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Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.

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sonst eine erhebliche Störung, sondern das Gegentheil sich überall kundgegeben. Die Eßlust und Verdauung, bei Trinkern bekanntlich mehr oder weniger schlecht bestellt, hat nach der Entsagung des Branntweins sichtbar sich gehoben, das Aussehn ist gesünder und geistvoller, der ganze Körper kräftiger geworden. Dies bezeugen auf eine höchst auffallende Weise vorzüglich die Arbeiter, deren Beschäftigung eine große körperliche Anstrengung erfordert. So z. B. lebten die Lastträger, welche die Oderschiffe mit Eisen beladen, der festen Ueberzeugung, daß dieses schwere Geschäft sich ohne Branntwein nicht vollbringen lasse. Während der Arbeit wurde immer so viel getrunken, als nöthig schien, um einen mäßigen Rausch und eine künstliche Aufregung der Kräfte herbeizuführen. Am andern und zuweilen noch am dritten Tage lagen diese Menschen entweder matt und betäubt zu Hause, oder sie waren doch unfähig, zu demselben Geschäft zurückzukehren. Jezt bringen sie ohne Branntwein weit mehr als sonst zu Stande, und können täglich ihren Dienst verrichten.

Wie groß und unberechenbar erscheint bei dem enthaltsamen Volke allein der negative Gewinn für Gesundheit und Leben! Das Kind wird nicht mehr im Mutterleibe oder bald nach der Geburt mit Branntwein vergiftet werden, die armen Kranken werden nicht mehr an demselben Gifte sterben, der größte Theil der körperlichen Verletzungen wird künftig wegfallen, das vielfache Branntweinsiechthum und der Säuferwahnsinn werden verschwinden,

sonst eine erhebliche Störung, sondern das Gegentheil sich überall kundgegeben. Die Eßlust und Verdauung, bei Trinkern bekanntlich mehr oder weniger schlecht bestellt, hat nach der Entsagung des Branntweins sichtbar sich gehoben, das Aussehn ist gesünder und geistvoller, der ganze Körper kräftiger geworden. Dies bezeugen auf eine höchst auffallende Weise vorzüglich die Arbeiter, deren Beschäftigung eine große körperliche Anstrengung erfordert. So z. B. lebten die Lastträger, welche die Oderschiffe mit Eisen beladen, der festen Ueberzeugung, daß dieses schwere Geschäft sich ohne Branntwein nicht vollbringen lasse. Während der Arbeit wurde immer so viel getrunken, als nöthig schien, um einen mäßigen Rausch und eine künstliche Aufregung der Kräfte herbeizuführen. Am andern und zuweilen noch am dritten Tage lagen diese Menschen entweder matt und betäubt zu Hause, oder sie waren doch unfähig, zu demselben Geschäft zurückzukehren. Jezt bringen sie ohne Branntwein weit mehr als sonst zu Stande, und können täglich ihren Dienst verrichten.

Wie groß und unberechenbar erscheint bei dem enthaltsamen Volke allein der negative Gewinn für Gesundheit und Leben! Das Kind wird nicht mehr im Mutterleibe oder bald nach der Geburt mit Branntwein vergiftet werden, die armen Kranken werden nicht mehr an demselben Gifte sterben, der größte Theil der körperlichen Verletzungen wird künftig wegfallen, das vielfache Branntweinsiechthum und der Säuferwahnsinn werden verschwinden,

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[74/0084] sonst eine erhebliche Störung, sondern das Gegentheil sich überall kundgegeben. Die Eßlust und Verdauung, bei Trinkern bekanntlich mehr oder weniger schlecht bestellt, hat nach der Entsagung des Branntweins sichtbar sich gehoben, das Aussehn ist gesünder und geistvoller, der ganze Körper kräftiger geworden. Dies bezeugen auf eine höchst auffallende Weise vorzüglich die Arbeiter, deren Beschäftigung eine große körperliche Anstrengung erfordert. So z. B. lebten die Lastträger, welche die Oderschiffe mit Eisen beladen, der festen Ueberzeugung, daß dieses schwere Geschäft sich ohne Branntwein nicht vollbringen lasse. Während der Arbeit wurde immer so viel getrunken, als nöthig schien, um einen mäßigen Rausch und eine künstliche Aufregung der Kräfte herbeizuführen. Am andern und zuweilen noch am dritten Tage lagen diese Menschen entweder matt und betäubt zu Hause, oder sie waren doch unfähig, zu demselben Geschäft zurückzukehren. Jezt bringen sie ohne Branntwein weit mehr als sonst zu Stande, und können täglich ihren Dienst verrichten. Wie groß und unberechenbar erscheint bei dem enthaltsamen Volke allein der negative Gewinn für Gesundheit und Leben! Das Kind wird nicht mehr im Mutterleibe oder bald nach der Geburt mit Branntwein vergiftet werden, die armen Kranken werden nicht mehr an demselben Gifte sterben, der größte Theil der körperlichen Verletzungen wird künftig wegfallen, das vielfache Branntweinsiechthum und der Säuferwahnsinn werden verschwinden,

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Zitationshilfe: Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorinser_branntweinpest_1845/84>, abgerufen am 04.12.2024.