Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.CAP. VI. schen allererst von Hertzen leid, daß er einenso guten GOtt und Vatter beleidiget hat, und nach einer so unaussprechlichen Liebe, noch nicht so brünstig| wieder lieben und rechtschaffen dienen kan. Damit du aber die Sach noch deutlicher verstehest, will ich dirs mit einem Gleichniß erläutern: Ein Unterthan nimmt ihm böse Ding für wider den König, darnach gehet er in sich selbs, es reuet ihn, entschließt sich davon abzustehen, aus Forcht der Straff, so über dergleichen schlimme Händel ergehet: das ist die gesetz- liche Reue. Die Sach kommt aus, der Kö- nig, an statt ihn nach Verdienen zu straffen, vergibt ihms, und beschenckt ihn dazu mit Königlichen Gnaden-Zeichen. Da verpfuy- et er sich selbs, daß er wider einen so from- men Herren nur was Unrechtes hat dörf- fen dencken, möchte gern, aus Liebe zu ihm, Gut und Blut aufopffern, und das ist die Evangelische Reue. Bist du nun dermaleneins resolvirt das wohn- K
CAP. VI. ſchen allererſt von Hertzen leid, daß er einenſo guten GOtt und Vatter beleidiget hat, und nach einer ſo unausſprechlichen Liebe, noch nicht ſo bruͤnſtig| wieder lieben und rechtſchaffen dienen kan. Damit du aber die Sach noch deutlicher verſteheſt, will ich dirs mit einem Gleichniß erlaͤutern: Ein Unterthan nimmt ihm boͤſe Ding fuͤr wider den Koͤnig, darnach gehet er in ſich ſelbs, es reuet ihn, entſchließt ſich davon abzuſtehen, aus Forcht der Straff, ſo uͤber dergleichen ſchlimme Haͤndel ergehet: das iſt die geſetz- liche Reue. Die Sach kommt aus, der Koͤ- nig, an ſtatt ihn nach Verdienen zu ſtraffen, vergibt ihms, und beſchenckt ihn dazu mit Koͤniglichen Gnaden-Zeichen. Da verpfuy- et er ſich ſelbs, daß er wider einen ſo from- men Herren nur was Unrechtes hat doͤrf- fen dencken, moͤchte gern, aus Liebe zu ihm, Gut und Blut aufopffern, und das iſt die Evangeliſche Reue. Biſt du nun dermaleneins reſolvirt das wohn- K
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CAP. VI.
ſchen allererſt von Hertzen leid, daß er einen
ſo guten GOtt und Vatter beleidiget hat,
und nach einer ſo unausſprechlichen Liebe,
noch nicht ſo bruͤnſtig| wieder lieben und
rechtſchaffen dienen kan. Damit du aber
die Sach noch deutlicher verſteheſt, will ich
dirs mit einem Gleichniß erlaͤutern: Ein
Unterthan nimmt ihm boͤſe Ding fuͤr wider
den Koͤnig, darnach gehet er in ſich ſelbs, es
reuet ihn, entſchließt ſich davon abzuſtehen,
aus Forcht der Straff, ſo uͤber dergleichen
ſchlimme Haͤndel ergehet: das iſt die geſetz-
liche Reue. Die Sach kommt aus, der Koͤ-
nig, an ſtatt ihn nach Verdienen zu ſtraffen,
vergibt ihms, und beſchenckt ihn dazu mit
Koͤniglichen Gnaden-Zeichen. Da verpfuy-
et er ſich ſelbs, daß er wider einen ſo from-
men Herren nur was Unrechtes hat doͤrf-
fen dencken, moͤchte gern, aus Liebe zu
ihm, Gut und Blut aufopffern, und das iſt
die Evangeliſche Reue.
Biſt du nun dermaleneins reſolvirt das
Zeugniß deß Vatters von ſeinem Sohn, daß
Er auch dir, dir in Jhme ewiges Leben gege-
ben habe, 1. Joh. 5. anzunemmen und mit
dem Glauben zu verſigeln, daß GOtt war-
hafftig ſeye, Joh. 3: 33. Gib GOtt die Eh-
re, daß ſeine Allgenugſamkeit auch fuͤr dich
ſeye, wage es zu glauben, ich weiß, es wird
dich nicht gereuen, du wirſt bald eine unge-
wohn-
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