Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.CAP. II. §. 9. wie fast an allen Heiligen zu sehen, welchenihre herrliche vom H. Geist geschenckte Tu- genden von dem höllischen Neidhart dem Teuffel durch greuliche Lästerungen der Welt abgenommen worden, alles durch GOttes liebreichstes Verhängniß; Aber wie Christo das Schnee-weisse, Sonnen- helle Kleid, der Ruhm seiner Heiligkeit ab- gezogen worden, also daß nicht nur sein Leib und Angesicht Himmel-blau von Schlägen und Backen-Streichen außsahe, sondern auch seine Seele als deß grösten Sünders, auf welchem die Sünden der Welt lagen, alles Göttlichen Trosts von der unendlichen auf ihm ruhenden himmlischen Salbung entblösset, in Höllen-Angst schweben müßte: Also gehets seinen Gliedern einem jeden in seiner Maaß, sie werden nicht nur als laster- hafft außgeschrauen, sondern ihre Tugen- den müssen durch deß Gesätzes harte Ankla- gen, deß Fleisches Reitzung, deß Teuffels Beschuldigung geprüffet, geübt, umge- trieben werden, so lang biß sie zu einiger Ve- stigkeit kommen. Und wie der Butter, so das Oel von den Thieren ist, zu sehr vielen Dingen im menschlichen Leben nutz ist zur Nahrung und Artzney; Ein unvergleichlich grössern Nutzen bringt ein wohl-versuchter und lang genug umgetriebener Christ under der segnenden Hand GOttes in der Welt, wann D 5
CAP. II. §. 9. wie faſt an allen Heiligen zu ſehen, welchenihre herrliche vom H. Geiſt geſchenckte Tu- genden von dem hoͤlliſchen Neidhart dem Teuffel durch greuliche Laͤſterungen der Welt abgenommen worden, alles durch GOttes liebreichſtes Verhaͤngniß; Aber wie Chriſto das Schnee-weiſſe, Sonnen- helle Kleid, der Ruhm ſeiner Heiligkeit ab- gezogen worden, alſo daß nicht nur ſein Leib und Angeſicht Himmel-blau von Schlaͤgen und Backen-Streichen außſahe, ſondern auch ſeine Seele als deß groͤſten Suͤnders, auf welchem die Suͤnden der Welt lagen, alles Goͤttlichen Troſts von der unendlichen auf ihm ruhenden himmliſchen Salbung entbloͤſſet, in Hoͤllen-Angſt ſchweben muͤßte: Alſo gehets ſeinen Gliedern einem jeden in ſeiner Maaß, ſie werden nicht nur als laſter- hafft außgeſchrauen, ſondern ihre Tugen- den muͤſſen durch deß Geſaͤtzes harte Ankla- gen, deß Fleiſches Reitzung, deß Teuffels Beſchuldigung gepruͤffet, geuͤbt, umge- trieben werden, ſo lang biß ſie zu einiger Ve- ſtigkeit kommen. Und wie der Butter, ſo das Oel von den Thieren iſt, zu ſehr vielen Dingen im menſchlichen Leben nutz iſt zur Nahrung und Artzney; Ein unvergleichlich groͤſſern Nutzen bringt ein wohl-verſuchter und lang genug umgetriebener Chriſt under der ſegnenden Hand GOttes in der Welt, wann D 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0125" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">CAP. II.</hi></hi> §. 9.</fw><lb/> wie faſt an allen Heiligen zu ſehen, welchen<lb/> ihre herrliche vom H. Geiſt geſchenckte Tu-<lb/> genden von dem hoͤlliſchen Neidhart dem<lb/> Teuffel durch greuliche Laͤſterungen der<lb/> Welt abgenommen worden, alles durch<lb/> GOttes liebreichſtes Verhaͤngniß; Aber<lb/> wie Chriſto das Schnee-weiſſe, Sonnen-<lb/> helle Kleid, der Ruhm ſeiner Heiligkeit ab-<lb/> gezogen worden, alſo daß nicht nur ſein Leib<lb/> und Angeſicht Himmel-blau von Schlaͤgen<lb/> und Backen-Streichen außſahe, ſondern<lb/> auch ſeine Seele als deß groͤſten Suͤnders,<lb/> auf welchem die Suͤnden der Welt lagen,<lb/> alles Goͤttlichen Troſts von der unendlichen<lb/> auf ihm ruhenden himmliſchen Salbung<lb/> entbloͤſſet, in Hoͤllen-Angſt ſchweben muͤßte:<lb/> Alſo gehets ſeinen Gliedern einem jeden in<lb/> ſeiner Maaß, ſie werden nicht nur als laſter-<lb/> hafft außgeſchrauen, ſondern ihre Tugen-<lb/> den muͤſſen durch deß Geſaͤtzes harte Ankla-<lb/> gen, deß Fleiſches Reitzung, deß Teuffels<lb/> Beſchuldigung gepruͤffet, geuͤbt, umge-<lb/> trieben werden, ſo lang biß ſie zu einiger Ve-<lb/> ſtigkeit kommen. Und wie der Butter, ſo<lb/> das Oel von den Thieren iſt, zu ſehr vielen<lb/> Dingen im menſchlichen Leben nutz iſt zur<lb/> Nahrung und Artzney; Ein unvergleichlich<lb/> groͤſſern Nutzen bringt ein wohl-verſuchter<lb/> und lang genug umgetriebener Chriſt under<lb/> der ſegnenden Hand GOttes in der Welt,<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw><fw place="bottom" type="catch">wann</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [57/0125]
CAP. II. §. 9.
wie faſt an allen Heiligen zu ſehen, welchen
ihre herrliche vom H. Geiſt geſchenckte Tu-
genden von dem hoͤlliſchen Neidhart dem
Teuffel durch greuliche Laͤſterungen der
Welt abgenommen worden, alles durch
GOttes liebreichſtes Verhaͤngniß; Aber
wie Chriſto das Schnee-weiſſe, Sonnen-
helle Kleid, der Ruhm ſeiner Heiligkeit ab-
gezogen worden, alſo daß nicht nur ſein Leib
und Angeſicht Himmel-blau von Schlaͤgen
und Backen-Streichen außſahe, ſondern
auch ſeine Seele als deß groͤſten Suͤnders,
auf welchem die Suͤnden der Welt lagen,
alles Goͤttlichen Troſts von der unendlichen
auf ihm ruhenden himmliſchen Salbung
entbloͤſſet, in Hoͤllen-Angſt ſchweben muͤßte:
Alſo gehets ſeinen Gliedern einem jeden in
ſeiner Maaß, ſie werden nicht nur als laſter-
hafft außgeſchrauen, ſondern ihre Tugen-
den muͤſſen durch deß Geſaͤtzes harte Ankla-
gen, deß Fleiſches Reitzung, deß Teuffels
Beſchuldigung gepruͤffet, geuͤbt, umge-
trieben werden, ſo lang biß ſie zu einiger Ve-
ſtigkeit kommen. Und wie der Butter, ſo
das Oel von den Thieren iſt, zu ſehr vielen
Dingen im menſchlichen Leben nutz iſt zur
Nahrung und Artzney; Ein unvergleichlich
groͤſſern Nutzen bringt ein wohl-verſuchter
und lang genug umgetriebener Chriſt under
der ſegnenden Hand GOttes in der Welt,
wann
D 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |