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Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.

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sich zum Werkzeug einen Mönch gewählt, so hat er bei uns seinen Ruf in die Seelen einiger frommen Priester gelangen lassen, die ihn weiter verkündigen. Und damit die Welt es deutlich erkenne, daß der Herr es sei, der hier wirket, und nicht menschliche Kraft, so wurde das Wort der Enthaltsamkeit dort zuerst laut, wo die Arbeit in den Schachten der Erde den Genuß des betäubenden Getränkes zum täglichen Bedürfniß gemacht, die edle Menschennatur am meisten sich befleckt hatte, in Orten und Gegenden, wo es ganz unmöglich schien, dem Worte Eingang zu verschaffen. - Wem die Nachrichten aus jenen Gegenden unglaublich scheinen, der gehe hin und sehe selbst, was dort die Kraft des Herrn vollbracht, wie begeistert die ganze Masse des Volkes sich aus seiner Erniedrigung erhoben, und von den Fesseln des Lasters und der Sünde sich befreit. Erkennen wird er, daß der Arm des Allmächtigen nicht verkürzt ist, und auch heute noch die Spötter und Frevler zu finden weiß. - Und wir, die wir in Vergleich mit jenem Landvolk uns so gern für gebildeter und besser halten, wir wollen uns an Edelmuth und Entsagung von ihm übertreffen lassen? Soll der Branntwein allein unter uns noch seine Freunde und Verehrer haben? Soll man von den Landleuten hören: "Während wir den Unhold aus unsern Grenzen verbannt haben, hat er seine Ruhestätte in den Mauern dieser Stadt gefunden?" - Soll die Stimme Gottes, die sich in diesen Tagen so laut zu erkennen giebt, ungehört an Euch vorübergehn?

sich zum Werkzeug einen Mönch gewählt, so hat er bei uns seinen Ruf in die Seelen einiger frommen Priester gelangen lassen, die ihn weiter verkündigen. Und damit die Welt es deutlich erkenne, daß der Herr es sei, der hier wirket, und nicht menschliche Kraft, so wurde das Wort der Enthaltsamkeit dort zuerst laut, wo die Arbeit in den Schachten der Erde den Genuß des betäubenden Getränkes zum täglichen Bedürfniß gemacht, die edle Menschennatur am meisten sich befleckt hatte, in Orten und Gegenden, wo es ganz unmöglich schien, dem Worte Eingang zu verschaffen. – Wem die Nachrichten aus jenen Gegenden unglaublich scheinen, der gehe hin und sehe selbst, was dort die Kraft des Herrn vollbracht, wie begeistert die ganze Masse des Volkes sich aus seiner Erniedrigung erhoben, und von den Fesseln des Lasters und der Sünde sich befreit. Erkennen wird er, daß der Arm des Allmächtigen nicht verkürzt ist, und auch heute noch die Spötter und Frevler zu finden weiß. – Und wir, die wir in Vergleich mit jenem Landvolk uns so gern für gebildeter und besser halten, wir wollen uns an Edelmuth und Entsagung von ihm übertreffen lassen? Soll der Branntwein allein unter uns noch seine Freunde und Verehrer haben? Soll man von den Landleuten hören: „Während wir den Unhold aus unsern Grenzen verbannt haben, hat er seine Ruhestätte in den Mauern dieser Stadt gefunden?“ – Soll die Stimme Gottes, die sich in diesen Tagen so laut zu erkennen giebt, ungehört an Euch vorübergehn?

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sich zum Werkzeug einen Mönch gewählt, so hat er bei uns seinen Ruf in die Seelen einiger frommen Priester gelangen lassen, die ihn weiter verkündigen. Und damit die Welt es deutlich erkenne, daß der Herr es sei, der hier wirket, und nicht menschliche Kraft, so wurde das Wort der Enthaltsamkeit dort zuerst laut, wo die Arbeit in den Schachten der Erde den Genuß des betäubenden Getränkes zum täglichen Bedürfniß gemacht, die edle Menschennatur am meisten sich befleckt hatte, in Orten und Gegenden, wo es ganz unmöglich schien, dem Worte Eingang zu verschaffen. &#x2013; Wem die Nachrichten aus jenen Gegenden unglaublich scheinen, der gehe hin und sehe selbst, was dort die Kraft des Herrn vollbracht, wie begeistert die ganze Masse des Volkes sich aus seiner Erniedrigung erhoben, und von den Fesseln des Lasters und der Sünde sich befreit. Erkennen wird er, daß der Arm des Allmächtigen nicht verkürzt ist, und auch heute noch die Spötter und Frevler zu finden weiß. &#x2013; Und wir, die wir in Vergleich mit jenem Landvolk uns so gern für gebildeter und besser halten, wir wollen uns an Edelmuth und Entsagung von ihm übertreffen lassen? Soll der Branntwein allein unter uns noch seine Freunde und Verehrer haben? Soll man von den Landleuten hören: &#x201E;Während wir den Unhold aus unsern Grenzen verbannt haben, hat er seine Ruhestätte in den Mauern dieser Stadt gefunden?&#x201C; &#x2013; Soll die Stimme Gottes, die sich in diesen Tagen so laut zu erkennen giebt, ungehört an Euch vorübergehn?
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[56/0066] sich zum Werkzeug einen Mönch gewählt, so hat er bei uns seinen Ruf in die Seelen einiger frommen Priester gelangen lassen, die ihn weiter verkündigen. Und damit die Welt es deutlich erkenne, daß der Herr es sei, der hier wirket, und nicht menschliche Kraft, so wurde das Wort der Enthaltsamkeit dort zuerst laut, wo die Arbeit in den Schachten der Erde den Genuß des betäubenden Getränkes zum täglichen Bedürfniß gemacht, die edle Menschennatur am meisten sich befleckt hatte, in Orten und Gegenden, wo es ganz unmöglich schien, dem Worte Eingang zu verschaffen. – Wem die Nachrichten aus jenen Gegenden unglaublich scheinen, der gehe hin und sehe selbst, was dort die Kraft des Herrn vollbracht, wie begeistert die ganze Masse des Volkes sich aus seiner Erniedrigung erhoben, und von den Fesseln des Lasters und der Sünde sich befreit. Erkennen wird er, daß der Arm des Allmächtigen nicht verkürzt ist, und auch heute noch die Spötter und Frevler zu finden weiß. – Und wir, die wir in Vergleich mit jenem Landvolk uns so gern für gebildeter und besser halten, wir wollen uns an Edelmuth und Entsagung von ihm übertreffen lassen? Soll der Branntwein allein unter uns noch seine Freunde und Verehrer haben? Soll man von den Landleuten hören: „Während wir den Unhold aus unsern Grenzen verbannt haben, hat er seine Ruhestätte in den Mauern dieser Stadt gefunden?“ – Soll die Stimme Gottes, die sich in diesen Tagen so laut zu erkennen giebt, ungehört an Euch vorübergehn?

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Zitationshilfe: Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorinser_branntweinpest_1845/66>, abgerufen am 29.11.2024.