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Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.

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CAP. VII. § 1.
melreich gebühret, als dem Erben über alles:
Jn seiner Nachfolg aber und durch seine im
Glauben genossene Krafft kommt ein er-
wachsener und durch viel Leiden geübter
Christ dahin, daß er in denen rässesten, bit-
tersten, trocknesten Sachen (welche der Na-
tur so unverdaulich sonst wären als ein har-
ter Felß) Honigsäim finden und eintragen
kan, aus allem Erquickung, Besserung,
Lehre und Weißheit empfahen; Summa,
ein GOtt-ergebener Christ erfahret wie an-
muhtig, wie liebreich, erwärmend, stärckend,
von Himmels-süsser Sanfftmuht strömend
JEsus unser Heils-Felß seye, obschon bey
seinem gantzen aufgeopfferten Leben so we-
nig Honig himmlischer oder irrdischer
Süßigkeiten und Erquickungen vor Jhne
Selbs (indem Er sonderlich bey der Vol-
lendung seines Opffers innerlich mit hölli-
scher Angst und Bitterkeit äusserlich mit
Gallen und Eßig übergossen ward) als
Sauerteig einiger Heucheley und Falsch-
heit ware, Lev. 2: 11. Das Honig sparete
seine ewige Liebe für uns. Schliesse hieraus
1. was wir an unserem Heils-Felsen haben,
nemlich einen GOtt, der seiner allerheilig-
sten Menschheit alle Süßigkeit und Erqui-
ckung so lang entzogen, biß Er durch seinen
Opffer-Tod vollendet, u. zum Ursächer unse-
rer ewigen Seligkeit gemacht worden, da Er

denn
N 3

CAP. VII. § 1.
melreich gebuͤhret, als dem Erben uͤber alles:
Jn ſeiner Nachfolg aber und durch ſeine im
Glauben genoſſene Krafft kommt ein er-
wachſener und durch viel Leiden geuͤbter
Chriſt dahin, daß er in denen raͤſſeſten, bit-
terſten, trockneſten Sachen (welche der Na-
tur ſo unverdaulich ſonſt waͤren als ein har-
ter Felß) Honigſaͤim finden und eintragen
kan, aus allem Erquickung, Beſſerung,
Lehre und Weißheit empfahen; Summa,
ein GOtt-ergebener Chriſt erfahret wie an-
muhtig, wie liebreich, erwaͤrmend, ſtaͤrckend,
von Himmels-ſuͤſſer Sanfftmuht ſtroͤmend
JEſus unſer Heils-Felß ſeye, obſchon bey
ſeinem gantzen aufgeopfferten Leben ſo we-
nig Honig himmliſcher oder irrdiſcher
Suͤßigkeiten und Erquickungen vor Jhne
Selbs (indem Er ſonderlich bey der Vol-
lendung ſeines Opffers innerlich mit hoͤlli-
ſcher Angſt und Bitterkeit aͤuſſerlich mit
Gallen und Eßig uͤbergoſſen ward) als
Sauerteig einiger Heucheley und Falſch-
heit ware, Lev. 2: 11. Das Honig ſparete
ſeine ewige Liebe fuͤr uns. Schlieſſe hieraus
1. was wir an unſerem Heils-Felſen haben,
nemlich einen GOtt, der ſeiner allerheilig-
ſten Menſchheit alle Suͤßigkeit und Erqui-
ckung ſo lang entzogen, biß Er durch ſeinen
Opffer-Tod vollendet, u. zum Urſaͤcher unſe-
rer ewigen Seligkeit gemacht worden, da Er

denn
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[197/0265] CAP. VII. § 1. melreich gebuͤhret, als dem Erben uͤber alles: Jn ſeiner Nachfolg aber und durch ſeine im Glauben genoſſene Krafft kommt ein er- wachſener und durch viel Leiden geuͤbter Chriſt dahin, daß er in denen raͤſſeſten, bit- terſten, trockneſten Sachen (welche der Na- tur ſo unverdaulich ſonſt waͤren als ein har- ter Felß) Honigſaͤim finden und eintragen kan, aus allem Erquickung, Beſſerung, Lehre und Weißheit empfahen; Summa, ein GOtt-ergebener Chriſt erfahret wie an- muhtig, wie liebreich, erwaͤrmend, ſtaͤrckend, von Himmels-ſuͤſſer Sanfftmuht ſtroͤmend JEſus unſer Heils-Felß ſeye, obſchon bey ſeinem gantzen aufgeopfferten Leben ſo we- nig Honig himmliſcher oder irrdiſcher Suͤßigkeiten und Erquickungen vor Jhne Selbs (indem Er ſonderlich bey der Vol- lendung ſeines Opffers innerlich mit hoͤlli- ſcher Angſt und Bitterkeit aͤuſſerlich mit Gallen und Eßig uͤbergoſſen ward) als Sauerteig einiger Heucheley und Falſch- heit ware, Lev. 2: 11. Das Honig ſparete ſeine ewige Liebe fuͤr uns. Schlieſſe hieraus 1. was wir an unſerem Heils-Felſen haben, nemlich einen GOtt, der ſeiner allerheilig- ſten Menſchheit alle Suͤßigkeit und Erqui- ckung ſo lang entzogen, biß Er durch ſeinen Opffer-Tod vollendet, u. zum Urſaͤcher unſe- rer ewigen Seligkeit gemacht worden, da Er denn N 3

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Zitationshilfe: Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_canaan_1731/265>, abgerufen am 20.05.2024.