Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
licher Trennung ist. Daher belegte er nur dieTauriner/ und die/ welche ihm die Spitze gebo- ten hatten/ und zohe im ersten Frühlings-An- fange/ entweder weil er von Natur zu beschwer- licher Mühsamkeit geneigt/ oder hierdurch sein Kriegsvolck für der Verzärtelung zu bewahren gemeint war/ den zwar kürtzesten und daher von Römern am wenigsten besetzten/ an sich selbst a- ber schlimsten Weg über das Apenninische Ge- bürge/ und hernach durch eitel vom übergiessen- den Flusse Arnus gemachte Pfützen und Sümpffe in Hetrurien; in welcher das Heer gantzer vier Tage warten muste; worvon vielen Pferden das Horn von Füssen fiel/ Annibal a- ber selbst vom Winde und Platz-Regen ums Gesichte eines Auges kam; ja er den Galliern mißtrauende durch Verwechselung der Kleider und fremd-angenommener Haare sich mehr- mals verstellte. Jnzwischen hatte der Bür- germeister Flaminius ein neu mächtiges Heer versammlet/ ihm auch der König in Sicilien Hie- ro eine ansehnliche Hülffe zugeschickt. Mit diesem rückte er biß an Aretium; hatte auch noch den andern Bürgermeister Servilius mit einer grossen Macht zu erwarten. Annibal spürte alsbald des Flaminius Hochmuth aus; der aus allzu gewiß eingebildetem Siege eine grosse Menge Ketten und Fessel die Feinde in Eisen zu schlagen mit sich führte; daher brach er aus der Fesulanischen Gegend auf/ durchstreiffte mit Raub und Brand das Land/ zohe bey des Flaminius Läger vorbey/ und zwischen der Stadt Cortona und dem Thrasimenischen See gerade auf Rom zu. Flaminius schäumte für Zorn: daß ihn Annibal so verächtlich am Rü- cken gelassen hatte; daher verfolgte er Annibaln blind und unvorsichtig biß an den See; welcher dieses vernehmende des Nachts am Thrasime- nischen See alle Hügel mit Deutschen besetzte; Er selbst aber mit den Mohren und Hispaniern an dem innersten Hügel sich in Schlacht-Ord- nung stellte. Wie nun Flaminius des Mor- [Spaltenumbruch] gens/ ungeachtet des dichten Nebels das gröste Theil seines Heeres in das rings um besetzte Thal fortrücken ließ/ bot Annibal ihnen unver- sehens die Stirne. Als sie nun in diesem Ge- dränge sich vorwärts in Schlacht-Ordnung zu stellen bemüht waren/ fielen die Fürsten Magi- lus/ Dietrich und Matalus auf dreyen Seiten mit ihren streitbaren Deutschen wie der Hagel über die Römer; also: daß die rings umgebenen Römer bey so dickem Nebel nicht wusten: ob die Feinde aus den Wolcken ihnen über den Hals kämen. Die Römer wurden im ersten An- grieffe in Unordnung bracht; viel konten wegen des Gedränges nicht einst die Schwerdter zü- cken/ keiner aber einige Lantze brauchen. Ein Deutscher Ritter Ducario/ welcher tausend Jn- subrer führte/ erkennte den Flaminius; und weil er seine Schwester ihm in vorigem Kriege weggeführet hatte/ drang aus absonderer Rache gegen ihm durch die ihren Bürgermeister ver- gebens verfechtenden Römer wie ein Blitz durch/ rennte seinen Waffenträger zu Bodem/ den Flaminius aber mit der Lantze durch und durch; hernach hieb er ihm nach Verdienst den Kopff ab; weil er das Haupt eines so tapffern Heeres zu seyn unwürdig war. Funfzehn tau- send Römer/ welche weder ihre Kriegs-Gesetze/ noch die Beschaffenheit des Ortes fliehen ließ/ wurden in Stücken gehauen oder zertreten. Mago und Maharbal traffen inzwischen auff das zwischen dem See und den Bergen fortzie- hende Römische Heer mit einem solchen Unge- stüm: daß die meisten ihr Heil in dem Wasser suchten/ aber entweder von Schwerde der Waf- fen in Grund gerissen/ oder von der Reuterey zu Bodem gerennt wurden. Viel kamen durch eigenhändigen Tod der Grausamkeit ihrer Feinde für. Am merckwürdigsten aber war: daß die Hitze der Sieger/ und das Schrecken der Uberwundenen allen die Wahrnehmung des sich bey währender Schlacht zutragenden Erdbebens entzoh/ welches doch Städte über einen M m m m m 3
Arminius und Thußnelda. [Spaltenumbruch]
licher Trennung iſt. Daher belegte er nur dieTauriner/ und die/ welche ihm die Spitze gebo- ten hatten/ und zohe im erſten Fruͤhlings-An- fange/ entweder weil er von Natur zu beſchwer- licher Muͤhſamkeit geneigt/ oder hierdurch ſein Kriegsvolck fuͤr der Verzaͤrtelung zu bewahren gemeint war/ den zwar kuͤrtzeſten und daher von Roͤmern am wenigſten beſetzten/ an ſich ſelbſt a- ber ſchlimſten Weg uͤber das Apenniniſche Ge- buͤrge/ und hernach durch eitel vom uͤbergieſſen- den Fluſſe Arnus gemachte Pfuͤtzen und Suͤmpffe in Hetrurien; in welcher das Heer gantzer vier Tage warten muſte; worvon vielen Pferden das Horn von Fuͤſſen fiel/ Annibal a- ber ſelbſt vom Winde und Platz-Regen ums Geſichte eines Auges kam; ja er den Galliern mißtrauende durch Verwechſelung der Kleider und fremd-angenommener Haare ſich mehr- mals verſtellte. Jnzwiſchen hatte der Buͤr- germeiſter Flaminius ein neu maͤchtiges Heer verſam̃let/ ihm auch der Koͤnig in Sicilien Hie- ro eine anſehnliche Huͤlffe zugeſchickt. Mit dieſem ruͤckte er biß an Aretium; hatte auch noch den andern Buͤrgermeiſter Servilius mit einer groſſen Macht zu erwarten. Annibal ſpuͤrte alsbald des Flaminius Hochmuth aus; der aus allzu gewiß eingebildetem Siege eine groſſe Menge Ketten und Feſſel die Feinde in Eiſen zu ſchlagen mit ſich fuͤhrte; daher brach er aus der Feſulaniſchen Gegend auf/ durchſtreiffte mit Raub und Brand das Land/ zohe bey des Flaminius Laͤger vorbey/ und zwiſchen der Stadt Cortona und dem Thraſimeniſchen See gerade auf Rom zu. Flaminius ſchaͤumte fuͤr Zorn: daß ihn Annibal ſo veraͤchtlich am Ruͤ- cken gelaſſen hatte; daher verfolgte er Annibaln blind und unvorſichtig biß an den See; welcher dieſes vernehmende des Nachts am Thraſime- niſchen See alle Huͤgel mit Deutſchen beſetzte; Er ſelbſt aber mit den Mohren und Hiſpaniern an dem innerſten Huͤgel ſich in Schlacht-Ord- nung ſtellte. Wie nun Flaminius des Mor- [Spaltenumbruch] gens/ ungeachtet des dichten Nebels das groͤſte Theil ſeines Heeres in das rings um beſetzte Thal fortruͤcken ließ/ bot Annibal ihnen unver- ſehens die Stirne. Als ſie nun in dieſem Ge- draͤnge ſich vorwaͤrts in Schlacht-Ordnung zu ſtellen bemuͤht waren/ fielen die Fuͤrſten Magi- lus/ Dietrich und Matalus auf dreyen Seiten mit ihren ſtreitbaren Deutſchen wie der Hagel uͤber die Roͤmer; alſo: daß die rings umgebenen Roͤmer bey ſo dickem Nebel nicht wuſten: ob die Feinde aus den Wolcken ihnen uͤber den Hals kaͤmen. Die Roͤmer wurden im erſten An- grieffe in Unordnung bracht; viel konten wegen des Gedraͤnges nicht einſt die Schwerdter zuͤ- cken/ keiner aber einige Lantze brauchen. Ein Deutſcher Ritter Ducario/ welcher tauſend Jn- ſubrer fuͤhrte/ erkennte den Flaminius; und weil er ſeine Schweſter ihm in vorigem Kriege weggefuͤhret hatte/ drang aus abſonderer Rache gegen ihm durch die ihren Buͤrgermeiſter ver- gebens verfechtenden Roͤmer wie ein Blitz durch/ rennte ſeinen Waffentraͤger zu Bodem/ den Flaminius aber mit der Lantze durch und durch; hernach hieb er ihm nach Verdienſt den Kopff ab; weil er das Haupt eines ſo tapffern Heeres zu ſeyn unwuͤrdig war. Funfzehn tau- ſend Roͤmer/ welche weder ihre Kriegs-Geſetze/ noch die Beſchaffenheit des Ortes fliehen ließ/ wurden in Stuͤcken gehauen oder zertreten. Mago und Maharbal traffen inzwiſchen auff das zwiſchen dem See und den Bergen fortzie- hende Roͤmiſche Heer mit einem ſolchen Unge- ſtuͤm: daß die meiſten ihr Heil in dem Waſſer ſuchten/ aber entweder von Schwerde der Waf- fen in Grund geriſſen/ oder von der Reuterey zu Bodem gerennt wurden. Viel kamen durch eigenhaͤndigen Tod der Grauſamkeit ihrer Feinde fuͤr. Am merckwuͤrdigſten aber war: daß die Hitze der Sieger/ und das Schrecken der Uberwundenen allen die Wahrnehmung des ſich bey waͤhrender Schlacht zutragenden Erdbebens entzoh/ welches doch Staͤdte uͤber einen M m m m m 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0891" n="829[831]"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/> licher Trennung iſt. Daher belegte er nur die<lb/> Tauriner/ und die/ welche ihm die Spitze gebo-<lb/> ten hatten/ und zohe im erſten Fruͤhlings-An-<lb/> fange/ entweder weil er von Natur zu beſchwer-<lb/> licher Muͤhſamkeit geneigt/ oder hierdurch ſein<lb/> Kriegsvolck fuͤr der Verzaͤrtelung zu bewahren<lb/> gemeint war/ den zwar kuͤrtzeſten und daher von<lb/> Roͤmern am wenigſten beſetzten/ an ſich ſelbſt a-<lb/> ber ſchlimſten Weg uͤber das Apenniniſche Ge-<lb/> buͤrge/ und hernach durch eitel vom uͤbergieſſen-<lb/> den Fluſſe Arnus gemachte Pfuͤtzen und<lb/> Suͤmpffe in Hetrurien; in welcher das Heer<lb/> gantzer vier Tage warten muſte; worvon vielen<lb/> Pferden das Horn von Fuͤſſen fiel/ Annibal a-<lb/> ber ſelbſt vom Winde und Platz-Regen ums<lb/> Geſichte eines Auges kam; ja er den Galliern<lb/> mißtrauende durch Verwechſelung der Kleider<lb/> und fremd-angenommener Haare ſich mehr-<lb/> mals verſtellte. Jnzwiſchen hatte der Buͤr-<lb/> germeiſter Flaminius ein neu maͤchtiges Heer<lb/> verſam̃let/ ihm auch der Koͤnig in Sicilien Hie-<lb/> ro eine anſehnliche Huͤlffe zugeſchickt. Mit<lb/> dieſem ruͤckte er biß an Aretium; hatte auch noch<lb/> den andern Buͤrgermeiſter Servilius mit einer<lb/> groſſen Macht zu erwarten. Annibal ſpuͤrte<lb/> alsbald des Flaminius Hochmuth aus; der aus<lb/> allzu gewiß eingebildetem Siege eine groſſe<lb/> Menge Ketten und Feſſel die Feinde in Eiſen<lb/> zu ſchlagen mit ſich fuͤhrte; daher brach er aus<lb/> der Feſulaniſchen Gegend auf/ durchſtreiffte<lb/> mit Raub und Brand das Land/ zohe bey des<lb/> Flaminius Laͤger vorbey/ und zwiſchen der<lb/> Stadt Cortona und dem Thraſimeniſchen See<lb/> gerade auf Rom zu. Flaminius ſchaͤumte fuͤr<lb/> Zorn: daß ihn Annibal ſo veraͤchtlich am Ruͤ-<lb/> cken gelaſſen hatte; daher verfolgte er Annibaln<lb/> blind und unvorſichtig biß an den See; welcher<lb/> dieſes vernehmende des Nachts am Thraſime-<lb/> niſchen See alle Huͤgel mit Deutſchen beſetzte;<lb/> Er ſelbſt aber mit den Mohren und Hiſpaniern<lb/> an dem innerſten Huͤgel ſich in Schlacht-Ord-<lb/> nung ſtellte. Wie nun Flaminius des Mor-<lb/><cb/> gens/ ungeachtet des dichten Nebels das groͤſte<lb/> Theil ſeines Heeres in das rings um beſetzte<lb/> Thal fortruͤcken ließ/ bot Annibal ihnen unver-<lb/> ſehens die Stirne. Als ſie nun in dieſem Ge-<lb/> draͤnge ſich vorwaͤrts in Schlacht-Ordnung zu<lb/> ſtellen bemuͤht waren/ fielen die Fuͤrſten Magi-<lb/> lus/ Dietrich und Matalus auf dreyen Seiten<lb/> mit ihren ſtreitbaren Deutſchen wie der Hagel<lb/> uͤber die Roͤmer; alſo: daß die rings umgebenen<lb/> Roͤmer bey ſo dickem Nebel nicht wuſten: ob die<lb/> Feinde aus den Wolcken ihnen uͤber den Hals<lb/> kaͤmen. Die Roͤmer wurden im erſten An-<lb/> grieffe in Unordnung bracht; viel konten wegen<lb/> des Gedraͤnges nicht einſt die Schwerdter zuͤ-<lb/> cken/ keiner aber einige Lantze brauchen. Ein<lb/> Deutſcher Ritter Ducario/ welcher tauſend Jn-<lb/> ſubrer fuͤhrte/ erkennte den Flaminius; und<lb/> weil er ſeine Schweſter ihm in vorigem Kriege<lb/> weggefuͤhret hatte/ drang aus abſonderer Rache<lb/> gegen ihm durch die ihren Buͤrgermeiſter ver-<lb/> gebens verfechtenden Roͤmer wie ein Blitz<lb/> durch/ rennte ſeinen Waffentraͤger zu Bodem/<lb/> den Flaminius aber mit der Lantze durch und<lb/> durch; hernach hieb er ihm nach Verdienſt den<lb/> Kopff ab; weil er das Haupt eines ſo tapffern<lb/> Heeres zu ſeyn unwuͤrdig war. Funfzehn tau-<lb/> ſend Roͤmer/ welche weder ihre Kriegs-Geſetze/<lb/> noch die Beſchaffenheit des Ortes fliehen ließ/<lb/> wurden in Stuͤcken gehauen oder zertreten.<lb/> Mago und Maharbal traffen inzwiſchen auff<lb/> das zwiſchen dem See und den Bergen fortzie-<lb/> hende Roͤmiſche Heer mit einem ſolchen Unge-<lb/> ſtuͤm: daß die meiſten ihr Heil in dem Waſſer<lb/> ſuchten/ aber entweder von Schwerde der Waf-<lb/> fen in Grund geriſſen/ oder von der Reuterey zu<lb/> Bodem gerennt wurden. Viel kamen durch<lb/> eigenhaͤndigen Tod der Grauſamkeit ihrer<lb/> Feinde fuͤr. Am merckwuͤrdigſten aber war:<lb/> daß die Hitze der Sieger/ und das Schrecken<lb/> der Uberwundenen allen die Wahrnehmung<lb/> des ſich bey waͤhrender Schlacht zutragenden<lb/> Erdbebens entzoh/ welches doch Staͤdte uͤber<lb/> <fw place="bottom" type="sig">M m m m m 3</fw><fw place="bottom" type="catch">einen</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [829[831]/0891]
Arminius und Thußnelda.
licher Trennung iſt. Daher belegte er nur die
Tauriner/ und die/ welche ihm die Spitze gebo-
ten hatten/ und zohe im erſten Fruͤhlings-An-
fange/ entweder weil er von Natur zu beſchwer-
licher Muͤhſamkeit geneigt/ oder hierdurch ſein
Kriegsvolck fuͤr der Verzaͤrtelung zu bewahren
gemeint war/ den zwar kuͤrtzeſten und daher von
Roͤmern am wenigſten beſetzten/ an ſich ſelbſt a-
ber ſchlimſten Weg uͤber das Apenniniſche Ge-
buͤrge/ und hernach durch eitel vom uͤbergieſſen-
den Fluſſe Arnus gemachte Pfuͤtzen und
Suͤmpffe in Hetrurien; in welcher das Heer
gantzer vier Tage warten muſte; worvon vielen
Pferden das Horn von Fuͤſſen fiel/ Annibal a-
ber ſelbſt vom Winde und Platz-Regen ums
Geſichte eines Auges kam; ja er den Galliern
mißtrauende durch Verwechſelung der Kleider
und fremd-angenommener Haare ſich mehr-
mals verſtellte. Jnzwiſchen hatte der Buͤr-
germeiſter Flaminius ein neu maͤchtiges Heer
verſam̃let/ ihm auch der Koͤnig in Sicilien Hie-
ro eine anſehnliche Huͤlffe zugeſchickt. Mit
dieſem ruͤckte er biß an Aretium; hatte auch noch
den andern Buͤrgermeiſter Servilius mit einer
groſſen Macht zu erwarten. Annibal ſpuͤrte
alsbald des Flaminius Hochmuth aus; der aus
allzu gewiß eingebildetem Siege eine groſſe
Menge Ketten und Feſſel die Feinde in Eiſen
zu ſchlagen mit ſich fuͤhrte; daher brach er aus
der Feſulaniſchen Gegend auf/ durchſtreiffte
mit Raub und Brand das Land/ zohe bey des
Flaminius Laͤger vorbey/ und zwiſchen der
Stadt Cortona und dem Thraſimeniſchen See
gerade auf Rom zu. Flaminius ſchaͤumte fuͤr
Zorn: daß ihn Annibal ſo veraͤchtlich am Ruͤ-
cken gelaſſen hatte; daher verfolgte er Annibaln
blind und unvorſichtig biß an den See; welcher
dieſes vernehmende des Nachts am Thraſime-
niſchen See alle Huͤgel mit Deutſchen beſetzte;
Er ſelbſt aber mit den Mohren und Hiſpaniern
an dem innerſten Huͤgel ſich in Schlacht-Ord-
nung ſtellte. Wie nun Flaminius des Mor-
gens/ ungeachtet des dichten Nebels das groͤſte
Theil ſeines Heeres in das rings um beſetzte
Thal fortruͤcken ließ/ bot Annibal ihnen unver-
ſehens die Stirne. Als ſie nun in dieſem Ge-
draͤnge ſich vorwaͤrts in Schlacht-Ordnung zu
ſtellen bemuͤht waren/ fielen die Fuͤrſten Magi-
lus/ Dietrich und Matalus auf dreyen Seiten
mit ihren ſtreitbaren Deutſchen wie der Hagel
uͤber die Roͤmer; alſo: daß die rings umgebenen
Roͤmer bey ſo dickem Nebel nicht wuſten: ob die
Feinde aus den Wolcken ihnen uͤber den Hals
kaͤmen. Die Roͤmer wurden im erſten An-
grieffe in Unordnung bracht; viel konten wegen
des Gedraͤnges nicht einſt die Schwerdter zuͤ-
cken/ keiner aber einige Lantze brauchen. Ein
Deutſcher Ritter Ducario/ welcher tauſend Jn-
ſubrer fuͤhrte/ erkennte den Flaminius; und
weil er ſeine Schweſter ihm in vorigem Kriege
weggefuͤhret hatte/ drang aus abſonderer Rache
gegen ihm durch die ihren Buͤrgermeiſter ver-
gebens verfechtenden Roͤmer wie ein Blitz
durch/ rennte ſeinen Waffentraͤger zu Bodem/
den Flaminius aber mit der Lantze durch und
durch; hernach hieb er ihm nach Verdienſt den
Kopff ab; weil er das Haupt eines ſo tapffern
Heeres zu ſeyn unwuͤrdig war. Funfzehn tau-
ſend Roͤmer/ welche weder ihre Kriegs-Geſetze/
noch die Beſchaffenheit des Ortes fliehen ließ/
wurden in Stuͤcken gehauen oder zertreten.
Mago und Maharbal traffen inzwiſchen auff
das zwiſchen dem See und den Bergen fortzie-
hende Roͤmiſche Heer mit einem ſolchen Unge-
ſtuͤm: daß die meiſten ihr Heil in dem Waſſer
ſuchten/ aber entweder von Schwerde der Waf-
fen in Grund geriſſen/ oder von der Reuterey zu
Bodem gerennt wurden. Viel kamen durch
eigenhaͤndigen Tod der Grauſamkeit ihrer
Feinde fuͤr. Am merckwuͤrdigſten aber war:
daß die Hitze der Sieger/ und das Schrecken
der Uberwundenen allen die Wahrnehmung
des ſich bey waͤhrender Schlacht zutragenden
Erdbebens entzoh/ welches doch Staͤdte uͤber
einen
M m m m m 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/891 |
Zitationshilfe: | Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 829[831]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/891>, abgerufen am 01.07.2024. |