Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.überall eine und dieselbe geblieben, nur mit dem Unterschiede, daß sie bei der ersten Generation in irischer, bei der zweiten in deutscher, und bei der dritten in slavischer Gestalt sich zu erkennen giebt. Es war ein günstiger Umstand, daß hier der Anfang der Sache in die Zeit der vierzigtägigen Faste fiel, die selbst nichts Anderes, als eine Uebung der Mäßigkeit, die Gemüther für religiöse Eindrücke stets empfänglicher macht, und wenn die Kirchenzucht nicht in so großen Verfall gerathen wäre, allein hätte hinreichen müssen, der Völlerei ein Ende zu machen. Nicht minder günstig und wahrhaft erhebend wirkte auf die Geistlichkeit der öffentliche Aufruf, der von Seiten zweier Gutsherren an sie ergangen war. Herr Wit von Döring hatte den Abgrund des Verderbens, worin das arme Volk versunken war, in seiner ganzen Tiefe erkannt, und schon am Neujahrstage zur Beschränkung des Uebels nicht weniger als zehn verschiedene Vorschläge, und unter diesen, obgleich Protestant, auch den gemacht, daß das Oberhaupt der katholischen Kirche angegangen werde, durch besondere Anweisungen und Gnadenbewilligungen den Klerus zur Theilnahme, und das Volk zum Gehorsam zu bringen; ein Vorschlag, über welchen einige Leute in Furcht und Schrecken geriethen. Bald darauf ließ sich im Kirchenblatt Herr Ludwig von Schmakowski vernehmen, der mit freudiger Anerkennung seines Vorgängers laut erklärte: nur auf geistlichem Gebiete könne das Uebel mit der Wurzel ausgerottet überall eine und dieselbe geblieben, nur mit dem Unterschiede, daß sie bei der ersten Generation in irischer, bei der zweiten in deutscher, und bei der dritten in slavischer Gestalt sich zu erkennen giebt. Es war ein günstiger Umstand, daß hier der Anfang der Sache in die Zeit der vierzigtägigen Faste fiel, die selbst nichts Anderes, als eine Uebung der Mäßigkeit, die Gemüther für religiöse Eindrücke stets empfänglicher macht, und wenn die Kirchenzucht nicht in so großen Verfall gerathen wäre, allein hätte hinreichen müssen, der Völlerei ein Ende zu machen. Nicht minder günstig und wahrhaft erhebend wirkte auf die Geistlichkeit der öffentliche Aufruf, der von Seiten zweier Gutsherren an sie ergangen war. Herr Wit von Döring hatte den Abgrund des Verderbens, worin das arme Volk versunken war, in seiner ganzen Tiefe erkannt, und schon am Neujahrstage zur Beschränkung des Uebels nicht weniger als zehn verschiedene Vorschläge, und unter diesen, obgleich Protestant, auch den gemacht, daß das Oberhaupt der katholischen Kirche angegangen werde, durch besondere Anweisungen und Gnadenbewilligungen den Klerus zur Theilnahme, und das Volk zum Gehorsam zu bringen; ein Vorschlag, über welchen einige Leute in Furcht und Schrecken geriethen. Bald darauf ließ sich im Kirchenblatt Herr Ludwig von Schmakowski vernehmen, der mit freudiger Anerkennung seines Vorgängers laut erklärte: nur auf geistlichem Gebiete könne das Uebel mit der Wurzel ausgerottet <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0053" n="43"/> überall eine und dieselbe geblieben, nur mit dem Unterschiede, daß sie bei der ersten Generation in irischer, bei der zweiten in deutscher, und bei der dritten in slavischer Gestalt sich zu erkennen giebt.</p> <p>Es war ein günstiger Umstand, daß hier der Anfang der Sache in die Zeit der vierzigtägigen Faste fiel, die selbst nichts Anderes, als eine Uebung der Mäßigkeit, die Gemüther für religiöse Eindrücke stets empfänglicher macht, und wenn die Kirchenzucht nicht in so großen Verfall gerathen wäre, allein hätte hinreichen müssen, der Völlerei ein Ende zu machen. Nicht minder günstig und wahrhaft erhebend wirkte auf die Geistlichkeit der öffentliche Aufruf, der von Seiten zweier Gutsherren an sie ergangen war. Herr <hi rendition="#g">Wit von Döring</hi> hatte den Abgrund des Verderbens, worin das arme Volk versunken war, in seiner ganzen Tiefe erkannt, und schon am Neujahrstage zur Beschränkung des Uebels nicht weniger als zehn verschiedene Vorschläge, und unter diesen, obgleich Protestant, auch <hi rendition="#g">den</hi> gemacht, daß das Oberhaupt der katholischen Kirche angegangen werde, durch besondere Anweisungen und Gnadenbewilligungen den Klerus zur Theilnahme, und das Volk zum Gehorsam zu bringen; ein Vorschlag, über welchen einige Leute in Furcht und Schrecken geriethen. Bald darauf ließ sich im Kirchenblatt Herr <hi rendition="#g">Ludwig von Schmakowski</hi> vernehmen, der mit freudiger Anerkennung seines Vorgängers laut erklärte: nur auf geistlichem Gebiete könne das Uebel mit der Wurzel ausgerottet </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0053]
überall eine und dieselbe geblieben, nur mit dem Unterschiede, daß sie bei der ersten Generation in irischer, bei der zweiten in deutscher, und bei der dritten in slavischer Gestalt sich zu erkennen giebt.
Es war ein günstiger Umstand, daß hier der Anfang der Sache in die Zeit der vierzigtägigen Faste fiel, die selbst nichts Anderes, als eine Uebung der Mäßigkeit, die Gemüther für religiöse Eindrücke stets empfänglicher macht, und wenn die Kirchenzucht nicht in so großen Verfall gerathen wäre, allein hätte hinreichen müssen, der Völlerei ein Ende zu machen. Nicht minder günstig und wahrhaft erhebend wirkte auf die Geistlichkeit der öffentliche Aufruf, der von Seiten zweier Gutsherren an sie ergangen war. Herr Wit von Döring hatte den Abgrund des Verderbens, worin das arme Volk versunken war, in seiner ganzen Tiefe erkannt, und schon am Neujahrstage zur Beschränkung des Uebels nicht weniger als zehn verschiedene Vorschläge, und unter diesen, obgleich Protestant, auch den gemacht, daß das Oberhaupt der katholischen Kirche angegangen werde, durch besondere Anweisungen und Gnadenbewilligungen den Klerus zur Theilnahme, und das Volk zum Gehorsam zu bringen; ein Vorschlag, über welchen einige Leute in Furcht und Schrecken geriethen. Bald darauf ließ sich im Kirchenblatt Herr Ludwig von Schmakowski vernehmen, der mit freudiger Anerkennung seines Vorgängers laut erklärte: nur auf geistlichem Gebiete könne das Uebel mit der Wurzel ausgerottet
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