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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
155Laß dir nur überhin die Schelmstück' offenbaren.
Mein Vater Gala war kaum aus der Welt gefahren/
Als durch des Syphax Gift mein älter Bruder schon
Desalees unterging. So bald sein zarter Sohn
Capusa König wird/ hetzt er zum Aufruhrs-Brande
160Den Mezetulus auf: daß er mit höchster Schande
Jn seines Königs Blutt so Händ' als Seele wäscht;
Mit des Desalees Frau die geile Brunst ausläscht/
Sie in sein Bette raubt; des Reiches Häupter schlachtet/
Den Printz Lueumacen auch aufzureiben trachtet/
165Und sich in Thron zu spieln. Als aber unsre Faust
Gereitzt durch Schand und Mord/ für den den Unthiern graust/
Mit König Bochars Hülff im väterlichen Reiche
Den Räuber überfiel/ und mit beglücktem Streiche
Bey Tapsus Sieger ward; schickt Syphax wider mich
170Ein starckes Läger aus; und als der Räuber sich
Zutrennt durch meinen Arm mus flüchten aus dem Lande/
Läßt Syphax Asdrubaln zu einem neuen Bande
Sich reitzen wider mich; bringt eilends auf den Fuß
Die Kräfte seines Reich's/ so: daß ich aufangs muß
175Auf Balbus Klippen flihn und dar vom Raube leben;
Doch mich bald vom Gebürg' in ofne Flucht begeben/
Ja/ als bey Clupea selbst fünf' ich kaum entkam/
Mich stürtzen in den Flus; aus dem ich zwar entschwam/
Doch Bocharn glauben lies: ich sey im Strom' ersoffen/
180Bis ich den schwachen Leib/ den funfzen Wunden troffen/
Jn einer Höle mir mit Kräutern ausgeheilt.
Daselbsten les' ich noch vom Heere/ das zertheilt/
Kaum viertzig Reuter auf/ zih ein neu Heer zusammen;
Ja treibe wie ein Wind des Krieges glimme Flammen
185Bis an des Syphax-Burg; nahm Hippons Felsen ein.
Der Himmel aber schien mein Todt-Feind selbst zu sein/
So Syphax als sein Sohn der Fürst Vermina führen
Zwey Läger auf mich an. Jch muß die Schlacht verlieren/
Und kan Verminen kaum durch schnellste Flucht entflihn/
190Muß Trost-loos und versteckt zum Garamanten zihn;
Bis Syphax sich so weit läßt Asdrubaln bethören
Durch seiner Tochter Eh; daß er sich zu versehren
Der
SOPHONISBE.
155Laß dir nur uͤberhin die Schelmſtuͤck’ offenbaren.
Mein Vater Gala war kaum aus der Welt gefahren/
Als durch des Syphax Gift mein aͤlter Bruder ſchon
Deſalees unterging. So bald ſein zarter Sohn
Capuſa Koͤnig wird/ hetzt er zum Aufruhrs-Brande
160Den Mezetulus auf: daß er mit hoͤchſter Schande
Jn ſeines Koͤnigs Blutt ſo Haͤnd’ als Seele waͤſcht;
Mit des Deſalees Frau die geile Brunſt auslaͤſcht/
Sie in ſein Bette raubt; des Reiches Haͤupter ſchlachtet/
Den Printz Lueumacen auch aufzureiben trachtet/
165Und ſich in Thron zu ſpieln. Als aber unſre Fauſt
Gereitzt durch Schand und Mord/ fuͤr den den Unthiern grauſt/
Mit Koͤnig Bochars Huͤlff im vaͤterlichen Reiche
Den Raͤuber uͤberfiel/ und mit begluͤcktem Streiche
Bey Tapſus Sieger ward; ſchickt Syphax wider mich
170Ein ſtarckes Laͤger aus; und als der Raͤuber ſich
Zutrennt durch meinen Arm mus fluͤchten aus dem Lande/
Laͤßt Syphax Asdrubaln zu einem neuen Bande
Sich reitzen wider mich; bringt eilends auf den Fuß
Die Kraͤfte ſeines Reich’s/ ſo: daß ich aufangs muß
175Auf Balbus Klippen flihn und dar vom Raube leben;
Doch mich bald vom Gebuͤrg’ in ofne Flucht begeben/
Ja/ als bey Clupea ſelbſt fuͤnf’ ich kaum entkam/
Mich ſtuͤrtzen in den Flus; aus dem ich zwar entſchwam/
Doch Bocharn glauben lies: ich ſey im Strom’ erſoffen/
180Bis ich den ſchwachen Leib/ den funfzen Wunden troffen/
Jn einer Hoͤle mir mit Kraͤutern ausgeheilt.
Daſelbſten leſ’ ich noch vom Heere/ das zertheilt/
Kaum viertzig Reuter auf/ zih ein neu Heer zuſammen;
Ja treibe wie ein Wind des Krieges glimme Flammen
185Bis an des Syphax-Burg; nahm Hippons Felſen ein.
Der Himmel aber ſchien mein Todt-Feind ſelbſt zu ſein/
So Syphax als ſein Sohn der Fuͤrſt Vermina fuͤhren
Zwey Laͤger auf mich an. Jch muß die Schlacht verlieren/
Und kan Verminen kaum durch ſchnellſte Flucht entflihn/
190Muß Troſt-loos und verſteckt zum Garamanten zihn;
Bis Syphax ſich ſo weit laͤßt Asdrubaln bethoͤren
Durch ſeiner Tochter Eh; daß er ſich zu verſehren
Der
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[6/0043] SOPHONISBE. Laß dir nur uͤberhin die Schelmſtuͤck’ offenbaren. Mein Vater Gala war kaum aus der Welt gefahren/ Als durch des Syphax Gift mein aͤlter Bruder ſchon Deſalees unterging. So bald ſein zarter Sohn Capuſa Koͤnig wird/ hetzt er zum Aufruhrs-Brande Den Mezetulus auf: daß er mit hoͤchſter Schande Jn ſeines Koͤnigs Blutt ſo Haͤnd’ als Seele waͤſcht; Mit des Deſalees Frau die geile Brunſt auslaͤſcht/ Sie in ſein Bette raubt; des Reiches Haͤupter ſchlachtet/ Den Printz Lueumacen auch aufzureiben trachtet/ Und ſich in Thron zu ſpieln. Als aber unſre Fauſt Gereitzt durch Schand und Mord/ fuͤr den den Unthiern grauſt/ Mit Koͤnig Bochars Huͤlff im vaͤterlichen Reiche Den Raͤuber uͤberfiel/ und mit begluͤcktem Streiche Bey Tapſus Sieger ward; ſchickt Syphax wider mich Ein ſtarckes Laͤger aus; und als der Raͤuber ſich Zutrennt durch meinen Arm mus fluͤchten aus dem Lande/ Laͤßt Syphax Asdrubaln zu einem neuen Bande Sich reitzen wider mich; bringt eilends auf den Fuß Die Kraͤfte ſeines Reich’s/ ſo: daß ich aufangs muß Auf Balbus Klippen flihn und dar vom Raube leben; Doch mich bald vom Gebuͤrg’ in ofne Flucht begeben/ Ja/ als bey Clupea ſelbſt fuͤnf’ ich kaum entkam/ Mich ſtuͤrtzen in den Flus; aus dem ich zwar entſchwam/ Doch Bocharn glauben lies: ich ſey im Strom’ erſoffen/ Bis ich den ſchwachen Leib/ den funfzen Wunden troffen/ Jn einer Hoͤle mir mit Kraͤutern ausgeheilt. Daſelbſten leſ’ ich noch vom Heere/ das zertheilt/ Kaum viertzig Reuter auf/ zih ein neu Heer zuſammen; Ja treibe wie ein Wind des Krieges glimme Flammen Bis an des Syphax-Burg; nahm Hippons Felſen ein. Der Himmel aber ſchien mein Todt-Feind ſelbſt zu ſein/ So Syphax als ſein Sohn der Fuͤrſt Vermina fuͤhren Zwey Laͤger auf mich an. Jch muß die Schlacht verlieren/ Und kan Verminen kaum durch ſchnellſte Flucht entflihn/ Muß Troſt-loos und verſteckt zum Garamanten zihn; Bis Syphax ſich ſo weit laͤßt Asdrubaln bethoͤren Durch ſeiner Tochter Eh; daß er ſich zu verſehren Der

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/43>, abgerufen am 23.11.2024.