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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
met/ durch die vornehmsten der Römischen Ritterschafft auff das Feld Mars getra-
gen/ allda verbrennet/ die Asche ins Käyserliche Begräbniß gesetzet/ ja ihme und al-
len seinen Söhnen nicht allein der Nahme des Deutschen gegeben/ sondern auch statt
des ihm bestimmten Siegs-Geprängs andere Feyer und Gastmahle angestellet/ zu
Rom und am Rheine Ehrenbogen auffgerichtet/ die Mutter Livia aber in die Zahl
derselbigen Mütter/ die drey Kinder gebohren/ gezehlet worden. Unter dessen nimmt Segi-
mer die vor unüberwindlich geschätzte Festung Altheim am Rheine ein/ dräuet auch
einen Einfall den Galliern/ also: daß Käyser August den Batavern ihre Länder
und Städte an der Maaß wieder abtreten/ Segimern durch annehmliche Friedens-
Vorschläge besänfftigen und die übrigen Bundes-Genossen befriedigen muß. Uber
dieser des Adgandesters Erzehlung läufft die unvermuthete Nachricht ein: daß die
Fürstin Thußnelde nebst ihren Gefährtinnen aus dem Lust-Garten mit Gewalt ge-
raubet worden/ worauff der nebst dem Fürsten Jubil im Tempel sich befindende
und darüber höchst bestürtzte Hertzog Hermann augenblicks seine Leib-Wache auff-
beut und samt den übrigen Fürsten den Räubern nacheilet/ von welchen/ und daß
Fürst Zeno tödtlich verwundet/ die an einen Baum gebundene Solonine/ ingleichen
einige übereilete Lombardische Soldaten Bericht ertheilen/ auch: daß Segesthes
und Marobod diesen verzweiffelten Anschlag ausgeführet/ und an dem Furthe der
Weser mit 6000. Pferden der Räuber erwartete; Worauff Hertzog Herrman sich
gleichfals verstärcket/ und/ ehe er es vermeinet/ mit des Feindes Hinterhalt ein Tref-
fen halten muß/ biß er endlich gar auff sie stöst/ viel zur Beute machet/ und nach Er-
blickung seines Leit-Sterns der Thußnelde selbst den Marobod als ein wütender Lö-
we anfällt; von der Menge aber endlich übermannet/ gefangen und von dem un-
danckbaren Segesthes mit einer schimpfflichen Ketten als ein Knecht geschlossen wird/
auff welche erblickte Schmach Thußnelde als eine ihrer Jungen beraubte Bärin dem
nächsten Lombarder den Degen ausreisset und durch dessen tapffern Gebrauch den
Feld-Herrn aus den Ketten/ ein unter dem Rhemetalces darzu kommender Ritter
Horn aber ihn auff sein Pferd bringet/ daß er den Marobod/ jener aber den Se-
gesthes hurtig anfallen kan; Worauff dieser ihm übel bewuste und hefftig verwun-
dete Flüchtling eines schimpfflichen Todes halber; Marobod aber gleichfals verwun-
det mit Hinterlassung seiner herrlichen Beute/ die er letzt noch durch einen verzweif-
felten Bogen-Schuß zu verderben suchet/ sich aus dem Staube machen und mit den
seinigen den Platz räumen muß. Jndessen halten Hertzog Melo und Jubil mit dem
Marsingischen Hertzoge Taxis und des Sarmatischen Königs Jagello Sohn Boris
einem halben Riesen ein hartes Gefechte/ darinnen Melo zweymahl verwundet sich
zurück ziehen/ und Jubil die Hitze vollends allein aushalten muß/ biß er endlich des
Boris Pferd verwundet und zugleich den Reuter mit seiner schweren Rüstung über
und über stürtzet/ wie er ihm aber vollends das Lebens-Licht auszulöschen im Wer-
cke ist/ wird er durch ein unvermuthetes auch bald hierauff erkanntes Geschrey der
sich gegen einige blancke Sebel der Sarmater beschirmenden Königin Erato hier-
von ab/ und ihr zu Hülffe gezogen/ daran er aber von zweyen zu des Boris Leib-

Wache
T t 2

Arminius und Thußnelda.
met/ durch die vornehmſten der Roͤmiſchen Ritterſchafft auff das Feld Mars getra-
gen/ allda verbrennet/ die Aſche ins Kaͤyſerliche Begraͤbniß geſetzet/ ja ihme und al-
len ſeinen Soͤhnen nicht allein der Nahme des Deutſchen gegeben/ ſondern auch ſtatt
des ihm beſtimmten Siegs-Gepraͤngs andere Feyer und Gaſtmahle angeſtellet/ zu
Rom und am Rheine Ehrenbogen auffgerichtet/ die Mutter Livia aber in die Zahl
derſelbigen Muͤtter/ die drey Kinder gebohren/ gezehlet worden. Unter deſſen nim̃t Segi-
mer die vor unuͤberwindlich geſchaͤtzte Feſtung Altheim am Rheine ein/ draͤuet auch
einen Einfall den Galliern/ alſo: daß Kaͤyſer Auguſt den Batavern ihre Laͤnder
und Staͤdte an der Maaß wieder abtreten/ Segimern durch annehmliche Friedens-
Vorſchlaͤge beſaͤnfftigen und die uͤbrigen Bundes-Genoſſen befriedigen muß. Uber
dieſer des Adgandeſters Erzehlung laͤufft die unvermuthete Nachricht ein: daß die
Fuͤrſtin Thußnelde nebſt ihren Gefaͤhrtinnen aus dem Luſt-Garten mit Gewalt ge-
raubet worden/ worauff der nebſt dem Fuͤrſten Jubil im Tempel ſich befindende
und daruͤber hoͤchſt beſtuͤrtzte Hertzog Hermann augenblicks ſeine Leib-Wache auff-
beut und ſamt den uͤbrigen Fuͤrſten den Raͤubern nacheilet/ von welchen/ und daß
Fuͤrſt Zeno toͤdtlich verwundet/ die an einen Baum gebundene Solonine/ ingleichen
einige uͤbereilete Lombardiſche Soldaten Bericht ertheilen/ auch: daß Segeſthes
und Marobod dieſen verzweiffelten Anſchlag ausgefuͤhret/ und an dem Furthe der
Weſer mit 6000. Pferden der Raͤuber erwartete; Worauff Hertzog Herrman ſich
gleichfals verſtaͤrcket/ und/ ehe er es vermeinet/ mit des Feindes Hinterhalt ein Tref-
fen halten muß/ biß er endlich gar auff ſie ſtoͤſt/ viel zur Beute machet/ und nach Er-
blickung ſeines Leit-Sterns der Thußnelde ſelbſt den Marobod als ein wuͤtender Loͤ-
we anfaͤllt; von der Menge aber endlich uͤbermannet/ gefangen und von dem un-
danckbaren Segeſthes mit einer ſchimpfflichen Ketten als ein Knecht geſchloſſen wird/
auff welche erblickte Schmach Thußnelde als eine ihrer Jungen beraubte Baͤrin dem
naͤchſten Lombarder den Degen ausreiſſet und durch deſſen tapffern Gebrauch den
Feld-Herrn aus den Ketten/ ein unter dem Rhemetalces darzu kommender Ritter
Horn aber ihn auff ſein Pferd bringet/ daß er den Marobod/ jener aber den Se-
geſthes hurtig anfallen kan; Worauff dieſer ihm uͤbel bewuſte und hefftig verwun-
dete Fluͤchtling eines ſchimpfflichen Todes halber; Marobod aber gleichfals verwun-
det mit Hinterlaſſung ſeiner herrlichen Beute/ die er letzt noch durch einen verzweif-
felten Bogen-Schuß zu verderben ſuchet/ ſich aus dem Staube machen und mit den
ſeinigen den Platz raͤumen muß. Jndeſſen halten Hertzog Melo und Jubil mit dem
Marſingiſchen Hertzoge Taxis und des Sarmatiſchen Koͤnigs Jagello Sohn Boris
einem halben Rieſen ein hartes Gefechte/ darinnen Melo zweymahl verwundet ſich
zuruͤck ziehen/ und Jubil die Hitze vollends allein aushalten muß/ biß er endlich des
Boris Pferd verwundet und zugleich den Reuter mit ſeiner ſchweren Ruͤſtung uͤber
und uͤber ſtuͤrtzet/ wie er ihm aber vollends das Lebens-Licht auszuloͤſchen im Wer-
cke iſt/ wird er durch ein unvermuthetes auch bald hierauff erkanntes Geſchrey der
ſich gegen einige blancke Sebel der Sarmater beſchirmenden Koͤnigin Erato hier-
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Wache
T t 2
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[331/0385] Arminius und Thußnelda. met/ durch die vornehmſten der Roͤmiſchen Ritterſchafft auff das Feld Mars getra- gen/ allda verbrennet/ die Aſche ins Kaͤyſerliche Begraͤbniß geſetzet/ ja ihme und al- len ſeinen Soͤhnen nicht allein der Nahme des Deutſchen gegeben/ ſondern auch ſtatt des ihm beſtimmten Siegs-Gepraͤngs andere Feyer und Gaſtmahle angeſtellet/ zu Rom und am Rheine Ehrenbogen auffgerichtet/ die Mutter Livia aber in die Zahl derſelbigen Muͤtter/ die drey Kinder gebohren/ gezehlet worden. Unter deſſen nim̃t Segi- mer die vor unuͤberwindlich geſchaͤtzte Feſtung Altheim am Rheine ein/ draͤuet auch einen Einfall den Galliern/ alſo: daß Kaͤyſer Auguſt den Batavern ihre Laͤnder und Staͤdte an der Maaß wieder abtreten/ Segimern durch annehmliche Friedens- Vorſchlaͤge beſaͤnfftigen und die uͤbrigen Bundes-Genoſſen befriedigen muß. Uber dieſer des Adgandeſters Erzehlung laͤufft die unvermuthete Nachricht ein: daß die Fuͤrſtin Thußnelde nebſt ihren Gefaͤhrtinnen aus dem Luſt-Garten mit Gewalt ge- raubet worden/ worauff der nebſt dem Fuͤrſten Jubil im Tempel ſich befindende und daruͤber hoͤchſt beſtuͤrtzte Hertzog Hermann augenblicks ſeine Leib-Wache auff- beut und ſamt den uͤbrigen Fuͤrſten den Raͤubern nacheilet/ von welchen/ und daß Fuͤrſt Zeno toͤdtlich verwundet/ die an einen Baum gebundene Solonine/ ingleichen einige uͤbereilete Lombardiſche Soldaten Bericht ertheilen/ auch: daß Segeſthes und Marobod dieſen verzweiffelten Anſchlag ausgefuͤhret/ und an dem Furthe der Weſer mit 6000. Pferden der Raͤuber erwartete; Worauff Hertzog Herrman ſich gleichfals verſtaͤrcket/ und/ ehe er es vermeinet/ mit des Feindes Hinterhalt ein Tref- fen halten muß/ biß er endlich gar auff ſie ſtoͤſt/ viel zur Beute machet/ und nach Er- blickung ſeines Leit-Sterns der Thußnelde ſelbſt den Marobod als ein wuͤtender Loͤ- we anfaͤllt; von der Menge aber endlich uͤbermannet/ gefangen und von dem un- danckbaren Segeſthes mit einer ſchimpfflichen Ketten als ein Knecht geſchloſſen wird/ auff welche erblickte Schmach Thußnelde als eine ihrer Jungen beraubte Baͤrin dem naͤchſten Lombarder den Degen ausreiſſet und durch deſſen tapffern Gebrauch den Feld-Herrn aus den Ketten/ ein unter dem Rhemetalces darzu kommender Ritter Horn aber ihn auff ſein Pferd bringet/ daß er den Marobod/ jener aber den Se- geſthes hurtig anfallen kan; Worauff dieſer ihm uͤbel bewuſte und hefftig verwun- dete Fluͤchtling eines ſchimpfflichen Todes halber; Marobod aber gleichfals verwun- det mit Hinterlaſſung ſeiner herrlichen Beute/ die er letzt noch durch einen verzweif- felten Bogen-Schuß zu verderben ſuchet/ ſich aus dem Staube machen und mit den ſeinigen den Platz raͤumen muß. Jndeſſen halten Hertzog Melo und Jubil mit dem Marſingiſchen Hertzoge Taxis und des Sarmatiſchen Koͤnigs Jagello Sohn Boris einem halben Rieſen ein hartes Gefechte/ darinnen Melo zweymahl verwundet ſich zuruͤck ziehen/ und Jubil die Hitze vollends allein aushalten muß/ biß er endlich des Boris Pferd verwundet und zugleich den Reuter mit ſeiner ſchweren Ruͤſtung uͤber und uͤber ſtuͤrtzet/ wie er ihm aber vollends das Lebens-Licht auszuloͤſchen im Wer- cke iſt/ wird er durch ein unvermuthetes auch bald hierauff erkanntes Geſchrey der ſich gegen einige blancke Sebel der Sarmater beſchirmenden Koͤnigin Erato hier- von ab/ und ihr zu Huͤlffe gezogen/ daran er aber von zweyen zu des Boris Leib- Wache T t 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/385>, abgerufen am 22.11.2024.