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Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680.

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SOPHONISBE.
Masin. Hat Rom im Lieben uns Gesätze vorzuschreiben?
Sophon Jch werde Scipions Gefang'ne sollen bleiben.
Masin. Nimmt Cyrtha Scipio nicht Masinissa ein?
Sophon. Die grösten Fürsten solln der Römer Werckzeug sein.
415
Masin. Jch bin Roms Sclave nicht/ es heißt mich Bunds-
Genossen.
Sophon. Sie wolln stets erndten ein/ wo andre gleich gegossen.
Masin. Dich Sophonisbe nicht/ weil Mafinissa lebt.
Sophon. Jch sorge: daß mir dis den Sterbekittel webt!
Masin. Jch wil den Bund mit Rom/ eh als den Eyd dir brechen.
420
Sophon. Jch darf/ mein Schutz-Gott/ dir nun nicht mehr wi-
dersprechen.
Die Flamme läßt in mir sich länger nicht verhöln.
Laß einen heissen Kuß den todten Mund beseeln.
Denn Küssen ist der Kern/ die Seele ja der Liebe.
Jtzt folgt nach Thränen Lust/ und Sonnenschein aufs Trübe.
425Jch bin aus mir entzückt/ ersäuft von Glück und Lust!
Jch opfere mein Hertz und wiedme meine Brust
Zum Tempel.
Masin. Himmel hilf! wil sie in Ohnmacht fallen?
Sophon. Laß Labsal saugen mich aus deinen Mund-Korallen.
Masin. Streut zweyer Sonnen Nacht der Thränen Thau von
sich?

430
Sophon. Mein Brand zerschmeltzt die Seel' und fleucht aus mir
in dich!
Masin. Und meine lächst nach dir! Jch sincke für dir nieder!
Jch gebe dir dein Reich mit meiner Seele wieder.
Das Einhorn lägt sein Horn/ das Zepter seiner Macht/
So in der Frauen Schoos. Laß uns/ mein Licht/ bedacht
435Stracks auf die Hochzeit sein/ und aus dem Kercker gehen.
Vollzogner Heyrath kan Rom schwerer wiederstehen.


Der
C
SOPHONISBE.
Maſin. Hat Rom im Lieben uns Geſaͤtze vorzuſchreiben?
Sophon Jch werde Scipions Gefang’ne ſollen bleiben.
Maſin. Nim̃t Cyrtha Scipio nicht Maſiniſſa ein?
Sophon. Die groͤſten Fuͤrſten ſolln der Roͤmer Werckzeug ſein.
415
Maſin. Jch bin Roms Sclave nicht/ es heißt mich Bunds-
Genoſſen.
Sophon. Sie wolln ſtets erndten ein/ wo andre gleich gegoſſen.
Maſin. Dich Sophonisbe nicht/ weil Mafiniſſa lebt.
Sophon. Jch ſorge: daß mir dis den Sterbekittel webt!
Maſin. Jch wil den Bund mit Rom/ eh als den Eyd dir brechen.
420
Sophon. Jch darf/ mein Schutz-Gott/ dir nun nicht mehr wi-
derſprechen.
Die Flamme laͤßt in mir ſich laͤnger nicht verhoͤln.
Laß einen heiſſen Kuß den todten Mund beſeeln.
Denn Kuͤſſen iſt der Kern/ die Seele ja der Liebe.
Jtzt folgt nach Thraͤnen Luſt/ und Sonnenſchein aufs Truͤbe.
425Jch bin aus mir entzuͤckt/ erſaͤuft von Gluͤck und Luſt!
Jch opfere mein Hertz und wiedme meine Bruſt
Zum Tempel.
Maſin. Himmel hilf! wil ſie in Ohnmacht fallen?
Sophon. Laß Labſal ſaugen mich aus deinen Mund-Korallen.
Maſin. Streut zweyer Sonnen Nacht der Thraͤnen Thau von
ſich?

430
Sophon. Mein Brand zerſchmeltzt die Seel’ und fleucht aus mir
in dich!
Maſin. Und meine laͤchſt nach dir! Jch ſincke fuͤr dir nieder!
Jch gebe dir dein Reich mit meiner Seele wieder.
Das Einhorn laͤgt ſein Horn/ das Zepter ſeiner Macht/
So in der Frauen Schoos. Laß uns/ mein Licht/ bedacht
435Stracks auf die Hochzeit ſein/ und aus dem Kercker gehen.
Vollzogner Heyrath kan Rom ſchwerer wiederſtehen.


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[33/0070] SOPHONISBE. Maſin. Hat Rom im Lieben uns Geſaͤtze vorzuſchreiben? Sophon Jch werde Scipions Gefang’ne ſollen bleiben. Maſin. Nim̃t Cyrtha Scipio nicht Maſiniſſa ein? Sophon. Die groͤſten Fuͤrſten ſolln der Roͤmer Werckzeug ſein. Maſin. Jch bin Roms Sclave nicht/ es heißt mich Bunds- Genoſſen. Sophon. Sie wolln ſtets erndten ein/ wo andre gleich gegoſſen. Maſin. Dich Sophonisbe nicht/ weil Mafiniſſa lebt. Sophon. Jch ſorge: daß mir dis den Sterbekittel webt! Maſin. Jch wil den Bund mit Rom/ eh als den Eyd dir brechen. Sophon. Jch darf/ mein Schutz-Gott/ dir nun nicht mehr wi- derſprechen. Die Flamme laͤßt in mir ſich laͤnger nicht verhoͤln. Laß einen heiſſen Kuß den todten Mund beſeeln. Denn Kuͤſſen iſt der Kern/ die Seele ja der Liebe. Jtzt folgt nach Thraͤnen Luſt/ und Sonnenſchein aufs Truͤbe. Jch bin aus mir entzuͤckt/ erſaͤuft von Gluͤck und Luſt! Jch opfere mein Hertz und wiedme meine Bruſt Zum Tempel. Maſin. Himmel hilf! wil ſie in Ohnmacht fallen? Sophon. Laß Labſal ſaugen mich aus deinen Mund-Korallen. Maſin. Streut zweyer Sonnen Nacht der Thraͤnen Thau von ſich? Sophon. Mein Brand zerſchmeltzt die Seel’ und fleucht aus mir in dich! Maſin. Und meine laͤchſt nach dir! Jch ſincke fuͤr dir nieder! Jch gebe dir dein Reich mit meiner Seele wieder. Das Einhorn laͤgt ſein Horn/ das Zepter ſeiner Macht/ So in der Frauen Schoos. Laß uns/ mein Licht/ bedacht Stracks auf die Hochzeit ſein/ und aus dem Kercker gehen. Vollzogner Heyrath kan Rom ſchwerer wiederſtehen. Der C

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Sophonisbe. Breslau, 1680, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_sophonisbe_1680/70>, abgerufen am 24.11.2024.