Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. Leidens-Truck verborgen geblieben wäre,alles Gute allgemächlich angestecket, und in die Verwesung gebracht hätte, also daß der nicht tieff genug geläuterte Mensch in GOttes gerechten Gericht mit allem seinem Thun zuschanden worden wäre, dagegen in der Angst manches Unsaubere und Frem- de hervor kommt, das man niemals in sich gesucht hätte, als zum Exempel: hohe Ein- bildung auf seine Verdienste, Neid gegen andere, auch nachdem man deß Tages Last und Hitze getragen, Matth. 20:11, 12. Wie mancher bildet sich in der Freyheit und geistlichen Wohlfahrt hohe Dinge ein, wie rein seine Liebe zu GOtt seye, ohne einige Absicht auf Vergeltung, aber in der Anfech- tung, wann GOtt auf Prob setzet, da entdeckt sichs, wie übel man zufrieden seye, als ein nichtswerther Sünder von GOTT tractirt zu werden, und von allen heimlich gemachten Pretensionen gäntzlich abzuste- hen; will geschweigen anderer ungetödeter im Grund schleichender Neigungen, die sich zur Prob-Zeit blicken lassen; Worinnen die Treu und Güte GOttes unendlich ist, daß Er Lasten aufflegt, auf daß Er die Ei- genheit offenbar mache, außpresse, und den Menschen zum unvergänglichen, unbefleck- ten und unverwelcklichen Erbe und zur rein- sten Mittheilung deß H. Geistes im Him- mel-
Das Schweitzeriſche Canaan. Leidens-Truck verborgen geblieben waͤre,alles Gute allgemaͤchlich angeſtecket, und in die Verweſung gebracht haͤtte, alſo daß der nicht tieff genug gelaͤuterte Menſch in GOttes gerechten Gericht mit allem ſeinem Thun zuſchanden worden waͤre, dagegen in der Angſt manches Unſaubere und Frem- de hervor kommt, das man niemals in ſich geſucht haͤtte, als zum Exempel: hohe Ein- bildung auf ſeine Verdienſte, Neid gegen andere, auch nachdem man deß Tages Laſt und Hitze getragen, Matth. 20:11, 12. Wie mancher bildet ſich in der Freyheit und geiſtlichen Wohlfahrt hohe Dinge ein, wie rein ſeine Liebe zu GOtt ſeye, ohne einige Abſicht auf Vergeltung, aber in der Anfech- tung, wann GOtt auf Prob ſetzet, da entdeckt ſichs, wie uͤbel man zufrieden ſeye, als ein nichtswerther Suͤnder von GOTT tractirt zu werden, und von allen heimlich gemachten Pretenſionen gaͤntzlich abzuſte- hen; will geſchweigen anderer ungetoͤdeter im Grund ſchleichender Neigungen, die ſich zur Prob-Zeit blicken laſſen; Worinnen die Treu und Guͤte GOttes unendlich iſt, daß Er Laſten aufflegt, auf daß Er die Ei- genheit offenbar mache, außpreſſe, und den Menſchen zum unvergaͤnglichen, unbefleck- ten und unverwelcklichen Erbe und zur rein- ſten Mittheilung deß H. Geiſtes im Him- mel-
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Das Schweitzeriſche Canaan.
Leidens-Truck verborgen geblieben waͤre,
alles Gute allgemaͤchlich angeſtecket, und
in die Verweſung gebracht haͤtte, alſo daß
der nicht tieff genug gelaͤuterte Menſch in
GOttes gerechten Gericht mit allem ſeinem
Thun zuſchanden worden waͤre, dagegen
in der Angſt manches Unſaubere und Frem-
de hervor kommt, das man niemals in ſich
geſucht haͤtte, als zum Exempel: hohe Ein-
bildung auf ſeine Verdienſte, Neid gegen
andere, auch nachdem man deß Tages Laſt
und Hitze getragen, Matth. 20:11, 12.
Wie mancher bildet ſich in der Freyheit und
geiſtlichen Wohlfahrt hohe Dinge ein, wie
rein ſeine Liebe zu GOtt ſeye, ohne einige
Abſicht auf Vergeltung, aber in der Anfech-
tung, wann GOtt auf Prob ſetzet, da
entdeckt ſichs, wie uͤbel man zufrieden ſeye,
als ein nichtswerther Suͤnder von GOTT
tractirt zu werden, und von allen heimlich
gemachten Pretenſionen gaͤntzlich abzuſte-
hen; will geſchweigen anderer ungetoͤdeter
im Grund ſchleichender Neigungen, die ſich
zur Prob-Zeit blicken laſſen; Worinnen
die Treu und Guͤte GOttes unendlich iſt,
daß Er Laſten aufflegt, auf daß Er die Ei-
genheit offenbar mache, außpreſſe, und den
Menſchen zum unvergaͤnglichen, unbefleck-
ten und unverwelcklichen Erbe und zur rein-
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