Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.Sechstes Buch [Spaltenumbruch]
nieder. Nach der Zeit aber setzten sie über selbigeMeer-Enge/ welche von ihnen den Nahmen des Cimmerischen Bosphorus behält; nahmen ein an Colchis stossendes Theil Scythiens ein; bauten daselbst eine lange Mauer und etliche Städte. Ein Theil darvon drang auch unter dem Fürsten Lygdanis in Lydien und Jonien/ nahm Sardes ein/ zündete den Ephesischen Tempel an/ baute am Euxinischen Meere die Stadt Chersonesus. Endlich als sie in Cilicien eine ziemliche Niederlage erlitten/ vereinbarten sie sich mit denen in Asien kommenden Deut- schen des Brennus Nachkommen in Galatien. Die andere Helffte der wandernden Cimbern zohe mit gutem Willen der Chautzen/ Friesen und Bructerer über den Rhein/ und die Maaß/ vertrieben daselbst die alten Gallier/ und setzten sich zwischen der Maaß/ dem Flusse Sabis und der Schelde feste. Aber diß war ein viel zu en- ger Raum für eine so fruchtbare Menge/ und ein so kriegerisches Volck. Daher machten sie mit den benachbarten Belgen eine richtige Gräntzscheidung/ liessen nur so viel/ als zu Be- setzung selbiger Landschafft Volckes von nöthen war/ unter dem Nahmen der Aduaticher hinter sich/ und etliche aus Jtalien von den Römern vertriebene Deutschen sich bereden: daß sie mit gesamletem Hauffen über die Alpen in das glück- selige Jtalien einzubrechen beschlossen. Hier- mit theilten sie sich in zwey grosse Heere; das eine führte Hertzog Bojorich an dem Rheine hinauf biß zu den Trebozen/ zohe unter Weges noch viel Catten und Nemeter an sich; hernach setzte er über den Rhein/ und folgends über die Doh- nau in Noricum. Weil er aber vernahm: daß die Alpen allenthalben von denen hierüber erzit- ternden Römern starck besetzt waren/ kam er biß in Jllyricum/ umb durch Anleitung der Skordiskischen Deutschen so viel leichter durch- zubrechen. Das andere Heer führte Hertzog Teutobach durch die Länge des Lugdunensischen [Spaltenumbruch] Galliens gegen dem Rhodan zu; welcher aber an dem Flusse Matrona und der Seene/ inson- derheit aber bey denen Heduern allerhand Wi- derstand fand; und daher so geschwinde als Hertzog Bojorich nicht fortrücken konte. Aber Teutobach zählte seine Siege wider die Gallier nach seinen Tage-Reisen; jagte ihnen auch ein solches Schrecken ein: daß sie den Cimbern alle Wege öffneten; oder/ wenn sie sich schon einmal in Festungen zur Gegenwehr gesetzt hatten/ aus Verzweifelung alles äuserste erduldeten/ ja sich mit derer zum Kriege untauglicher Men- schen abgeschlachteten Leibern speiseten/ ehe sie sich gutwillig ergaben. Dem Hertzoge Bojo- rich ließ Papirius Carbo ins Norich zuentbit- ten: Er solte die Noricher als befreundete Nach- barn der Römer unbelästigt lassen. Bojorich antwortete: Er hätte sich so genau umb die Bündnüsse der ihm unbekandten Völcker über der Donau nicht bekümmert; sondern die Noth ihn aus der äusersten Mitternacht gezwungen ihm irgendswo einen Sitz zu suchen. Dieser von allen Völckern zeither durch ihr Thun be- stätigtes Gesetze lehrte ihn: daß alle Dinge der Mächtigen/ nichts aber desselbten Eigenthum wäre/ der es nicht mit den Waffen zu behaup- ten wüste. Massen/ seines Wissens/ die Rö- mer aus keinem bessern Rechte zu so grossen Herrschern worden wären. Ob er nun zwar sich für keinem Menschen/ und keines Volckes Waffen fürchtete; so schätzte er doch der so be- rühmten Römer Freundschafft höher als den über die Noricher erlangten Vortheil; wolte also in der weiten Welt ihm einen Raum aus- suchen; weil die Natur ihm einen unter dem Himmel zu geben schuldig/ sein Degen auch einzunehmen mächtig wäre. Daher hoffte er: daß die Römer sich in keine mit einem andern Volcke angesponnene Hän- del mischen würden. Hiermit wendete sich König Bojorich gegen das Gebiete der Tau- risker
Sechſtes Buch [Spaltenumbruch]
nieder. Nach der Zeit aber ſetzten ſie uͤber ſelbigeMeer-Enge/ welche von ihnen den Nahmen des Cimmeriſchen Boſphorus behaͤlt; nahmen ein an Colchis ſtoſſendes Theil Scythiens ein; bauten daſelbſt eine lange Mauer und etliche Staͤdte. Ein Theil darvon drang auch unter dem Fuͤrſten Lygdanis in Lydien und Jonien/ nahm Sardes ein/ zuͤndete den Epheſiſchen Tempel an/ baute am Euxiniſchen Meere die Stadt Cherſoneſus. Endlich als ſie in Cilicien eine ziemliche Niederlage erlitten/ vereinbarten ſie ſich mit denen in Aſien kommenden Deut- ſchen des Brennus Nachkommen in Galatien. Die andere Helffte der wandernden Cimbern zohe mit gutem Willen der Chautzen/ Frieſen und Bructerer uͤber den Rhein/ und die Maaß/ vertrieben daſelbſt die alten Gallier/ und ſetzten ſich zwiſchen der Maaß/ dem Fluſſe Sabis und der Schelde feſte. Aber diß war ein viel zu en- ger Raum fuͤr eine ſo fruchtbare Menge/ und ein ſo kriegeriſches Volck. Daher machten ſie mit den benachbarten Belgen eine richtige Graͤntzſcheidung/ lieſſen nur ſo viel/ als zu Be- ſetzung ſelbiger Landſchafft Volckes von noͤthen war/ unter dem Nahmen der Aduaticher hinter ſich/ und etliche aus Jtalien von den Roͤmern vertriebene Deutſchen ſich bereden: daß ſie mit geſamletem Hauffen uͤbeꝛ die Alpen in das gluͤck- ſelige Jtalien einzubrechen beſchloſſen. Hier- mit theilten ſie ſich in zwey groſſe Heere; das eine fuͤhrte Hertzog Bojorich an dem Rheine hinauf biß zu den Trebozen/ zohe unter Weges noch viel Catten und Nemeter an ſich; hernach ſetzte er uͤber den Rhein/ und folgends uͤber die Doh- nau in Noricum. Weil er aber vernahm: daß die Alpen allenthalben von denen hieruͤber erzit- ternden Roͤmern ſtarck beſetzt waren/ kam er biß in Jllyricum/ umb durch Anleitung der Skordiskiſchen Deutſchen ſo viel leichter durch- zubrechen. Das andere Heer fuͤhrte Hertzog Teutobach durch die Laͤnge des Lugdunenſiſchen [Spaltenumbruch] Galliens gegen dem Rhodan zu; welcher aber an dem Fluſſe Matrona und der Seene/ inſon- derheit aber bey denen Heduern allerhand Wi- derſtand fand; und daher ſo geſchwinde als Hertzog Bojorich nicht fortruͤcken konte. Aber Teutobach zaͤhlte ſeine Siege wider die Gallier nach ſeinen Tage-Reiſen; jagte ihnen auch ein ſolches Schrecken ein: daß ſie den Cimbern alle Wege oͤffneten; oder/ wenn ſie ſich ſchon einmal in Feſtungen zur Gegenwehr geſetzt hatten/ aus Verzweifelung alles aͤuſerſte erduldeten/ ja ſich mit derer zum Kriege untauglicher Men- ſchen abgeſchlachteten Leibern ſpeiſeten/ ehe ſie ſich gutwillig ergaben. Dem Hertzoge Bojo- rich ließ Papirius Carbo ins Norich zuentbit- ten: Er ſolte die Noricher als befreundete Nach- barn der Roͤmer unbelaͤſtigt laſſen. Bojorich antwortete: Er haͤtte ſich ſo genau umb die Buͤndnuͤſſe der ihm unbekandten Voͤlcker uͤber der Donau nicht bekuͤmmert; ſondern die Noth ihn aus der aͤuſerſten Mitternacht gezwungen ihm irgendswo einen Sitz zu ſuchen. Dieſer von allen Voͤlckern zeither durch ihr Thun be- ſtaͤtigtes Geſetze lehrte ihn: daß alle Dinge der Maͤchtigen/ nichts aber deſſelbten Eigenthum waͤre/ der es nicht mit den Waffen zu behaup- ten wuͤſte. Maſſen/ ſeines Wiſſens/ die Roͤ- mer aus keinem beſſern Rechte zu ſo groſſen Herrſchern worden waͤren. Ob er nun zwar ſich fuͤr keinem Menſchen/ und keines Volckes Waffen fuͤrchtete; ſo ſchaͤtzte er doch der ſo be- ruͤhmten Roͤmer Freundſchafft hoͤher als den uͤber die Noricher erlangten Vortheil; wolte alſo in der weiten Welt ihm einen Raum aus- ſuchen; weil die Natur ihm einen unter dem Himmel zu geben ſchuldig/ ſein Degen auch einzunehmen maͤchtig waͤre. Daher hoffte er: daß die Roͤmer ſich in keine mit einem andern Volcke angeſponnene Haͤn- del miſchen wuͤrden. Hiermit wendete ſich Koͤnig Bojorich gegen das Gebiete der Tau- risker
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Sechſtes Buch
nieder. Nach der Zeit aber ſetzten ſie uͤber ſelbige
Meer-Enge/ welche von ihnen den Nahmen
des Cimmeriſchen Boſphorus behaͤlt; nahmen
ein an Colchis ſtoſſendes Theil Scythiens ein;
bauten daſelbſt eine lange Mauer und etliche
Staͤdte. Ein Theil darvon drang auch unter
dem Fuͤrſten Lygdanis in Lydien und Jonien/
nahm Sardes ein/ zuͤndete den Epheſiſchen
Tempel an/ baute am Euxiniſchen Meere die
Stadt Cherſoneſus. Endlich als ſie in Cilicien
eine ziemliche Niederlage erlitten/ vereinbarten
ſie ſich mit denen in Aſien kommenden Deut-
ſchen des Brennus Nachkommen in Galatien.
Die andere Helffte der wandernden Cimbern
zohe mit gutem Willen der Chautzen/ Frieſen
und Bructerer uͤber den Rhein/ und die Maaß/
vertrieben daſelbſt die alten Gallier/ und ſetzten
ſich zwiſchen der Maaß/ dem Fluſſe Sabis und
der Schelde feſte. Aber diß war ein viel zu en-
ger Raum fuͤr eine ſo fruchtbare Menge/ und
ein ſo kriegeriſches Volck. Daher machten ſie
mit den benachbarten Belgen eine richtige
Graͤntzſcheidung/ lieſſen nur ſo viel/ als zu Be-
ſetzung ſelbiger Landſchafft Volckes von noͤthen
war/ unter dem Nahmen der Aduaticher hinter
ſich/ und etliche aus Jtalien von den Roͤmern
vertriebene Deutſchen ſich bereden: daß ſie mit
geſamletem Hauffen uͤbeꝛ die Alpen in das gluͤck-
ſelige Jtalien einzubrechen beſchloſſen. Hier-
mit theilten ſie ſich in zwey groſſe Heere; das eine
fuͤhrte Hertzog Bojorich an dem Rheine hinauf
biß zu den Trebozen/ zohe unter Weges noch
viel Catten und Nemeter an ſich; hernach ſetzte
er uͤber den Rhein/ und folgends uͤber die Doh-
nau in Noricum. Weil er aber vernahm: daß
die Alpen allenthalben von denen hieruͤber erzit-
ternden Roͤmern ſtarck beſetzt waren/ kam er
biß in Jllyricum/ umb durch Anleitung der
Skordiskiſchen Deutſchen ſo viel leichter durch-
zubrechen. Das andere Heer fuͤhrte Hertzog
Teutobach durch die Laͤnge des Lugdunenſiſchen
Galliens gegen dem Rhodan zu; welcher aber
an dem Fluſſe Matrona und der Seene/ inſon-
derheit aber bey denen Heduern allerhand Wi-
derſtand fand; und daher ſo geſchwinde als
Hertzog Bojorich nicht fortruͤcken konte. Aber
Teutobach zaͤhlte ſeine Siege wider die Gallier
nach ſeinen Tage-Reiſen; jagte ihnen auch ein
ſolches Schrecken ein: daß ſie den Cimbern alle
Wege oͤffneten; oder/ wenn ſie ſich ſchon einmal
in Feſtungen zur Gegenwehr geſetzt hatten/
aus Verzweifelung alles aͤuſerſte erduldeten/
ja ſich mit derer zum Kriege untauglicher Men-
ſchen abgeſchlachteten Leibern ſpeiſeten/ ehe ſie
ſich gutwillig ergaben. Dem Hertzoge Bojo-
rich ließ Papirius Carbo ins Norich zuentbit-
ten: Er ſolte die Noricher als befreundete Nach-
barn der Roͤmer unbelaͤſtigt laſſen. Bojorich
antwortete: Er haͤtte ſich ſo genau umb die
Buͤndnuͤſſe der ihm unbekandten Voͤlcker uͤber
der Donau nicht bekuͤmmert; ſondern die Noth
ihn aus der aͤuſerſten Mitternacht gezwungen
ihm irgendswo einen Sitz zu ſuchen. Dieſer
von allen Voͤlckern zeither durch ihr Thun be-
ſtaͤtigtes Geſetze lehrte ihn: daß alle Dinge der
Maͤchtigen/ nichts aber deſſelbten Eigenthum
waͤre/ der es nicht mit den Waffen zu behaup-
ten wuͤſte. Maſſen/ ſeines Wiſſens/ die Roͤ-
mer aus keinem beſſern Rechte zu ſo groſſen
Herrſchern worden waͤren. Ob er nun zwar
ſich fuͤr keinem Menſchen/ und keines Volckes
Waffen fuͤrchtete; ſo ſchaͤtzte er doch der ſo be-
ruͤhmten Roͤmer Freundſchafft hoͤher als den
uͤber die Noricher erlangten Vortheil; wolte
alſo in der weiten Welt ihm einen Raum aus-
ſuchen; weil die Natur ihm einen unter
dem Himmel zu geben ſchuldig/ ſein Degen
auch einzunehmen maͤchtig waͤre. Daher
hoffte er: daß die Roͤmer ſich in keine mit
einem andern Volcke angeſponnene Haͤn-
del miſchen wuͤrden. Hiermit wendete ſich
Koͤnig Bojorich gegen das Gebiete der Tau-
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