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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] nicht vergessen kan/ ungeachtet sie darüber zur
Fleder-Maus/ und ihr Gespinste zu Weinre-
ben worden. Für allen andern aber gläntzte
die von dem Preiße nichts minder/ als ihre Blu-
me den Nahmen führende Clymene mit der
preißwürdigen Jucca. Jm fünften Gliede
der scheckichten führte die verliebte Clytie diß/
worzu sie worden war/ nehmlich die sehnsüchti-
ge Sonnen-Wende; die nasse Cymodoce die
Feld-Rose/ darein der von ihr erzogene Adonis
verwandelt worden; Melissa ihre den Bienen
so angenehme Melissen-Blume; die bald über
bald unter der Erde scheinende Hecate/ die Tag
und Nacht auf ihren Blättern habende Jndi-
sche Nelcke; über alle andere aber ragte die ren-
nende Atalanta mit ihrer Atlantischen Aloe das
Haupt gegen dem Himmel; welche alle Blu-
men an Höhe und Geschwindigkeit des Ge-
wächses übertrifft. Unter den männlichen
hatte in dem Gliede der weissen Jason
mit dem Jasmin/ welchen er nebst dem gül-
denen Wieder als ein seltzames Kleinod mit
aus Colchis gebracht/ nebst ihm sein scharff-
sichtiger Reise-Gefärthe Lynceus mit Augen-
Troste; der Fischer Glaucus mit seinem ver-
götternden Jbisch; der geitzige Myrtillus mit
dem Silber-Eneas mit dem Asch-Kraute/ dar-
durch jener sein/ dieser seines Vaterlandes Un-
glück ihm indenck machte. Jm andern Glie-
de der gelben hatte der sich in einen Brunn ver-
wandelnde Acis sich mit den Brunnen-Blu-
men/ nemlich Narcissen/ Phryxus sich mit dem
vom güldenen Wieder gefärbten Berg-Saff-
ran/ der von der Morgen-Röthe geliebte Ce-
phalus mit dem Hauptstärckenden Gold-Jas-
min aus Morgenland/ der Bären-Hütter Ar-
eas mit Bären- und Midas mit Heidnischem
Wund-Kraute oder der güldenen Rutte aus-
geputzt. Jm dritten Gliede der purpernen
zeigte sich Sardanapal mit dem Serischen
Blumen-Könige/ gleich als wenn diese Blume
ihn des König-Tittels würdig machen solte.
[Spaltenumbruch] Porus wieß sein Jndianisch Blumen-Rohr/
der Schiffer Argus seinen Colchischen Herbst-
Stengel/ Calanus das Jndische Bilsen-Kraut/
Cissus den Cilicischen Epheu/ darein er verwan-
delt worden. Das vierdte blaue Glied bestand
am Philoctetes mit dem kräfftigen Flecken-
Kraute/ wormit des Vulcanus Priester ihn
von dem bey des Smyntheischen Apollo Altare
empfangenen Schlangen-Stiche heileten;
Priamus tröstete mit dem erfreuenden Krau-
te Nepenthes/ damit er ihm alle Betrübnüsse
verzuckert; Geryon nach dem ihm vom Her-
cules abgenommenen Ochsen mit der in seinem
Gebiete wachsenden Ochsen-Zunge; Amphi-
on hatte das vom Mercur empfangene Bin-
gel-Kraut/ durch dessen Hülffe er nach verlohr-
nen funfzig Kindern seine verzweifelnde Niobe
noch einmal fruchtbar machen wolte. Endlich
prangte der Geist des Jndischen Flusses Tubero
mit seinem aus knollichter Wurtzel wachsenden
Hyacinth-Stengel. Das letzte Glied der
männlichen Herbst-Blumen beschloß der wegen
verrathener Proserpina in eine Nacht-Eule
verwandelte Ascalaphus mit Nacht-Schatten/
der zur Schlange wordene Cadmus mit seinem
Drachen- und Schlangen-/ Eupator mit sei-
nem erfundenen Hanff-Pyramus mit dem
von seinem Blute befleckten Wiesen-Kraute.
Zuletzt ließ sich Ajax mit dem Herbst-Hyacinth;
worauf sein Nahme gewachsen/ sehen/ und
meynte darmit für allen Sterblichen so
wohl als die Blume für andern einen Vorzug
zu haben.

Endlich erschien in den Schrancken der
graubärthichte Winter/ dessen Krantz aus Win-
ter-grün/ das Kleid aus Buchsbaume zusam-
men gewunden war. Am Wagen standen
mit gestirnten Blumen der Steinbock/ der
Wassermann und die Fische gebildet; ihn zo-
hen zwey beschneyete Renn-Thiere. Vor
und hinter dem Wagen zohen gleichfalls in
obiger Kleidung funfzig Blumen auf/ welche

ent-

Neuntes Buch
[Spaltenumbruch] nicht vergeſſen kan/ ungeachtet ſie daruͤber zur
Fleder-Maus/ und ihr Geſpinſte zu Weinre-
ben worden. Fuͤr allen andern aber glaͤntzte
die von dem Preiße nichts minder/ als ihre Blu-
me den Nahmen fuͤhrende Clymene mit der
preißwuͤrdigen Jucca. Jm fuͤnften Gliede
der ſcheckichten fuͤhrte die verliebte Clytie diß/
worzu ſie worden war/ nehmlich die ſehnſuͤchti-
ge Sonnen-Wende; die naſſe Cymodoce die
Feld-Roſe/ darein der von ihr erzogene Adonis
verwandelt worden; Meliſſa ihre den Bienen
ſo angenehme Meliſſen-Blume; die bald uͤbeꝛ
bald unter der Erde ſcheinende Hecate/ die Tag
und Nacht auf ihren Blaͤttern habende Jndi-
ſche Nelcke; uͤber alle andere aber ragte die ren-
nende Atalanta mit ihrer Atlantiſchen Aloe das
Haupt gegen dem Himmel; welche alle Blu-
men an Hoͤhe und Geſchwindigkeit des Ge-
waͤchſes uͤbertrifft. Unter den maͤnnlichen
hatte in dem Gliede der weiſſen Jaſon
mit dem Jaſmin/ welchen er nebſt dem guͤl-
denen Wieder als ein ſeltzames Kleinod mit
aus Colchis gebracht/ nebſt ihm ſein ſcharff-
ſichtiger Reiſe-Gefaͤrthe Lynceus mit Augen-
Troſte; der Fiſcher Glaucus mit ſeinem ver-
goͤtternden Jbiſch; der geitzige Myrtillus mit
dem Silber-Eneas mit dem Aſch-Kraute/ dar-
durch jener ſein/ dieſer ſeines Vaterlandes Un-
gluͤck ihm indenck machte. Jm andern Glie-
de der gelben hatte der ſich in einen Brunn ver-
wandelnde Acis ſich mit den Brunnen-Blu-
men/ nemlich Narciſſen/ Phryxus ſich mit dem
vom guͤldenen Wieder gefaͤrbten Berg-Saff-
ran/ der von der Morgen-Roͤthe geliebte Ce-
phalus mit dem Hauptſtaͤrckenden Gold-Jaſ-
min aus Morgenland/ der Baͤren-Huͤtter Ar-
eas mit Baͤren- und Midas mit Heidniſchem
Wund-Kraute oder der guͤldenen Rutte aus-
geputzt. Jm dritten Gliede der purpernen
zeigte ſich Sardanapal mit dem Seriſchen
Blumen-Koͤnige/ gleich als wenn dieſe Blume
ihn des Koͤnig-Tittels wuͤrdig machen ſolte.
[Spaltenumbruch] Porus wieß ſein Jndianiſch Blumen-Rohr/
der Schiffer Argus ſeinen Colchiſchen Herbſt-
Stengel/ Calanus das Jndiſche Bilſen-Kraut/
Ciſſus den Ciliciſchen Epheu/ darein er verwan-
delt worden. Das vierdte blaue Glied beſtand
am Philoctetes mit dem kraͤfftigen Flecken-
Kraute/ wormit des Vulcanus Prieſter ihn
von dem bey des Smyntheiſchen Apollo Altare
empfangenen Schlangen-Stiche heileten;
Priamus troͤſtete mit dem erfreuenden Krau-
te Nepenthes/ damit er ihm alle Betruͤbnuͤſſe
verzuckert; Geryon nach dem ihm vom Her-
cules abgenommenen Ochſen mit der in ſeinem
Gebiete wachſenden Ochſen-Zunge; Amphi-
on hatte das vom Mercur empfangene Bin-
gel-Kraut/ durch deſſen Huͤlffe er nach verlohr-
nen funfzig Kindern ſeine verzweifelnde Niobe
noch einmal fruchtbar machen wolte. Endlich
prangte der Geiſt des Jndiſchen Fluſſes Tubero
mit ſeinem aus knollichter Wurtzel wachſenden
Hyacinth-Stengel. Das letzte Glied der
maͤnnlichen Herbſt-Blumen beſchloß der wegen
verrathener Proſerpina in eine Nacht-Eule
verwandelte Aſcalaphus mit Nacht-Schatten/
der zur Schlange wordene Cadmus mit ſeinem
Drachen- und Schlangen-/ Eupator mit ſei-
nem erfundenen Hanff-Pyramus mit dem
von ſeinem Blute befleckten Wieſen-Kraute.
Zuletzt ließ ſich Ajax mit dem Herbſt-Hyacinth;
worauf ſein Nahme gewachſen/ ſehen/ und
meynte darmit fuͤr allen Sterblichen ſo
wohl als die Blume fuͤr andern einen Vorzug
zu haben.

Endlich erſchien in den Schrancken der
graubaͤrthichte Winter/ deſſen Krantz aus Win-
ter-gruͤn/ das Kleid aus Buchsbaume zuſam-
men gewunden war. Am Wagen ſtanden
mit geſtirnten Blumen der Steinbock/ der
Waſſermann und die Fiſche gebildet; ihn zo-
hen zwey beſchneyete Renn-Thiere. Vor
und hinter dem Wagen zohen gleichfalls in
obiger Kleidung funfzig Blumen auf/ welche

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 1382[1384]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/1450>, abgerufen am 23.11.2024.