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Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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seinem einsamen Zimmer einen ebenso guten Antheilnehmer finden könne.

Sobald die ersten Bewegungen im Hause das Nahen des Frühroths anzeigten, begab sich der junge Mann auf den Weg nach dem Schlosse. Man konnte jetzt im Wirthshause sicher sein, ihn Tage lang, nämlich bis zu seiner Abreise, nicht wiederzusehen. Allein der Vormittag war noch nicht ganz verflossen, als man ihn bereits wieder auf das Wirthshaus zuschreiten sah, langsam, wankend, gesenkten Hauptes, nur zuweilen aufblickend, als müßte er ergründen, wo er sich befinde. Bei seinem Eintritt in das Haus sah man Todesblässe auf seiner Stirne und seinen Wangen. Mechanisch schritt er wieder nach dem Zimmer der Wirthin, warf sich auf denselben Stuhl, auf dem er sich einige Stunden früher so glücklich gefühlt hatte, und vielleicht war es die blitzartige Erkenntniß dieses Contrastes was seine Erstarrung löste: er brach in krampfhaftes Schluchzen aus und weinte Thränenströme. Erst die immer drängenderen Fragen der Wirthin und das Ansammeln der Hausleute um ihn mochten ihn ahnen lassen, daß er Menschen ein Schauspiel gebe, denen er sich nicht enthüllen wollte, oder die ihn nicht fassen konnten. Wie flüchtend eilte er auf sein Zimmer, in welchem er sich bis zum Abend verschloß.

Am Abend verfügte er sich wieder auf das Schloß, kehrte gleich niedergeschlagen zurück und ließ zwei neue Kerzen auf sein Zimmer bringen. Es hatte den An-

seinem einsamen Zimmer einen ebenso guten Antheilnehmer finden könne.

Sobald die ersten Bewegungen im Hause das Nahen des Frühroths anzeigten, begab sich der junge Mann auf den Weg nach dem Schlosse. Man konnte jetzt im Wirthshause sicher sein, ihn Tage lang, nämlich bis zu seiner Abreise, nicht wiederzusehen. Allein der Vormittag war noch nicht ganz verflossen, als man ihn bereits wieder auf das Wirthshaus zuschreiten sah, langsam, wankend, gesenkten Hauptes, nur zuweilen aufblickend, als müßte er ergründen, wo er sich befinde. Bei seinem Eintritt in das Haus sah man Todesblässe auf seiner Stirne und seinen Wangen. Mechanisch schritt er wieder nach dem Zimmer der Wirthin, warf sich auf denselben Stuhl, auf dem er sich einige Stunden früher so glücklich gefühlt hatte, und vielleicht war es die blitzartige Erkenntniß dieses Contrastes was seine Erstarrung löste: er brach in krampfhaftes Schluchzen aus und weinte Thränenströme. Erst die immer drängenderen Fragen der Wirthin und das Ansammeln der Hausleute um ihn mochten ihn ahnen lassen, daß er Menschen ein Schauspiel gebe, denen er sich nicht enthüllen wollte, oder die ihn nicht fassen konnten. Wie flüchtend eilte er auf sein Zimmer, in welchem er sich bis zum Abend verschloß.

Am Abend verfügte er sich wieder auf das Schloß, kehrte gleich niedergeschlagen zurück und ließ zwei neue Kerzen auf sein Zimmer bringen. Es hatte den An-

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[0018] seinem einsamen Zimmer einen ebenso guten Antheilnehmer finden könne. Sobald die ersten Bewegungen im Hause das Nahen des Frühroths anzeigten, begab sich der junge Mann auf den Weg nach dem Schlosse. Man konnte jetzt im Wirthshause sicher sein, ihn Tage lang, nämlich bis zu seiner Abreise, nicht wiederzusehen. Allein der Vormittag war noch nicht ganz verflossen, als man ihn bereits wieder auf das Wirthshaus zuschreiten sah, langsam, wankend, gesenkten Hauptes, nur zuweilen aufblickend, als müßte er ergründen, wo er sich befinde. Bei seinem Eintritt in das Haus sah man Todesblässe auf seiner Stirne und seinen Wangen. Mechanisch schritt er wieder nach dem Zimmer der Wirthin, warf sich auf denselben Stuhl, auf dem er sich einige Stunden früher so glücklich gefühlt hatte, und vielleicht war es die blitzartige Erkenntniß dieses Contrastes was seine Erstarrung löste: er brach in krampfhaftes Schluchzen aus und weinte Thränenströme. Erst die immer drängenderen Fragen der Wirthin und das Ansammeln der Hausleute um ihn mochten ihn ahnen lassen, daß er Menschen ein Schauspiel gebe, denen er sich nicht enthüllen wollte, oder die ihn nicht fassen konnten. Wie flüchtend eilte er auf sein Zimmer, in welchem er sich bis zum Abend verschloß. Am Abend verfügte er sich wieder auf das Schloß, kehrte gleich niedergeschlagen zurück und ließ zwei neue Kerzen auf sein Zimmer bringen. Es hatte den An-

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T14:30:32Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T14:30:32Z)

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Zitationshilfe: Lorm, Hieronymus [d. i. Heinrich Landesmann]: Ein adeliges Fräulein. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–49. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lorm_fraeulein_1910/18>, abgerufen am 03.12.2024.