Mund seines GOttes auf die Erde fallen, er bewahrete alle Zu- sprüche als köstliche Perlen und Edelgestein, er soge wie ein Biene den Honig des Heiligen Geistes daraus, seinen Glauben zu mehren, und immer mehr zu bekräfftigen, er verabsaumete keinen Seegen, der ihm von Ewigkeit bestimmt, und in denen Verheissungen darge- reicht ward: Es ist was recht Majestätisches, wie Paulus diesen seinen Glauben, wovon Moses hier redt, beschreibt: nehmlich a Tod und Nichts seye seinem Glauben lauter Leben und Fülle gewe- sen, er habe alle Gegen-Sätze der blöd-sinnigen Vernunfft weit überwunden, und über allen Zweiffel hoch triumphieret, auch da gar keine Wahrscheinlichkeit vorhanden, habe er, dessen ungeachtet, nicht weniger gehoffet, als die Worte der Verheissung lauteten; er sahe gleichsam die ihm verheissene unzahlbare Menge der Nachkom- menen schon vor seinen Augen, trotz allem Lauff der Natur, da er so alt und noch kein eintziges Kind hatte, dazu Sara Bärmutter erstorben ware; er legte seinem allgenugsamen GOtt seine Schwach- heit, Ohnmacht und Unfruchtbarkeit dar, und fassete dargegen sei- ne Allmacht, Treue und Wahrheit: O wie sollte dieses heiligen Manns Verhalten gegen GOttes Zusag, und sein stäter Hunger nach dero Erfüllung unsere Trägheit beschämen, die wirs je hundert- mahl nöthiger hätten, und sind uns selbst mit unserer Unachtsamkeit der gröste Schaden uns zu schwerer Rechnung, da wir noch so vie- le geschriebene Verheissungen vor Abraham aus haben zu unserem grossen Vortheil, wenden aber alles schlechtlich an, also daß, all- weil dieser getreue Liebhaber Christi bey etwelchen wenigen Ver- sprechungen hortreich ward am Glauben, an der Verlaugnung, am Gehorsam und an allen Schätzen des ewigen Heyls, wir bey denen vielen theuren unmässigen Verheissungen und Weissagungen arme Krüppel, ausgemercklete Gerüffel, ohne geistliche Kinder oder Früchte des Heiligen Geistes bleiben, leben und sterben.
Warum Moses von Abra- ham erst jetzt mel- det daß er geglaubet und ge- rechtfer- tigt seye.
§. 2. Merckwürdig aber ist, was Moses sagt: Es seye ihme zur Gerechtigkeit gerechnet worden: Wie, ware dann Abraham nicht längst zuvor gerechtfertiget? Hat es bey dem einmahl gegebenen richterlichen Ausspruch nicht sein Verbleiben? Und was gehet diese Special-Verheissung von einer grossen Nachkömmlingschafft, so dem Abraham eigen ware, die Rechtfertigung des Sünders vor GOtt an.
Antw.
aRom. IV. 17-22.
Der verheiſſene
Mund ſeines GOttes auf die Erde fallen, er bewahrete alle Zu- ſpruͤche als koͤſtliche Perlen und Edelgeſtein, er ſoge wie ein Biene den Honig des Heiligen Geiſtes daraus, ſeinen Glauben zu mehren, und immer mehr zu bekraͤfftigen, er verabſaumete keinen Seegen, der ihm von Ewigkeit beſtimmt, und in denen Verheiſſungen darge- reicht ward: Es iſt was recht Majeſtaͤtiſches, wie Paulus dieſen ſeinen Glauben, wovon Moſes hier redt, beſchreibt: nehmlich a Tod und Nichts ſeye ſeinem Glauben lauter Leben und Fuͤlle gewe- ſen, er habe alle Gegen-Saͤtze der bloͤd-ſinnigen Vernunfft weit uͤberwunden, und uͤber allen Zweiffel hoch triumphieret, auch da gar keine Wahrſcheinlichkeit vorhanden, habe er, deſſen ungeachtet, nicht weniger gehoffet, als die Worte der Verheiſſung lauteten; er ſahe gleichſam die ihm verheiſſene unzahlbare Menge der Nachkom- menen ſchon vor ſeinen Augen, trotz allem Lauff der Natur, da er ſo alt und noch kein eintziges Kind hatte, dazu Sara Baͤrmutter erſtorben ware; er legte ſeinem allgenugſamen GOtt ſeine Schwach- heit, Ohnmacht und Unfruchtbarkeit dar, und faſſete dargegen ſei- ne Allmacht, Treue und Wahrheit: O wie ſollte dieſes heiligen Manns Verhalten gegen GOttes Zuſag, und ſein ſtaͤter Hunger nach dero Erfuͤllung unſere Traͤgheit beſchaͤmen, die wirs je hundert- mahl noͤthiger haͤtten, und ſind uns ſelbſt mit unſerer Unachtſamkeit der groͤſte Schaden uns zu ſchwerer Rechnung, da wir noch ſo vie- le geſchriebene Verheiſſungen vor Abraham aus haben zu unſerem groſſen Vortheil, wenden aber alles ſchlechtlich an, alſo daß, all- weil dieſer getreue Liebhaber Chriſti bey etwelchen wenigen Ver- ſprechungen hortreich ward am Glauben, an der Verlaugnung, am Gehorſam und an allen Schaͤtzen des ewigen Heyls, wir bey denen vielen theuren unmaͤſſigen Verheiſſungen und Weiſſagungen arme Kruͤppel, ausgemercklete Geruͤffel, ohne geiſtliche Kinder oder Fruͤchte des Heiligen Geiſtes bleiben, leben und ſterben.
Warum Moſes von Abra- ham erſt jetzt mel- det daß er geglaubet und ge- rechtfer- tigt ſeye.
§. 2. Merckwuͤrdig aber iſt, was Moſes ſagt: Es ſeye ihme zur Gerechtigkeit gerechnet worden: Wie, ware dann Abraham nicht laͤngſt zuvor gerechtfertiget? Hat es bey dem einmahl gegebenen richterlichen Ausſpruch nicht ſein Verbleiben? Und was gehet dieſe Special-Verheiſſung von einer groſſen Nachkoͤmmlingſchafft, ſo dem Abraham eigen ware, die Rechtfertigung des Suͤnders vor GOtt an.
Antw.
aRom. IV. 17-22.
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Der verheiſſene
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den Honig des Heiligen Geiſtes daraus, ſeinen Glauben zu mehren,
und immer mehr zu bekraͤfftigen, er verabſaumete keinen Seegen,
der ihm von Ewigkeit beſtimmt, und in denen Verheiſſungen darge-
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ſeinen Glauben, wovon Moſes hier redt, beſchreibt: nehmlich a
Tod und Nichts ſeye ſeinem Glauben lauter Leben und Fuͤlle gewe-
ſen, er habe alle Gegen-Saͤtze der bloͤd-ſinnigen Vernunfft weit
uͤberwunden, und uͤber allen Zweiffel hoch triumphieret, auch da gar
keine Wahrſcheinlichkeit vorhanden, habe er, deſſen ungeachtet,
nicht weniger gehoffet, als die Worte der Verheiſſung lauteten; er
ſahe gleichſam die ihm verheiſſene unzahlbare Menge der Nachkom-
menen ſchon vor ſeinen Augen, trotz allem Lauff der Natur, da er
ſo alt und noch kein eintziges Kind hatte, dazu Sara Baͤrmutter
erſtorben ware; er legte ſeinem allgenugſamen GOtt ſeine Schwach-
heit, Ohnmacht und Unfruchtbarkeit dar, und faſſete dargegen ſei-
ne Allmacht, Treue und Wahrheit: O wie ſollte dieſes heiligen
Manns Verhalten gegen GOttes Zuſag, und ſein ſtaͤter Hunger
nach dero Erfuͤllung unſere Traͤgheit beſchaͤmen, die wirs je hundert-
mahl noͤthiger haͤtten, und ſind uns ſelbſt mit unſerer Unachtſamkeit
der groͤſte Schaden uns zu ſchwerer Rechnung, da wir noch ſo vie-
le geſchriebene Verheiſſungen vor Abraham aus haben zu unſerem
groſſen Vortheil, wenden aber alles ſchlechtlich an, alſo daß, all-
weil dieſer getreue Liebhaber Chriſti bey etwelchen wenigen Ver-
ſprechungen hortreich ward am Glauben, an der Verlaugnung, am
Gehorſam und an allen Schaͤtzen des ewigen Heyls, wir bey denen
vielen theuren unmaͤſſigen Verheiſſungen und Weiſſagungen arme
Kruͤppel, ausgemercklete Geruͤffel, ohne geiſtliche Kinder oder
Fruͤchte des Heiligen Geiſtes bleiben, leben und ſterben.
§. 2. Merckwuͤrdig aber iſt, was Moſes ſagt: Es ſeye ihme zur
Gerechtigkeit gerechnet worden: Wie, ware dann Abraham nicht
laͤngſt zuvor gerechtfertiget? Hat es bey dem einmahl gegebenen
richterlichen Ausſpruch nicht ſein Verbleiben? Und was gehet dieſe
Special-Verheiſſung von einer groſſen Nachkoͤmmlingſchafft, ſo dem
Abraham eigen ware, die Rechtfertigung des Suͤnders vor GOtt an.
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a Rom. IV. 17-22.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 960. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1056>, abgerufen am 25.11.2024.
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