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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Da itzt dein bester Freind dich nur zu warnen suchet.
Dein Feind selbst Syphax hier/ der dich vorher verfluchet/
Fängt wegen ihres Fall's dich selbst zu lieben an/
580Weil ihrer Untreu doch kein Mensch nicht hold sein kan.
Behertzig': Ob mit Fug dich kan ihr Fall betrüben;
Die einen Tag sich nicht zwey Männer schämt zu lieben/
Und nach des Glückes Uhr auch ihre Liebe stellt;
Ja geile Wechselung für Witz und Klugheit hält.

585
Masan. Jch wil/ Großmächtger Held/ mich mühn zu über-
winden;
Wo meine Wunden nur noch Salb' und Pflaster finden;
Weil doch mein halbes Hertz' in ihr begraben liegt:
Jedoch/ da Sie und Jch nicht diese Gnade krigt:
Daß ihre Leiche nicht wird erst nach Rom geschicket/
590Da ihr Begräbnüs ihr von Römern wird verstricket/
Mag ich lebendig nicht solch Hertzeleid schau'n an.
Scipio. Du bittest/ was dir Rom nicht wol versagen kan/
Und unser Siegs-Fest sol mit keiner Leiche prangen.
Was Masanissa wird für Arth und Pracht verlangen
595Die todte Königin in's Grab zu setzen bey/
Wird Rom und uns gefalln; dir stehet alles frey.
Ja: daß auf diesen Tag kan Masanissa lernen:
Die Tugend schwinge sich bis an das Dach der Sternen;
Rom lasse treue Dienst' und grosse Helden-Muth
600Auch frembder Tapferkeit und Ruhm-verspritztes Blutt
Durchaus nicht unbelohnt/ nicht Untreu ungerochen/
So wird durch meinen Mund sein Urtheil ausgesprochen.
Fürst Syphax hat verspielt Reich/ Freyheit/ Zepter/ Thron.
Die Rom sind heimgefalln. Du Laelius wirst schon
605Mit dem Gefangenen nach Rom zu eilen wissen.
Wer Treu und Eyd zerreißt den müssen Fessel schlüssen.
Doch sol die Beute nur des Sieges Vorschmack sein.
Carthago muß auch noch geäschert werden ein.
Laelius Die Götter wollen Rom und dich mit Siege krönen/
610Auf dessen Achseln sich Rath/ Herr/ und Bürger/ lehnen.
Den allen wird noch mehr mein Zeugnüs bringen bey:
Daß vom Verhängnüsse fürlängst beschlossen sey:
Die
SOPHONISBE.
Da itzt dein beſter Freind dich nur zu warnen ſuchet.
Dein Feind ſelbſt Syphax hier/ der dich vorher verfluchet/
Faͤngt wegen ihres Fall’s dich ſelbſt zu lieben an/
580Weil ihrer Untreu doch kein Menſch nicht hold ſein kan.
Behertzig’: Ob mit Fug dich kan ihr Fall betruͤben;
Die einen Tag ſich nicht zwey Maͤnner ſchaͤmt zu lieben/
Und nach des Gluͤckes Uhr auch ihre Liebe ſtellt;
Ja geile Wechſelung fuͤr Witz und Klugheit haͤlt.

585
Maſan. Jch wil/ Großmaͤchtger Held/ mich muͤhn zu uͤber-
winden;
Wo meine Wunden nur noch Salb’ und Pflaſter finden;
Weil doch mein halbes Hertz’ in ihr begraben liegt:
Jedoch/ da Sie und Jch nicht dieſe Gnade krigt:
Daß ihre Leiche nicht wird erſt nach Rom geſchicket/
590Da ihr Begraͤbnuͤs ihr von Roͤmern wird verſtricket/
Mag ich lebendig nicht ſolch Hertzeleid ſchau’n an.
Scipio. Du bitteſt/ was dir Rom nicht wol verſagen kan/
Und unſer Siegs-Feſt ſol mit keiner Leiche prangen.
Was Maſaniſſa wird fuͤr Arth und Pracht verlangen
595Die todte Koͤnigin in’s Grab zu ſetzen bey/
Wird Rom und uns gefalln; dir ſtehet alles frey.
Ja: daß auf dieſen Tag kan Maſaniſſa lernen:
Die Tugend ſchwinge ſich bis an das Dach der Sternen;
Rom laſſe treue Dienſt’ und groſſe Helden-Muth
600Auch frembder Tapferkeit und Ruhm-verſpritztes Blutt
Durchaus nicht unbelohnt/ nicht Untreu ungerochen/
So wird durch meinen Mund ſein Urtheil ausgeſprochen.
Fuͤrſt Syphax hat verſpielt Reich/ Freyheit/ Zepter/ Thron.
Die Rom ſind heimgefalln. Du Lælius wirſt ſchon
605Mit dem Gefangenen nach Rom zu eilen wiſſen.
Wer Treu und Eyd zerreißt den muͤſſen Feſſel ſchluͤſſen.
Doch ſol die Beute nur des Sieges Vorſchmack ſein.
Carthago muß auch noch geaͤſchert werden ein.
Lælius Die Goͤtter wollen Rom und dich mit Siege kroͤnen/
610Auf deſſen Achſeln ſich Rath/ Herr/ und Buͤrger/ lehnen.
Den allen wird noch mehr mein Zeugnuͤs bringen bey:
Daß vom Verhaͤngnuͤſſe fuͤrlaͤngſt beſchloſſen ſey:
Die
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[96/0133] SOPHONISBE. Da itzt dein beſter Freind dich nur zu warnen ſuchet. Dein Feind ſelbſt Syphax hier/ der dich vorher verfluchet/ Faͤngt wegen ihres Fall’s dich ſelbſt zu lieben an/ Weil ihrer Untreu doch kein Menſch nicht hold ſein kan. Behertzig’: Ob mit Fug dich kan ihr Fall betruͤben; Die einen Tag ſich nicht zwey Maͤnner ſchaͤmt zu lieben/ Und nach des Gluͤckes Uhr auch ihre Liebe ſtellt; Ja geile Wechſelung fuͤr Witz und Klugheit haͤlt. Maſan. Jch wil/ Großmaͤchtger Held/ mich muͤhn zu uͤber- winden; Wo meine Wunden nur noch Salb’ und Pflaſter finden; Weil doch mein halbes Hertz’ in ihr begraben liegt: Jedoch/ da Sie und Jch nicht dieſe Gnade krigt: Daß ihre Leiche nicht wird erſt nach Rom geſchicket/ Da ihr Begraͤbnuͤs ihr von Roͤmern wird verſtricket/ Mag ich lebendig nicht ſolch Hertzeleid ſchau’n an. Scipio. Du bitteſt/ was dir Rom nicht wol verſagen kan/ Und unſer Siegs-Feſt ſol mit keiner Leiche prangen. Was Maſaniſſa wird fuͤr Arth und Pracht verlangen Die todte Koͤnigin in’s Grab zu ſetzen bey/ Wird Rom und uns gefalln; dir ſtehet alles frey. Ja: daß auf dieſen Tag kan Maſaniſſa lernen: Die Tugend ſchwinge ſich bis an das Dach der Sternen; Rom laſſe treue Dienſt’ und groſſe Helden-Muth Auch frembder Tapferkeit und Ruhm-verſpritztes Blutt Durchaus nicht unbelohnt/ nicht Untreu ungerochen/ So wird durch meinen Mund ſein Urtheil ausgeſprochen. Fuͤrſt Syphax hat verſpielt Reich/ Freyheit/ Zepter/ Thron. Die Rom ſind heimgefalln. Du Lælius wirſt ſchon Mit dem Gefangenen nach Rom zu eilen wiſſen. Wer Treu und Eyd zerreißt den muͤſſen Feſſel ſchluͤſſen. Doch ſol die Beute nur des Sieges Vorſchmack ſein. Carthago muß auch noch geaͤſchert werden ein. Lælius Die Goͤtter wollen Rom und dich mit Siege kroͤnen/ Auf deſſen Achſeln ſich Rath/ Herr/ und Buͤrger/ lehnen. Den allen wird noch mehr mein Zeugnuͤs bringen bey: Daß vom Verhaͤngnuͤſſe fuͤrlaͤngſt beſchloſſen ſey: Die

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/133>, abgerufen am 21.11.2024.