Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Tapferkeit ihre Scharte auszuwetzen. Mas-
sen sie denn die Carthaginenser/ welche aus Si-
cilien mit etwas waren verstärckt worden/ und
den König Elymas durch Geschencke und Ver-
tröstungen wieder auf ihre Seite brachten/ aus
dem Felde biß indas Läger unter die Stadt trie-
ben/ den König Elymas aber mit einem seiner
Söhne und ansehlichem Heer erschlugen. An
diesen Unglücken war es noch nicht genung;
denn sie hengen meist wie die Ketten-Glieder
an einander. Es kam in die Stadt Zeitung:
daß Aphellas/ der ein gewesener Kriegs-Ober-
ster des grossen Alexanders gewest war/ und an-
fangs das Königreich Cyrene dem Tyrannen
Thimbro aus den Händen gewunden/ dem Kö-
nige Ptolomeus unterthänig/ hernach aber sich
aus einem Unter-Könige zu einem eigenmächti-
gen Herren gemacht/ mit den Atheniensern sich
verbunden/ von dar eine Enckelin des berühm-
ten Miltiades Euthydica geheyrathet hatte/ mit
einem mächtigen Heere von Cyrenern und Grie-
chen durch Marmarica dem Agathocles zu
Hülffe im Anzuge wäre. Weswegen von Car-
thago ein ziemliches Heer gegen der Stadt
Leptis so wohl dem Aphellas fürzubeugen/ als
die Abtrünnigen Numidier wieder an sich zu zie-
hen abgeschickt war. Bey dieser Gelegenheit
entschloß sich Bomilcar eines gefährlichen Vor-
nehmens/ als welcher nicht allein lange Zeit
sich zum Ober-Herren der Stadt Carthago zu
machen im Schilde geführt/ sondern auch die ab-
gezwungene Opferung seines einigen Sohnes
zu rächen beschlossen hatte; er hatte fünf hundert
Bürger/ und zwar meistentheils die/ derer Kin-
der auch wider Willen waren geopfert worden/
wie auch tausend geworbene Kriegsleute auf sei-
ne Seite bracht/ mit diesen nahm er früh mor-
gens den grossen Marckt ein/ erklärte sich da-
selbst für einen König/ ließ hierauf alle auf den
Strassen ungewaffnet befindliche Bürger nie-
derhauen. Wie nun aber die Stadt ver-
stand: daß kein ausländischer Feind/ sondern
Bomilcar derogestalt wütete/ grieffen die Bür-
[Spaltenumbruch] ger/ und zwar der dem Hause des Bomilcars/
gehässige Fürst Narvas am ersten zun Waffen/
führte auch selbte so behertzt an: daß diese Auf-
rührer zerstreuet/ und Bomilcar/ welchen Nar-
vas selbst mit einem Spiessein die Seite verletz-
te/ lebendig gefangen ward. Folgenden Tag
ward Bomilcar auf dem Marckte/ als dem
Schau-Platze seiner Würden und Verbrechens
an ein Creutze genagelt/ welches er behertzt erdul-
dete/ und der Zuschauenden Menge beweglich
zuredete: daß ihn die Grausamkeit ihrer bluti-
gen Opfer und ihr Undanck gegen wohlverdien-
te Helden zu solcher Entschlüssung gebracht hät-
te; indeme er wahrgenommen: daß nach dem
sie ihn seines einigen Sohnes beraubet/ es ihm
nicht besser gehen würde/ als dem Hanno/ welchen
sie aus blossem Argwohn angemaßter Oberherr-
schaft getödtet; oder dem unschuldig vertriebenen
Gisgo/ und denen zweyen Amilcarn/ derer einem
sie verläumderisch beygemessen: daß er mit dem
Agathocles unter dem Hute spielte; den andern
gleichsam aber gezwungen hätten: daß er bey
vernommener Flucht seiner Völcker sich selbst in
sein eigenes Opfer-Feuer lebendig gestürtzet. Ob
sie ihn nun hernach ver göttert/ wäre doch diß ein
merckwürdiges Beyspiel: daß sie die Güte einer
Sache allererst nach ihrem Verluste schätzten;
der Tugend aber im Leben Spinnen-feind wä-
ren. Wie aber diß alles bey vergällten Gemü-
thern wenig Mitleiden schaffte; also kam der
noch junge Fürst Narvas in grosses Ansehen sei-
ner Tapferkeit halber. Jnzwischen war Kö-
nig Aphellas den Carthaginensern schon zuvor/
und in Agathocles Läger ankommen/ daselbst
zwischen beyden grosse Verträuligkeit gemacht/
und des Agathocles Sohn Heraclidas vom A-
phellas zum Sohne angenommen worden.
Weil aber dessen sein Absehn und Bündnüß da-
hin ging: daß Agathocles sich mit Sicilien und
einem Stücke Jtaliens vergnügen/ gantz Africa
aber des Aphellas Beute seyn solte; überrede[t]e zu
gelegener Zeit/ als das Cyrenische Heer theils auf
der Fütterung aussen/ theils in der Ruhe war/

Aga-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Tapferkeit ihre Scharte auszuwetzen. Maſ-
ſen ſie denn die Carthaginenſer/ welche aus Si-
cilien mit etwas waren verſtaͤrckt worden/ und
den Koͤnig Elymas durch Geſchencke und Ver-
troͤſtungen wieder auf ihre Seite brachten/ aus
dem Felde biß indas Laͤger unter die Stadt trie-
ben/ den Koͤnig Elymas aber mit einem ſeiner
Soͤhne und anſehlichem Heer erſchlugen. An
dieſen Ungluͤcken war es noch nicht genung;
denn ſie hengen meiſt wie die Ketten-Glieder
an einander. Es kam in die Stadt Zeitung:
daß Aphellas/ der ein geweſener Kriegs-Ober-
ſter des groſſen Alexanders geweſt war/ und an-
fangs das Koͤnigreich Cyrene dem Tyrannen
Thimbro aus den Haͤnden gewunden/ dem Koͤ-
nige Ptolomeus unterthaͤnig/ hernach aber ſich
aus einem Unter-Koͤnige zu einem eigenmaͤchti-
gen Herren gemacht/ mit den Athenienſern ſich
verbunden/ von dar eine Enckelin des beruͤhm-
ten Miltiades Euthydica geheyrathet hatte/ mit
einem maͤchtigen Heere von Cyrenern und Grie-
chen durch Marmarica dem Agathocles zu
Huͤlffe im Anzuge waͤre. Weswegen von Car-
thago ein ziemliches Heer gegen der Stadt
Leptis ſo wohl dem Aphellas fuͤrzubeugen/ als
die Abtruͤnnigen Numidier wieder an ſich zu zie-
hen abgeſchickt war. Bey dieſer Gelegenheit
entſchloß ſich Bomilcar eines gefaͤhrlichen Vor-
nehmens/ als welcher nicht allein lange Zeit
ſich zum Ober-Herren der Stadt Carthago zu
machen im Schilde gefuͤhrt/ ſondern auch die ab-
gezwungene Opferung ſeines einigen Sohnes
zu raͤchen beſchloſſen hatte; er hatte fuͤnf hundert
Buͤrger/ und zwar meiſtentheils die/ derer Kin-
der auch wider Willen waren geopfert worden/
wie auch tauſend geworbene Kriegsleute auf ſei-
ne Seite bracht/ mit dieſen nahm er fruͤh mor-
gens den groſſen Marckt ein/ erklaͤrte ſich da-
ſelbſt fuͤr einen Koͤnig/ ließ hierauf alle auf den
Straſſen ungewaffnet befindliche Buͤrger nie-
derhauen. Wie nun aber die Stadt ver-
ſtand: daß kein auslaͤndiſcher Feind/ ſondern
Bomilcar derogeſtalt wuͤtete/ grieffen die Buͤr-
[Spaltenumbruch] ger/ und zwar der dem Hauſe des Bomilcars/
gehaͤſſige Fuͤrſt Narvas am erſten zun Waffen/
fuͤhrte auch ſelbte ſo behertzt an: daß dieſe Auf-
ruͤhrer zerſtreuet/ und Bomilcar/ welchen Nar-
vas ſelbſt mit einem Spieſſein die Seite verletz-
te/ lebendig gefangen ward. Folgenden Tag
ward Bomilcar auf dem Marckte/ als dem
Schau-Platze ſeiner Wuͤrden und Verbrechens
an ein Creutze genagelt/ welches er behertzt erdul-
dete/ und der Zuſchauenden Menge beweglich
zuredete: daß ihn die Grauſamkeit ihrer bluti-
gen Opfer und ihr Undanck gegen wohlverdien-
te Helden zu ſolcher Entſchluͤſſung gebracht haͤt-
te; indeme er wahrgenommen: daß nach dem
ſie ihn ſeines einigen Sohnes beraubet/ es ihm
nicht beſſer gehen wuͤrde/ als dem Hanno/ welchẽ
ſie aus bloſſem Argwohn angemaßter Oberherr-
ſchaft getoͤdtet; oder dem unſchuldig vertriebenẽ
Giſgo/ und denen zweyen Amilcarn/ derer einem
ſie verlaͤumderiſch beygemeſſen: daß er mit dem
Agathocles unter dem Hute ſpielte; den andern
gleichſam aber gezwungen haͤtten: daß er bey
vernommener Flucht ſeiner Voͤlcker ſich ſelbſt in
ſein eigenes Opfer-Feuer lebendig geſtuͤrtzet. Ob
ſie ihn nun hernach ver goͤttert/ waͤre doch diß ein
merckwuͤrdiges Beyſpiel: daß ſie die Guͤte einer
Sache allererſt nach ihrem Verluſte ſchaͤtzten;
der Tugend aber im Leben Spinnen-feind waͤ-
ren. Wie aber diß alles bey vergaͤllten Gemuͤ-
thern wenig Mitleiden ſchaffte; alſo kam der
noch junge Fuͤrſt Narvas in groſſes Anſehen ſei-
ner Tapferkeit halber. Jnzwiſchen war Koͤ-
nig Aphellas den Carthaginenſern ſchon zuvor/
und in Agathocles Laͤger ankommen/ daſelbſt
zwiſchen beyden groſſe Vertraͤuligkeit gemacht/
und des Agathocles Sohn Heraclidas vom A-
phellas zum Sohne angenommen worden.
Weil aber deſſen ſein Abſehn und Buͤndnuͤß da-
hin ging: daß Agathocles ſich mit Sicilien und
einem Stuͤcke Jtaliens vergnuͤgen/ gantz Africa
aber des Aphellas Beute ſeyn ſolte; uͤberrede[t]e zu
gelegener Zeit/ als das Cyreniſche Heer theils auf
der Fuͤtterung auſſen/ theils in der Ruhe war/

Aga-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0861" n="797[801]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
Tapferkeit ihre Scharte auszuwetzen. Ma&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ie denn die Carthaginen&#x017F;er/ welche aus Si-<lb/>
cilien mit etwas waren ver&#x017F;ta&#x0364;rckt worden/ und<lb/>
den Ko&#x0364;nig Elymas durch Ge&#x017F;chencke und Ver-<lb/>
tro&#x0364;&#x017F;tungen wieder auf ihre Seite brachten/ aus<lb/>
dem Felde biß indas La&#x0364;ger unter die Stadt trie-<lb/>
ben/ den Ko&#x0364;nig Elymas aber mit einem &#x017F;einer<lb/>
So&#x0364;hne und an&#x017F;ehlichem Heer er&#x017F;chlugen. An<lb/>
die&#x017F;en Unglu&#x0364;cken war es noch nicht genung;<lb/>
denn &#x017F;ie hengen mei&#x017F;t wie die Ketten-Glieder<lb/>
an einander. Es kam in die Stadt Zeitung:<lb/>
daß Aphellas/ der ein gewe&#x017F;ener Kriegs-Ober-<lb/>
&#x017F;ter des gro&#x017F;&#x017F;en Alexanders gewe&#x017F;t war/ und an-<lb/>
fangs das Ko&#x0364;nigreich Cyrene dem Tyrannen<lb/>
Thimbro aus den Ha&#x0364;nden gewunden/ dem Ko&#x0364;-<lb/>
nige Ptolomeus untertha&#x0364;nig/ hernach aber &#x017F;ich<lb/>
aus einem Unter-Ko&#x0364;nige zu einem eigenma&#x0364;chti-<lb/>
gen Herren gemacht/ mit den Athenien&#x017F;ern &#x017F;ich<lb/>
verbunden/ von dar eine Enckelin des beru&#x0364;hm-<lb/>
ten Miltiades Euthydica geheyrathet hatte/ mit<lb/>
einem ma&#x0364;chtigen Heere von Cyrenern und Grie-<lb/>
chen durch Marmarica dem Agathocles zu<lb/>
Hu&#x0364;lffe im Anzuge wa&#x0364;re. Weswegen von Car-<lb/>
thago ein ziemliches Heer gegen der Stadt<lb/>
Leptis &#x017F;o wohl dem Aphellas fu&#x0364;rzubeugen/ als<lb/>
die Abtru&#x0364;nnigen Numidier wieder an &#x017F;ich zu zie-<lb/>
hen abge&#x017F;chickt war. Bey die&#x017F;er Gelegenheit<lb/>
ent&#x017F;chloß &#x017F;ich Bomilcar eines gefa&#x0364;hrlichen Vor-<lb/>
nehmens/ als welcher nicht allein lange Zeit<lb/>
&#x017F;ich zum Ober-Herren der Stadt Carthago zu<lb/>
machen im Schilde gefu&#x0364;hrt/ &#x017F;ondern auch die ab-<lb/>
gezwungene Opferung &#x017F;eines einigen Sohnes<lb/>
zu ra&#x0364;chen be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte; er hatte fu&#x0364;nf hundert<lb/>
Bu&#x0364;rger/ und zwar mei&#x017F;tentheils die/ derer Kin-<lb/>
der auch wider Willen waren geopfert worden/<lb/>
wie auch tau&#x017F;end geworbene Kriegsleute auf &#x017F;ei-<lb/>
ne Seite bracht/ mit die&#x017F;en nahm er fru&#x0364;h mor-<lb/>
gens den gro&#x017F;&#x017F;en Marckt ein/ erkla&#x0364;rte &#x017F;ich da-<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t fu&#x0364;r einen Ko&#x0364;nig/ ließ hierauf alle auf den<lb/>
Stra&#x017F;&#x017F;en ungewaffnet befindliche Bu&#x0364;rger nie-<lb/>
derhauen. Wie nun aber die Stadt ver-<lb/>
&#x017F;tand: daß kein ausla&#x0364;ndi&#x017F;cher Feind/ &#x017F;ondern<lb/>
Bomilcar deroge&#x017F;talt wu&#x0364;tete/ grieffen die Bu&#x0364;r-<lb/><cb/>
ger/ und zwar der dem Hau&#x017F;e des Bomilcars/<lb/>
geha&#x0364;&#x017F;&#x017F;ige Fu&#x0364;r&#x017F;t Narvas am er&#x017F;ten zun Waffen/<lb/>
fu&#x0364;hrte auch &#x017F;elbte &#x017F;o behertzt an: daß die&#x017F;e Auf-<lb/>
ru&#x0364;hrer zer&#x017F;treuet/ und Bomilcar/ welchen Nar-<lb/>
vas &#x017F;elb&#x017F;t mit einem Spie&#x017F;&#x017F;ein die Seite verletz-<lb/>
te/ lebendig gefangen ward. Folgenden Tag<lb/>
ward Bomilcar auf dem Marckte/ als dem<lb/>
Schau-Platze &#x017F;einer Wu&#x0364;rden und Verbrechens<lb/>
an ein Creutze genagelt/ welches er behertzt erdul-<lb/>
dete/ und der Zu&#x017F;chauenden Menge beweglich<lb/>
zuredete: daß ihn die Grau&#x017F;amkeit ihrer bluti-<lb/>
gen Opfer und ihr Undanck gegen wohlverdien-<lb/>
te Helden zu &#x017F;olcher Ent&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ung gebracht ha&#x0364;t-<lb/>
te; indeme er wahrgenommen: daß nach dem<lb/>
&#x017F;ie ihn &#x017F;eines einigen Sohnes beraubet/ es ihm<lb/>
nicht be&#x017F;&#x017F;er gehen wu&#x0364;rde/ als dem Hanno/ welche&#x0303;<lb/>
&#x017F;ie aus blo&#x017F;&#x017F;em Argwohn angemaßter Oberherr-<lb/>
&#x017F;chaft geto&#x0364;dtet; oder dem un&#x017F;chuldig vertriebene&#x0303;<lb/>
Gi&#x017F;go/ und denen zweyen Amilcarn/ derer einem<lb/>
&#x017F;ie verla&#x0364;umderi&#x017F;ch beygeme&#x017F;&#x017F;en: daß er mit dem<lb/>
Agathocles unter dem Hute &#x017F;pielte; den andern<lb/>
gleich&#x017F;am aber gezwungen ha&#x0364;tten: daß er bey<lb/>
vernommener Flucht &#x017F;einer Vo&#x0364;lcker &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t in<lb/>
&#x017F;ein eigenes Opfer-Feuer lebendig ge&#x017F;tu&#x0364;rtzet. Ob<lb/>
&#x017F;ie ihn nun hernach ver go&#x0364;ttert/ wa&#x0364;re doch diß ein<lb/>
merckwu&#x0364;rdiges Bey&#x017F;piel: daß &#x017F;ie die Gu&#x0364;te einer<lb/>
Sache allerer&#x017F;t nach ihrem Verlu&#x017F;te &#x017F;cha&#x0364;tzten;<lb/>
der Tugend aber im Leben Spinnen-feind wa&#x0364;-<lb/>
ren. Wie aber diß alles bey verga&#x0364;llten Gemu&#x0364;-<lb/>
thern wenig Mitleiden &#x017F;chaffte; al&#x017F;o kam der<lb/>
noch junge Fu&#x0364;r&#x017F;t Narvas in gro&#x017F;&#x017F;es An&#x017F;ehen &#x017F;ei-<lb/>
ner Tapferkeit halber. Jnzwi&#x017F;chen war Ko&#x0364;-<lb/>
nig Aphellas den Carthaginen&#x017F;ern &#x017F;chon zuvor/<lb/>
und in Agathocles La&#x0364;ger ankommen/ da&#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
zwi&#x017F;chen beyden gro&#x017F;&#x017F;e Vertra&#x0364;uligkeit gemacht/<lb/>
und des Agathocles Sohn Heraclidas vom A-<lb/>
phellas zum Sohne angenommen worden.<lb/>
Weil aber de&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ein Ab&#x017F;ehn und Bu&#x0364;ndnu&#x0364;ß da-<lb/>
hin ging: daß Agathocles &#x017F;ich mit Sicilien und<lb/>
einem Stu&#x0364;cke Jtaliens vergnu&#x0364;gen/ gantz Africa<lb/>
aber des Aphellas Beute &#x017F;eyn &#x017F;olte; u&#x0364;berrede<supplied>t</supplied>e zu<lb/>
gelegener Zeit/ als das Cyreni&#x017F;che Heer theils auf<lb/>
der Fu&#x0364;tterung au&#x017F;&#x017F;en/ theils in der Ruhe war/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Aga-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[797[801]/0861] Arminius und Thußnelda. Tapferkeit ihre Scharte auszuwetzen. Maſ- ſen ſie denn die Carthaginenſer/ welche aus Si- cilien mit etwas waren verſtaͤrckt worden/ und den Koͤnig Elymas durch Geſchencke und Ver- troͤſtungen wieder auf ihre Seite brachten/ aus dem Felde biß indas Laͤger unter die Stadt trie- ben/ den Koͤnig Elymas aber mit einem ſeiner Soͤhne und anſehlichem Heer erſchlugen. An dieſen Ungluͤcken war es noch nicht genung; denn ſie hengen meiſt wie die Ketten-Glieder an einander. Es kam in die Stadt Zeitung: daß Aphellas/ der ein geweſener Kriegs-Ober- ſter des groſſen Alexanders geweſt war/ und an- fangs das Koͤnigreich Cyrene dem Tyrannen Thimbro aus den Haͤnden gewunden/ dem Koͤ- nige Ptolomeus unterthaͤnig/ hernach aber ſich aus einem Unter-Koͤnige zu einem eigenmaͤchti- gen Herren gemacht/ mit den Athenienſern ſich verbunden/ von dar eine Enckelin des beruͤhm- ten Miltiades Euthydica geheyrathet hatte/ mit einem maͤchtigen Heere von Cyrenern und Grie- chen durch Marmarica dem Agathocles zu Huͤlffe im Anzuge waͤre. Weswegen von Car- thago ein ziemliches Heer gegen der Stadt Leptis ſo wohl dem Aphellas fuͤrzubeugen/ als die Abtruͤnnigen Numidier wieder an ſich zu zie- hen abgeſchickt war. Bey dieſer Gelegenheit entſchloß ſich Bomilcar eines gefaͤhrlichen Vor- nehmens/ als welcher nicht allein lange Zeit ſich zum Ober-Herren der Stadt Carthago zu machen im Schilde gefuͤhrt/ ſondern auch die ab- gezwungene Opferung ſeines einigen Sohnes zu raͤchen beſchloſſen hatte; er hatte fuͤnf hundert Buͤrger/ und zwar meiſtentheils die/ derer Kin- der auch wider Willen waren geopfert worden/ wie auch tauſend geworbene Kriegsleute auf ſei- ne Seite bracht/ mit dieſen nahm er fruͤh mor- gens den groſſen Marckt ein/ erklaͤrte ſich da- ſelbſt fuͤr einen Koͤnig/ ließ hierauf alle auf den Straſſen ungewaffnet befindliche Buͤrger nie- derhauen. Wie nun aber die Stadt ver- ſtand: daß kein auslaͤndiſcher Feind/ ſondern Bomilcar derogeſtalt wuͤtete/ grieffen die Buͤr- ger/ und zwar der dem Hauſe des Bomilcars/ gehaͤſſige Fuͤrſt Narvas am erſten zun Waffen/ fuͤhrte auch ſelbte ſo behertzt an: daß dieſe Auf- ruͤhrer zerſtreuet/ und Bomilcar/ welchen Nar- vas ſelbſt mit einem Spieſſein die Seite verletz- te/ lebendig gefangen ward. Folgenden Tag ward Bomilcar auf dem Marckte/ als dem Schau-Platze ſeiner Wuͤrden und Verbrechens an ein Creutze genagelt/ welches er behertzt erdul- dete/ und der Zuſchauenden Menge beweglich zuredete: daß ihn die Grauſamkeit ihrer bluti- gen Opfer und ihr Undanck gegen wohlverdien- te Helden zu ſolcher Entſchluͤſſung gebracht haͤt- te; indeme er wahrgenommen: daß nach dem ſie ihn ſeines einigen Sohnes beraubet/ es ihm nicht beſſer gehen wuͤrde/ als dem Hanno/ welchẽ ſie aus bloſſem Argwohn angemaßter Oberherr- ſchaft getoͤdtet; oder dem unſchuldig vertriebenẽ Giſgo/ und denen zweyen Amilcarn/ derer einem ſie verlaͤumderiſch beygemeſſen: daß er mit dem Agathocles unter dem Hute ſpielte; den andern gleichſam aber gezwungen haͤtten: daß er bey vernommener Flucht ſeiner Voͤlcker ſich ſelbſt in ſein eigenes Opfer-Feuer lebendig geſtuͤrtzet. Ob ſie ihn nun hernach ver goͤttert/ waͤre doch diß ein merckwuͤrdiges Beyſpiel: daß ſie die Guͤte einer Sache allererſt nach ihrem Verluſte ſchaͤtzten; der Tugend aber im Leben Spinnen-feind waͤ- ren. Wie aber diß alles bey vergaͤllten Gemuͤ- thern wenig Mitleiden ſchaffte; alſo kam der noch junge Fuͤrſt Narvas in groſſes Anſehen ſei- ner Tapferkeit halber. Jnzwiſchen war Koͤ- nig Aphellas den Carthaginenſern ſchon zuvor/ und in Agathocles Laͤger ankommen/ daſelbſt zwiſchen beyden groſſe Vertraͤuligkeit gemacht/ und des Agathocles Sohn Heraclidas vom A- phellas zum Sohne angenommen worden. Weil aber deſſen ſein Abſehn und Buͤndnuͤß da- hin ging: daß Agathocles ſich mit Sicilien und einem Stuͤcke Jtaliens vergnuͤgen/ gantz Africa aber des Aphellas Beute ſeyn ſolte; uͤberredete zu gelegener Zeit/ als das Cyreniſche Heer theils auf der Fuͤtterung auſſen/ theils in der Ruhe war/ Aga-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/861
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 797[801]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/861>, abgerufen am 01.07.2024.