Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
tischen Vorgebürge seine Thorheit und Boßheit/ja es wäre schon damals um Carthago geschehen gewest/ wenn der Schiffbruch den unvor- sichtigen Römern nicht zweyhundert und drey- und siebzig Schiffe mit allem Volck und Vorra- the verschlungen/ auch nicht nach eroberter Stadt Panormus ihre Flotte bey der kleinern Syrte auff den Grund kommen/ und in der Si- cilischen Meerenge ihnen abermals durch Ver- warlosung anderthalb hundert Schiffe zu Grun- de gegangen wären. Der Alemänner/ Friesen/ Chauzen/ Semnoner und Celten Treue und Tapferkeit ward doch endlich bey der berühmten Belägerung der von dem Grabe der Cumanischen Sibylle berühmten Stadt Lilybeum wieder ans Licht gebracht. Denn ob wol die Sibylla dieser festen Stadt wahr gesagt hatte: daß so lange sie ihre Asche unversehrt auff heben würden/ kein Feind mit Gewalt sie übermeistern würde; so wurde doch dieser Glauben nach und nach sehr vermin- dert/ und in Kleinmuth verwandelt/ als etliche Griechen nach langer Gegenwehr und vielem verspritztem Blute alle Hülffs-Völcker zu den Römern aus der Festung über zu gehen beredet hatten/ sie auch schon im Läger mit dem Bürger- meister die Bedingungen abhandelten. Allein es war Alexon/ ein in Achaien gebohrner Celti- scher/ und Delmenhorst ein Chauzischer Ritter so redlich: daß sie dem Himilcon solches nicht allein eröffneten/ sondern auch nebst dem bey den Deut- schen sehr beliebten jungen Hannibal die wan- ckenden Kriegsvölcker durch grosse Vertröstun- gen in beständiger Treue erhielten/ ja sie zu Nie- dersebelung derer vom Feinde zurückkommen- den Verräther bewegten. Uberdiß war unter den Hülffs-Völckern Strabo ein streitbarer und scharffsichtiger Marckmann/ dessen Gesich- te von einer Höhe der Stadt Lilybeum biß an das Hermetische Vorgebürge in Africa trug; und denen Kleinmüthigen andeutete: daß er aus selbigem Hafen 50. Schiffe auslauffen sehen. Massen denn auch den dritten Tag der hernach [Spaltenumbruch] so grosse Annibal Amilcars Sohn mit so viel Schiffen im Angesichte der für dem Hafen lie- genden feindlichen Schiffs-Flotte darein glück- lich einlieff. Wiewol nun der Ausfall auff des Feindes Belägerungs-Wercke von den Rö- mern behertzt abgetrieben/ und Annibal schon nach Depanum dem Adherbal zu Hülffe gezogen ja die Römer den Hafen zu versencken bemühet/ und mit ihren Sturm-Thürmen den Beläger- ten biß ans Hertz kommen waren; nahm doch ein Semnonischer Edelmann die Zeit wahr/ da von der Stadtab gegen das feindliche Läger ein ge- waltiger Sturmwind bließ/ und gab dem Hi- milco eine Erfindung an die Hand des Fein- des Gebäue einzuäschern. Himilco vertraute die Ausführung dem Erfinder und denen Deut- schen/ die er ihm selbst auslaß; welche denn umb Mitternacht sich an Stricken über die Mau- ern liessen/ über die Graben schwammen/ und ehe der Feind ihrer inne ward/ ihre die Mauer weit überhöhenden Thürme an dreyen Orten in Brand brachten. Die von dem Winde auffge- blasene Flamme nahm in einem Augenblicke derogestalt überhand: daß alles Leschen vergebe- ne Arbeit/ und diese Gebäue etlicher tausend Rö- mer Holtzstösse und Todtenbahren waren. Hi- milco that hierauff einen Ausfall/ da denn der Wind nicht allein Feuer und Rauch/ sondern auch die feindlichen Pfeile den Römern mit Ge- walt in die Augen trieb/ und so viel Schaden that: daß denen Belägerern alle Hoffnung der Eroberung entfiel/ und von Rom zehn tausend frische Römer in Sicilien musten geschickt wer- den. Der Angeber dieses Brandes erlangte ei- nen köstlichen Siegs-Krantz/ und andere kostba- re Geschencke; zwey Friesische Edelleute aber/ welche den durch Abstürtzung eines abbrennen- den Thurmes rings herum mit glüenden Brän- den umschütteten Himilco aus dem Feuer und augenscheinlicher Lebens-Gefahr retteten/ eben zwey solche Seulen in dem Lilybeischen Tempel der Ceres/ wie sie denen 2. frommen Jünglin- gen Erster Theil. H h h h h
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
tiſchen Vorgebuͤrge ſeine Thorheit und Boßheit/ja es waͤre ſchon damals um Carthago geſchehen geweſt/ wenn der Schiffbruch den unvor- ſichtigen Roͤmern nicht zweyhundert und drey- und ſiebzig Schiffe mit allem Volck und Vorra- the verſchlungen/ auch nicht nach eroberter Stadt Panormus ihre Flotte bey der kleinern Syrte auff den Grund kommen/ und in der Si- ciliſchen Meerenge ihnen abermals durch Ver- waꝛloſung andeꝛthalb hundert Schiffe zu Grun- de gegangen waͤren. Der Alemaͤnner/ Frieſen/ Chauzen/ Semnoner und Celten Treue und Tapferkeit ward doch endlich bey der beruͤhmten Belaͤgeꝛung deꝛ von dem Grabe deꝛ Cumaniſchẽ Sibylle beruͤhmten Stadt Lilybeum wieder ans Licht gebracht. Denn ob wol die Sibylla dieſer feſtẽ Stadt wahr geſagt hatte: daß ſo lange ſie ihre Aſche unverſehrt auff heben wuͤrden/ kein Feind mit Gewalt ſie uͤbermeiſtern wuͤrde; ſo wurde doch dieſer Glauben nach und nach ſehr vermin- dert/ und in Kleinmuth verwandelt/ als etliche Griechen nach langer Gegenwehr und vielem verſpritztem Blute alle Huͤlffs-Voͤlcker zu den Roͤmern aus der Feſtung uͤber zu gehen beredet hatten/ ſie auch ſchon im Laͤger mit dem Buͤrger- meiſter die Bedingungen abhandelten. Allein es war Alexon/ ein in Achaien gebohrner Celti- ſcher/ und Delmenhorſt ein Chauziſcher Ritter ſo redlich: daß ſie dem Himilcon ſolches nicht allein eꝛoͤffneten/ ſondeꝛn auch nebſt dem bey den Deut- ſchen ſehr beliebten jungen Hannibal die wan- ckenden Kriegsvoͤlcker durch groſſe Vertroͤſtun- gen in beſtaͤndiger Treue erhielten/ ja ſie zu Nie- derſebelung derer vom Feinde zuruͤckkommen- den Verraͤther bewegten. Uberdiß war unter den Huͤlffs-Voͤlckern Strabo ein ſtreitbarer und ſcharffſichtiger Marckmann/ deſſen Geſich- te von einer Hoͤhe der Stadt Lilybeum biß an das Hermetiſche Vorgebuͤrge in Africa trug; und denen Kleinmuͤthigen andeutete: daß er aus ſelbigem Hafen 50. Schiffe auslauffen ſehen. Maſſen denn auch den dritten Tag der hernach [Spaltenumbruch] ſo groſſe Annibal Amilcars Sohn mit ſo viel Schiffen im Angeſichte der fuͤr dem Hafen lie- genden feindlichen Schiffs-Flotte darein gluͤck- lich einlieff. Wiewol nun der Ausfall auff des Feindes Belaͤgerungs-Wercke von den Roͤ- mern behertzt abgetrieben/ und Annibal ſchon nach Depanum dem Adherbal zu Huͤlffe gezogẽ ja die Roͤmer den Hafen zu verſencken bemuͤhet/ und mit ihren Sturm-Thuͤrmen den Belaͤger- ten biß ans Hertz kommen waren; nahm doch ein Semnoniſcher Edelmann die Zeit wahr/ da von der Stadtab gegen das feindliche Laͤger ein ge- waltiger Sturmwind bließ/ und gab dem Hi- milco eine Erfindung an die Hand des Fein- des Gebaͤue einzuaͤſchern. Himilco vertraute die Ausfuͤhrung dem Erfinder und denen Deut- ſchen/ die er ihm ſelbſt auslaß; welche denn umb Mitternacht ſich an Stricken uͤber die Mau- ern lieſſen/ uͤber die Graben ſchwammen/ und ehe der Feind ihrer inne ward/ ihre die Mauer weit uͤberhoͤhenden Thuͤrme an dreyen Orten in Brand brachten. Die von dem Winde auffge- blaſene Flamme nahm in einem Augenblicke derogeſtalt uͤberhand: daß alles Leſchen vergebe- ne Arbeit/ und dieſe Gebaͤue etlicher tauſend Roͤ- mer Holtzſtoͤſſe und Todtenbahren waren. Hi- milco that hierauff einen Ausfall/ da denn der Wind nicht allein Feuer und Rauch/ ſondern auch die feindlichen Pfeile den Roͤmern mit Ge- walt in die Augen trieb/ und ſo viel Schaden that: daß denen Belaͤgerern alle Hoffnung der Eroberung entfiel/ und von Rom zehn tauſend friſche Roͤmer in Sicilien muſten geſchickt wer- den. Der Angeber dieſes Brandes erlangte ei- nen koͤſtlichen Siegs-Krantz/ und andere koſtba- re Geſchencke; zwey Frieſiſche Edelleute aber/ welche den durch Abſtuͤrtzung eines abbrennen- den Thurmes rings herum mit gluͤenden Braͤn- den umſchuͤtteten Himilco aus dem Feuer und augenſcheinlicher Lebens-Gefahr retteten/ eben zwey ſolche Seulen in dem Lilybeiſchen Tempel der Ceres/ wie ſie denen 2. frommen Juͤnglin- gen Erſter Theil. H h h h h
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Arminius und Thußnelda.
tiſchen Vorgebuͤrge ſeine Thorheit und Boßheit/
ja es waͤre ſchon damals um Carthago geſchehen
geweſt/ wenn der Schiffbruch den unvor-
ſichtigen Roͤmern nicht zweyhundert und drey-
und ſiebzig Schiffe mit allem Volck und Vorra-
the verſchlungen/ auch nicht nach eroberter
Stadt Panormus ihre Flotte bey der kleinern
Syrte auff den Grund kommen/ und in der Si-
ciliſchen Meerenge ihnen abermals durch Ver-
waꝛloſung andeꝛthalb hundert Schiffe zu Grun-
de gegangen waͤren. Der Alemaͤnner/ Frieſen/
Chauzen/ Semnoner und Celten Treue und
Tapferkeit ward doch endlich bey der beruͤhmten
Belaͤgeꝛung deꝛ von dem Grabe deꝛ Cumaniſchẽ
Sibylle beruͤhmten Stadt Lilybeum wieder ans
Licht gebracht. Denn ob wol die Sibylla dieſer
feſtẽ Stadt wahr geſagt hatte: daß ſo lange ſie ihre
Aſche unverſehrt auff heben wuͤrden/ kein Feind
mit Gewalt ſie uͤbermeiſtern wuͤrde; ſo wurde
doch dieſer Glauben nach und nach ſehr vermin-
dert/ und in Kleinmuth verwandelt/ als etliche
Griechen nach langer Gegenwehr und vielem
verſpritztem Blute alle Huͤlffs-Voͤlcker zu den
Roͤmern aus der Feſtung uͤber zu gehen beredet
hatten/ ſie auch ſchon im Laͤger mit dem Buͤrger-
meiſter die Bedingungen abhandelten. Allein
es war Alexon/ ein in Achaien gebohrner Celti-
ſcher/ und Delmenhorſt ein Chauziſcher Ritter ſo
redlich: daß ſie dem Himilcon ſolches nicht allein
eꝛoͤffneten/ ſondeꝛn auch nebſt dem bey den Deut-
ſchen ſehr beliebten jungen Hannibal die wan-
ckenden Kriegsvoͤlcker durch groſſe Vertroͤſtun-
gen in beſtaͤndiger Treue erhielten/ ja ſie zu Nie-
derſebelung derer vom Feinde zuruͤckkommen-
den Verraͤther bewegten. Uberdiß war unter
den Huͤlffs-Voͤlckern Strabo ein ſtreitbarer
und ſcharffſichtiger Marckmann/ deſſen Geſich-
te von einer Hoͤhe der Stadt Lilybeum biß an
das Hermetiſche Vorgebuͤrge in Africa trug;
und denen Kleinmuͤthigen andeutete: daß er aus
ſelbigem Hafen 50. Schiffe auslauffen ſehen.
Maſſen denn auch den dritten Tag der hernach
ſo groſſe Annibal Amilcars Sohn mit ſo viel
Schiffen im Angeſichte der fuͤr dem Hafen lie-
genden feindlichen Schiffs-Flotte darein gluͤck-
lich einlieff. Wiewol nun der Ausfall auff des
Feindes Belaͤgerungs-Wercke von den Roͤ-
mern behertzt abgetrieben/ und Annibal ſchon
nach Depanum dem Adherbal zu Huͤlffe gezogẽ
ja die Roͤmer den Hafen zu verſencken bemuͤhet/
und mit ihren Sturm-Thuͤrmen den Belaͤger-
ten biß ans Hertz kommen waren; nahm doch ein
Semnoniſcher Edelmann die Zeit wahr/ da von
der Stadtab gegen das feindliche Laͤger ein ge-
waltiger Sturmwind bließ/ und gab dem Hi-
milco eine Erfindung an die Hand des Fein-
des Gebaͤue einzuaͤſchern. Himilco vertraute die
Ausfuͤhrung dem Erfinder und denen Deut-
ſchen/ die er ihm ſelbſt auslaß; welche denn umb
Mitternacht ſich an Stricken uͤber die Mau-
ern lieſſen/ uͤber die Graben ſchwammen/ und
ehe der Feind ihrer inne ward/ ihre die Mauer
weit uͤberhoͤhenden Thuͤrme an dreyen Orten in
Brand brachten. Die von dem Winde auffge-
blaſene Flamme nahm in einem Augenblicke
derogeſtalt uͤberhand: daß alles Leſchen vergebe-
ne Arbeit/ und dieſe Gebaͤue etlicher tauſend Roͤ-
mer Holtzſtoͤſſe und Todtenbahren waren. Hi-
milco that hierauff einen Ausfall/ da denn der
Wind nicht allein Feuer und Rauch/ ſondern
auch die feindlichen Pfeile den Roͤmern mit Ge-
walt in die Augen trieb/ und ſo viel Schaden
that: daß denen Belaͤgerern alle Hoffnung der
Eroberung entfiel/ und von Rom zehn tauſend
friſche Roͤmer in Sicilien muſten geſchickt wer-
den. Der Angeber dieſes Brandes erlangte ei-
nen koͤſtlichen Siegs-Krantz/ und andere koſtba-
re Geſchencke; zwey Frieſiſche Edelleute aber/
welche den durch Abſtuͤrtzung eines abbrennen-
den Thurmes rings herum mit gluͤenden Braͤn-
den umſchuͤtteten Himilco aus dem Feuer und
augenſcheinlicher Lebens-Gefahr retteten/ eben
zwey ſolche Seulen in dem Lilybeiſchen Tempel
der Ceres/ wie ſie denen 2. frommen Juͤnglin-
gen
Erſter Theil. H h h h h
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