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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
weisen Athenodors und der heuchlerische Hoff einen rechten Kampff-Platz. Jener
bemühet sich ihm auff tausenderley Art die Wollust zu vergällen; Ein ander von
der Staats-süchtigen Livia erwehlter Welt-Weiser Aristippus aber flöste ihm dage-
gen solche ins geheim durch seine verzuckerte Worte und verteuffelte Hand-Griffe
ie mehr und mehr ein/ biß solche endlich vom Sotion einem frommen Druyden ver-
rathen/ Flavius nebst dem Cajus und Lucius/ welcher an den hitzigen Morinnen
sein eintziges Vergnügen/ an allem weißen Frauenzimmer als todten Bildern einen
Eckel gehabt/ von diesem Laster-Balge entrissen/ dieser aber nebst seiner ergriffenen
unzüchtigen Gesellschafft auffs Käysers Befehl erwürget/ in die Tiber geworffen/
und alle Epicurische Weltweisen aus Rom und Welschland verbannet werden.
Der Käyserin Livia Geburts-Tag wird zu Rom mit allerhand Auffzügen auffs
prächtigste begangen/ Lucius dabey in die Dido des Juba und jungen Cleopatre Toch-
ter/ weil er ohne dem einen sonderbaren Zug zu den schwartzen Morgenländern gehabt/
hefftig verliebet; Flavius aber/ welcher sich ihn von seinen schwartzen Gottheiten ab-
zuhalten/ und die Weißen vor jenen mit allerhand Gründen zu erheben bemühet/
auch das Urthel durch die Schieds-Richter nebst dem Nahmen Flavius erhellet/
von ihr mit mehr Stralen der Bewogenheit beglücket/ dagegen von seinem eiffer-
süchtigen Neben-Buhler; dieser von der darzu kommenden Dido/ Dido vom jungen
Agrippa durch einen Dolch; Agrippa vom Micipsa der Dido Edelknaben durch ei-
nen Pfeil tödlich verwundet wird; die Verwundeten werden alle von einem Bri-
tannischen Artzt nicht so wohl durch Verbindung der Wunden/ als des mit einem ge-
wissen Staube bestreuten Dolches wiederum geheilet/ der Artzt aber/ um/ daß die-
ser den Flavius sein Hülffs-Mittel zugleich mit geniessen lassen/ mit eben diesem
Mörder- und schädlichen Werckzeuge vom Lucius in Leib gestochen/ welche That dem
Käyser zu höchster Empfindligkeit/ und den Flavius ausser Rom in Sicherheit zu
wissen veranlasset/ so nach schmertzlichem Urlaub bey der Dido unter dem König
Juba und Cornelius Cassus wider der Getulier Hiempsal zu dienen bald begierig/
und die Dido in Rumidien wieder zu sehen gewärtig ist. Juba läst dem Gefan-
genen Himilco den Kopff abschlagen und solchen dem die Stadt Azama beschützen-
den Hiarba mit gleichmäßiger Bedräuung überbringen/ welcher ihm hundert
Köpffe gefangener Numidier unter dem Vorwand sonderbarer Freygebigkeit und
eines schuldigen Danck-Opffers zur Gegen-Gabe lieffert. Wodurch die Numidi-
er noch mehr erhitzet und die Getulier durch einen vom Flavius ersonnenen listigen
Streich vermittels der Alraun-Wurtzel in seinem verlassenen Läger eingeschläffet/ hier-
auff überfallen/ gefangen und der ertödteten Köpffe dem Juba zur Beute überbracht
werden/ von welchen dieser König einen grossen Berg schütten/ mit den Gefange-
nen die Stadt Antotala bestürmen/ alles darinnen niederhauen und den Deutschen
zu Ehren die Stadt Tumarra/ allwo Flavius diesen Sieg erhalten/ Germana
heissen läst. Nach gäntzlich erlegter Feinde und des Hiempsals eigener Person se-
tzet zu Cirtha des vergötterten Juba durch künstliches Zugwerck von der Cleopatra
zubercitetes Bild seine Krone dem in Tempel siegreich zurück kommenden Könige Ju-

ba;
T t 3

Arminius und Thußnelda.
weiſen Athenodors und der heuchleriſche Hoff einen rechten Kampff-Platz. Jener
bemuͤhet ſich ihm auff tauſenderley Art die Wolluſt zu vergaͤllen; Ein ander von
der Staats-ſuͤchtigen Livia erwehlter Welt-Weiſer Ariſtippus aber floͤſte ihm dage-
gen ſolche ins geheim durch ſeine verzuckerte Worte und verteuffelte Hand-Griffe
ie mehr und mehr ein/ biß ſolche endlich vom Sotion einem frommen Druyden ver-
rathen/ Flavius nebſt dem Cajus und Lucius/ welcher an den hitzigen Morinnen
ſein eintziges Vergnuͤgen/ an allem weißen Frauenzimmer als todten Bildern einen
Eckel gehabt/ von dieſem Laſter-Balge entriſſen/ dieſer aber nebſt ſeiner ergriffenen
unzuͤchtigen Geſellſchafft auffs Kaͤyſers Befehl erwuͤrget/ in die Tiber geworffen/
und alle Epicuriſche Weltweiſen aus Rom und Welſchland verbannet werden.
Der Kaͤyſerin Livia Geburts-Tag wird zu Rom mit allerhand Auffzuͤgen auffs
praͤchtigſte begangen/ Lucius dabey in die Dido des Juba und jungen Cleopatre Toch-
ter/ weil er ohne dem einen ſonderbaren Zug zu den ſchwartzen Morgenlaͤndern gehabt/
hefftig verliebet; Flavius aber/ welcher ſich ihn von ſeinen ſchwartzen Gottheiten ab-
zuhalten/ und die Weißen vor jenen mit allerhand Gruͤnden zu erheben bemuͤhet/
auch das Urthel durch die Schieds-Richter nebſt dem Nahmen Flavius erhellet/
von ihr mit mehr Stralen der Bewogenheit begluͤcket/ dagegen von ſeinem eiffer-
ſuͤchtigen Neben-Buhler; dieſer von der darzu kommenden Dido/ Dido vom jungen
Agrippa durch einen Dolch; Agrippa vom Micipſa der Dido Edelknaben durch ei-
nen Pfeil toͤdlich verwundet wird; die Verwundeten werden alle von einem Bri-
tanniſchen Artzt nicht ſo wohl durch Verbindung der Wunden/ als des mit einem ge-
wiſſen Staube beſtreuten Dolches wiederum geheilet/ der Artzt aber/ um/ daß die-
ſer den Flavius ſein Huͤlffs-Mittel zugleich mit genieſſen laſſen/ mit eben dieſem
Moͤrder- und ſchaͤdlichen Werckzeuge vom Lucius in Leib geſtochen/ welche That dem
Kaͤyſer zu hoͤchſter Empfindligkeit/ und den Flavius auſſer Rom in Sicherheit zu
wiſſen veranlaſſet/ ſo nach ſchmertzlichem Urlaub bey der Dido unter dem Koͤnig
Juba und Cornelius Caſſus wider der Getulier Hiempſal zu dienen bald begierig/
und die Dido in Rumidien wieder zu ſehen gewaͤrtig iſt. Juba laͤſt dem Gefan-
genen Himilco den Kopff abſchlagen und ſolchen dem die Stadt Azama beſchuͤtzen-
den Hiarba mit gleichmaͤßiger Bedraͤuung uͤberbringen/ welcher ihm hundert
Koͤpffe gefangener Numidier unter dem Vorwand ſonderbarer Freygebigkeit und
eines ſchuldigen Danck-Opffers zur Gegen-Gabe lieffert. Wodurch die Numidi-
er noch mehr erhitzet und die Getulier durch einen vom Flavius erſonnenen liſtigen
Streich vermittels der Alraun-Wurtzel in ſeinem verlaſſenen Laͤger eingeſchlaͤffet/ hier-
auff uͤberfallen/ gefangen und der ertoͤdteten Koͤpffe dem Juba zur Beute uͤberbracht
werden/ von welchen dieſer Koͤnig einen groſſen Berg ſchuͤtten/ mit den Gefange-
nen die Stadt Antotala beſtuͤrmen/ alles darinnen niederhauen und den Deutſchen
zu Ehren die Stadt Tumarra/ allwo Flavius dieſen Sieg erhalten/ Germana
heiſſen laͤſt. Nach gaͤntzlich erlegter Feinde und des Hiempſals eigener Perſon ſe-
tzet zu Cirtha des vergoͤtterten Juba durch kuͤnſtliches Zugwerck von der Cleopatra
zubercitetes Bild ſeine Krone dem in Tempel ſiegreich zuruͤck kommenden Koͤnige Ju-

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[333/0387] Arminius und Thußnelda. weiſen Athenodors und der heuchleriſche Hoff einen rechten Kampff-Platz. Jener bemuͤhet ſich ihm auff tauſenderley Art die Wolluſt zu vergaͤllen; Ein ander von der Staats-ſuͤchtigen Livia erwehlter Welt-Weiſer Ariſtippus aber floͤſte ihm dage- gen ſolche ins geheim durch ſeine verzuckerte Worte und verteuffelte Hand-Griffe ie mehr und mehr ein/ biß ſolche endlich vom Sotion einem frommen Druyden ver- rathen/ Flavius nebſt dem Cajus und Lucius/ welcher an den hitzigen Morinnen ſein eintziges Vergnuͤgen/ an allem weißen Frauenzimmer als todten Bildern einen Eckel gehabt/ von dieſem Laſter-Balge entriſſen/ dieſer aber nebſt ſeiner ergriffenen unzuͤchtigen Geſellſchafft auffs Kaͤyſers Befehl erwuͤrget/ in die Tiber geworffen/ und alle Epicuriſche Weltweiſen aus Rom und Welſchland verbannet werden. Der Kaͤyſerin Livia Geburts-Tag wird zu Rom mit allerhand Auffzuͤgen auffs praͤchtigſte begangen/ Lucius dabey in die Dido des Juba und jungen Cleopatre Toch- ter/ weil er ohne dem einen ſonderbaren Zug zu den ſchwartzen Morgenlaͤndern gehabt/ hefftig verliebet; Flavius aber/ welcher ſich ihn von ſeinen ſchwartzen Gottheiten ab- zuhalten/ und die Weißen vor jenen mit allerhand Gruͤnden zu erheben bemuͤhet/ auch das Urthel durch die Schieds-Richter nebſt dem Nahmen Flavius erhellet/ von ihr mit mehr Stralen der Bewogenheit begluͤcket/ dagegen von ſeinem eiffer- ſuͤchtigen Neben-Buhler; dieſer von der darzu kommenden Dido/ Dido vom jungen Agrippa durch einen Dolch; Agrippa vom Micipſa der Dido Edelknaben durch ei- nen Pfeil toͤdlich verwundet wird; die Verwundeten werden alle von einem Bri- tanniſchen Artzt nicht ſo wohl durch Verbindung der Wunden/ als des mit einem ge- wiſſen Staube beſtreuten Dolches wiederum geheilet/ der Artzt aber/ um/ daß die- ſer den Flavius ſein Huͤlffs-Mittel zugleich mit genieſſen laſſen/ mit eben dieſem Moͤrder- und ſchaͤdlichen Werckzeuge vom Lucius in Leib geſtochen/ welche That dem Kaͤyſer zu hoͤchſter Empfindligkeit/ und den Flavius auſſer Rom in Sicherheit zu wiſſen veranlaſſet/ ſo nach ſchmertzlichem Urlaub bey der Dido unter dem Koͤnig Juba und Cornelius Caſſus wider der Getulier Hiempſal zu dienen bald begierig/ und die Dido in Rumidien wieder zu ſehen gewaͤrtig iſt. Juba laͤſt dem Gefan- genen Himilco den Kopff abſchlagen und ſolchen dem die Stadt Azama beſchuͤtzen- den Hiarba mit gleichmaͤßiger Bedraͤuung uͤberbringen/ welcher ihm hundert Koͤpffe gefangener Numidier unter dem Vorwand ſonderbarer Freygebigkeit und eines ſchuldigen Danck-Opffers zur Gegen-Gabe lieffert. Wodurch die Numidi- er noch mehr erhitzet und die Getulier durch einen vom Flavius erſonnenen liſtigen Streich vermittels der Alraun-Wurtzel in ſeinem verlaſſenen Laͤger eingeſchlaͤffet/ hier- auff uͤberfallen/ gefangen und der ertoͤdteten Koͤpffe dem Juba zur Beute uͤberbracht werden/ von welchen dieſer Koͤnig einen groſſen Berg ſchuͤtten/ mit den Gefange- nen die Stadt Antotala beſtuͤrmen/ alles darinnen niederhauen und den Deutſchen zu Ehren die Stadt Tumarra/ allwo Flavius dieſen Sieg erhalten/ Germana heiſſen laͤſt. Nach gaͤntzlich erlegter Feinde und des Hiempſals eigener Perſon ſe- tzet zu Cirtha des vergoͤtterten Juba durch kuͤnſtliches Zugwerck von der Cleopatra zubercitetes Bild ſeine Krone dem in Tempel ſiegreich zuruͤck kommenden Koͤnige Ju- ba; T t 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/387>, abgerufen am 22.11.2024.