Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673. Ibrah. Schläg't sie mit Trotze denn des Sultans Lieb' in Wind? Sechierp. Sie rühmet seelig die/ die selbter fähig sind. 75 Ibrah. Wie? stöß't sie denn von sich die Seeligkeit mit Füssen? Sechierp. Sie wil sich Mutter nicht gefährter Kinder wissen. Ibrah. Was mahlet ihr die Furcht für Todes-Larven für? Sechierp. Des Sultans Söhne sind ergrimmte Löwen ihr; Die ihrer Kinder Fleisch in Stücke reissen würden. 80Darumb so sey ihr Schluß: für Thron und Gold die Hürden/ Für Wollust Fessel/ Strick/ und Sebel zuerwehl'n/ Als nebst dem Sultan ihr auch Hencker zuvermähl'n. Ibrah. Sol Jbrahim von ihr sich aber henckern lassen? Sol er des Nachts im Traum' ihr zaubrisch Bild umbfassen/ 85Des Tages säufzende wie Sclave für ihr knien? Mit iedem Athame Hertzklopffen an sich ziehn? Und durch die Hellen-Pein nicht ihre Gunst erwerben? Ja unvergnüg't vergehn'/ und unbeseligt sterben? Sechierp. Großmächt'ger Herr und Fürst. Holtz/ das bald Feuer fäng't 90Hält lange Kohlen nicht. Der Hund'sstern/ welcher sängt Laub/ Graß und Blumen weg/ hat wenig Frist zu brennen. So wird der Seelenbrand sich auch des Sultans trennen Durch Zeit/ Vernunft/ und Witz. Jch selber muß gesteh'n: Auch schlechte Blumen sind den weiten Augen schön/ 95Das Wasser schein't Scarlat in fernen Regenbogen; Der Ambre Schönheit hat entfernnt mich mehr gezogen Als sie mich nahe zeucht. Und/ wo ich urtheiln kan/ So stehet Ambre nicht dem grossen Sultan an. Ibrah. Ach! Leider/ ach! diß ist kein Pflaster unsern Schmertzen! 100Die Seisse tilget nicht das Bildnüß auß dem Hertzen/ Die deine Zunge selbst preg't unser Seelen ein. Wie mag die Göttin dir nunmehr verächtlich seyn/ Der Weyrauch war zu schlecht/ und Balsam zu geringe? Sechierp. Des Menschen Vorwitz fäll't oft auf nichts-werthe. Dinge/ 105Begierde greifft so bald nach Mah' und Distel-Blüth' Als Tulipen und Klee. Wenn man zu erst ersiht Auch ein geringes Licht/ verbländet's das Gesichte. Jch schwere; grosser Fürst: daß itzt mit minderm Lichte Mir Ambrens Antlitz spiel't. Der Strahlen Unruh reg't 110Der Angen Uhrwerck nicht; Jhr Mund vermählt und heg't Mit den Granaten nicht den Anmuths Reitz zusammen. Der Brüste Schneeberg ist kein Eina/ weil von Flammen Die Gipfel unbekrön't; ja kein tief Athem schwell't Die lassen Bälg'empor. Der Wangen Lilgen-Feld 115Jst allzusehr mit Röth und Rosen überstreuet. Ibrah. Schweig Sechierpera! denn unsre Seel' erfreuet/ Und unser Aug' entzück't viel/ was du Mängel nenn'st. Weil du das Zaubern nicht der blöden Augen kenn'st/ Den Balsam nicht geschmeckt/ der von entflammten Wangen 120Und ernsten Lippen schmiltz't; Du hast uns mehr gefangen/ Mehr unser Hertz verstrick't; nun du uns hast vernein't Des Garnes zubefrey'n: Welch Unstern aber schein't Von dem Verhängnüß' uns? daß unsrer Seele Brände Bey ihr nur Eiß gebehr'n? Auf! laß durch eig'ne Hände 125Den Tham/ an welchem sich ihr Strom der Liebe stöß't/ Von Grund-auß reissen ein! die Wurtzel/ die uns flöß't Nur Gall ein/ rotten auß/ was uns entseelt/ entsecelen. Der Schauplatz verwandelt sich in der Sulta- ninnen Spatzier-Saal. Fatima. Alima. Hagar. Kiosem. Sisigambis. des Ibrahims mit der Fatima und Alima erzeugte fünf Söhne/ Machmet. Bajazeth. Murat. Orcan. Suleiman. Sisigamb. SChan't/ Schwestern/ welch ein Licht steig't auß so finstern Hölen. Die grosse Sultanin/ die Jbrahim verschloß/ 130Weil sie mein Engel war/ ist wieder frey und loß. Dem
Ibrah. Schlaͤg’t ſie mit Trotze denn des Sultans Lieb’ in Wind? Sechierp. Sie ruͤhmet ſeelig die/ die ſelbter faͤhig ſind. 75 Ibrah. Wie? ſtoͤß’t ſie denn von ſich die Seeligkeit mit Fuͤſſen? Sechierp. Sie wil ſich Mutter nicht gefaͤhrter Kinder wiſſen. Ibrah. Was mahlet ihr die Furcht fuͤr Todes-Larven fuͤr? Sechierp. Des Sultans Soͤhne ſind ergrimmte Loͤwen ihr; Die ihrer Kinder Fleiſch in Stuͤcke reiſſen wuͤrden. 80Darumb ſo ſey ihr Schluß: fuͤr Thron und Gold die Huͤrden/ Fuͤr Wolluſt Feſſel/ Strick/ und Sebel zuerwehl’n/ Als nebſt dem Sultan ihr auch Hencker zuvermaͤhl’n. Ibrah. Sol Jbrahim von ihr ſich aber henckern laſſen? Sol er des Nachts im Traum’ ihr zaubriſch Bild umbfaſſen/ 85Des Tages ſaͤufzende wie Sclave fuͤr ihr knien? Mit iedem Athame Hertzklopffen an ſich ziehn? Und durch die Hellen-Pein nicht ihre Gunſt erwerben? Ja unvergnuͤg’t vergehn’/ und unbeſeligt ſterben? Sechierp. Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt. Holtz/ das bald Feuer faͤng’t 90Haͤlt lange Kohlen nicht. Der Hund’sſtern/ welcher ſaͤngt Laub/ Graß und Blumen weg/ hat wenig Friſt zu brennen. So wird der Seelenbrand ſich auch des Sultans trennen Durch Zeit/ Vernunft/ und Witz. Jch ſelber muß geſteh’n: Auch ſchlechte Blumen ſind den weiten Augen ſchoͤn/ 95Das Waſſer ſchein’t Scarlat in fernen Regenbogen; Der Ambre Schoͤnheit hat entfernnt mich mehr gezogen Als ſie mich nahe zeucht. Und/ wo ich urtheiln kan/ So ſtehet Ambre nicht dem groſſen Sultan an. Ibrah. Ach! Leider/ ach! diß iſt kein Pflaſter unſern Schmertzen! 100Die Seiſſe tilget nicht das Bildnuͤß auß dem Hertzen/ Die deine Zunge ſelbſt preg’t unſer Seelen ein. Wie mag die Goͤttin dir nunmehr veraͤchtlich ſeyn/ Der Weyrauch war zu ſchlecht/ und Balſam zu geringe? Sechierp. Des Menſchen Vorwitz faͤll’t oft auf nichts-werthe. Dinge/ 105Begierde greifft ſo bald nach Mah’ und Diſtel-Bluͤth’ Als Tulipen und Klee. Wenn man zu erſt erſiht Auch ein geringes Licht/ verblaͤndet’s das Geſichte. Jch ſchwere; groſſer Fuͤrſt: daß itzt mit minderm Lichte Mir Ambrens Antlitz ſpiel’t. Der Strahlen Unruh reg’t 110Der Angen Uhrwerck nicht; Jhr Mund vermaͤhlt und heg’t Mit den Granaten nicht den Anmuths Reitz zuſammen. Der Bruͤſte Schneeberg iſt kein Eina/ weil von Flammen Die Gipfel unbekroͤn’t; ja kein tief Athem ſchwell’t Die laſſen Baͤlg’empor. Der Wangen Lilgen-Feld 115Jſt allzuſehr mit Roͤth und Roſen uͤberſtreuet. Ibrah. Schweig Sechierpera! denn unſre Seel’ erfreuet/ Und unſer Aug’ entzuͤck’t viel/ was du Maͤngel nenn’ſt. Weil du das Zaubern nicht der bloͤden Augen kenn’ſt/ Den Balſam nicht geſchmeckt/ der von entflammten Wangen 120Und ernſten Lippen ſchmiltz’t; Du haſt uns mehr gefangen/ Mehr unſer Hertz verſtrick’t; nun du uns haſt vernein’t Des Garnes zubefrey’n: Welch Unſtern aber ſchein’t Von dem Verhaͤngnuͤß’ uns? daß unſrer Seele Braͤnde Bey ihr nur Eiß gebehr’n? Auf! laß durch eig’ne Haͤnde 125Den Tham/ an welchem ſich ihr Strom der Liebe ſtoͤß’t/ Von Grund-auß reiſſen ein! die Wurtzel/ die uns floͤß’t Nur Gall ein/ rotten auß/ was uns entſeelt/ entſecelen. Der Schauplatz verwandelt ſich in der Sulta- ninnen Spatzier-Saal. Fatima. Alima. Hagar. Kioſem. Siſigambis. des Ibrahims mit der Fatima und Alima erzeugte fuͤnf Soͤhne/ Machmet. Bajazeth. Murat. Orcan. Suleiman. Siſigamb. SChan’t/ Schweſtern/ welch ein Licht ſteig’t auß ſo finſtern Hoͤlen. Die groſſe Sultanin/ die Jbrahim verſchloß/ 130Weil ſie mein Engel war/ iſt wieder frey und loß. Dem
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Ibrah. Schlaͤg’t ſie mit Trotze denn des Sultans Lieb’ in Wind?
Sechierp. Sie ruͤhmet ſeelig die/ die ſelbter faͤhig ſind.
Ibrah. Wie? ſtoͤß’t ſie denn von ſich die Seeligkeit mit Fuͤſſen?
Sechierp. Sie wil ſich Mutter nicht gefaͤhrter Kinder wiſſen.
Ibrah. Was mahlet ihr die Furcht fuͤr Todes-Larven fuͤr?
Sechierp. Des Sultans Soͤhne ſind ergrimmte Loͤwen ihr;
Die ihrer Kinder Fleiſch in Stuͤcke reiſſen wuͤrden.
Darumb ſo ſey ihr Schluß: fuͤr Thron und Gold die Huͤrden/
Fuͤr Wolluſt Feſſel/ Strick/ und Sebel zuerwehl’n/
Als nebſt dem Sultan ihr auch Hencker zuvermaͤhl’n.
Ibrah. Sol Jbrahim von ihr ſich aber henckern laſſen?
Sol er des Nachts im Traum’ ihr zaubriſch Bild umbfaſſen/
Des Tages ſaͤufzende wie Sclave fuͤr ihr knien?
Mit iedem Athame Hertzklopffen an ſich ziehn?
Und durch die Hellen-Pein nicht ihre Gunſt erwerben?
Ja unvergnuͤg’t vergehn’/ und unbeſeligt ſterben?
Sechierp. Großmaͤcht’ger Herr und Fuͤrſt. Holtz/ das bald Feuer faͤng’t
Haͤlt lange Kohlen nicht. Der Hund’sſtern/ welcher ſaͤngt
Laub/ Graß und Blumen weg/ hat wenig Friſt zu brennen.
So wird der Seelenbrand ſich auch des Sultans trennen
Durch Zeit/ Vernunft/ und Witz. Jch ſelber muß geſteh’n:
Auch ſchlechte Blumen ſind den weiten Augen ſchoͤn/
Das Waſſer ſchein’t Scarlat in fernen Regenbogen;
Der Ambre Schoͤnheit hat entfernnt mich mehr gezogen
Als ſie mich nahe zeucht. Und/ wo ich urtheiln kan/
So ſtehet Ambre nicht dem groſſen Sultan an.
Ibrah. Ach! Leider/ ach! diß iſt kein Pflaſter unſern Schmertzen!
Die Seiſſe tilget nicht das Bildnuͤß auß dem Hertzen/
Die deine Zunge ſelbſt preg’t unſer Seelen ein.
Wie mag die Goͤttin dir nunmehr veraͤchtlich ſeyn/
Der Weyrauch war zu ſchlecht/ und Balſam zu geringe?
Sechierp. Des Menſchen Vorwitz faͤll’t oft auf nichts-werthe. Dinge/
Begierde greifft ſo bald nach Mah’ und Diſtel-Bluͤth’
Als Tulipen und Klee. Wenn man zu erſt erſiht
Auch ein geringes Licht/ verblaͤndet’s das Geſichte.
Jch ſchwere; groſſer Fuͤrſt: daß itzt mit minderm Lichte
Mir Ambrens Antlitz ſpiel’t. Der Strahlen Unruh reg’t
Der Angen Uhrwerck nicht; Jhr Mund vermaͤhlt und heg’t
Mit den Granaten nicht den Anmuths Reitz zuſammen.
Der Bruͤſte Schneeberg iſt kein Eina/ weil von Flammen
Die Gipfel unbekroͤn’t; ja kein tief Athem ſchwell’t
Die laſſen Baͤlg’empor. Der Wangen Lilgen-Feld
Jſt allzuſehr mit Roͤth und Roſen uͤberſtreuet.
Ibrah. Schweig Sechierpera! denn unſre Seel’ erfreuet/
Und unſer Aug’ entzuͤck’t viel/ was du Maͤngel nenn’ſt.
Weil du das Zaubern nicht der bloͤden Augen kenn’ſt/
Den Balſam nicht geſchmeckt/ der von entflammten Wangen
Und ernſten Lippen ſchmiltz’t; Du haſt uns mehr gefangen/
Mehr unſer Hertz verſtrick’t; nun du uns haſt vernein’t
Des Garnes zubefrey’n: Welch Unſtern aber ſchein’t
Von dem Verhaͤngnuͤß’ uns? daß unſrer Seele Braͤnde
Bey ihr nur Eiß gebehr’n? Auf! laß durch eig’ne Haͤnde
Den Tham/ an welchem ſich ihr Strom der Liebe ſtoͤß’t/
Von Grund-auß reiſſen ein! die Wurtzel/ die uns floͤß’t
Nur Gall ein/ rotten auß/ was uns entſeelt/ entſecelen.
Der Schauplatz verwandelt ſich in der Sulta-
ninnen Spatzier-Saal.
Fatima. Alima. Hagar. Kioſem. Siſigambis. des Ibrahims mit
der Fatima und Alima erzeugte fuͤnf Soͤhne/ Machmet.
Bajazeth. Murat. Orcan. Suleiman.
Siſigamb. SChan’t/ Schweſtern/ welch ein Licht ſteig’t auß ſo finſtern Hoͤlen.
Die groſſe Sultanin/ die Jbrahim verſchloß/
Weil ſie mein Engel war/ iſt wieder frey und loß.
Dem
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