Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Achtes Buch [Spaltenumbruch]
unwissende: daß die Schlange durch Ver-wundung dieses Fürsten dem Tiberius ei- nen so grossen Dienst gethan hätte/ sog ihm das Gifft alsbald aus; also: daß Hertzog Herrmann zwar hier durch genesete/ ihm auch deßwegen die Freyheit bey seinem Herrn ausbat; dieser aber seine Wolth at bald mit dem Tode büssete; in dem Tiberius ihn folgende Nacht in die Ti- ber werffen ließ. Jnzwischen hatte Livia dem Kayser des Tiberius Liebe entdecket/ und um seine Einwilligung sich beworben. Als dieser aber ihr zu verstehen gab: Tiberius wäre bey solchen Jahren und in dem Stande: daß er der Göttin Rom zu freyen und sie durch keine frem- de Kebs-Weiber eyversüchtig/ sondern vielmehr durch Erkiesung einer angenehmen Priesterin sie ihm geneigt zu machen bedacht seyn solte/ und derogestalt auf Heyrathung einer Röme- rin anzielte; verfügte er sich in den Tempel der Capitolinischen Juno; und thät ein hochbe- theuerliches Gelübde: daß er nimmermehr kei- ne andere/ als Thußnelden ehlichen wolte. Wel- ches Livia dem Kayser abermahls fürtrug; und unter dem Fürwand: daß das Kayserliche Haus/ welches ohne diß auf so wenigen Augen beruhe- te/ allerdings von nöthen hätte: daß es durch anderwertige Verheyrathung des Tiberius be- festigt würde; weil doch kein Kriegs-Heer/ keine Freunde so feste Schutz-Wehren eines Hauses und Reiches wären; als eine gute Anzahl Kin- der. Wie nun August hierüber nachzudencken sich erklärte; also bestürtzte Livien und den Ti- berius Segesthens Erzehlung überaus/ was Thußnelde für verzweiffelte Erklärung von sich gegeben hätte. Nichts desto weniger entschloß sich Livia Thußnelden mit Liebes- Träncken zu gewinnen/ und Tiberius ver- schwor sich den Fürsten Herrmann durch Meu- chel-Mord aus dem Wege zu räumen. Diese zwey hatten nun mit der innersten Hertzens- Kränckung/ fürnehmlich aber Herrmann/ wel- chem nicht so wol seine Gefahr/ als Thusnel- [Spaltenumbruch] dens unauff hörliches Bitten endlich zu solcher Entschlüssung brachte/ Abschied/ und zum scheinbaren Vorwand seiner Reise die Gele- genheit wahrgenommen die auf des Kaysers Be- fehl aus Egypten nach Ostia zu Schiffe über- brachte hundert Ellen hohe marmelne Spitz- Seule zu beschauen/ welche König Psammir- taus zu Hieropolis aufgerichtet hatte/ August aber hernach auf dem grossen Renne-Platze zu Rom auffsetzen ließ. Als nun Hertzog Herr- mann nach Ostia kam/ diß neue steinerne Wun- der betrachtet hatte/ und unter dem Scheine das alte Merckmaal/ wo das die Mutter der Götter von Peßinunt überbringende und ge- strandete Schiff von der einigen Vestalischen Jungfrauen Claudia mit ihrem Gürtel loßge- zogen worden war/ zu beschauen/ ihm ein frem- des Schiff zu dingen sich gegen dem lincken ver- säudeten Munde der Tyber mit nur zweyen deutschen Dienern verfügte; folgten ihm in ei- nem Nachen zwölff wolgerüstete Kriegs-Leu- te/ welche/ so bald sie nach ihm ans Ufer ausstie- gen/ den Fürsten Herrmann meuchelmörderisch antasteten. Diesen aber begegnete er/ wiewol ohne gehörige Rüstung nebst seinen treuen Deutschen mit unerschrockenem Helden-Mu- the; durchstach auch bald beym ersten Anfall ihre zwey Anführer. Jnzwischen hatten seine Getreuen auch dreyen das Licht ausgelescht/ worüber die übrigen sieben entweder aus bey- wohnender/ oder bey Ausübung böser Stücke auch die Verwegensten befall ender Zagheit die Flucht nach ihrem Nachen nahmen. Gleich- wol aber erwischte Hertzog Herrmann noch ei- nen; und weil er unter denen fünff Todten ei- nen für des Tiberius Freygelassenen erkennte/ dräute er dem zuletzt Gefangenen den Tod/ wo er nicht die Anstifftung dieses Meuchelmords ihm auffrichtig bekennen würde/ davon er ohne diß schon Wind hätte/ und aus dem für seinen Füssen liegenden Anführer unschwer den Uhr- sprung ermessen könte. Dieser bekennte also- fort:
Achtes Buch [Spaltenumbruch]
unwiſſende: daß die Schlange durch Ver-wundung dieſes Fuͤrſten dem Tiberius ei- nen ſo groſſen Dienſt gethan haͤtte/ ſog ihm das Gifft alsbald aus; alſo: daß Hertzog Herrmann zwar hier durch geneſete/ ihm auch deßwegen die Freyheit bey ſeinem Herrn ausbat; dieſer aber ſeine Wolth at bald mit dem Tode buͤſſete; in dem Tiberius ihn folgende Nacht in die Ti- ber werffen ließ. Jnzwiſchen hatte Livia dem Kayſer des Tiberius Liebe entdecket/ und um ſeine Einwilligung ſich beworben. Als dieſer aber ihr zu verſtehen gab: Tiberius waͤre bey ſolchen Jahren und in dem Stande: daß er der Goͤttin Rom zu freyen und ſie durch keine frem- de Kebs-Weiber eyverſuͤchtig/ ſondern vielmehr durch Erkieſung einer angenehmen Prieſterin ſie ihm geneigt zu machen bedacht ſeyn ſolte/ und derogeſtalt auf Heyrathung einer Roͤme- rin anzielte; verfuͤgte er ſich in den Tempel der Capitoliniſchen Juno; und thaͤt ein hochbe- theuerliches Geluͤbde: daß er nimmermehr kei- ne andere/ als Thußnelden ehlichen wolte. Wel- ches Livia dem Kayſer abermahls fuͤrtrug; und unter dem Fuͤrwand: daß das Kayſeꝛliche Haus/ welches ohne diß auf ſo wenigen Augen beruhe- te/ allerdings von noͤthen haͤtte: daß es durch anderwertige Verheyrathung des Tiberius be- feſtigt wuͤrde; weil doch kein Kriegs-Heer/ keine Freunde ſo feſte Schutz-Wehren eines Hauſes und Reiches waͤren; als eine gute Anzahl Kin- der. Wie nun Auguſt hieruͤber nachzudencken ſich erklaͤrte; alſo beſtuͤrtzte Livien und den Ti- berius Segeſthens Erzehlung uͤberaus/ was Thußnelde fuͤr verzweiffelte Erklaͤrung von ſich gegeben haͤtte. Nichts deſto weniger entſchloß ſich Livia Thußnelden mit Liebes- Traͤncken zu gewinnen/ und Tiberius ver- ſchwor ſich den Fuͤrſten Herrmañ durch Meu- chel-Mord aus dem Wege zu raͤumen. Dieſe zwey hatten nun mit der innerſten Hertzens- Kraͤnckung/ fuͤrnehmlich aber Herrmann/ wel- chem nicht ſo wol ſeine Gefahr/ als Thusnel- [Spaltenumbruch] dens unauff hoͤrliches Bitten endlich zu ſolcher Entſchluͤſſung brachte/ Abſchied/ und zum ſcheinbaren Vorwand ſeiner Reiſe die Gele- genheit wahrgenom̃en die auf des Kayſers Be- fehl aus Egypten nach Oſtia zu Schiffe uͤber- brachte hundert Ellen hohe marmelne Spitz- Seule zu beſchauen/ welche Koͤnig Pſammir- taus zu Hieropolis aufgerichtet hatte/ Auguſt aber hernach auf dem groſſen Renne-Platze zu Rom auffſetzen ließ. Als nun Hertzog Herr- mann nach Oſtia kam/ diß neue ſteinerne Wun- der betrachtet hatte/ und unter dem Scheine das alte Merckmaal/ wo das die Mutter der Goͤtter von Peßinunt uͤberbringende und ge- ſtrandete Schiff von der einigen Veſtaliſchen Jungfrauen Claudia mit ihrem Guͤrtel loßge- zogen worden war/ zu beſchauen/ ihm ein frem- des Schiff zu dingen ſich gegen dem lincken ver- ſaͤudeten Munde der Tyber mit nur zweyen deutſchen Dienern verfuͤgte; folgten ihm in ei- nem Nachen zwoͤlff wolgeruͤſtete Kriegs-Leu- te/ welche/ ſo bald ſie nach ihm ans Ufer ausſtie- gen/ den Fuͤrſten Herrmañ meuchelmoͤrderiſch antaſteten. Dieſen aber begegnete er/ wiewol ohne gehoͤrige Ruͤſtung nebſt ſeinen treuen Deutſchen mit unerſchrockenem Helden-Mu- the; durchſtach auch bald beym erſten Anfall ihre zwey Anfuͤhrer. Jnzwiſchen hatten ſeine Getreuen auch dreyen das Licht ausgeleſcht/ woruͤber die uͤbrigen ſieben entweder aus bey- wohnender/ oder bey Ausuͤbung boͤſer Stuͤcke auch die Verwegenſten befall ender Zagheit die Flucht nach ihrem Nachen nahmen. Gleich- wol aber erwiſchte Hertzog Herrmann noch ei- nen; und weil er unter denen fuͤnff Todten ei- nen fuͤr des Tiberius Freygelaſſenen erkennte/ draͤute er dem zuletzt Gefangenen den Tod/ wo er nicht die Anſtifftung dieſes Meuchelmords ihm auffrichtig bekennen wuͤrde/ davon er ohne diß ſchon Wind haͤtte/ und aus dem fuͤr ſeinen Fuͤſſen liegenden Anfuͤhrer unſchwer den Uhr- ſprung ermeſſen koͤnte. Dieſer bekennte alſo- fort:
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Achtes Buch
unwiſſende: daß die Schlange durch Ver-
wundung dieſes Fuͤrſten dem Tiberius ei-
nen ſo groſſen Dienſt gethan haͤtte/ ſog ihm das
Gifft alsbald aus; alſo: daß Hertzog Herrmann
zwar hier durch geneſete/ ihm auch deßwegen
die Freyheit bey ſeinem Herrn ausbat; dieſer
aber ſeine Wolth at bald mit dem Tode buͤſſete;
in dem Tiberius ihn folgende Nacht in die Ti-
ber werffen ließ. Jnzwiſchen hatte Livia dem
Kayſer des Tiberius Liebe entdecket/ und um
ſeine Einwilligung ſich beworben. Als dieſer
aber ihr zu verſtehen gab: Tiberius waͤre bey
ſolchen Jahren und in dem Stande: daß er der
Goͤttin Rom zu freyen und ſie durch keine frem-
de Kebs-Weiber eyverſuͤchtig/ ſondern vielmehr
durch Erkieſung einer angenehmen Prieſterin
ſie ihm geneigt zu machen bedacht ſeyn ſolte/
und derogeſtalt auf Heyrathung einer Roͤme-
rin anzielte; verfuͤgte er ſich in den Tempel der
Capitoliniſchen Juno; und thaͤt ein hochbe-
theuerliches Geluͤbde: daß er nimmermehr kei-
ne andere/ als Thußnelden ehlichen wolte. Wel-
ches Livia dem Kayſer abermahls fuͤrtrug; und
unter dem Fuͤrwand: daß das Kayſeꝛliche Haus/
welches ohne diß auf ſo wenigen Augen beruhe-
te/ allerdings von noͤthen haͤtte: daß es durch
anderwertige Verheyrathung des Tiberius be-
feſtigt wuͤrde; weil doch kein Kriegs-Heer/ keine
Freunde ſo feſte Schutz-Wehren eines Hauſes
und Reiches waͤren; als eine gute Anzahl Kin-
der. Wie nun Auguſt hieruͤber nachzudencken
ſich erklaͤrte; alſo beſtuͤrtzte Livien und den Ti-
berius Segeſthens Erzehlung uͤberaus/ was
Thußnelde fuͤr verzweiffelte Erklaͤrung von
ſich gegeben haͤtte. Nichts deſto weniger
entſchloß ſich Livia Thußnelden mit Liebes-
Traͤncken zu gewinnen/ und Tiberius ver-
ſchwor ſich den Fuͤrſten Herrmañ durch Meu-
chel-Mord aus dem Wege zu raͤumen. Dieſe
zwey hatten nun mit der innerſten Hertzens-
Kraͤnckung/ fuͤrnehmlich aber Herrmann/ wel-
chem nicht ſo wol ſeine Gefahr/ als Thusnel-
dens unauff hoͤrliches Bitten endlich zu ſolcher
Entſchluͤſſung brachte/ Abſchied/ und zum
ſcheinbaren Vorwand ſeiner Reiſe die Gele-
genheit wahrgenom̃en die auf des Kayſers Be-
fehl aus Egypten nach Oſtia zu Schiffe uͤber-
brachte hundert Ellen hohe marmelne Spitz-
Seule zu beſchauen/ welche Koͤnig Pſammir-
taus zu Hieropolis aufgerichtet hatte/ Auguſt
aber hernach auf dem groſſen Renne-Platze zu
Rom auffſetzen ließ. Als nun Hertzog Herr-
mann nach Oſtia kam/ diß neue ſteinerne Wun-
der betrachtet hatte/ und unter dem Scheine
das alte Merckmaal/ wo das die Mutter der
Goͤtter von Peßinunt uͤberbringende und ge-
ſtrandete Schiff von der einigen Veſtaliſchen
Jungfrauen Claudia mit ihrem Guͤrtel loßge-
zogen worden war/ zu beſchauen/ ihm ein frem-
des Schiff zu dingen ſich gegen dem lincken ver-
ſaͤudeten Munde der Tyber mit nur zweyen
deutſchen Dienern verfuͤgte; folgten ihm in ei-
nem Nachen zwoͤlff wolgeruͤſtete Kriegs-Leu-
te/ welche/ ſo bald ſie nach ihm ans Ufer ausſtie-
gen/ den Fuͤrſten Herrmañ meuchelmoͤrderiſch
antaſteten. Dieſen aber begegnete er/ wiewol
ohne gehoͤrige Ruͤſtung nebſt ſeinen treuen
Deutſchen mit unerſchrockenem Helden-Mu-
the; durchſtach auch bald beym erſten Anfall
ihre zwey Anfuͤhrer. Jnzwiſchen hatten ſeine
Getreuen auch dreyen das Licht ausgeleſcht/
woruͤber die uͤbrigen ſieben entweder aus bey-
wohnender/ oder bey Ausuͤbung boͤſer Stuͤcke
auch die Verwegenſten befall ender Zagheit die
Flucht nach ihrem Nachen nahmen. Gleich-
wol aber erwiſchte Hertzog Herrmann noch ei-
nen; und weil er unter denen fuͤnff Todten ei-
nen fuͤr des Tiberius Freygelaſſenen erkennte/
draͤute er dem zuletzt Gefangenen den Tod/ wo
er nicht die Anſtifftung dieſes Meuchelmords
ihm auffrichtig bekennen wuͤrde/ davon er ohne
diß ſchon Wind haͤtte/ und aus dem fuͤr ſeinen
Fuͤſſen liegenden Anfuͤhrer unſchwer den Uhr-
ſprung ermeſſen koͤnte. Dieſer bekennte alſo-
fort:
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