hinfallet, also daß auch Welt-Leute etwas angenehmes in brünstigen Krafft-Predigten empfinden, wovon sie aber nur in ihrer Eitelkeit erstarcken wie Herodes. Schließlich hat ein jeder wohl zu zusehen, daß er eine vom himmlischen Gärtner durch die neue Geburt wohl zugerichtete Pflantzen werde, seye und bleibe, alsdann werden ihm diese himmlische Sternen überaus dienlich seyn, also daß kein Re- gen-Tröpffgen, kein gut Wörtlein der Unterweisung, der Bestraf- fung und deß Trosts auf sie fallen wird, das ihnen nicht zum Wachs- thum, Reinigung, saubersten Vollkommenheit und recht göttlichen Schönheit gedeyen sollte, sintemahl auch das, was die Apostel als die Sterne von der ersten Grösse geschrieben haben, gleich einem sanfft- lieblichen Regen von lautern an den Sonnen-Strahlen der Gerech- tigkeit hell-scheinenden Heyls-Tropfen in ihr Jnnerstes eintringen, ih- re Würtzlein beleben, ja von ihren Blätteren als denen äussersten Ge- dancken aufgefangene Gnaden-Tröpfgen von der ewigen Liebes-Son- ne beschinnen, selbst wie schöne Sternlein schimmeren werden. Schließ- lich soll kein Lehrer den Ehren-Titul eines Sternens tragen oder er seye zu gleich mit ein Treufler, der warlich ein Sprengbecke oder Spritz- kandte seye, voll Glaubens und H. Geistes, tüchtig die dürre Hertzen zu wässern a; Ja es mag niemand ein Christ, ein Kind deß Glaubens A- brahams genennet werden, oder er seye ein solcher Krafft-Sterne, geschickt den Nächsten zu erbauen mit sanfftmüthigem Liebes-Geist, der sich in unzehlichen, liebreichen Wercken, Worten und Gedancken über den Nächsten ausgiesset.
§. 14. Gleichwie aber jener Samaritan Oel und Wein in dietheils Donner- Kläpf die da die Be- straffun- gen und die Gerich- te GOttes vorstellen. Wunden gosse, also erregen die geistliche Sterne GOttes nicht nur Balsamisch-netzende und tränckende Regen, sondern erschrecken auch die Gewissen der Menschen mit entsetzlichen Donner-Schlägen eines eif- ferbrennenden Ernsts, in dem sie die Hertzen erschüttern, und mit durchtringenden Vorstellungen, der alle Wercke genau erforschenden Hei[l]igkeit, und alles ohne Ansehen der Persohn aufs gerechteste vergel- tenden Gerechtigkeit GOttes, auch der unausbleiblichen scharffen Rechnung, welcher keine Seele entwischen werde, drein knallen, die Welt aus ihrer Schlaffsucht und Sicherheit aufzuwecken, damit doch die Gnaden-Zeit, Heyls-Mittel, Creutz-Tage, Anregungen des Heil. Geistes fleissiger wahrgenommen, und keine Krafft aus der Ewigkeit
verabsaumet
aEzech. XXI. 1-7. Mich. II. 11.
C c c c c c 3
ewige Sternen-Himmel.
hinfallet, alſo daß auch Welt-Leute etwas angenehmes in bruͤnſtigen Krafft-Predigten empfinden, wovon ſie aber nur in ihrer Eitelkeit erſtarcken wie Herodes. Schließlich hat ein jeder wohl zu zuſehen, daß er eine vom himmliſchen Gaͤrtner durch die neue Geburt wohl zugerichtete Pflantzen werde, ſeye und bleibe, alsdann werden ihm dieſe himmliſche Sternen uͤberaus dienlich ſeyn, alſo daß kein Re- gen-Troͤpffgen, kein gut Woͤrtlein der Unterweiſung, der Beſtraf- fung und deß Troſts auf ſie fallen wird, das ihnen nicht zum Wachs- thum, Reinigung, ſauberſten Vollkommenheit und recht goͤttlichen Schoͤnheit gedeyen ſollte, ſintemahl auch das, was die Apoſtel als die Sterne von der erſten Groͤſſe geſchrieben haben, gleich einem ſanfft- lieblichen Regen von lautern an den Sonnen-Strahlen der Gerech- tigkeit hell-ſcheinenden Heyls-Tropfen in ihr Jnnerſtes eintringen, ih- re Wuͤrtzlein beleben, ja von ihren Blaͤtteren als denen aͤuſſerſten Ge- dancken aufgefangene Gnaden-Troͤpfgen von der ewigen Liebes-Son- ne beſchinnen, ſelbſt wie ſchoͤne Sternlein ſchimmeren werden. Schließ- lich ſoll kein Lehrer den Ehren-Titul eines Sternens tragen oder er ſeye zu gleich mit ein Treufler, der warlich ein Sprengbecke oder Spritz- kandte ſeye, voll Glaubens und H. Geiſtes, tuͤchtig die duͤrre Hertzen zu waͤſſern a; Ja es mag niemand ein Chriſt, ein Kind deß Glaubens A- brahams genennet werden, oder er ſeye ein ſolcher Krafft-Sterne, geſchickt den Naͤchſten zu erbauen mit ſanfftmuͤthigem Liebes-Geiſt, der ſich in unzehlichen, liebreichen Wercken, Worten und Gedancken uͤber den Naͤchſten ausgieſſet.
§. 14. Gleichwie aber jener Samaritan Oel und Wein in dietheils Donneꝛ- Klaͤpf die da die Be- ſtraffun- gen und die Gerich- te GOttes vorſtellen. Wunden goſſe, alſo erregen die geiſtliche Sterne GOttes nicht nur Balſamiſch-netzende und traͤnckende Regen, ſondern erſchrecken auch die Gewiſſen der Menſchen mit entſetzlichen Donner-Schlaͤgen eines eif- ferbrennenden Ernſts, in dem ſie die Hertzen erſchuͤttern, und mit durchtringenden Vorſtellungen, der alle Wercke genau erforſchenden Hei[l]igkeit, und alles ohne Anſehen der Perſohn aufs gerechteſte vergel- tenden Gerechtigkeit GOttes, auch der unausbleiblichen ſcharffen Rechnung, welcher keine Seele entwiſchen werde, drein knallen, die Welt aus ihrer Schlaffſucht und Sicherheit aufzuwecken, damit doch die Gnaden-Zeit, Heyls-Mittel, Creutz-Tage, Anregungen des Heil. Geiſtes fleiſſiger wahrgenommen, und keine Krafft aus der Ewigkeit
verabſaumet
aEzech. XXI. 1-7. Mich. II. 11.
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ewige Sternen-Himmel.
hinfallet, alſo daß auch Welt-Leute etwas angenehmes in bruͤnſtigen
Krafft-Predigten empfinden, wovon ſie aber nur in ihrer Eitelkeit
erſtarcken wie Herodes. Schließlich hat ein jeder wohl zu zuſehen,
daß er eine vom himmliſchen Gaͤrtner durch die neue Geburt wohl
zugerichtete Pflantzen werde, ſeye und bleibe, alsdann werden ihm
dieſe himmliſche Sternen uͤberaus dienlich ſeyn, alſo daß kein Re-
gen-Troͤpffgen, kein gut Woͤrtlein der Unterweiſung, der Beſtraf-
fung und deß Troſts auf ſie fallen wird, das ihnen nicht zum Wachs-
thum, Reinigung, ſauberſten Vollkommenheit und recht goͤttlichen
Schoͤnheit gedeyen ſollte, ſintemahl auch das, was die Apoſtel als
die Sterne von der erſten Groͤſſe geſchrieben haben, gleich einem ſanfft-
lieblichen Regen von lautern an den Sonnen-Strahlen der Gerech-
tigkeit hell-ſcheinenden Heyls-Tropfen in ihr Jnnerſtes eintringen, ih-
re Wuͤrtzlein beleben, ja von ihren Blaͤtteren als denen aͤuſſerſten Ge-
dancken aufgefangene Gnaden-Troͤpfgen von der ewigen Liebes-Son-
ne beſchinnen, ſelbſt wie ſchoͤne Sternlein ſchimmeren werden. Schließ-
lich ſoll kein Lehrer den Ehren-Titul eines Sternens tragen oder er
ſeye zu gleich mit ein Treufler, der warlich ein Sprengbecke oder Spritz-
kandte ſeye, voll Glaubens und H. Geiſtes, tuͤchtig die duͤrre Hertzen zu
waͤſſern a; Ja es mag niemand ein Chriſt, ein Kind deß Glaubens A-
brahams genennet werden, oder er ſeye ein ſolcher Krafft-Sterne,
geſchickt den Naͤchſten zu erbauen mit ſanfftmuͤthigem Liebes-Geiſt,
der ſich in unzehlichen, liebreichen Wercken, Worten und Gedancken
uͤber den Naͤchſten ausgieſſet.
§. 14. Gleichwie aber jener Samaritan Oel und Wein in die
Wunden goſſe, alſo erregen die geiſtliche Sterne GOttes nicht nur
Balſamiſch-netzende und traͤnckende Regen, ſondern erſchrecken auch
die Gewiſſen der Menſchen mit entſetzlichen Donner-Schlaͤgen eines eif-
ferbrennenden Ernſts, in dem ſie die Hertzen erſchuͤttern, und mit
durchtringenden Vorſtellungen, der alle Wercke genau erforſchenden
Heiligkeit, und alles ohne Anſehen der Perſohn aufs gerechteſte vergel-
tenden Gerechtigkeit GOttes, auch der unausbleiblichen ſcharffen
Rechnung, welcher keine Seele entwiſchen werde, drein knallen, die
Welt aus ihrer Schlaffſucht und Sicherheit aufzuwecken, damit doch
die Gnaden-Zeit, Heyls-Mittel, Creutz-Tage, Anregungen des Heil.
Geiſtes fleiſſiger wahrgenommen, und keine Krafft aus der Ewigkeit
verabſaumet
theils
Donneꝛ-
Klaͤpf die
da die Be-
ſtraffun-
gen und
die Gerich-
te GOttes
vorſtellen.
a Ezech. XXI. 1-7. Mich. II. 11.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 941. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1037>, abgerufen am 22.11.2024.
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