Lucius, Samuel: Das Schweitzerische Von Milch und Honig fliessende Canaan. Bern, 1731.Das Schweitzerische Canaan. erhaben, und euere Thäler heimgesucht, alsodaß unser verklärter und vollkommen gemach- ter Hohepriester euch mit himmlischem Was- ser, Honig und Milch erquickt; Da jenes Canaan schon so viele hundert Jahr ver- bannet ist, under dem Fluch ligt, und Tür- ckischer Tyranney und Aberglauben das allerungebauteste mithin unfruchtbarste Land, ungeschlacht, öd, unbewohnt, und überall verwüstet, voll alter, zerbrochener Mauren und Gebäuen, von denen streif- fenden Rotten der Araber jährlich abgefres- sen und außgeplünderet, und wo vorzeiten hüpsche gewaltige Städte und Flecken ge- standen sind, da nach Josephi Bericht ein Flecken im volckreichen Galilea 15000. Bauren hatte, daselbs stehen jetzt etwa zwey oder drey schlechte Häußlin, und sitzet al- les zumal in Finsterniß und Schatten deß Todes, nachdem sie das helle Licht deß Evangeliums so lang mißbraucht haben. Sehet deßhalben wohl zu, daß euch nicht widerfahre, was Christus seiner eigenen Wohnstatt angedrohet: Wehe dir Caper- naum, die du bist in den Himmel erhaben, du wirst biß in die underste Höll hinunder gestossen werden; Ey so mercket dann auf die von innen im Gewissen, und von aus- sen durch die Creaturen und das Evange- lium euch zuruffende Stimm Christi, der Tag
Das Schweitzeriſche Canaan. erhaben, und euere Thaͤler heimgeſucht, alſodaß unſer verklaͤrter und vollkom̃en gemach- ter Hoheprieſter euch mit him̃liſchem Waſ- ſer, Honig und Milch erquickt; Da jenes Canaan ſchon ſo viele hundert Jahr ver- bannet iſt, under dem Fluch ligt, und Tuͤr- ckiſcher Tyranney und Aberglauben das allerungebauteſte mithin unfruchtbarſte Land, ungeſchlacht, oͤd, unbewohnt, und uͤberall verwuͤſtet, voll alter, zerbrochener Mauren und Gebaͤuen, von denen ſtreif- fenden Rotten der Araber jaͤhrlich abgefreſ- ſen und außgepluͤnderet, und wo vorzeiten huͤpſche gewaltige Staͤdte und Flecken ge- ſtanden ſind, da nach Joſephi Bericht ein Flecken im volckreichen Galilea 15000. Bauren hatte, daſelbs ſtehen jetzt etwa zwey oder drey ſchlechte Haͤußlin, und ſitzet al- les zumal in Finſterniß und Schatten deß Todes, nachdem ſie das helle Licht deß Evangeliums ſo lang mißbraucht haben. Sehet deßhalben wohl zu, daß euch nicht widerfahre, was Chriſtus ſeiner eigenen Wohnſtatt angedrohet: Wehe dir Caper- naum, die du biſt in den Himmel erhaben, du wirſt biß in die underſte Hoͤll hinunder geſtoſſen werden; Ey ſo mercket dann auf die von innen im Gewiſſen, und von auſ- ſen durch die Creaturen und das Evange- lium euch zuruffende Stimm Chriſti, der Tag
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0070" n="2"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Schweitzeriſche Canaan.</hi></fw><lb/> erhaben, und euere Thaͤler heimgeſucht, alſo<lb/> daß unſer verklaͤrter und vollkom̃en gemach-<lb/> ter Hoheprieſter euch mit him̃liſchem Waſ-<lb/> ſer, Honig und Milch erquickt; Da jenes<lb/> Canaan ſchon ſo viele hundert Jahr ver-<lb/> bannet iſt, under dem Fluch ligt, und Tuͤr-<lb/> ckiſcher Tyranney und Aberglauben das<lb/> allerungebauteſte mithin unfruchtbarſte<lb/> Land, ungeſchlacht, oͤd, unbewohnt, und<lb/> uͤberall verwuͤſtet, voll alter, zerbrochener<lb/> Mauren und Gebaͤuen, von denen ſtreif-<lb/> fenden Rotten der Araber jaͤhrlich abgefreſ-<lb/> ſen und außgepluͤnderet, und wo vorzeiten<lb/> huͤpſche gewaltige Staͤdte und Flecken ge-<lb/> ſtanden ſind, da nach Joſephi Bericht ein<lb/> Flecken im volckreichen Galilea 15000.<lb/> Bauren hatte, daſelbs ſtehen jetzt etwa zwey<lb/> oder drey ſchlechte Haͤußlin, und ſitzet al-<lb/> les zumal in Finſterniß und Schatten deß<lb/> Todes, nachdem ſie das helle Licht deß<lb/> Evangeliums ſo lang mißbraucht haben.<lb/> Sehet deßhalben wohl zu, daß euch nicht<lb/> widerfahre, was Chriſtus ſeiner eigenen<lb/> Wohnſtatt angedrohet: Wehe dir Caper-<lb/> naum, die du biſt in den Himmel erhaben,<lb/> du wirſt biß in die underſte Hoͤll hinunder<lb/> geſtoſſen werden; Ey ſo mercket dann auf<lb/> die von innen im Gewiſſen, und von auſ-<lb/> ſen durch die Creaturen und das Evange-<lb/> lium euch zuruffende Stimm Chriſti, der<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Tag</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [2/0070]
Das Schweitzeriſche Canaan.
erhaben, und euere Thaͤler heimgeſucht, alſo
daß unſer verklaͤrter und vollkom̃en gemach-
ter Hoheprieſter euch mit him̃liſchem Waſ-
ſer, Honig und Milch erquickt; Da jenes
Canaan ſchon ſo viele hundert Jahr ver-
bannet iſt, under dem Fluch ligt, und Tuͤr-
ckiſcher Tyranney und Aberglauben das
allerungebauteſte mithin unfruchtbarſte
Land, ungeſchlacht, oͤd, unbewohnt, und
uͤberall verwuͤſtet, voll alter, zerbrochener
Mauren und Gebaͤuen, von denen ſtreif-
fenden Rotten der Araber jaͤhrlich abgefreſ-
ſen und außgepluͤnderet, und wo vorzeiten
huͤpſche gewaltige Staͤdte und Flecken ge-
ſtanden ſind, da nach Joſephi Bericht ein
Flecken im volckreichen Galilea 15000.
Bauren hatte, daſelbs ſtehen jetzt etwa zwey
oder drey ſchlechte Haͤußlin, und ſitzet al-
les zumal in Finſterniß und Schatten deß
Todes, nachdem ſie das helle Licht deß
Evangeliums ſo lang mißbraucht haben.
Sehet deßhalben wohl zu, daß euch nicht
widerfahre, was Chriſtus ſeiner eigenen
Wohnſtatt angedrohet: Wehe dir Caper-
naum, die du biſt in den Himmel erhaben,
du wirſt biß in die underſte Hoͤll hinunder
geſtoſſen werden; Ey ſo mercket dann auf
die von innen im Gewiſſen, und von auſ-
ſen durch die Creaturen und das Evange-
lium euch zuruffende Stimm Chriſti, der
Tag
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |