Lorinser, Carl Ignaz: Der Sieg über die Branntweinpest in Oberschlesien. Oppeln, 1845.Wirkung an sich selbst erfahren und ein lebendiges Gefühl von der Ursache hat. Der größte Theil der Geistlichkeit ist nämlich mit dem Volke schon längst darüber einverstanden, daß der errungene Sieg über den Urheber so vielen Elends nichts Anderes, als eine Gnade von Gott, ein Werk der ewigen Allmacht und Barmherzigkeit, eine Fügung der göttlichen Liebe und Vorsehung ist. Diese Erklärung aber, die man auf allen Straßen hören kann, befriedigt die gescheuten Leute nicht; sie wollen nach ihrer Art und Weise einen vernünftigen Grund; die Annahme eines außerordentlichen Einschreitens von Oben scheint ihnen in der jetzigen intelligenten Zeit nicht mehr geziemend zu sein, und mit frommen Redensarten sind sie nicht abzuspeisen. Indem ich mich nun ganz auf den Standpunct der Klugen versetze und mir alle Mühe gebe, eben so scharfsinnig und verständig wie sie zu sein, muß ich vor Allem jene Erklärung abweisen, mit welcher man sich einstweilen oft zur Noth beholfen hat, diejenige nämlich, welche das Ganze aus der Macht des Beispiels und der öffentlichen Bezeugung hervorgehen läßt. Denn einer strengen Logik wird unmöglich entgehen, daß schon das erste Beispiel nur als Effect und nicht als Ursache passiren darf, dadurch also im Grunde nichts erklärt wird, da ja eben erforscht werden soll, durch welche Potenz diese Beispiele und deren so vielfache Nachahmung hervorgebracht wurden. Weiter in den Gegenstand eingehend, befinde ich, daß der von mir Wirkung an sich selbst erfahren und ein lebendiges Gefühl von der Ursache hat. Der größte Theil der Geistlichkeit ist nämlich mit dem Volke schon längst darüber einverstanden, daß der errungene Sieg über den Urheber so vielen Elends nichts Anderes, als eine Gnade von Gott, ein Werk der ewigen Allmacht und Barmherzigkeit, eine Fügung der göttlichen Liebe und Vorsehung ist. Diese Erklärung aber, die man auf allen Straßen hören kann, befriedigt die gescheuten Leute nicht; sie wollen nach ihrer Art und Weise einen vernünftigen Grund; die Annahme eines außerordentlichen Einschreitens von Oben scheint ihnen in der jetzigen intelligenten Zeit nicht mehr geziemend zu sein, und mit frommen Redensarten sind sie nicht abzuspeisen. Indem ich mich nun ganz auf den Standpunct der Klugen versetze und mir alle Mühe gebe, eben so scharfsinnig und verständig wie sie zu sein, muß ich vor Allem jene Erklärung abweisen, mit welcher man sich einstweilen oft zur Noth beholfen hat, diejenige nämlich, welche das Ganze aus der Macht des Beispiels und der öffentlichen Bezeugung hervorgehen läßt. Denn einer strengen Logik wird unmöglich entgehen, daß schon das erste Beispiel nur als Effect und nicht als Ursache passiren darf, dadurch also im Grunde nichts erklärt wird, da ja eben erforscht werden soll, durch welche Potenz diese Beispiele und deren so vielfache Nachahmung hervorgebracht wurden. Weiter in den Gegenstand eingehend, befinde ich, daß der von mir <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="80"/> Wirkung an sich selbst erfahren und ein lebendiges Gefühl von der Ursache hat. Der größte Theil der Geistlichkeit ist nämlich mit dem Volke schon längst darüber einverstanden, daß der errungene Sieg über den Urheber so vielen Elends nichts Anderes, als eine Gnade von Gott, ein Werk der ewigen Allmacht und Barmherzigkeit, eine Fügung der göttlichen Liebe und Vorsehung ist. Diese Erklärung aber, die man auf allen Straßen hören kann, befriedigt die gescheuten Leute nicht; sie wollen nach ihrer Art und Weise einen vernünftigen Grund; die Annahme eines außerordentlichen Einschreitens von Oben scheint ihnen in der jetzigen intelligenten Zeit nicht mehr geziemend zu sein, und mit frommen Redensarten sind sie nicht abzuspeisen.</p> <p>Indem ich mich nun ganz auf den Standpunct der Klugen versetze und mir alle Mühe gebe, eben so scharfsinnig und verständig wie sie zu sein, muß ich vor Allem jene Erklärung abweisen, mit welcher man sich einstweilen oft zur Noth beholfen hat, diejenige nämlich, welche das Ganze aus der Macht des Beispiels und der öffentlichen Bezeugung hervorgehen läßt. Denn einer strengen Logik wird unmöglich entgehen, daß schon das erste Beispiel nur als <hi rendition="#g">Effect</hi> und nicht als <hi rendition="#g">Ursache</hi> passiren darf, dadurch also im Grunde nichts erklärt wird, da ja eben erforscht werden soll, durch welche Potenz diese Beispiele und deren so vielfache Nachahmung hervorgebracht wurden. Weiter in den Gegenstand eingehend, befinde ich, daß der von mir </p> </div> </body> </text> </TEI> [80/0090]
Wirkung an sich selbst erfahren und ein lebendiges Gefühl von der Ursache hat. Der größte Theil der Geistlichkeit ist nämlich mit dem Volke schon längst darüber einverstanden, daß der errungene Sieg über den Urheber so vielen Elends nichts Anderes, als eine Gnade von Gott, ein Werk der ewigen Allmacht und Barmherzigkeit, eine Fügung der göttlichen Liebe und Vorsehung ist. Diese Erklärung aber, die man auf allen Straßen hören kann, befriedigt die gescheuten Leute nicht; sie wollen nach ihrer Art und Weise einen vernünftigen Grund; die Annahme eines außerordentlichen Einschreitens von Oben scheint ihnen in der jetzigen intelligenten Zeit nicht mehr geziemend zu sein, und mit frommen Redensarten sind sie nicht abzuspeisen.
Indem ich mich nun ganz auf den Standpunct der Klugen versetze und mir alle Mühe gebe, eben so scharfsinnig und verständig wie sie zu sein, muß ich vor Allem jene Erklärung abweisen, mit welcher man sich einstweilen oft zur Noth beholfen hat, diejenige nämlich, welche das Ganze aus der Macht des Beispiels und der öffentlichen Bezeugung hervorgehen läßt. Denn einer strengen Logik wird unmöglich entgehen, daß schon das erste Beispiel nur als Effect und nicht als Ursache passiren darf, dadurch also im Grunde nichts erklärt wird, da ja eben erforscht werden soll, durch welche Potenz diese Beispiele und deren so vielfache Nachahmung hervorgebracht wurden. Weiter in den Gegenstand eingehend, befinde ich, daß der von mir
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