Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.CAP. IV. auch indem fast nichts als Graß bey ihnenwächst, und gleichwol haben sie alles im Uberfluß, Trauben und allerley köstliche Frücht und Sachen. Habe eine Weile zu- vor Kirschen dort gegessen, ehe sie um Bern herum reif geworden. Sie haben zwar auch einiche Kirsch-Bäume in ihrem Land, so dieses Jahr reichlich getragen, aber erst spath hinauß im Sommer zeitig werden, und eben deßwegen desto seltsamer und köstlicher gehalten werden, weilen man zu der Zeit nirgends keine frische mehr hat. Ja sie übertreffen das Welt-berühmte Hol- land in einichen Stucken einmal wegen denen schönen frischen Wasser-Brünnen, die auß denen Hügeln mit lieblichem Ge- räusch hervor quillen; ja auch wol etwel- che Wasser-Bäche, die auß hohen Felsen mit einem Silber-hellen Fluth-Sturtz aufs anmuhtigste sich ergiessen, und die schmackhafftesten Fische denen Einwohnern anbiethen; Dagegen ein Holländer, der nie aussert Lands gewesen, nicht begreif- fen kan, wie Brunnen seyn können, die stets ohne Auffhören Tag und Nacht frisch, lauter Wasser außgeben und einschencken. Weiters gehet euere Landschafft Holland vor, wegen der Menge deß Bau- und Brenn- Holtzes, das euch nicht nur vor die Thür geführet wird, sondern unweit von euern Woh- F 5
CAP. IV. auch indem faſt nichts als Graß bey ihnenwaͤchst, und gleichwol haben ſie alles im Uberfluß, Trauben und allerley koͤſtliche Fruͤcht und Sachen. Habe eine Weile zu- vor Kirſchen dort gegeſſen, ehe ſie um Bern herum reif geworden. Sie haben zwar auch einiche Kirſch-Baͤume in ihrem Land, ſo dieſes Jahr reichlich getragen, aber erſt ſpath hinauß im Sommer zeitig werden, und eben deßwegen deſto ſeltſamer und koͤſtlicher gehalten werden, weilen man zu der Zeit nirgends keine friſche mehr hat. Ja ſie uͤbertreffen das Welt-beruͤhmte Hol- land in einichen Stucken einmal wegen denen ſchoͤnen friſchen Waſſer-Bruͤnnen, die auß denen Huͤgeln mit lieblichem Ge- raͤuſch hervor quillen; ja auch wol etwel- che Waſſer-Baͤche, die auß hohen Felſen mit einem Silber-hellen Fluth-Sturtz aufs anmuhtigſte ſich ergieſſen, und die ſchmackhaffteſten Fiſche denen Einwohnern anbiethen; Dagegen ein Hollaͤnder, der nie auſſert Lands geweſen, nicht begreif- fen kan, wie Brunnen ſeyn koͤnnen, die ſtets ohne Auffhoͤren Tag und Nacht friſch, lauter Waſſer außgeben und einſchencken. Weiters gehet euere Landſchafft Holland vor, wegen der Menge deß Bau- und Brenn- Holtzes, das euch nicht nur vor die Thuͤr gefuͤhret wird, ſondern unweit von euern Woh- F 5
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CAP. IV.
auch indem faſt nichts als Graß bey ihnen
waͤchst, und gleichwol haben ſie alles im
Uberfluß, Trauben und allerley koͤſtliche
Fruͤcht und Sachen. Habe eine Weile zu-
vor Kirſchen dort gegeſſen, ehe ſie um
Bern herum reif geworden. Sie haben zwar
auch einiche Kirſch-Baͤume in ihrem Land,
ſo dieſes Jahr reichlich getragen, aber erſt
ſpath hinauß im Sommer zeitig werden,
und eben deßwegen deſto ſeltſamer und
koͤſtlicher gehalten werden, weilen man zu
der Zeit nirgends keine friſche mehr hat.
Ja ſie uͤbertreffen das Welt-beruͤhmte Hol-
land in einichen Stucken einmal wegen
denen ſchoͤnen friſchen Waſſer-Bruͤnnen,
die auß denen Huͤgeln mit lieblichem Ge-
raͤuſch hervor quillen; ja auch wol etwel-
che Waſſer-Baͤche, die auß hohen Felſen
mit einem Silber-hellen Fluth-Sturtz
aufs anmuhtigſte ſich ergieſſen, und die
ſchmackhaffteſten Fiſche denen Einwohnern
anbiethen; Dagegen ein Hollaͤnder, der
nie auſſert Lands geweſen, nicht begreif-
fen kan, wie Brunnen ſeyn koͤnnen, die
ſtets ohne Auffhoͤren Tag und Nacht friſch,
lauter Waſſer außgeben und einſchencken.
Weiters gehet euere Landſchafft Holland
vor, wegen der Menge deß Bau- und Brenn-
Holtzes, das euch nicht nur vor die Thuͤr
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