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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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CAP. V.
allbereit gebuhlet: Ach was findest du denn
grauerlichs, verkehrtes und mißfälliges an
JEsu, was hat Er dir zu Leid gethan, daß
du Jhm die Augen nicht gönnen und die
Zeit nicht mit Jhm zubringen magst, ja daß
du sein nichts wilt, geb wie Er dir rufft,
nachdem Er deinetwegen geweinet und ge-
blutet, und nun dich aus unendlicher Liebe
bittet, du sollest dich vom Höllen-Feuer erlö-
sen lassen, und sein erworbenes Heil annem-
men. Um welcher Wohlthat willen steiniget
ihr Jhn denn? sagets rund heraus, was
habt ihr an Jhm zu klagen, ich will seine
Partey nemmen und Jhn vertheidigen;
schauet Jhn nur an, je länger und andächti-
ger ihrs thun werdet, je heller seine Leutse-
ligkeit, Gnad, Liebe, Reinigkeit, sein redlich
Hertz ohne Falsch euch anscheinen wird; ein
Gläubiger findet fein gar nichts zu tadeln
an JEsu, er kans nicht aussprechen, wie ih-
ne doch JEsus vernüge, und schätzet sich
höchst selig in seiner Gemeinschafft: Was
macht euch denn JEsum so verhaßt? Jsts
nicht die Heiligkeit? Ob ihr euch schon
schämet das zu gestehen; das ists, weil Er
euch gantz überall haben will, und daß ihr
Jhn allein liebet: Wann euch GOtt den Him-
mel schenckte, anbey aber die Sünden lies-
se, so wäret ihr längst überein kommen! Nein
lieber Freund! es gibt schlechterdings nichts

dar-
G

CAP. V.
allbereit gebuhlet: Ach was findeſt du denn
grauerlichs, verkehrtes und mißfaͤlliges an
JEſu, was hat Er dir zu Leid gethan, daß
du Jhm die Augen nicht goͤnnen und die
Zeit nicht mit Jhm zubringen magſt, ja daß
du ſein nichts wilt, geb wie Er dir rufft,
nachdem Er deinetwegen geweinet und ge-
blutet, und nun dich aus unendlicher Liebe
bittet, du ſolleſt dich vom Hoͤllen-Feuer erloͤ-
ſen laſſen, und ſein erworbenes Heil annem-
men. Um welcher Wohlthat willen ſteiniget
ihr Jhn denn? ſagets rund heraus, was
habt ihr an Jhm zu klagen, ich will ſeine
Partey nemmen und Jhn vertheidigen;
ſchauet Jhn nur an, je laͤnger und andaͤchti-
ger ihrs thun werdet, je heller ſeine Leutſe-
ligkeit, Gnad, Liebe, Reinigkeit, ſein redlich
Hertz ohne Falſch euch anſcheinen wird; ein
Glaͤubiger findet fein gar nichts zu tadeln
an JEſu, er kans nicht ausſprechen, wie ih-
ne doch JEſus vernuͤge, und ſchaͤtzet ſich
hoͤchſt ſelig in ſeiner Gemeinſchafft: Was
macht euch denn JEſum ſo verhaßt? Jſts
nicht die Heiligkeit? Ob ihr euch ſchon
ſchaͤmet das zu geſtehen; das iſts, weil Er
euch gantz uͤberall haben will, und daß ihr
Jhn allein liebet: Wañ euch GOtt den Him-
mel ſchenckte, anbey aber die Suͤnden lieſ-
ſe, ſo waͤret ihr laͤngſt uͤberein kom̃en! Nein
lieber Freund! es gibt ſchlechterdings nichts

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[97/0165] CAP. V. allbereit gebuhlet: Ach was findeſt du denn grauerlichs, verkehrtes und mißfaͤlliges an JEſu, was hat Er dir zu Leid gethan, daß du Jhm die Augen nicht goͤnnen und die Zeit nicht mit Jhm zubringen magſt, ja daß du ſein nichts wilt, geb wie Er dir rufft, nachdem Er deinetwegen geweinet und ge- blutet, und nun dich aus unendlicher Liebe bittet, du ſolleſt dich vom Hoͤllen-Feuer erloͤ- ſen laſſen, und ſein erworbenes Heil annem- men. Um welcher Wohlthat willen ſteiniget ihr Jhn denn? ſagets rund heraus, was habt ihr an Jhm zu klagen, ich will ſeine Partey nemmen und Jhn vertheidigen; ſchauet Jhn nur an, je laͤnger und andaͤchti- ger ihrs thun werdet, je heller ſeine Leutſe- ligkeit, Gnad, Liebe, Reinigkeit, ſein redlich Hertz ohne Falſch euch anſcheinen wird; ein Glaͤubiger findet fein gar nichts zu tadeln an JEſu, er kans nicht ausſprechen, wie ih- ne doch JEſus vernuͤge, und ſchaͤtzet ſich hoͤchſt ſelig in ſeiner Gemeinſchafft: Was macht euch denn JEſum ſo verhaßt? Jſts nicht die Heiligkeit? Ob ihr euch ſchon ſchaͤmet das zu geſtehen; das iſts, weil Er euch gantz uͤberall haben will, und daß ihr Jhn allein liebet: Wañ euch GOtt den Him- mel ſchenckte, anbey aber die Suͤnden lieſ- ſe, ſo waͤret ihr laͤngſt uͤberein kom̃en! Nein lieber Freund! es gibt ſchlechterdings nichts dar- G

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/165>, abgerufen am 11.05.2024.