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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Reu-Carthago übergeschifft; also gefangen und
als ein Wunderwerck der Natur zum Scipio
gebracht worden. Dieser aber/ wie sehr er
durch den ersten Augenblick in sie verliebt ward/
ließ sie dem Fürsten Allucius unversehrt ausfol-
gen/ und schenckte die für sie zum Lösegelde ge-
brachte Gaben dem Bräutigam zum Heyrath-
Gute. Tarent kam inzwischen auch in Römi-
sche Gewalt. Qvintus Fulvius und Appius
Claudius über meisterten den Hanno/ und ero-
berten nach mehrmals vergebens versuchter
Entsätzung durch eine hartnäckichte Beläge-
rung die Stadt Capua nunmehr Annibals an-
ders Vaterland/ und darinnen die zwey Krie-
ges-Obersten Anno und Bostar. Ob auch wol
Annibal um seinen Feind von solcher Beläge-
rung abzuziehen/ für die fast aller Mannschafft
entblöste Stadt Rom an den Fluß Anien rück-
te; solche auch für seiner Macht bebte/ die
Mauern mit Weibern/ welche vorher mit ihren
abgeflochtenen Haaren das Pflaster der Gottes-
häuser abgesaubert hatten/ besetzte; ja Annibal
des Nachts mit dreyen ihn biß an die Pforten
begleitenden Wahrschauern/ und 3000. im Rü-
cken habenden Reutern das inwendige Wehkla-
gen selbst hörete; so traute er sich doch nicht Rom
mit Gewalt anzugreiffen; sonderlich/ da nicht
allein Claudius Flaccus mit einem Theile des
für Capua liegenden Heeres ihm stets auff der
Fersen folgte/ sondern auch die ungemeinen
Platzregen und Sturmwinde/ die nicht so wol
vom Himmel/ als den Römischen Mauern ih-
ren Uhrsprung zu haben schienen/ Annibaln von
Rom ab- und/ nach dem er des Flaccus Läger
vergebens durch Arglist zu überfallen sich be-
müht hatte/ in Lucanien vertrieben. Ungeach-
tet ihm auch das Glücke hernach etliche holde
Blicke gab/ in dem er den Bürgermeister Ful-
vius mit 8000. Römern erschlug/ den Claudius
Marcellus einmal aus dem Felde jagte/ hernach
ihn gar tödtete/ den Qvintius Crispinus aber in
die Flucht brachte/ so kehrte diese wanckelmüthi-
[Spaltenumbruch] ge Buhlerin doch denen Mohren bald wieder
den Rücken. Denn ob wol Asdrubal des Han-
nibals Bruder mit einem mächtigen Heere aus
Hispanien durch das Aqvitanische Gallien der
Arverner Gebiete/ der Allobroger Eyland bey
der Stadt Mantala über den Fluß Jsara setzte/
an dem Flusse Arcus hinauf/ und über den Berg
Cinisius/ auf die Stadt Segusio/ und bey der
Tauriner Hauptstadt mit besserem Glücke als
Annibal in Jtalien kam/ und mit denen ihm zu-
fallenden und zu allem Vorschube nunmehr
willigen Liguriern sein 56000. Mann starckes
Heer biß auf 70000. vergrösserte; auch/ unge-
achtet des ihm entgegen stehenden Bürgermei-
sters Marcus Livius die Stadt Placentz belä-
gerte; so zohe doch der im Brutischen Gebiete
gegen Annibaln liegende Bürgermeister Clau-
dius Nero mit einem Theile seines Heeres so
heimlich: daß es der ihm auf dem Halse liegende
Annibal nicht einst erfuhr/ aus dem Läger/ stieß
bey dem Flusse Sena in Umbrien zu dem Li-
vius gleichfals unvermerckt/ und nöthigte As-
drubaln zur Schlacht/ in welcher er zwar das
Ampt eines klugen und unverzagten Feldher-
ren rühmlich ver waltete; aber weil die Gallier
und Arverner für Müdigkeit kaum die Waffen
tragen kunten/ von der grossen Römischen
Macht/ darunter nunmehr auch 8000. wolver-
suchte Deutschen und Hispanier/ und etliche
hundert Numidische waren/ übermannet/ und
weil er sterben oder siegen wolte/ also bey Zer-
trennung seines Heeres gegen dem Nero wie
ein Blitz in die Römischen Hauffen sprengte/
nach dem er wol zehn edle Römer eigenhändig
erlegt hatte/ von Volckensdorff/ einem Aleman-
nischen Ritter/ der hernach den zu Pferde sitzen-
den Asdrubal in seinen Schild machen ließ/
durchstochen ward. Mit ihm fielen über 50000.
Africaner und Gallier/ auff Römischer Seite
8000. Uber diß wurden fünfftehalb tausend
von den Siegern gefangen/ Asdrubaln das
Haupt abgeschlagen/ und/ als Nero wieder in

sein
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Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Reu-Carthago uͤbergeſchifft; alſo gefangen und
als ein Wunderwerck der Natur zum Scipio
gebracht worden. Dieſer aber/ wie ſehr er
durch den erſten Augenblick in ſie verliebt ward/
ließ ſie dem Fuͤrſten Allucius unverſehrt ausfol-
gen/ und ſchenckte die fuͤr ſie zum Loͤſegelde ge-
brachte Gaben dem Braͤutigam zum Heyrath-
Gute. Tarent kam inzwiſchen auch in Roͤmi-
ſche Gewalt. Qvintus Fulvius und Appius
Claudius uͤber meiſterten den Hanno/ und ero-
berten nach mehrmals vergebens verſuchter
Entſaͤtzung durch eine hartnaͤckichte Belaͤge-
rung die Stadt Capua nunmehr Annibals an-
ders Vaterland/ und darinnen die zwey Krie-
ges-Oberſten Anno und Boſtar. Ob auch wol
Annibal um ſeinen Feind von ſolcher Belaͤge-
rung abzuziehen/ fuͤr die faſt aller Mannſchafft
entbloͤſte Stadt Rom an den Fluß Anien ruͤck-
te; ſolche auch fuͤr ſeiner Macht bebte/ die
Mauern mit Weibern/ welche vorher mit ihren
abgeflochtenen Haaren das Pflaſter der Gottes-
haͤuſer abgeſaubert hatten/ beſetzte; ja Annibal
des Nachts mit dreyen ihn biß an die Pforten
begleitenden Wahrſchauern/ und 3000. im Ruͤ-
cken habenden Reutern das inwendige Wehkla-
gen ſelbſt hoͤrete; ſo traute er ſich doch nicht Rom
mit Gewalt anzugreiffen; ſonderlich/ da nicht
allein Claudius Flaccus mit einem Theile des
fuͤr Capua liegenden Heeres ihm ſtets auff der
Ferſen folgte/ ſondern auch die ungemeinen
Platzregen und Sturmwinde/ die nicht ſo wol
vom Himmel/ als den Roͤmiſchen Mauern ih-
ren Uhrſprung zu haben ſchienen/ Annibaln von
Rom ab- und/ nach dem er des Flaccus Laͤger
vergebens durch Argliſt zu uͤberfallen ſich be-
muͤht hatte/ in Lucanien vertrieben. Ungeach-
tet ihm auch das Gluͤcke hernach etliche holde
Blicke gab/ in dem er den Buͤrgermeiſter Ful-
vius mit 8000. Roͤmern erſchlug/ den Claudius
Marcellus einmal aus dem Felde jagte/ hernach
ihn gar toͤdtete/ den Qvintius Criſpinus aber in
die Flucht brachte/ ſo kehrte dieſe wanckelmuͤthi-
[Spaltenumbruch] ge Buhlerin doch denen Mohren bald wieder
den Ruͤcken. Denn ob wol Asdrubal des Han-
nibals Bruder mit einem maͤchtigen Heere aus
Hiſpanien durch das Aqvitaniſche Gallien der
Arverner Gebiete/ der Allobroger Eyland bey
der Stadt Mantala uͤber den Fluß Jſara ſetzte/
an dem Fluſſe Arcus hinauf/ und uͤber den Berg
Ciniſius/ auf die Stadt Seguſio/ und bey der
Tauriner Hauptſtadt mit beſſerem Gluͤcke als
Annibal in Jtalien kam/ und mit denen ihm zu-
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willigen Liguriern ſein 56000. Mann ſtarckes
Heer biß auf 70000. vergroͤſſerte; auch/ unge-
achtet des ihm entgegen ſtehenden Buͤrgermei-
ſters Marcus Livius die Stadt Placentz belaͤ-
gerte; ſo zohe doch der im Brutiſchen Gebiete
gegen Annibaln liegende Buͤrgermeiſter Clau-
dius Nero mit einem Theile ſeines Heeres ſo
heimlich: daß es der ihm auf dem Halſe liegende
Annibal nicht einſt erfuhr/ aus dem Laͤger/ ſtieß
bey dem Fluſſe Sena in Umbrien zu dem Li-
vius gleichfals unvermerckt/ und noͤthigte As-
drubaln zur Schlacht/ in welcher er zwar das
Ampt eines klugen und unverzagten Feldher-
ren ruͤhmlich ver waltete; aber weil die Gallier
und Arverner fuͤr Muͤdigkeit kaum die Waffen
tragen kunten/ von der groſſen Roͤmiſchen
Macht/ darunter nunmehr auch 8000. wolver-
ſuchte Deutſchen und Hiſpanier/ und etliche
hundert Numidiſche waren/ uͤbermannet/ und
weil er ſterben oder ſiegen wolte/ alſo bey Zer-
trennung ſeines Heeres gegen dem Nero wie
ein Blitz in die Roͤmiſchen Hauffen ſprengte/
nach dem er wol zehn edle Roͤmer eigenhaͤndig
erlegt hatte/ von Volckensdorff/ einem Aleman-
niſchen Ritter/ der hernach den zu Pferde ſitzen-
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Africaner und Gallier/ auff Roͤmiſcher Seite
8000. Uber diß wurden fuͤnfftehalb tauſend
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[845[847]/0907] Arminius und Thußnelda. Reu-Carthago uͤbergeſchifft; alſo gefangen und als ein Wunderwerck der Natur zum Scipio gebracht worden. Dieſer aber/ wie ſehr er durch den erſten Augenblick in ſie verliebt ward/ ließ ſie dem Fuͤrſten Allucius unverſehrt ausfol- gen/ und ſchenckte die fuͤr ſie zum Loͤſegelde ge- brachte Gaben dem Braͤutigam zum Heyrath- Gute. Tarent kam inzwiſchen auch in Roͤmi- ſche Gewalt. Qvintus Fulvius und Appius Claudius uͤber meiſterten den Hanno/ und ero- berten nach mehrmals vergebens verſuchter Entſaͤtzung durch eine hartnaͤckichte Belaͤge- rung die Stadt Capua nunmehr Annibals an- ders Vaterland/ und darinnen die zwey Krie- ges-Oberſten Anno und Boſtar. Ob auch wol Annibal um ſeinen Feind von ſolcher Belaͤge- rung abzuziehen/ fuͤr die faſt aller Mannſchafft entbloͤſte Stadt Rom an den Fluß Anien ruͤck- te; ſolche auch fuͤr ſeiner Macht bebte/ die Mauern mit Weibern/ welche vorher mit ihren abgeflochtenen Haaren das Pflaſter der Gottes- haͤuſer abgeſaubert hatten/ beſetzte; ja Annibal des Nachts mit dreyen ihn biß an die Pforten begleitenden Wahrſchauern/ und 3000. im Ruͤ- cken habenden Reutern das inwendige Wehkla- gen ſelbſt hoͤrete; ſo traute er ſich doch nicht Rom mit Gewalt anzugreiffen; ſonderlich/ da nicht allein Claudius Flaccus mit einem Theile des fuͤr Capua liegenden Heeres ihm ſtets auff der Ferſen folgte/ ſondern auch die ungemeinen Platzregen und Sturmwinde/ die nicht ſo wol vom Himmel/ als den Roͤmiſchen Mauern ih- ren Uhrſprung zu haben ſchienen/ Annibaln von Rom ab- und/ nach dem er des Flaccus Laͤger vergebens durch Argliſt zu uͤberfallen ſich be- muͤht hatte/ in Lucanien vertrieben. Ungeach- tet ihm auch das Gluͤcke hernach etliche holde Blicke gab/ in dem er den Buͤrgermeiſter Ful- vius mit 8000. Roͤmern erſchlug/ den Claudius Marcellus einmal aus dem Felde jagte/ hernach ihn gar toͤdtete/ den Qvintius Criſpinus aber in die Flucht brachte/ ſo kehrte dieſe wanckelmuͤthi- ge Buhlerin doch denen Mohren bald wieder den Ruͤcken. Denn ob wol Asdrubal des Han- nibals Bruder mit einem maͤchtigen Heere aus Hiſpanien durch das Aqvitaniſche Gallien der Arverner Gebiete/ der Allobroger Eyland bey der Stadt Mantala uͤber den Fluß Jſara ſetzte/ an dem Fluſſe Arcus hinauf/ und uͤber den Berg Ciniſius/ auf die Stadt Seguſio/ und bey der Tauriner Hauptſtadt mit beſſerem Gluͤcke als Annibal in Jtalien kam/ und mit denen ihm zu- fallenden und zu allem Vorſchube nunmehr willigen Liguriern ſein 56000. Mann ſtarckes Heer biß auf 70000. vergroͤſſerte; auch/ unge- achtet des ihm entgegen ſtehenden Buͤrgermei- ſters Marcus Livius die Stadt Placentz belaͤ- gerte; ſo zohe doch der im Brutiſchen Gebiete gegen Annibaln liegende Buͤrgermeiſter Clau- dius Nero mit einem Theile ſeines Heeres ſo heimlich: daß es der ihm auf dem Halſe liegende Annibal nicht einſt erfuhr/ aus dem Laͤger/ ſtieß bey dem Fluſſe Sena in Umbrien zu dem Li- vius gleichfals unvermerckt/ und noͤthigte As- drubaln zur Schlacht/ in welcher er zwar das Ampt eines klugen und unverzagten Feldher- ren ruͤhmlich ver waltete; aber weil die Gallier und Arverner fuͤr Muͤdigkeit kaum die Waffen tragen kunten/ von der groſſen Roͤmiſchen Macht/ darunter nunmehr auch 8000. wolver- ſuchte Deutſchen und Hiſpanier/ und etliche hundert Numidiſche waren/ uͤbermannet/ und weil er ſterben oder ſiegen wolte/ alſo bey Zer- trennung ſeines Heeres gegen dem Nero wie ein Blitz in die Roͤmiſchen Hauffen ſprengte/ nach dem er wol zehn edle Roͤmer eigenhaͤndig erlegt hatte/ von Volckensdorff/ einem Aleman- niſchen Ritter/ der hernach den zu Pferde ſitzen- den Asdrubal in ſeinen Schild machen ließ/ durchſtochen ward. Mit ihm fielen uͤber 50000. Africaner und Gallier/ auff Roͤmiſcher Seite 8000. Uber diß wurden fuͤnfftehalb tauſend von den Siegern gefangen/ Asdrubaln das Haupt abgeſchlagen/ und/ als Nero wieder in ſein O o o o o 3

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 845[847]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/907>, abgerufen am 01.07.2024.