Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite
Nur Thoren übergab/ die Marmel nur zu glätten
Und Mährlein zu erzehl'n gelehr't war'n) in die Ketten/
Jn's erstern Kerckers Nacht; daß/ der vor Käyser hieß/
190Sich äffen einen Mohr/ zwey Weiber henckern ließ.
Achmet. Fürst/ hier stell't sich sein Knecht. Was schaft Stambuldens Käyser?
Ibrah. Daß Achmet seines Ampt's und Siegel sich enteuser.
Achmet. Jch leg's gehorsamst ab; und küsse Knie und Fuß/
Aufopfernd auch diß Haupt/ wo Treue büssen muß
195Und Unschuld untergeh'n.
Ibrah. Laß Achmet dich's nicht schrecken.
Man kan der Fürsten Gnad auch noch erniedrig't schmecken.
Du/ Basse Mehemet/ nimm's grosse Siegel hin.
Mehemet. Jch dancke für die Gnad/ und schwere: daß ich bin
Begierig für das Heil des Reiches zuerblassen.

200
Ibrah. Du wirst diß hohe Ampt dir so befohl'n seyn lassen/
Daß dieses Siegel sey ein Spiegel treuer Pflicht.
Mehemet. Die Wercke werden seyn der Wortte Kern und Licht.
Ibrah. Geh't nun und sag't: was uns hat Herr und Volck zu dancken.
Du aber halt hinfort dich besser in den Schrancken.

Der Schauplatz stellet für einen Saal in des
Mufti Pallast.
Bectas. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Kiuperli Bassa. Hassan-On-
gle.
und eine Menge der Janitscharen. Achmet. Mufti.
Die Cadileschieri. Ein Mollah.

205
Bectas. JHr Helden/ derer Arm den Grundstein hat geleg't
Zu Oßmanns Stul und Reich/ die ihr die Last beweg't
Des Grich'schen Käyserthum's/ und zu des Machmets Füssen
Sein Zepter abgesenck't/ die ihr den Zaum zerrissen
Des strengen Jsters hab't/ auf Selims Haupt gesätz't
210Der Mammelncken Kron/ und euren Ruhm geetz't
Jn's Nilus Sonnenthürm; in Arzirums Gemäuer
Jn Tebris Asch und Grauß/ mit Schwefel/ Blut und Feuer
Den Nahmen hab't gepreg't der Janitscharen ein;
Jhr Helden/ sag ich/ sol hier euer Kirchhof seyn?
215Wo ihr die Siegs/ Panier in's Sultans Hand gewehret.
Sol hier des Heeres Kern durch Hunger seyn verzehret/
Der Ardens Mängel oft gelücklich überstand?
Der Muth/ mit welchem ihr bekämpft der Perser Land/
Die Tugend/ die ihr ließ't bey Ravans Stürmung schauen/
220Mit der ihr Bagadet riest auß Chach Sefi Klauen/
Die Brandmal auf der Stirn und Wunden auf der Brust/
Die Abaßa euch schlug/ der Hencker/ welcher Lust
Auß euren Martern soog/ der auß den Eingeweiden
Der Mütter/ für der Zeit ließ eure Kinder schneiden
225Die Narben die ihr noch von Assacs Stürmen trag't
Die der Kosacken Trotz hat in die Flucht gejagt.
Das Blutt/ das neulich noch wie Ström außeuch geronnen
Als Retimo gestürm't/ Canca ward genommen/
Verwundet meine Seel/ und schneidet mir durch's Hertz/
230Wenn ich erstaun't hör' an; wie Jbrah'm Schimpf und Schertz
Außeuren Klagen mach't; und euch als Sclaven schätzet.
Nachdem er uns das Geld zu Schaden abgesetzet/
Euch bettelarm gemach't/ verschmälert er nun gar
Den schlechten Kriegs-Sold euch/ die ihr mit viel Gefahr
235Umb wenig Asper müß't iedweden Tag das Leben
Verkauffen/ ja für ihm in grössern Sorgen schweben/
Als wenn so Pers' als Christ auf euch die Schwerdter wetz't.
Wir haben Mustaffen des Käyserthums entsetz't/
Jn Oßmanns Blutt die Fäust und Sebeln eingetauchet
240Umb ihre mindre Schuld. Und unser Grimm verrauchet
Jtzt/ nun ein zärtlich Weib und ein ohnmächtig Kind
Uns auf die Fersen tritt; die/ die geneigt uns sind/
Als
Nur Thoren uͤbergab/ die Marmel nur zu glaͤtten
Und Maͤhrlein zu erzehl’n gelehr’t war’n) in die Ketten/
Jn’s erſtern Kerckers Nacht; daß/ der vor Kaͤyſer hieß/
190Sich aͤffen einen Mohr/ zwey Weiber henckern ließ.
Achmet. Fuͤrſt/ hier ſtell’t ſich ſein Knecht. Was ſchaft Stambuldens Kaͤyſer?
Ibrah. Daß Achmet ſeines Ampt’s und Siegel ſich enteuſer.
Achmet. Jch leg’s gehorſamſt ab; und kuͤſſe Knie und Fuß/
Aufopfernd auch diß Haupt/ wo Treue buͤſſen muß
195Und Unſchuld untergeh’n.
Ibrah. Laß Achmet dich’s nicht ſchrecken.
Man kan der Fuͤrſten Gnad auch noch erniedrig’t ſchmecken.
Du/ Baſſe Mehemet/ nimm’s groſſe Siegel hin.
Mehemet. Jch dancke fuͤr die Gnad/ und ſchwere: daß ich bin
Begierig fuͤr das Heil des Reiches zuerblaſſen.

200
Ibrah. Du wirſt diß hohe Ampt dir ſo befohl’n ſeyn laſſen/
Daß dieſes Siegel ſey ein Spiegel treuer Pflicht.
Mehemet. Die Wercke werden ſeyn der Wortte Kern und Licht.
Ibrah. Geh’t nun und ſag’t: was uns hat Herr und Volck zu dancken.
Du aber halt hinfort dich beſſer in den Schrancken.

Der Schauplatz ſtellet fuͤr einen Saal in des
Mufti Pallaſt.
Bectas. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Kiuperli Baſſa. Haſſan-On-
gle.
und eine Menge der Janitſcharen. Achmet. Mufti.
Die Cadileſchieri. Ein Mollah.

205
Bectas. JHr Helden/ derer Arm den Grundſtein hat geleg’t
Zu Oßmanns Stul und Reich/ die ihr die Laſt beweg’t
Des Grich’ſchen Kaͤyſerthum’s/ und zu des Machmets Fuͤſſen
Sein Zepter abgeſenck’t/ die ihr den Zaum zerriſſen
Des ſtrengen Jſters hab’t/ auf Selims Haupt geſaͤtz’t
210Der Mammelncken Kron/ und euren Ruhm geetz’t
Jn’s Nilus Sonnenthuͤrm; in Arzirums Gemaͤuer
Jn Tebris Aſch und Grauß/ mit Schwefel/ Blut und Feuer
Den Nahmen hab’t gepreg’t der Janitſcharen ein;
Jhr Helden/ ſag ich/ ſol hier euer Kirchhof ſeyn?
215Wo ihr die Siegs/ Panier in’s Sultans Hand gewehret.
Sol hier des Heeres Kern durch Hunger ſeyn verzehret/
Der Ardens Maͤngel oft geluͤcklich uͤberſtand?
Der Muth/ mit welchem ihr bekaͤmpft der Perſer Land/
Die Tugend/ die ihr ließ’t bey Ravans Stuͤrmung ſchauen/
220Mit der ihr Bagadet rieſt auß Chach Sefi Klauen/
Die Brandmal auf der Stirn und Wunden auf der Bruſt/
Die Abaßa euch ſchlug/ der Hencker/ welcher Luſt
Auß euren Martern ſoog/ der auß den Eingeweiden
Der Muͤtter/ fuͤr der Zeit ließ eure Kinder ſchneiden
225Die Narben die ihr noch von Aſſacs Stuͤrmen trag’t
Die der Koſacken Trotz hat in die Flucht gejagt.
Das Blutt/ das neulich noch wie Stroͤm außeuch geronnen
Als Retimo geſtuͤrm’t/ Canca ward genommen/
Verwundet meine Seel/ und ſchneidet mir durch’s Hertz/
230Wenn ich erſtaun’t hoͤr’ an; wie Jbrah’m Schimpf und Schertz
Außeuren Klagen mach’t; und euch als Sclaven ſchaͤtzet.
Nachdem er uns das Geld zu Schaden abgeſetzet/
Euch bettelarm gemach’t/ verſchmaͤlert er nun gar
Den ſchlechten Kriegs-Sold euch/ die ihr mit viel Gefahr
235Umb wenig Aſper muͤß’t iedweden Tag das Leben
Verkauffen/ ja fuͤr ihm in groͤſſern Sorgen ſchweben/
Als wenn ſo Perſ’ als Chriſt auf euch die Schwerdter wetz’t.
Wir haben Muſtaffen des Kaͤyſerthums entſetz’t/
Jn Oßmanns Blutt die Faͤuſt und Sebeln eingetauchet
240Umb ihre mindre Schuld. Und unſer Grimm verrauchet
Jtzt/ nun ein zaͤrtlich Weib und ein ohnmaͤchtig Kind
Uns auf die Ferſen tritt; die/ die geneigt uns ſind/
Als
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#MUF">
          <p><pb facs="#f0066" n="48"/>
Nur Thoren u&#x0364;bergab/ die Marmel nur zu gla&#x0364;tten<lb/>
Und Ma&#x0364;hrlein zu erzehl&#x2019;n gelehr&#x2019;t war&#x2019;n) in die Ketten/<lb/>
Jn&#x2019;s er&#x017F;tern Kerckers Nacht; daß/ der vor Ka&#x0364;y&#x017F;er hieß/<lb/><note place="left">190</note>Sich a&#x0364;ffen einen Mohr/ zwey Weiber henckern ließ.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ACH">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Achmet.</hi> </speaker>
          <p>Fu&#x0364;r&#x017F;t/ hier &#x017F;tell&#x2019;t &#x017F;ich &#x017F;ein Knecht. Was &#x017F;chaft Stambuldens Ka&#x0364;y&#x017F;er?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#IBR">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ibrah.</hi> </speaker>
          <p>Daß Achmet &#x017F;eines Ampt&#x2019;s und Siegel &#x017F;ich enteu&#x017F;er.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#ACH">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Achmet.</hi> </speaker>
          <p>Jch leg&#x2019;s gehor&#x017F;am&#x017F;t ab; und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Knie und Fuß/<lb/>
Aufopfernd auch diß Haupt/ wo Treue bu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en muß<lb/><note place="left">195</note>Und Un&#x017F;chuld untergeh&#x2019;n.</p>
        </sp>
        <sp who="#IBR">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ibrah.</hi> </speaker>
          <p>Laß Achmet dich&#x2019;s nicht &#x017F;chrecken.<lb/>
Man kan der Fu&#x0364;r&#x017F;ten Gnad auch noch erniedrig&#x2019;t &#x017F;chmecken.<lb/>
Du/ Ba&#x017F;&#x017F;e Mehemet/ nimm&#x2019;s gro&#x017F;&#x017F;e Siegel hin.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MEH">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Mehemet.</hi> </speaker>
          <p>Jch dancke fu&#x0364;r die Gnad/ und &#x017F;chwere: daß ich bin<lb/>
Begierig fu&#x0364;r das Heil des Reiches zuerbla&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
          <note place="left">200</note>
        </sp>
        <sp who="#IBR">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ibrah.</hi> </speaker>
          <p>Du wir&#x017F;t diß hohe Ampt dir &#x017F;o befohl&#x2019;n &#x017F;eyn la&#x017F;&#x017F;en/<lb/>
Daß die&#x017F;es Siegel &#x017F;ey ein Spiegel treuer Pflicht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#MEH">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Mehemet.</hi> </speaker>
          <p>Die Wercke werden &#x017F;eyn der Wortte Kern und Licht.</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#IBR">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Ibrah.</hi> </speaker>
          <p>Geh&#x2019;t nun und &#x017F;ag&#x2019;t: was uns hat Herr und Volck zu dancken.<lb/>
Du aber halt hinfort dich be&#x017F;&#x017F;er in den Schrancken.</p><lb/>
          <stage><hi rendition="#b">Der Schauplatz &#x017F;tellet fu&#x0364;r einen Saal in des</hi><lb/>
Mufti Palla&#x017F;t.<lb/><hi rendition="#aq">Bectas. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Kiuperli Ba&#x017F;&#x017F;a. Ha&#x017F;&#x017F;an-On-<lb/>
gle.</hi> <hi rendition="#fr">und eine Menge der Janit&#x017F;charen.</hi> <hi rendition="#aq">Achmet. Mufti.</hi><lb/><hi rendition="#fr">Die</hi> <hi rendition="#aq">Cadile&#x017F;chieri.</hi> <hi rendition="#fr">Ein</hi> <hi rendition="#aq">Mollah.</hi></stage><lb/>
          <note place="left">205</note>
        </sp>
        <sp who="#BEC">
          <speaker> <hi rendition="#aq">Bectas.</hi> </speaker>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>Hr Helden/ derer Arm den Grund&#x017F;tein hat geleg&#x2019;t<lb/>
Zu Oßmanns Stul und Reich/ die ihr die La&#x017F;t beweg&#x2019;t<lb/>
Des Grich&#x2019;&#x017F;chen Ka&#x0364;y&#x017F;erthum&#x2019;s/ und zu des Machmets Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Sein Zepter abge&#x017F;enck&#x2019;t/ die ihr den Zaum zerri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Des &#x017F;trengen J&#x017F;ters hab&#x2019;t/ auf Selims Haupt ge&#x017F;a&#x0364;tz&#x2019;t<lb/><note place="left">210</note>Der Mammelncken Kron/ und euren Ruhm geetz&#x2019;t<lb/>
Jn&#x2019;s Nilus Sonnenthu&#x0364;rm; in Arzirums Gema&#x0364;uer<lb/>
Jn Tebris A&#x017F;ch und Grauß/ mit Schwefel/ Blut und Feuer<lb/>
Den Nahmen hab&#x2019;t gepreg&#x2019;t der Janit&#x017F;charen ein;<lb/>
Jhr Helden/ &#x017F;ag ich/ &#x017F;ol hier euer Kirchhof &#x017F;eyn?<lb/><note place="left">215</note>Wo ihr die Siegs/ Panier in&#x2019;s Sultans Hand gewehret.<lb/>
Sol hier des Heeres Kern durch Hunger &#x017F;eyn verzehret/<lb/>
Der Ardens Ma&#x0364;ngel oft gelu&#x0364;cklich u&#x0364;ber&#x017F;tand?<lb/>
Der Muth/ mit welchem ihr beka&#x0364;mpft der Per&#x017F;er Land/<lb/>
Die Tugend/ die ihr ließ&#x2019;t bey Ravans Stu&#x0364;rmung &#x017F;chauen/<lb/><note place="left">220</note>Mit der ihr Bagadet rie&#x017F;t auß Chach Sefi Klauen/<lb/>
Die Brandmal auf der Stirn und Wunden auf der Bru&#x017F;t/<lb/>
Die Abaßa euch &#x017F;chlug/ der Hencker/ welcher Lu&#x017F;t<lb/>
Auß euren Martern &#x017F;oog/ der auß den Eingeweiden<lb/>
Der Mu&#x0364;tter/ fu&#x0364;r der Zeit ließ eure Kinder &#x017F;chneiden<lb/><note place="left">225</note>Die Narben die ihr noch von A&#x017F;&#x017F;acs Stu&#x0364;rmen trag&#x2019;t<lb/>
Die der Ko&#x017F;acken Trotz hat in die Flucht gejagt.<lb/>
Das Blutt/ das neulich noch wie Stro&#x0364;m außeuch geronnen<lb/>
Als Retimo ge&#x017F;tu&#x0364;rm&#x2019;t/ Canca ward genommen/<lb/>
Verwundet meine Seel/ und &#x017F;chneidet mir durch&#x2019;s Hertz/<lb/><note place="left">230</note>Wenn ich er&#x017F;taun&#x2019;t ho&#x0364;r&#x2019; an; wie Jbrah&#x2019;m Schimpf und Schertz<lb/>
Außeuren Klagen mach&#x2019;t; und euch als Sclaven &#x017F;cha&#x0364;tzet.<lb/>
Nachdem er uns das Geld zu Schaden abge&#x017F;etzet/<lb/>
Euch bettelarm gemach&#x2019;t/ ver&#x017F;chma&#x0364;lert er nun gar<lb/>
Den &#x017F;chlechten Kriegs-Sold euch/ die ihr mit viel Gefahr<lb/><note place="left">235</note>Umb wenig A&#x017F;per mu&#x0364;ß&#x2019;t iedweden Tag das Leben<lb/>
Verkauffen/ ja fu&#x0364;r ihm in gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ern Sorgen &#x017F;chweben/<lb/>
Als wenn &#x017F;o Per&#x017F;&#x2019; als Chri&#x017F;t auf euch die Schwerdter wetz&#x2019;t.<lb/>
Wir haben Mu&#x017F;taffen des Ka&#x0364;y&#x017F;erthums ent&#x017F;etz&#x2019;t/<lb/>
Jn Oßmanns Blutt die Fa&#x0364;u&#x017F;t und Sebeln eingetauchet<lb/><note place="left">240</note>Umb ihre mindre Schuld. Und un&#x017F;er Grimm verrauchet<lb/>
Jtzt/ nun ein za&#x0364;rtlich Weib und ein ohnma&#x0364;chtig Kind<lb/>
Uns auf die Fer&#x017F;en tritt; die/ die geneigt uns &#x017F;ind/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0066] Nur Thoren uͤbergab/ die Marmel nur zu glaͤtten Und Maͤhrlein zu erzehl’n gelehr’t war’n) in die Ketten/ Jn’s erſtern Kerckers Nacht; daß/ der vor Kaͤyſer hieß/ Sich aͤffen einen Mohr/ zwey Weiber henckern ließ. Achmet. Fuͤrſt/ hier ſtell’t ſich ſein Knecht. Was ſchaft Stambuldens Kaͤyſer? Ibrah. Daß Achmet ſeines Ampt’s und Siegel ſich enteuſer. Achmet. Jch leg’s gehorſamſt ab; und kuͤſſe Knie und Fuß/ Aufopfernd auch diß Haupt/ wo Treue buͤſſen muß Und Unſchuld untergeh’n. Ibrah. Laß Achmet dich’s nicht ſchrecken. Man kan der Fuͤrſten Gnad auch noch erniedrig’t ſchmecken. Du/ Baſſe Mehemet/ nimm’s groſſe Siegel hin. Mehemet. Jch dancke fuͤr die Gnad/ und ſchwere: daß ich bin Begierig fuͤr das Heil des Reiches zuerblaſſen. Ibrah. Du wirſt diß hohe Ampt dir ſo befohl’n ſeyn laſſen/ Daß dieſes Siegel ſey ein Spiegel treuer Pflicht. Mehemet. Die Wercke werden ſeyn der Wortte Kern und Licht. Ibrah. Geh’t nun und ſag’t: was uns hat Herr und Volck zu dancken. Du aber halt hinfort dich beſſer in den Schrancken. Der Schauplatz ſtellet fuͤr einen Saal in des Mufti Pallaſt. Bectas. Kul-Kiahia. Kara Chiaus. Kiuperli Baſſa. Haſſan-On- gle. und eine Menge der Janitſcharen. Achmet. Mufti. Die Cadileſchieri. Ein Mollah. Bectas. JHr Helden/ derer Arm den Grundſtein hat geleg’t Zu Oßmanns Stul und Reich/ die ihr die Laſt beweg’t Des Grich’ſchen Kaͤyſerthum’s/ und zu des Machmets Fuͤſſen Sein Zepter abgeſenck’t/ die ihr den Zaum zerriſſen Des ſtrengen Jſters hab’t/ auf Selims Haupt geſaͤtz’t Der Mammelncken Kron/ und euren Ruhm geetz’t Jn’s Nilus Sonnenthuͤrm; in Arzirums Gemaͤuer Jn Tebris Aſch und Grauß/ mit Schwefel/ Blut und Feuer Den Nahmen hab’t gepreg’t der Janitſcharen ein; Jhr Helden/ ſag ich/ ſol hier euer Kirchhof ſeyn? Wo ihr die Siegs/ Panier in’s Sultans Hand gewehret. Sol hier des Heeres Kern durch Hunger ſeyn verzehret/ Der Ardens Maͤngel oft geluͤcklich uͤberſtand? Der Muth/ mit welchem ihr bekaͤmpft der Perſer Land/ Die Tugend/ die ihr ließ’t bey Ravans Stuͤrmung ſchauen/ Mit der ihr Bagadet rieſt auß Chach Sefi Klauen/ Die Brandmal auf der Stirn und Wunden auf der Bruſt/ Die Abaßa euch ſchlug/ der Hencker/ welcher Luſt Auß euren Martern ſoog/ der auß den Eingeweiden Der Muͤtter/ fuͤr der Zeit ließ eure Kinder ſchneiden Die Narben die ihr noch von Aſſacs Stuͤrmen trag’t Die der Koſacken Trotz hat in die Flucht gejagt. Das Blutt/ das neulich noch wie Stroͤm außeuch geronnen Als Retimo geſtuͤrm’t/ Canca ward genommen/ Verwundet meine Seel/ und ſchneidet mir durch’s Hertz/ Wenn ich erſtaun’t hoͤr’ an; wie Jbrah’m Schimpf und Schertz Außeuren Klagen mach’t; und euch als Sclaven ſchaͤtzet. Nachdem er uns das Geld zu Schaden abgeſetzet/ Euch bettelarm gemach’t/ verſchmaͤlert er nun gar Den ſchlechten Kriegs-Sold euch/ die ihr mit viel Gefahr Umb wenig Aſper muͤß’t iedweden Tag das Leben Verkauffen/ ja fuͤr ihm in groͤſſern Sorgen ſchweben/ Als wenn ſo Perſ’ als Chriſt auf euch die Schwerdter wetz’t. Wir haben Muſtaffen des Kaͤyſerthums entſetz’t/ Jn Oßmanns Blutt die Faͤuſt und Sebeln eingetauchet Umb ihre mindre Schuld. Und unſer Grimm verrauchet Jtzt/ nun ein zaͤrtlich Weib und ein ohnmaͤchtig Kind Uns auf die Ferſen tritt; die/ die geneigt uns ſind/ Als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/66
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Ibrahim Sultan. Leipzig, 1673, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_ibrahim_1673/66>, abgerufen am 21.11.2024.