Knecht Der Römer Schau-Spiel sein. Der Zustand ist zwar schlecht. 75.Jn Alexandrien beruhet unser hoffen. Doch/ hat der oft zu erst den rechten Zweck getroffen Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff/ Auf welches Wind und Meer di Donnerkeile schliff/ Erwählet für das Heil der sändichten gestade 80.Di offen-hohe See/ und segelt mehr gerade Zum Hafen/ als das sich di Sandbanck stürtzen läßt. Di Gift ist für di Gift/ der Ost-Wind für den West: Also auch für Gefahr Gefahr das beste Pflaster. Wie kan diß sicher seyn/ was uns di Tugend Laster 85.Ein Römer knechtisch heißt? Gesätzt; wir fallen hin: Wir haben für den Todt di Ehre zum Gewien. Dringt denn der kalter Stahl uns nicht durch Hertz und Glider/ Sind mehr als Ketten dar/ di doch von uns ein ieder Muß tragen der sich gibt? Wenn hat ein hoher Geist 90.Auch an den Feinden nicht di Tugend wehrt gepreist? Der Keyser wird auch di/ di sich noch hertzhafft rächchen/ Die das Gelücke stürtzt/ gelinder Urtheil sprächchen; Als A 2
CLEOPATRA. Di ſie zerſchmettern wil: wo euer kluger RathZu heilen dieſen Brand kein ſanffter Pflaſter hat. Soſius. Das Pflaſter unſer Wund’ iſt ein behertzt Gemuͤtte/ 60.Groß-muͤttiger Anton; wer auf des Keiſers Guͤtte Den Troſt der Wolfarth baut/ baut Pfeiler in die See Sucht bey der Natter Gunſt/ und Flammen in dem Schnee. Man weiß des Keiſers Art/ von wem er ſei erzogen; Der mit der Mutter-Milch die Ehrſucht hat geſogen/ 65.Sollt’ er dem Julius als Vater geben nach? Der mit Pompejens Hals’ auch Rom den Kopff zerbrach. Woll’n wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten? So ſchleuß in Colchos dich/ ich bei den rauen Britten Jn einen wuͤſten Fels di freien Sinnen ein. 70.Wo ja das Leben kan der Zagheit Beuthe ſein. Der Todt ſiht bitter auß/ noch bitterer das Leben Das ſchimpf und Ketten traͤg’t. Jch wil den Geiſt aufgeben Mit Freuden/ eh ich wil Octavianus Knecht Der Roͤmer Schau-Spiel ſein. Der Zuſtand iſt zwar ſchlecht. 75.Jn Alexandrien beruhet unſer hoffen. Doch/ hat der oft zu erſt den rechten Zweck getroffen Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff/ Auf welches Wind und Meer di Donnerkeile ſchliff/ Erwaͤhlet fuͤr das Heil der ſaͤndichten geſtade 80.Di offen-hohe See/ und ſegelt mehr gerade Zum Hafen/ als das ſich di Sandbanck ſtuͤrtzen laͤßt. Di Gift iſt fuͤr di Gift/ der Oſt-Wind fuͤr den Weſt: Alſo auch fuͤr Gefahr Gefahr das beſte Pflaſter. Wie kan diß ſicher ſeyn/ was uns di Tugend Laſter 85.Ein Roͤmer knechtiſch heißt? Geſaͤtzt; wir fallen hin: Wir haben fuͤr den Todt di Ehre zum Gewien. Dringt deñ der kalter Stahl uns nicht durch Hertz und Glider/ Sind mehr als Ketten dar/ di doch von uns ein ieder Muß tragen der ſich gibt? Wenn hat ein hoher Geiſt 90.Auch an den Feinden nicht di Tugend wehrt gepreiſt? Der Keyſer wird auch di/ di ſich noch hertzhafft raͤchchen/ Die das Geluͤcke ſtuͤrtzt/ gelinder Urtheil ſpraͤchchen; Als A 2
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CLEOPATRA.
Di ſie zerſchmettern wil: wo euer kluger Rath
Zu heilen dieſen Brand kein ſanffter Pflaſter hat.
Soſius. Das Pflaſter unſer Wund’ iſt ein behertzt Gemuͤtte/
Groß-muͤttiger Anton; wer auf des Keiſers Guͤtte
Den Troſt der Wolfarth baut/ baut Pfeiler in die See
Sucht bey der Natter Gunſt/ und Flammen in dem Schnee.
Man weiß des Keiſers Art/ von wem er ſei erzogen;
Der mit der Mutter-Milch die Ehrſucht hat geſogen/
Sollt’ er dem Julius als Vater geben nach?
Der mit Pompejens Hals’ auch Rom den Kopff zerbrach.
Woll’n wir wie Lepidus das Leben von ihm bitten?
So ſchleuß in Colchos dich/ ich bei den rauen Britten
Jn einen wuͤſten Fels di freien Sinnen ein.
Wo ja das Leben kan der Zagheit Beuthe ſein.
Der Todt ſiht bitter auß/ noch bitterer das Leben
Das ſchimpf und Ketten traͤg’t. Jch wil den Geiſt aufgeben
Mit Freuden/ eh ich wil Octavianus Knecht
Der Roͤmer Schau-Spiel ſein. Der Zuſtand iſt zwar ſchlecht.
Jn Alexandrien beruhet unſer hoffen.
Doch/ hat der oft zu erſt den rechten Zweck getroffen
Der nichts zu hoffen hat. Ein abgemergelt Schiff/
Auf welches Wind und Meer di Donnerkeile ſchliff/
Erwaͤhlet fuͤr das Heil der ſaͤndichten geſtade
Di offen-hohe See/ und ſegelt mehr gerade
Zum Hafen/ als das ſich di Sandbanck ſtuͤrtzen laͤßt.
Di Gift iſt fuͤr di Gift/ der Oſt-Wind fuͤr den Weſt:
Alſo auch fuͤr Gefahr Gefahr das beſte Pflaſter.
Wie kan diß ſicher ſeyn/ was uns di Tugend Laſter
Ein Roͤmer knechtiſch heißt? Geſaͤtzt; wir fallen hin:
Wir haben fuͤr den Todt di Ehre zum Gewien.
Dringt deñ der kalter Stahl uns nicht durch Hertz und Glider/
Sind mehr als Ketten dar/ di doch von uns ein ieder
Muß tragen der ſich gibt? Wenn hat ein hoher Geiſt
Auch an den Feinden nicht di Tugend wehrt gepreiſt?
Der Keyſer wird auch di/ di ſich noch hertzhafft raͤchchen/
Die das Geluͤcke ſtuͤrtzt/ gelinder Urtheil ſpraͤchchen;
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Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_cleopatra_1661/33>, abgerufen am 16.07.2024. |