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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Fünfftes Buch
fähret in Erzehlung der Jllyrier und des sie bekriegenden klugen König Philipps in Ma-
cedonien/ welcher zu aller benachbarten Fürsten geheunten Rathhäusern einen golde-
nen Schlüssel gehabt/ und zu der grossen Welt-Beherrschung Alexanders den Grund-
stein geleget/ weiter fort: an wen nemlich nach seinem Tode die Königl. Gewalt Jllyri-
ens verfallen; wie Eacidus König in Epirus aus dem Reiche verjagt; sein zweyjähri-
ger Sohn Pyrrhus zur Aufopfferung von dem wütenden Volcke verfolget/ endlich
vom Glaucias dem König der Jllyrier und seiner Gemahlin Beroe wider den Macedo-
nischen König Cassander in Schutz genommen/ und nebst seinen Söhnen auferzogen/
letzt im zwölfften Jahr auf den väterlichen Thron gesetzet worden. Dem Glaucias
folget sein Sohn Pleuratus/ diesem aber der Hoffnungs-volle Agron der Teuta Eh-
gemahl/ welche die Mydioner wider die unruhigen Etolier durch eine ansehnliche Ge-
sandschafft um Hülffe anflehen. Teuta als ein Kriegsknecht verkleidet gehet ohne wis-
sen des Königs zu Narona zu Schiffe/ setzet in Etolien aus/ erleget sie nebst dem Etoli-
schen Zunfftmeister; kommt nicht allein mit reicher Beute/ sondern mit noch grösserm
Ruhme zurücke/ weil ihr die Mydioner eine Ehren-Säule als ihrer Erlöserin aufsetzen.
Uber dieser plotzlichen Freude stirbet ihr Ehgemahl Agron/ und läst einen einzigen von
einer Grichin gezeugten Sohn Nahmens Pines. Teuta herrschet in dessen Minder-
jährigkeit über die massen wol/ demüthiget die sie antastende Eleer und Messenier/
nimmt auch gar die Stadt Phoenitz in Epirus mit stürmender Hand ein/ wird aber in
vollem Siege wegen der erlangten Nachricht/ daß die Jnsel Jssa und die Stadt Epi-
damnus sich den Dardanern ergeben/ zurück in Jllyrien geruffen: da sie alsbald die
Aufwiegler wiederum zum Gehorsam bringet/ sich aber zu Rom über die den Meineydi-
gen gethane Hülffe beschweret. Sie stöst den vom Eylande Jsso abgeordneten Calempo-
rus wegen seiner bey der Verhör allzuscharff gebrauchten Worte mit eigener Hand
tod/ den Römischen Gesandten aber läst sie im Rückwege hinrichten/ zwey Stadt-Tho-
re zu Dyrrachium erobert sie mit List/ das Eyland und die feste Stadt Corcyra bekommt
sie zum Sieges-Preiße/ welche der Römische Bürgermeister Cajus Fulvius durch gu-
tes Verständniß mit dem Stadthalter wieder einnimt. Gleichwol erhält der Teuta
Hertzhafftigkeit beyden Römern noch einen vortheilhaftigen Frieden/ weiset Demetrium
mit seiner an sie muthenden Liebe schimpflich ab/ welcher sie als eine treulose Stief Mut-
ter deßwegen bey der Tritevta des jungen Fürsten Pines rechten Mutter/ hernach auch
bey den Römern aufs neue verhasst macht: daß sie ihn zum Vormund erkieset/ die un-
vergleichliche Königin Teuta aber durch ein paar überschickte gifftige Handschuch tödtet/
und also den Demetrius durch ihre Vermählung zum Stiefvater/ kurtz hier auf aber zu
ihrem eigenen Meuchelmör der machet. Thußnelde und Erato stellen wechselsweise den
Unterscheid zwischen der Tugend und dem Glücke oder Verhängnüße vor. Fürst Zeno
verführet seinen von der Panthasilea erhaltenen Bericht/ und wie des Gothischen Kö-
nigs Coriso Amazonische Tochter Syrmanis durch List den Römern wieder entnom-
men; kommt hier auf auf die sonderbaren Merckmahle der Argonauten und den Tem-
pel der Medea; Hertzog Herrmann aber wie diese insonderheit Hercules/ Jason und
Medea mit dem entwen deten goldenen Widder sich vor dem Colchischen Könige flüchten
müssen; Fürst Zeno/ wie er mit Panthasilea von Discurias aufgebrochen/ zu Ampsa-

lis

Fuͤnfftes Buch
faͤhret in Erzehlung der Jllyrier und des ſie bekriegenden klugen Koͤnig Philipps in Ma-
cedonien/ welcher zu aller benachbarten Fuͤrſten geheunten Rathhaͤuſern einen golde-
nen Schluͤſſel gehabt/ und zu der groſſen Welt-Beherrſchung Alexanders den Grund-
ſtein geleget/ weiter fort: an wen nemlich nach ſeinem Tode die Koͤnigl. Gewalt Jllyri-
ens verfallen; wie Eacidus Koͤnig in Epirus aus dem Reiche verjagt; ſein zweyjaͤhri-
ger Sohn Pyrrhus zur Aufopfferung von dem wuͤtenden Volcke verfolget/ endlich
vom Glaucias dem Koͤnig der Jllyrier und ſeiner Gemahlin Beroe wider den Macedo-
niſchen Koͤnig Caſſander in Schutz genommen/ und nebſt ſeinen Soͤhnen auferzogen/
letzt im zwoͤlfften Jahr auf den vaͤterlichen Thron geſetzet worden. Dem Glaucias
folget ſein Sohn Pleuratus/ dieſem aber der Hoffnungs-volle Agron der Teuta Eh-
gemahl/ welche die Mydioner wider die unruhigen Etolier durch eine anſehnliche Ge-
ſandſchafft um Huͤlffe anflehen. Teuta als ein Kriegsknecht verkleidet gehet ohne wiſ-
ſen des Koͤnigs zu Narona zu Schiffe/ ſetzet in Etolien aus/ erleget ſie nebſt dem Etoli-
ſchen Zunfftmeiſter; kommt nicht allein mit reicher Beute/ ſondern mit noch groͤſſerm
Ruhme zuruͤcke/ weil ihr die Mydioner eine Ehren-Saͤule als ihrer Erloͤſerin aufſetzen.
Uber dieſer plotzlichen Freude ſtirbet ihr Ehgemahl Agron/ und laͤſt einen einzigen von
einer Grichin gezeugten Sohn Nahmens Pines. Teuta herrſchet in deſſen Minder-
jaͤhrigkeit uͤber die maſſen wol/ demuͤthiget die ſie antaſtende Eleer und Meſſenier/
nimmt auch gar die Stadt Phoenitz in Epirus mit ſtuͤrmender Hand ein/ wird aber in
vollem Siege wegen der erlangten Nachricht/ daß die Jnſel Jſſa und die Stadt Epi-
damnus ſich den Dardanern ergeben/ zuruͤck in Jllyrien geruffen: da ſie alsbald die
Aufwiegler wiederum zum Gehorſam bringet/ ſich aber zu Rom uͤber die den Meineydi-
gen gethane Huͤlffe beſchweret. Sie ſtoͤſt den vom Eylande Jſſo abgeordneten Calempo-
rus wegen ſeiner bey der Verhoͤr allzuſcharff gebrauchten Worte mit eigener Hand
tod/ den Roͤmiſchen Geſandten aber laͤſt ſie im Ruͤckwege hinrichten/ zwey Stadt-Tho-
re zu Dyrrachium erobert ſie mit Liſt/ das Eyland und die feſte Stadt Corcyra bekom̃t
ſie zum Sieges-Preiße/ welche der Roͤmiſche Buͤrgermeiſter Cajus Fulvius durch gu-
tes Verſtaͤndniß mit dem Stadthalter wieder einnimt. Gleichwol erhaͤlt der Teuta
Hertzhafftigkeit beyden Roͤmern noch einen vortheilhaftigen Frieden/ weiſet Demetrium
mit ſeiner an ſie muthenden Liebe ſchimpflich ab/ welcher ſie als eine treuloſe Stief Mut-
ter deßwegen bey der Tritevta des jungen Fuͤrſten Pines rechten Mutter/ hernach auch
bey den Roͤmern aufs neue verhaſſt macht: daß ſie ihn zum Vormund erkieſet/ die un-
vergleichliche Koͤnigin Teuta aber durch ein paar uͤberſchickte gifftige Handſchuch toͤdtet/
und alſo den Demetrius durch ihre Vermaͤhlung zum Stiefvater/ kurtz hier auf aber zu
ihrem eigenen Meuchelmoͤr der machet. Thußnelde und Erato ſtellen wechſelsweiſe den
Unterſcheid zwiſchen der Tugend und dem Gluͤcke oder Verhaͤngnuͤße vor. Fuͤrſt Zeno
verfuͤhret ſeinen von der Panthaſilea erhaltenen Bericht/ und wie des Gothiſchen Koͤ-
nigs Coriſo Amazoniſche Tochter Syrmanis durch Liſt den Roͤmern wieder entnom-
men; kommt hier auf auf die ſonderbaren Merckmahle der Argonauten und den Tem-
pel der Medea; Hertzog Herrmann aber wie dieſe inſonderheit Hercules/ Jaſon und
Medea mit dem entwen deten goldenen Widder ſich vor dem Colchiſchen Koͤnige fluͤchten
muͤſſen; Fuͤrſt Zeno/ wie er mit Panthaſilea von Diſcurias aufgebrochen/ zu Ampſa-

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[500/0556] Fuͤnfftes Buch faͤhret in Erzehlung der Jllyrier und des ſie bekriegenden klugen Koͤnig Philipps in Ma- cedonien/ welcher zu aller benachbarten Fuͤrſten geheunten Rathhaͤuſern einen golde- nen Schluͤſſel gehabt/ und zu der groſſen Welt-Beherrſchung Alexanders den Grund- ſtein geleget/ weiter fort: an wen nemlich nach ſeinem Tode die Koͤnigl. Gewalt Jllyri- ens verfallen; wie Eacidus Koͤnig in Epirus aus dem Reiche verjagt; ſein zweyjaͤhri- ger Sohn Pyrrhus zur Aufopfferung von dem wuͤtenden Volcke verfolget/ endlich vom Glaucias dem Koͤnig der Jllyrier und ſeiner Gemahlin Beroe wider den Macedo- niſchen Koͤnig Caſſander in Schutz genommen/ und nebſt ſeinen Soͤhnen auferzogen/ letzt im zwoͤlfften Jahr auf den vaͤterlichen Thron geſetzet worden. Dem Glaucias folget ſein Sohn Pleuratus/ dieſem aber der Hoffnungs-volle Agron der Teuta Eh- gemahl/ welche die Mydioner wider die unruhigen Etolier durch eine anſehnliche Ge- ſandſchafft um Huͤlffe anflehen. Teuta als ein Kriegsknecht verkleidet gehet ohne wiſ- ſen des Koͤnigs zu Narona zu Schiffe/ ſetzet in Etolien aus/ erleget ſie nebſt dem Etoli- ſchen Zunfftmeiſter; kommt nicht allein mit reicher Beute/ ſondern mit noch groͤſſerm Ruhme zuruͤcke/ weil ihr die Mydioner eine Ehren-Saͤule als ihrer Erloͤſerin aufſetzen. Uber dieſer plotzlichen Freude ſtirbet ihr Ehgemahl Agron/ und laͤſt einen einzigen von einer Grichin gezeugten Sohn Nahmens Pines. Teuta herrſchet in deſſen Minder- jaͤhrigkeit uͤber die maſſen wol/ demuͤthiget die ſie antaſtende Eleer und Meſſenier/ nimmt auch gar die Stadt Phoenitz in Epirus mit ſtuͤrmender Hand ein/ wird aber in vollem Siege wegen der erlangten Nachricht/ daß die Jnſel Jſſa und die Stadt Epi- damnus ſich den Dardanern ergeben/ zuruͤck in Jllyrien geruffen: da ſie alsbald die Aufwiegler wiederum zum Gehorſam bringet/ ſich aber zu Rom uͤber die den Meineydi- gen gethane Huͤlffe beſchweret. Sie ſtoͤſt den vom Eylande Jſſo abgeordneten Calempo- rus wegen ſeiner bey der Verhoͤr allzuſcharff gebrauchten Worte mit eigener Hand tod/ den Roͤmiſchen Geſandten aber laͤſt ſie im Ruͤckwege hinrichten/ zwey Stadt-Tho- re zu Dyrrachium erobert ſie mit Liſt/ das Eyland und die feſte Stadt Corcyra bekom̃t ſie zum Sieges-Preiße/ welche der Roͤmiſche Buͤrgermeiſter Cajus Fulvius durch gu- tes Verſtaͤndniß mit dem Stadthalter wieder einnimt. Gleichwol erhaͤlt der Teuta Hertzhafftigkeit beyden Roͤmern noch einen vortheilhaftigen Frieden/ weiſet Demetrium mit ſeiner an ſie muthenden Liebe ſchimpflich ab/ welcher ſie als eine treuloſe Stief Mut- ter deßwegen bey der Tritevta des jungen Fuͤrſten Pines rechten Mutter/ hernach auch bey den Roͤmern aufs neue verhaſſt macht: daß ſie ihn zum Vormund erkieſet/ die un- vergleichliche Koͤnigin Teuta aber durch ein paar uͤberſchickte gifftige Handſchuch toͤdtet/ und alſo den Demetrius durch ihre Vermaͤhlung zum Stiefvater/ kurtz hier auf aber zu ihrem eigenen Meuchelmoͤr der machet. Thußnelde und Erato ſtellen wechſelsweiſe den Unterſcheid zwiſchen der Tugend und dem Gluͤcke oder Verhaͤngnuͤße vor. Fuͤrſt Zeno verfuͤhret ſeinen von der Panthaſilea erhaltenen Bericht/ und wie des Gothiſchen Koͤ- nigs Coriſo Amazoniſche Tochter Syrmanis durch Liſt den Roͤmern wieder entnom- men; kommt hier auf auf die ſonderbaren Merckmahle der Argonauten und den Tem- pel der Medea; Hertzog Herrmann aber wie dieſe inſonderheit Hercules/ Jaſon und Medea mit dem entwen deten goldenen Widder ſich vor dem Colchiſchen Koͤnige fluͤchten muͤſſen; Fuͤrſt Zeno/ wie er mit Panthaſilea von Diſcurias aufgebrochen/ zu Ampſa- lis

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/556>, abgerufen am 23.11.2024.