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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelde.
[Spaltenumbruch] Bey dem Fuße spreußte ein Phönix die Flü-
gel/ und drehete den gestirnten Thier-Kreyß
mit einem Fuße herum. Die Worte dabey
waren: Jch verändere die Zeiten. Oben
in der Spitze schwebte ein Phönix/ unter ihm
hingen die Adler ihre Flügel. Die Uberschrifft
war: Der Könige König. Auff der lin-
cken Hand stand das Bild Galliens/ über
selbtem aber ein sich verbrennender Phönix/
mit der Uberschrifft: Jch verginge/ wann
ich nicht vergangen wäre.
Auff der
einen Seite war ein Phönix den die Sonne
mit Strahlen überschüttete/ mit der Beyschrifft:
Anderer Verzehrung meine Speise.
Auff der andern Seite ein den Hals empor
streckender Phönix/ der darum seinen auff
Art eines Halsbandes habenden güldenen
Kreiß zeigete/ mit den Worten: Meine
Bande meine Zierde.
Oben in der
Spitze warff ein Phönix Zimmet und Wey-
rauch auff ein brennendes Altar/ mit der U-
berschrifft: Meine Opffer meine Gene-
sung.
Das erste Sinnebild war ein zerbro-
chener Spiegel/ in dessen iedem Stücke die
Sonne vollkommen sich bespiegelte/ mit den
Worten dabey: Verminderung ohne Ab-
gang.
Das andere war ein hol ausgeschlif-
fener Brenn-Spiegel/ in dessen Mittel-
Puncte die Sonnen-Strahlen sich vereinbar-
ten/ mit dem Beysatze: Je enger ie kräff-
tiger.
Das dritte war der verschlossene Tem-
pel des Janus mit der Uberschrifft: Er
zeigt sich durch die Verschlüssung.
Das
vierdte Sinne-Bild war der zusammenge-
fügte Tempel der Tugend und der Ehren/
mit der Beyschrifft: Durch Staub zum
Gestirne.
Die dritte Ehren-Psorte stand
[Spaltenumbruch] für dem Königlichen Hause/ das dem Käy-
ser zur Wohnung bestimmt war/ und auff den
Rhodan ein weit und anmuthiges Aussehen
hatte. Weil sichs nun gleich traff/ daß die
Sonne zu Golde ging/ war die Uberschrifft
daran:

Die Sonne sinckt ins Meer/ so bald August zeucht ein.
Denn eine Stadt verträgt nicht zweyer Sonnenschein.

Der Käyser war in Gestalt des Apollo gebil-
det und ward auff dem Wagen der Sonnen
von vier weissen Pferden gezogen. Die gan-
tze Ehren-Pforte war mit eitel von der Son-
ne genommenen Sinne-Bildern angefüllt.
Die am Morgen lieblich auffgehende Sonne
hatte eine Uberschrifft: Eigenbeweglich
und umsonst.
Die am Mittage den gan-
tzen Erdkreiß überstralende diese Worte:
Unermüdet und allenthalben. Bey
der alle Gestirne mit Lichte betheilenden Son-
ne stand: Alle von einem. Bey der den
Schnee zerschmeltzenden und die Kräuter er-
qvickenden: Jch vertilge und erqvicke.
Der einen Regenbogen machenden Sonne
war beygeschrieben: Mahlwerck eines
Blickes.
Der die zwölff himmlischen Zei-
chen durchwandernden Sonne stund beygesetzt:
Eines nach dem andern. Die aller
gröste Pracht aber hatte Adginnius in dem
bey Zusammenrinnung des Rhodans und der
Araris dem Käyser Julius und Augustus zu
Ehren aus weissem Marmel gebauten Tem-
pel sehen lassen/ dahin der Käyser folgenden
Tag auff dem Rhodan in einem gantz über-
goldeten Schiffe geführet/ und mit mehr als
tausend andern Schiffen begleitet ward. Der
Käyser warff/ als er den ersten Fuß in das
Schiff setzte/ einen köstlichen Ring in den Rho-
dan/ entweder auch hierinnen es dem grossen

Alexan-
Y y 2

Arminius und Thußnelde.
[Spaltenumbruch] Bey dem Fuße ſpreußte ein Phoͤnix die Fluͤ-
gel/ und drehete den geſtirnten Thier-Kreyß
mit einem Fuße herum. Die Worte dabey
waren: Jch veraͤndere die Zeiten. Oben
in der Spitze ſchwebte ein Phoͤnix/ unter ihm
hingen die Adler ihre Fluͤgel. Die Uberſchrifft
war: Der Koͤnige Koͤnig. Auff der lin-
cken Hand ſtand das Bild Galliens/ uͤber
ſelbtem aber ein ſich verbrennender Phoͤnix/
mit der Uberſchrifft: Jch verginge/ wann
ich nicht vergangen waͤre.
Auff der
einen Seite war ein Phoͤnix den die Sonne
mit Strahlen uͤberſchuͤttete/ mit der Beyſchrifft:
Anderer Verzehrung meine Speiſe.
Auff der andern Seite ein den Hals empor
ſtreckender Phoͤnix/ der darum ſeinen auff
Art eines Halsbandes habenden guͤldenen
Kreiß zeigete/ mit den Worten: Meine
Bande meine Zierde.
Oben in der
Spitze warff ein Phoͤnix Zimmet und Wey-
rauch auff ein brennendes Altar/ mit der U-
berſchrifft: Meine Opffer meine Gene-
ſung.
Das erſte Sinnebild war ein zerbro-
chener Spiegel/ in deſſen iedem Stuͤcke die
Sonne vollkommen ſich beſpiegelte/ mit den
Worten dabey: Verminderung ohne Ab-
gang.
Das andere war ein hol ausgeſchlif-
fener Brenn-Spiegel/ in deſſen Mittel-
Puncte die Sonnen-Strahlen ſich vereinbar-
ten/ mit dem Beyſatze: Je enger ie kraͤff-
tiger.
Das dritte war der verſchloſſene Tem-
pel des Janus mit der Uberſchrifft: Er
zeigt ſich durch die Verſchluͤſſung.
Das
vierdte Sinne-Bild war der zuſammenge-
fuͤgte Tempel der Tugend und der Ehren/
mit der Beyſchrifft: Durch Staub zum
Geſtirne.
Die dritte Ehren-Pſorte ſtand
[Spaltenumbruch] fuͤr dem Koͤniglichen Hauſe/ das dem Kaͤy-
ſer zur Wohnung beſtimmt war/ und auff den
Rhodan ein weit und anmuthiges Ausſehen
hatte. Weil ſichs nun gleich traff/ daß die
Sonne zu Golde ging/ war die Uberſchrifft
daran:

Die Sonne ſinckt ins Meer/ ſo bald Auguſt zeucht ein.
Denn eine Stadt vertraͤgt nicht zweyer Sonnenſchein.

Der Kaͤyſer war in Geſtalt des Apollo gebil-
det und ward auff dem Wagen der Sonnen
von vier weiſſen Pferden gezogen. Die gan-
tze Ehren-Pforte war mit eitel von der Son-
ne genommenen Sinne-Bildern angefuͤllt.
Die am Morgen lieblich auffgehende Sonne
hatte eine Uberſchrifft: Eigenbeweglich
und umſonſt.
Die am Mittage den gan-
tzen Erdkreiß uͤberſtralende dieſe Worte:
Unermuͤdet und allenthalben. Bey
der alle Geſtirne mit Lichte betheilenden Son-
ne ſtand: Alle von einem. Bey der den
Schnee zerſchmeltzenden und die Kraͤuter er-
qvickenden: Jch vertilge und erqvicke.
Der einen Regenbogen machenden Sonne
war beygeſchrieben: Mahlwerck eines
Blickes.
Der die zwoͤlff himmliſchen Zei-
chen durchwandernden Sonne ſtund beygeſetzt:
Eines nach dem andern. Die aller
groͤſte Pracht aber hatte Adginnius in dem
bey Zuſammenrinnung des Rhodans und der
Araris dem Kaͤyſer Julius und Auguſtus zu
Ehren aus weiſſem Marmel gebauten Tem-
pel ſehen laſſen/ dahin der Kaͤyſer folgenden
Tag auff dem Rhodan in einem gantz uͤber-
goldeten Schiffe gefuͤhret/ und mit mehr als
tauſend andern Schiffen begleitet ward. Der
Kaͤyſer warff/ als er den erſten Fuß in das
Schiff ſetzte/ einen koͤſtlichen Ring in den Rho-
dan/ entweder auch hierinnen es dem groſſen

Alexan-
Y y 2
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[355/0409] Arminius und Thußnelde. Bey dem Fuße ſpreußte ein Phoͤnix die Fluͤ- gel/ und drehete den geſtirnten Thier-Kreyß mit einem Fuße herum. Die Worte dabey waren: Jch veraͤndere die Zeiten. Oben in der Spitze ſchwebte ein Phoͤnix/ unter ihm hingen die Adler ihre Fluͤgel. Die Uberſchrifft war: Der Koͤnige Koͤnig. Auff der lin- cken Hand ſtand das Bild Galliens/ uͤber ſelbtem aber ein ſich verbrennender Phoͤnix/ mit der Uberſchrifft: Jch verginge/ wann ich nicht vergangen waͤre. Auff der einen Seite war ein Phoͤnix den die Sonne mit Strahlen uͤberſchuͤttete/ mit der Beyſchrifft: Anderer Verzehrung meine Speiſe. Auff der andern Seite ein den Hals empor ſtreckender Phoͤnix/ der darum ſeinen auff Art eines Halsbandes habenden guͤldenen Kreiß zeigete/ mit den Worten: Meine Bande meine Zierde. Oben in der Spitze warff ein Phoͤnix Zimmet und Wey- rauch auff ein brennendes Altar/ mit der U- berſchrifft: Meine Opffer meine Gene- ſung. Das erſte Sinnebild war ein zerbro- chener Spiegel/ in deſſen iedem Stuͤcke die Sonne vollkommen ſich beſpiegelte/ mit den Worten dabey: Verminderung ohne Ab- gang. Das andere war ein hol ausgeſchlif- fener Brenn-Spiegel/ in deſſen Mittel- Puncte die Sonnen-Strahlen ſich vereinbar- ten/ mit dem Beyſatze: Je enger ie kraͤff- tiger. Das dritte war der verſchloſſene Tem- pel des Janus mit der Uberſchrifft: Er zeigt ſich durch die Verſchluͤſſung. Das vierdte Sinne-Bild war der zuſammenge- fuͤgte Tempel der Tugend und der Ehren/ mit der Beyſchrifft: Durch Staub zum Geſtirne. Die dritte Ehren-Pſorte ſtand fuͤr dem Koͤniglichen Hauſe/ das dem Kaͤy- ſer zur Wohnung beſtimmt war/ und auff den Rhodan ein weit und anmuthiges Ausſehen hatte. Weil ſichs nun gleich traff/ daß die Sonne zu Golde ging/ war die Uberſchrifft daran: Die Sonne ſinckt ins Meer/ ſo bald Auguſt zeucht ein. Denn eine Stadt vertraͤgt nicht zweyer Sonnenſchein. Der Kaͤyſer war in Geſtalt des Apollo gebil- det und ward auff dem Wagen der Sonnen von vier weiſſen Pferden gezogen. Die gan- tze Ehren-Pforte war mit eitel von der Son- ne genommenen Sinne-Bildern angefuͤllt. Die am Morgen lieblich auffgehende Sonne hatte eine Uberſchrifft: Eigenbeweglich und umſonſt. Die am Mittage den gan- tzen Erdkreiß uͤberſtralende dieſe Worte: Unermuͤdet und allenthalben. Bey der alle Geſtirne mit Lichte betheilenden Son- ne ſtand: Alle von einem. Bey der den Schnee zerſchmeltzenden und die Kraͤuter er- qvickenden: Jch vertilge und erqvicke. Der einen Regenbogen machenden Sonne war beygeſchrieben: Mahlwerck eines Blickes. Der die zwoͤlff himmliſchen Zei- chen durchwandernden Sonne ſtund beygeſetzt: Eines nach dem andern. Die aller groͤſte Pracht aber hatte Adginnius in dem bey Zuſammenrinnung des Rhodans und der Araris dem Kaͤyſer Julius und Auguſtus zu Ehren aus weiſſem Marmel gebauten Tem- pel ſehen laſſen/ dahin der Kaͤyſer folgenden Tag auff dem Rhodan in einem gantz uͤber- goldeten Schiffe gefuͤhret/ und mit mehr als tauſend andern Schiffen begleitet ward. Der Kaͤyſer warff/ als er den erſten Fuß in das Schiff ſetzte/ einen koͤſtlichen Ring in den Rho- dan/ entweder auch hierinnen es dem groſſen Alexan- Y y 2

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 355. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/409>, abgerufen am 22.11.2024.