ments, wie uns die Apostel dieses Geheimnuß lehren, welches aber unter des Antichristen Regierung weder verstanden, noch zu Her- tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Testamentlich zugehen, sonst gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge- müth in der Ewigkeit wandlen, himmlische Dinge beschauen, und GOtt ohne davon müd zu werden, anhangen bloß aus innwendigem Lebens-Geist, gleich wie ein Fisch nicht müd wird im Wasser zu seyn, noch ein Stern am Himmel, bloß aus der eingeschaffenen Natur und Wesen, welches am Sünder die neue Geburt heisset.
Jn Anse- hung ihrer Dienstfer- tigkeit,
§. 5. Diese Höhe der Sternen macht, daß sie ihre Dienste weit ausstrecken, wie die Apostel eigentlich solche Sonnen- Sternen waren, deren Einflüsse die gantze Welt empfunden, da hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche nur dem Hause Jsrael dieneten, nunmehro aber sind ihre Schriff- ten auf denen Flüglen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge- tragen worden.
wie und woran dieselbe zu prüffen.
§. 6. Wer nun ein so dienstfertiger, liebreicher Stern zu seyn wünschet, der vielen, vielen beförderlich seye, daß sie die Seligkeit erlangen, die in Christo JEsu ist, mit ewiger Herrlichkeit, der muß das ursprüngliche, wesentliche Liecht den H. Geist der Wahr- heit in sich bleibend, und die Eingeweyde der brausenden Liebe JE- su angezogen haben, sonst wird er nicht weit reichen können, vom Reden wird er bald erschöpfft und dürre werden, und auslöschen als ein schwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Lüfftlein ausblasen kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de- nen kommt, die in Finsternuß sitzen, so kan ihm die geringste Wie- derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus- blasen, oder er hat nur ein klein Kertzenstümplein bey sich, etwas weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder etwas aus einem geistreichen Buch behalten; So bald nun das ver- debitirt ist, so ist er gräch, das Stümplein ist verbrunnen, und schweiffet alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet- teley mercke, so fangt sie an zu fragen, was dieser, was jener ma- che, wie es hie und dort gehe. Jst es aber, daß jemand ein safftig Gehirn, starcke Einbildungs-Krafft hat, vieles gelesen und betrach- tet, daß er auch lange mit geistlichen Discursen aushalten kan, so mercket doch ein Verständiger bald, daß die Erde des Reichs Christi
wenig
Der verheiſſene
ments, wie uns die Apoſtel dieſes Geheimnuß lehren, welches aber unter des Antichriſten Regierung weder verſtanden, noch zu Her- tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Teſtamentlich zugehen, ſonſt gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge- muͤth in der Ewigkeit wandlen, himmliſche Dinge beſchauen, und GOtt ohne davon muͤd zu werden, anhangen bloß aus innwendigem Lebens-Geiſt, gleich wie ein Fiſch nicht muͤd wird im Waſſer zu ſeyn, noch ein Stern am Himmel, bloß aus der eingeſchaffenen Natur und Weſen, welches am Suͤnder die neue Geburt heiſſet.
Jn Anſe- hung ihrer Dienſtfer- tigkeit,
§. 5. Dieſe Hoͤhe der Sternen macht, daß ſie ihre Dienſte weit ausſtrecken, wie die Apoſtel eigentlich ſolche Sonnen- Sternen waren, deren Einfluͤſſe die gantze Welt empfunden, da hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche nur dem Hauſe Jſrael dieneten, nunmehro aber ſind ihre Schriff- ten auf denen Fluͤglen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge- tragen worden.
wie und woran dieſelbe zu pruͤffen.
§. 6. Wer nun ein ſo dienſtfertiger, liebreicher Stern zu ſeyn wuͤnſchet, der vielen, vielen befoͤrderlich ſeye, daß ſie die Seligkeit erlangen, die in Chriſto JEſu iſt, mit ewiger Herrlichkeit, der muß das urſpruͤngliche, weſentliche Liecht den H. Geiſt der Wahr- heit in ſich bleibend, und die Eingeweyde der brauſenden Liebe JE- ſu angezogen haben, ſonſt wird er nicht weit reichen koͤnnen, vom Reden wird er bald erſchoͤpfft und duͤrre werden, und ausloͤſchen als ein ſchwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Luͤfftlein ausblaſen kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de- nen kommt, die in Finſternuß ſitzen, ſo kan ihm die geringſte Wie- derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus- blaſen, oder er hat nur ein klein Kertzenſtuͤmplein bey ſich, etwas weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder etwas aus einem geiſtreichen Buch behalten; So bald nun das ver- debitirt iſt, ſo iſt er graͤch, das Stuͤmplein iſt verbrunnen, und ſchweiffet alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet- teley mercke, ſo fangt ſie an zu fragen, was dieſer, was jener ma- che, wie es hie und dort gehe. Jſt es aber, daß jemand ein ſafftig Gehirn, ſtarcke Einbildungs-Krafft hat, vieles geleſen und betrach- tet, daß er auch lange mit geiſtlichen Diſcurſen aushalten kan, ſo mercket doch ein Verſtaͤndiger bald, daß die Erde des Reichs Chriſti
wenig
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Der verheiſſene
ments, wie uns die Apoſtel dieſes Geheimnuß lehren, welches aber
unter des Antichriſten Regierung weder verſtanden, noch zu Her-
tzen genommen wird; Es muß warlich Neu-Teſtamentlich zugehen,
ſonſt gibts keine Himmel-hoch erhabene Sterne, die mit ihrem Ge-
muͤth in der Ewigkeit wandlen, himmliſche Dinge beſchauen, und
GOtt ohne davon muͤd zu werden, anhangen bloß aus innwendigem
Lebens-Geiſt, gleich wie ein Fiſch nicht muͤd wird im Waſſer zu ſeyn,
noch ein Stern am Himmel, bloß aus der eingeſchaffenen Natur
und Weſen, welches am Suͤnder die neue Geburt heiſſet.
§. 5. Dieſe Hoͤhe der Sternen macht, daß ſie ihre Dienſte
weit ausſtrecken, wie die Apoſtel eigentlich ſolche Sonnen-
Sternen waren, deren Einfluͤſſe die gantze Welt empfunden, da
hingegen die Propheten bey ihren Lebzeiten Kertzen waren, welche
nur dem Hauſe Jſrael dieneten, nunmehro aber ſind ihre Schriff-
ten auf denen Fluͤglen der Sonnen der Gerechtigkeit in alle Land ge-
tragen worden.
§. 6. Wer nun ein ſo dienſtfertiger, liebreicher Stern zu ſeyn
wuͤnſchet, der vielen, vielen befoͤrderlich ſeye, daß ſie die Seligkeit
erlangen, die in Chriſto JEſu iſt, mit ewiger Herrlichkeit, der
muß das urſpruͤngliche, weſentliche Liecht den H. Geiſt der Wahr-
heit in ſich bleibend, und die Eingeweyde der brauſenden Liebe JE-
ſu angezogen haben, ſonſt wird er nicht weit reichen koͤnnen, vom
Reden wird er bald erſchoͤpfft und duͤrre werden, und ausloͤſchen als
ein ſchwaches Nacht-Liechtlein, das ein jedwedes Luͤfftlein ausblaſen
kan: Wie es dann gemeiniglich gehet, daß wann ein Frommer zu de-
nen kommt, die in Finſternuß ſitzen, ſo kan ihm die geringſte Wie-
derlichkeit allen Muth und Trieb von guten Sachen zu reden aus-
blaſen, oder er hat nur ein klein Kertzenſtuͤmplein bey ſich, etwas
weniges hat er ja durch eine kurtz-wehrende Andacht erbettet, oder
etwas aus einem geiſtreichen Buch behalten; So bald nun das ver-
debitirt iſt, ſo iſt er graͤch, das Stuͤmplein iſt verbrunnen, und ſchweiffet
alsdann die arme Seel hin, und damit man nicht etwan ihre Bet-
teley mercke, ſo fangt ſie an zu fragen, was dieſer, was jener ma-
che, wie es hie und dort gehe. Jſt es aber, daß jemand ein ſafftig
Gehirn, ſtarcke Einbildungs-Krafft hat, vieles geleſen und betrach-
tet, daß er auch lange mit geiſtlichen Diſcurſen aushalten kan, ſo
mercket doch ein Verſtaͤndiger bald, daß die Erde des Reichs Chriſti
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 934. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1030>, abgerufen am 22.11.2024.
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