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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Evangelii JESU.
Neuen Testament, daß GOtt alles Gute wircken, und wir hiemit
unsere Hertzen GOtt darbieten sollen/ wie ein Läim, daß er uns ver-
arbeite, bilde, und gestalte zu Gefässen seiner Barmhertzigkeit; un-
sere Seele Jhm übergeben, wie einen kalten Zundel, daß er die Fun-
cken seiner Liebe darein schlage, und selbs alles Böse in uns überwinde.

§. 2. Die Vermahnung, so Paulus daraus zeucht, ist: Wircket eue-Was es
heisse seine
Seligkeit
wircken.

re Seligkeit: Jst eben eine Redensart, deren sich JEsus gebraucht
bey dem Evangelisten Johanne, sprechende: Wircket nicht die
Speiß/ die da vergehet/ sondern die da bleibet ins ewige
Leben;
a. Will sagen: Verachtet nicht die angebottene Seligkeit, ver-
langet hefftig darnach, raumet alles aus dem Weg, was euch daran
hinderlich ist, wendet allen Fleiß und Ernst an, dieselbe zu erlangen.

§. 3. Die Wegweisung, wie diß geschehen solle, ist: Mit ForchtWie dieses
wircken ge-
schehen
müsse.

und Zittern: Das ist: 1. Mit einer heiligen Wachtbarkeit, wegen
unsern Feinden: 2. Mit einem Mißtrauen an uns selbs, und Ver-
läugnung alles eigenen Vermögens: 3. Mit gläubiger Zuflucht zu
GOtt im Gebätt: 4. Mit heiliger Sorgfalt und fleissigem Gebrauch
der Mitteln des Heils.

§. 4. Diese göttliche Grund-Wahrheit hat Paulus in der Schul seinesWird zum
Text über-
gebracht.

himmlischen Lehrmeisters gelehrnet, und an sich selbst erfahren, welches
nun auch eben dasjenige ist, was JEsus lehret; Sintemal, Selig-
keit wircken/
nichts anders ist, als, zu JEsu kommen. Mit
Forcht und Zitteren
erklärt die Worte; es kan Niemand.
GOtt ists/ der in euch wircket:
ist eben so viel, als: Es seye
ihm dann vom Vatter gegeben.
Welche Wort wir jetzt zu ver-
handeln gesinnet seynd.

§. 5. Ach! daß dieses göttliche Liebe-Meer überlauffen, und beständigWunsch.
in uns einfliessen möchte zum ewigen Leben! daß doch diese lebendig-
machende Heils-Krafft des Vatters in vielen geoffenbahret wurde! O
daß wir nicht müde wurden, im Kommen zu JEsu! nirgends stille
stuhnden, biß wir in JEsu Gnaden-Reich angelanget, in ihme recht-
schaffen gelehrnet bleiben, und also nimmer durch Betrug der Sün-
den, von Jhm abirreten: Amen.

§. 6. [Als JEsus ein herrlich Wunderwerck gethan, indeme ErVerknüpf-
fung der
vorherge-

mit wenigen Brodten viel tausend Seelen gespeiset, und dardurch einen
hellkläntzenden Straal seiner Göttlichen Herrlichkeit, durch die dunckele

Wolcken
a. Joh. VI. 27.
A 3

Evangelii JESU.
Neuen Teſtament, daß GOtt alles Gute wircken, und wir hiemit
unſere Hertzen GOtt darbieten ſollen/ wie ein Laͤim, daß er uns ver-
arbeite, bilde, und geſtalte zu Gefaͤſſen ſeiner Barmhertzigkeit; un-
ſere Seele Jhm uͤbergeben, wie einen kalten Zundel, daß er die Fun-
cken ſeiner Liebe darein ſchlage, und ſelbs alles Boͤſe in uns uͤberwinde.

§. 2. Die Vermahnung, ſo Paulus daraus zeucht, iſt: Wircket eue-Was es
heiſſe ſeine
Seligkeit
wircken.

re Seligkeit: Jſt eben eine Redensart, deren ſich JEſus gebraucht
bey dem Evangeliſten Johanne, ſprechende: Wircket nicht die
Speiß/ die da vergehet/ ſondern die da bleibet ins ewige
Leben;
a. Will ſagen: Verachtet nicht die angebottene Seligkeit, ver-
langet hefftig darnach, raumet alles aus dem Weg, was euch daran
hinderlich iſt, wendet allen Fleiß und Ernſt an, dieſelbe zu erlangen.

§. 3. Die Wegweiſung, wie diß geſchehen ſolle, iſt: Mit ForchtWie dieſes
wircken ge-
ſchehen
muͤſſe.

und Zittern: Das iſt: 1. Mit einer heiligen Wachtbarkeit, wegen
unſern Feinden: 2. Mit einem Mißtrauen an uns ſelbs, und Ver-
laͤugnung alles eigenen Vermoͤgens: 3. Mit glaͤubiger Zuflucht zu
GOtt im Gebaͤtt: 4. Mit heiliger Sorgfalt und fleiſſigem Gebrauch
der Mitteln des Heils.

§. 4. Dieſe goͤttliche Grund-Wahrheit hat Paulus in der Schul ſeinesWird zum
Text uͤber-
gebracht.

himmliſchen Lehrmeiſters gelehrnet, und an ſich ſelbſt erfahren, welches
nun auch eben dasjenige iſt, was JEſus lehret; Sintemal, Selig-
keit wircken/
nichts anders iſt, als, zu JEſu kommen. Mit
Forcht und Zitteren
erklaͤrt die Worte; es kan Niemand.
GOtt iſts/ der in euch wircket:
iſt eben ſo viel, als: Es ſeye
ihm dann vom Vatter gegeben.
Welche Wort wir jetzt zu ver-
handeln geſinnet ſeynd.

§. 5. Ach! daß dieſes goͤttliche Liebe-Meer uͤberlauffen, und beſtaͤndigWunſch.
in uns einflieſſen moͤchte zum ewigen Leben! daß doch dieſe lebendig-
machende Heils-Krafft des Vatters in vielen geoffenbahret wurde! O
daß wir nicht muͤde wurden, im Kommen zu JEſu! nirgends ſtille
ſtuhnden, biß wir in JEſu Gnaden-Reich angelanget, in ihme recht-
ſchaffen gelehrnet bleiben, und alſo nimmer durch Betrug der Suͤn-
den, von Jhm abirreten: Amen.

§. 6. [Als JEſus ein herꝛlich Wunderwerck gethan, indeme ErVerknuͤpf-
fung der
vorherge-

mit wenigen Brodten viel tauſend Seelen geſpeiſet, und dardurch einen
hellklaͤntzenden Straal ſeiner Goͤttlichen Herꝛlichkeit, durch die dunckele

Wolcken
a. Joh. VI. 27.
A 3
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[5/0101] Evangelii JESU. Neuen Teſtament, daß GOtt alles Gute wircken, und wir hiemit unſere Hertzen GOtt darbieten ſollen/ wie ein Laͤim, daß er uns ver- arbeite, bilde, und geſtalte zu Gefaͤſſen ſeiner Barmhertzigkeit; un- ſere Seele Jhm uͤbergeben, wie einen kalten Zundel, daß er die Fun- cken ſeiner Liebe darein ſchlage, und ſelbs alles Boͤſe in uns uͤberwinde. §. 2. Die Vermahnung, ſo Paulus daraus zeucht, iſt: Wircket eue- re Seligkeit: Jſt eben eine Redensart, deren ſich JEſus gebraucht bey dem Evangeliſten Johanne, ſprechende: Wircket nicht die Speiß/ die da vergehet/ ſondern die da bleibet ins ewige Leben; a. Will ſagen: Verachtet nicht die angebottene Seligkeit, ver- langet hefftig darnach, raumet alles aus dem Weg, was euch daran hinderlich iſt, wendet allen Fleiß und Ernſt an, dieſelbe zu erlangen. Was es heiſſe ſeine Seligkeit wircken. §. 3. Die Wegweiſung, wie diß geſchehen ſolle, iſt: Mit Forcht und Zittern: Das iſt: 1. Mit einer heiligen Wachtbarkeit, wegen unſern Feinden: 2. Mit einem Mißtrauen an uns ſelbs, und Ver- laͤugnung alles eigenen Vermoͤgens: 3. Mit glaͤubiger Zuflucht zu GOtt im Gebaͤtt: 4. Mit heiliger Sorgfalt und fleiſſigem Gebrauch der Mitteln des Heils. Wie dieſes wircken ge- ſchehen muͤſſe. §. 4. Dieſe goͤttliche Grund-Wahrheit hat Paulus in der Schul ſeines himmliſchen Lehrmeiſters gelehrnet, und an ſich ſelbſt erfahren, welches nun auch eben dasjenige iſt, was JEſus lehret; Sintemal, Selig- keit wircken/ nichts anders iſt, als, zu JEſu kommen. Mit Forcht und Zitteren erklaͤrt die Worte; es kan Niemand. GOtt iſts/ der in euch wircket: iſt eben ſo viel, als: Es ſeye ihm dann vom Vatter gegeben. Welche Wort wir jetzt zu ver- handeln geſinnet ſeynd. Wird zum Text uͤber- gebracht. §. 5. Ach! daß dieſes goͤttliche Liebe-Meer uͤberlauffen, und beſtaͤndig in uns einflieſſen moͤchte zum ewigen Leben! daß doch dieſe lebendig- machende Heils-Krafft des Vatters in vielen geoffenbahret wurde! O daß wir nicht muͤde wurden, im Kommen zu JEſu! nirgends ſtille ſtuhnden, biß wir in JEſu Gnaden-Reich angelanget, in ihme recht- ſchaffen gelehrnet bleiben, und alſo nimmer durch Betrug der Suͤn- den, von Jhm abirreten: Amen. Wunſch. §. 6. [Als JEſus ein herꝛlich Wunderwerck gethan, indeme Er mit wenigen Brodten viel tauſend Seelen geſpeiſet, und dardurch einen hellklaͤntzenden Straal ſeiner Goͤttlichen Herꝛlichkeit, durch die dunckele Wolcken Verknuͤpf- fung der vorherge- a. Joh. VI. 27. A 3

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/101>, abgerufen am 21.11.2024.