Lohenstein, Daniel Casper von: Cleopatra. Breslau, 1661.CLEOPATRA. Jhr windet uns hierdurch den Stahl nicht auß den Händen;Wer klug ist/ läst sich nicht der Feinde Rath verbländen; Der auf den Orth/ wo er hinzühlt/ den Rücken kehrt/ Nicht anders/ als ein Schiff an's Ufer rücks-werts fährt. 405.Zwar durch gerade Fahrt wird wol der Weg verkürtzet; Der aber/ der den Mast nicht gern' in Schiff-bruch stürtzet/ Bersährt behuttsamer/ streicht Kreitz-weis hin und her/ Länck't oft wol hinter sich/ versucht durch's Bley das Meer/ Dafern er Felsen merckt. So könnt auch ihr euch schicken. 410.Wir aber müssen euch was den Compaß verrücken. Procul. Den? der euch leutet hin wo Sonn' und Glück er- wacht? Archib. Nein! der Magnet zeucht uns in's Unglücks Mit- ternacht. Procul. Jhr werdet euren Schluß zu spät zu spät bereuen. Woll't aber ihr gleichwol auch diesen nicht befreyen/ 415.Den doch Anton vorhin zu liefern uns versprach? Archib. Mein't ihr den Artabaz? Er ist schon im Gemach. Ziht di Tapeten weg. Hier wird er euch gewehret. Procul. Hilf Himmel! was ist dis? wie? daß kein Blitz herfähret/ Der di derdammte Stadt zermalmt in Asche legt! 420.Daß Glutt und Schwefel nicht das Land von Lastern fegt! Welch rasen komm't euch an? seid ihr von Sinnen kommen? Wie? hat Tisiphone in euch den Sitz genommen? Zerbirst der Abgrund nicht/ und schluckt euch Mörder ein/ Die von Kind-auf gesäug't von Drachen-Eyter sein- 425.Wie? träumt mir? seh' ich recht? ist's Artabazens Leiche? Ha! du beschimpfster Strumpf! bestürtzter Mond' entweiche/ Daß dieser Greuel nicht dein reines Silber fleckt! Wo habt/ ihr Mörder/ bin/ des Königs Kopf gesteckt? Archib. Jhr Römer/ di ihr nie kein Fürsten-Blutt verspritzet/ 430.Di ihr kein Wasser trübt/ seit ihr so sehr erhitzet: Daß ihr verräthrisch Blutt am Pflaster kleben seh't? Verlang't ihr/ daß sein Kopff werd' an den Strumpf geneh't. Müß't C v
CLEOPATRA. Jhr windet uns hierdurch den Stahl nicht auß den Haͤnden;Wer klug iſt/ laͤſt ſich nicht der Feinde Rath verblaͤnden; Der auf den Orth/ wo er hinzuͤhlt/ den Ruͤcken kehrt/ Nicht anders/ als ein Schiff an’s Ufer ruͤcks-werts faͤhrt. 405.Zwar durch gerade Fahrt wird wol der Weg verkuͤrtzet; Der aber/ der den Maſt nicht gern’ in Schiff-bruch ſtuͤrtzet/ Berſaͤhrt behuttſamer/ ſtreicht Kreitz-weis hin und her/ Laͤnck’t oft wol hinter ſich/ verſucht durch’s Bley das Meer/ Dafern er Felſen merckt. So koͤnnt auch ihr euch ſchicken. 410.Wir aber muͤſſen euch was den Compaß verruͤcken. Procul. Den? der euch leutet hin wo Sonn’ und Gluͤck er- wacht? Archib. Nein! der Magnet zeucht uns in’s Ungluͤcks Mit- ternacht. Procul. Jhr werdet euren Schluß zu ſpaͤt zu ſpaͤt bereuen. Woll’t aber ihr gleichwol auch dieſen nicht befreyen/ 415.Den doch Anton vorhin zu liefern uns verſprach? Archib. Mein’t ihr den Artabaz? Er iſt ſchon im Gemach. Ziht di Tapeten weg. Hier wird er euch gewehret. Procul. Hilf Himmel! was iſt dis? wie? daß kein Blitz herfaͤhret/ Der di derdam̃te Stadt zermalmt in Aſche legt! 420.Daß Glutt und Schwefel nicht das Land von Laſtern fegt! Welch raſen kom̃’t euch an? ſeid ihr von Sinnen kommen? Wie? hat Tiſiphone in euch den Sitz genommen? Zerbirſt der Abgrund nicht/ und ſchluckt euch Moͤrder ein/ Die von Kind-auf geſaͤug’t von Drachen-Eyter ſein- 425.Wie? traͤumt mir? ſeh’ ich recht? iſt’s Artabazens Leiche? Ha! du beſchimpfſter Strumpf! beſtuͤrtzter Mond’ entweiche/ Daß dieſer Greuel nicht dein reines Silber fleckt! Wo habt/ ihr Moͤrder/ bin/ des Koͤnigs Kopf geſteckt? Archib. Jhr Roͤmer/ di ihr nie kein Fuͤrſten-Blutt verſpritzet/ 430.Di ihr kein Waſſer truͤbt/ ſeit ihr ſo ſehr erhitzet: Daß ihr verraͤthriſch Blutt am Pflaſter kleben ſeh’t? Verlang’t ihr/ daß ſein Kopff werd’ an den Strumpf geneh’t. Muͤß’t C v
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CLEOPATRA.
Jhr windet uns hierdurch den Stahl nicht auß den Haͤnden;
Wer klug iſt/ laͤſt ſich nicht der Feinde Rath verblaͤnden;
Der auf den Orth/ wo er hinzuͤhlt/ den Ruͤcken kehrt/
Nicht anders/ als ein Schiff an’s Ufer ruͤcks-werts faͤhrt.
Zwar durch gerade Fahrt wird wol der Weg verkuͤrtzet;
Der aber/ der den Maſt nicht gern’ in Schiff-bruch ſtuͤrtzet/
Berſaͤhrt behuttſamer/ ſtreicht Kreitz-weis hin und her/
Laͤnck’t oft wol hinter ſich/ verſucht durch’s Bley das Meer/
Dafern er Felſen merckt. So koͤnnt auch ihr euch ſchicken.
Wir aber muͤſſen euch was den Compaß verruͤcken.
Procul. Den? der euch leutet hin wo Sonn’ und Gluͤck er-
wacht?
Archib. Nein! der Magnet zeucht uns in’s Ungluͤcks Mit-
ternacht.
Procul. Jhr werdet euren Schluß zu ſpaͤt zu ſpaͤt bereuen.
Woll’t aber ihr gleichwol auch dieſen nicht befreyen/
Den doch Anton vorhin zu liefern uns verſprach?
Archib. Mein’t ihr den Artabaz? Er iſt ſchon im Gemach.
Ziht di Tapeten weg. Hier wird er euch gewehret.
Procul. Hilf Himmel! was iſt dis? wie? daß kein Blitz
herfaͤhret/
Der di derdam̃te Stadt zermalmt in Aſche legt!
Daß Glutt und Schwefel nicht das Land von Laſtern fegt!
Welch raſen kom̃’t euch an? ſeid ihr von Sinnen kommen?
Wie? hat Tiſiphone in euch den Sitz genommen?
Zerbirſt der Abgrund nicht/ und ſchluckt euch Moͤrder ein/
Die von Kind-auf geſaͤug’t von Drachen-Eyter ſein-
Wie? traͤumt mir? ſeh’ ich recht? iſt’s Artabazens Leiche?
Ha! du beſchimpfſter Strumpf! beſtuͤrtzter Mond’ entweiche/
Daß dieſer Greuel nicht dein reines Silber fleckt!
Wo habt/ ihr Moͤrder/ bin/ des Koͤnigs Kopf geſteckt?
Archib. Jhr Roͤmer/ di ihr nie kein Fuͤrſten-Blutt verſpritzet/
Di ihr kein Waſſer truͤbt/ ſeit ihr ſo ſehr erhitzet:
Daß ihr verraͤthriſch Blutt am Pflaſter kleben ſeh’t?
Verlang’t ihr/ daß ſein Kopff werd’ an den Strumpf geneh’t.
Muͤß’t
C v
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