Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Der verheissene
nen Fußstapfen des Glaubens Abrahams in täglicher Creutzigung der
Lüsten und Begierden, in ernster Bestreitung ihrer Passionen und
gründlicher Hassung und Verlassung des eigenen Lebens: Ach wo-
ist der
Mangel
des Glau-
bens.
her kommt gleichwohl dieser grosse Jammer in der Christenheit?

§. 2. Gewiß daher, weil kein Glauben ist bey uns, die wir den
grösten Glauben haben sollten; glaubeten wir wie Abraham, so wur-
den wir GOttes Herrlichkeit sehen wie Abraham. Und wären wir
noch so erstorben, so wurden uns dennoch so viele Kinder, geistliche
Kinder gebohren werden wie die Sternen die am Himmel, und wie
der Sand an des Meers-Rand der unzehlich ist a; aber um unsers
Unglaubens willen kan JEsus kein Wunder thun b: und dieses ist
neben der grossen Sicherheit ein Zeichen der letzten Zeit, und der plötz-
lichen, unvermutheten Zukunfft Christi zum Gericht und Einerndung
des alles überwachsenden Unkrauts der Schein- und Nahm-Christen,
die nicht einmahl dem Wäitzen ähnlich sehen, sondern offenbar irrdisch-
gesinnte Verächter der himmlischen Schätzen Christi und der unver-
gänglichen Gütern des Evangeliums sind, und endlich wie der Staub
der höllischen Schlangen zur Speise werden: vom Spreuer will ich
nicht sagen, die wohl einen Schein und Form der Frommkeit haben,
die Krafft aber verlaugnen, läre Fäsen, dürre Halmen, leichtes
Brandkorn, welche das Gewicht der Liebe, und Krafft Christi, und
des Welt-überwindenden Glaubens nicht in sich haben, dannenhero
sie aus Christi Worff-Schauffel, oder Wannen wegfliegen in das
unauslöschliche Feuer.

Prob die-
ses Man-
gels.

§. 3. Ach wo sind die rechte und echte Kinder Abrahams! die ins
himmlische Wesen versetzt c, deren Leben verborgen seye mit Christo
in GOtt d: die über die Erde erhaben, mit GOttes Wort und Geist
starck leuchten in dem Land, die in Christi Hand als schöne Edelge-
steine schimmeren, die allen Schutz, Trost, Leben, Liecht und Heyl,
auch alle Krafft zu scheinen, und zu leyden allein von diesem allmäch-
tigen König erwarten, und sich in ihrem Amts-Lebens- und Christen-
Lauff überall eintzig und allein von JEsu Christo regieren lassen: O
wie viel Jrr-Sternen hats, die wohl fein von Christo reden, und
andern mit Schrifft-Sprüchen den schmalen Weg zum Himmel wei-
sen, selbst aber den breiten Welt-Weg zum Verderben einschlagen,
welchen das finstere Dunckel behalten ist in Ewigkeit e.

§. 4. Es
a Hebr. XI. 12.
b Marc. VI. 5. 6.
c Eph. II.
d Coloss. III.
e Jud. 13.

Der verheiſſene
nen Fußſtapfen des Glaubens Abrahams in taͤglicher Creutzigung der
Luͤſten und Begierden, in ernſter Beſtreitung ihrer Paſſionen und
gruͤndlicher Haſſung und Verlaſſung des eigenen Lebens: Ach wo-
iſt der
Mangel
des Glau-
bens.
her kommt gleichwohl dieſer groſſe Jammer in der Chriſtenheit?

§. 2. Gewiß daher, weil kein Glauben iſt bey uns, die wir den
groͤſten Glauben haben ſollten; glaubeten wir wie Abraham, ſo wur-
den wir GOttes Herrlichkeit ſehen wie Abraham. Und waͤren wir
noch ſo erſtorben, ſo wurden uns dennoch ſo viele Kinder, geiſtliche
Kinder gebohren werden wie die Sternen die am Himmel, und wie
der Sand an des Meers-Rand der unzehlich iſt a; aber um unſers
Unglaubens willen kan JEſus kein Wunder thun b: und dieſes iſt
neben der groſſen Sicherheit ein Zeichen der letzten Zeit, und der ploͤtz-
lichen, unvermutheten Zukunfft Chriſti zum Gericht und Einerndung
des alles uͤberwachſenden Unkrauts der Schein- und Nahm-Chriſten,
die nicht einmahl dem Waͤitzen aͤhnlich ſehen, ſondern offenbar irrdiſch-
geſinnte Veraͤchter der himmliſchen Schaͤtzen Chriſti und der unver-
gaͤnglichen Guͤtern des Evangeliums ſind, und endlich wie der Staub
der hoͤlliſchen Schlangen zur Speiſe werden: vom Spreuer will ich
nicht ſagen, die wohl einen Schein und Form der Frommkeit haben,
die Krafft aber verlaugnen, laͤre Faͤſen, duͤrre Halmen, leichtes
Brandkorn, welche das Gewicht der Liebe, und Krafft Chriſti, und
des Welt-uͤberwindenden Glaubens nicht in ſich haben, dannenhero
ſie aus Chriſti Worff-Schauffel, oder Wannen wegfliegen in das
unausloͤſchliche Feuer.

Prob die-
ſes Man-
gels.

§. 3. Ach wo ſind die rechte und echte Kinder Abrahams! die ins
himmliſche Weſen verſetzt c, deren Leben verborgen ſeye mit Chriſto
in GOtt d: die uͤber die Erde erhaben, mit GOttes Wort und Geiſt
ſtarck leuchten in dem Land, die in Chriſti Hand als ſchoͤne Edelge-
ſteine ſchimmeren, die allen Schutz, Troſt, Leben, Liecht und Heyl,
auch alle Krafft zu ſcheinen, und zu leyden allein von dieſem allmaͤch-
tigen Koͤnig erwarten, und ſich in ihrem Amts-Lebens- und Chriſten-
Lauff uͤberall eintzig und allein von JEſu Chriſto regieren laſſen: O
wie viel Jrr-Sternen hats, die wohl fein von Chriſto reden, und
andern mit Schrifft-Spruͤchen den ſchmalen Weg zum Himmel wei-
ſen, ſelbſt aber den breiten Welt-Weg zum Verderben einſchlagen,
welchen das finſtere Dunckel behalten iſt in Ewigkeit e.

§. 4. Es
a Hebr. XI. 12.
b Marc. VI. 5. 6.
c Eph. II.
d Coloſſ. III.
e Jud. 13.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1062" n="966"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der verhei&#x017F;&#x017F;ene</hi></fw><lb/>
nen Fuß&#x017F;tapfen des Glaubens Abrahams in ta&#x0364;glicher Creutzigung der<lb/>
Lu&#x0364;&#x017F;ten und Begierden, in ern&#x017F;ter Be&#x017F;treitung ihrer Pa&#x017F;&#x017F;ionen und<lb/>
gru&#x0364;ndlicher Ha&#x017F;&#x017F;ung und Verla&#x017F;&#x017F;ung des eigenen Lebens: Ach wo-<lb/><note place="left">i&#x017F;t der<lb/>
Mangel<lb/>
des Glau-<lb/>
bens.</note>her kommt gleichwohl die&#x017F;er gro&#x017F;&#x017F;e Jammer in der Chri&#x017F;tenheit?</p><lb/>
          <p>§. 2. Gewiß daher, weil kein Glauben i&#x017F;t bey uns, die wir den<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;ten Glauben haben &#x017F;ollten; glaubeten wir wie Abraham, &#x017F;o wur-<lb/>
den wir GOttes Herrlichkeit &#x017F;ehen wie Abraham. Und wa&#x0364;ren wir<lb/>
noch &#x017F;o er&#x017F;torben, &#x017F;o wurden uns dennoch &#x017F;o viele Kinder, gei&#x017F;tliche<lb/>
Kinder gebohren werden wie die Sternen die am Himmel, und wie<lb/>
der Sand an des Meers-Rand der unzehlich i&#x017F;t <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">Hebr. XI.</hi> 12.</note>; aber um un&#x017F;ers<lb/>
Unglaubens willen kan JE&#x017F;us kein Wunder thun <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Marc. VI.</hi> 5. 6.</note>: und die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
neben der gro&#x017F;&#x017F;en Sicherheit ein Zeichen der letzten Zeit, und der plo&#x0364;tz-<lb/>
lichen, unvermutheten Zukunfft Chri&#x017F;ti zum Gericht und Einerndung<lb/>
des alles u&#x0364;berwach&#x017F;enden Unkrauts der Schein- und Nahm-Chri&#x017F;ten,<lb/>
die nicht einmahl dem Wa&#x0364;itzen a&#x0364;hnlich &#x017F;ehen, &#x017F;ondern offenbar irrdi&#x017F;ch-<lb/>
ge&#x017F;innte Vera&#x0364;chter der himmli&#x017F;chen Scha&#x0364;tzen Chri&#x017F;ti und der unver-<lb/>
ga&#x0364;nglichen Gu&#x0364;tern des Evangeliums &#x017F;ind, und endlich wie der Staub<lb/>
der ho&#x0364;lli&#x017F;chen Schlangen zur Spei&#x017F;e werden: vom Spreuer will ich<lb/>
nicht &#x017F;agen, die wohl einen Schein und Form der Frommkeit haben,<lb/>
die Krafft aber verlaugnen, la&#x0364;re Fa&#x0364;&#x017F;en, du&#x0364;rre Halmen, leichtes<lb/>
Brandkorn, welche das Gewicht der Liebe, und Krafft Chri&#x017F;ti, und<lb/>
des Welt-u&#x0364;berwindenden Glaubens nicht in &#x017F;ich haben, dannenhero<lb/>
&#x017F;ie aus Chri&#x017F;ti Worff-Schauffel, oder Wannen wegfliegen in das<lb/>
unauslo&#x0364;&#x017F;chliche Feuer.</p><lb/>
          <note place="left">Prob die-<lb/>
&#x017F;es Man-<lb/>
gels.</note>
          <p>§. 3. Ach wo &#x017F;ind die rechte und echte Kinder Abrahams! die ins<lb/>
himmli&#x017F;che We&#x017F;en ver&#x017F;etzt <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Eph. II.</hi></note>, deren Leben verborgen &#x017F;eye mit Chri&#x017F;to<lb/>
in GOtt <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Colo&#x017F;&#x017F;. III.</hi></note>: die u&#x0364;ber die Erde erhaben, mit GOttes Wort und Gei&#x017F;t<lb/>
&#x017F;tarck leuchten in dem Land, die in Chri&#x017F;ti Hand als &#x017F;cho&#x0364;ne Edelge-<lb/>
&#x017F;teine &#x017F;chimmeren, die allen Schutz, Tro&#x017F;t, Leben, Liecht und Heyl,<lb/>
auch alle Krafft zu &#x017F;cheinen, und zu leyden allein von die&#x017F;em allma&#x0364;ch-<lb/>
tigen Ko&#x0364;nig erwarten, und &#x017F;ich in ihrem Amts-Lebens- und Chri&#x017F;ten-<lb/>
Lauff u&#x0364;berall eintzig und allein von JE&#x017F;u Chri&#x017F;to regieren la&#x017F;&#x017F;en: O<lb/>
wie viel Jrr-Sternen hats, die wohl fein von Chri&#x017F;to reden, und<lb/>
andern mit Schrifft-Spru&#x0364;chen den &#x017F;chmalen Weg zum Himmel wei-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;elb&#x017F;t aber den breiten Welt-Weg zum Verderben ein&#x017F;chlagen,<lb/>
welchen das fin&#x017F;tere Dunckel behalten i&#x017F;t in Ewigkeit <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Jud.</hi> 13.</note>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#i">§.</hi> 4. Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[966/1062] Der verheiſſene nen Fußſtapfen des Glaubens Abrahams in taͤglicher Creutzigung der Luͤſten und Begierden, in ernſter Beſtreitung ihrer Paſſionen und gruͤndlicher Haſſung und Verlaſſung des eigenen Lebens: Ach wo- her kommt gleichwohl dieſer groſſe Jammer in der Chriſtenheit? iſt der Mangel des Glau- bens. §. 2. Gewiß daher, weil kein Glauben iſt bey uns, die wir den groͤſten Glauben haben ſollten; glaubeten wir wie Abraham, ſo wur- den wir GOttes Herrlichkeit ſehen wie Abraham. Und waͤren wir noch ſo erſtorben, ſo wurden uns dennoch ſo viele Kinder, geiſtliche Kinder gebohren werden wie die Sternen die am Himmel, und wie der Sand an des Meers-Rand der unzehlich iſt a; aber um unſers Unglaubens willen kan JEſus kein Wunder thun b: und dieſes iſt neben der groſſen Sicherheit ein Zeichen der letzten Zeit, und der ploͤtz- lichen, unvermutheten Zukunfft Chriſti zum Gericht und Einerndung des alles uͤberwachſenden Unkrauts der Schein- und Nahm-Chriſten, die nicht einmahl dem Waͤitzen aͤhnlich ſehen, ſondern offenbar irrdiſch- geſinnte Veraͤchter der himmliſchen Schaͤtzen Chriſti und der unver- gaͤnglichen Guͤtern des Evangeliums ſind, und endlich wie der Staub der hoͤlliſchen Schlangen zur Speiſe werden: vom Spreuer will ich nicht ſagen, die wohl einen Schein und Form der Frommkeit haben, die Krafft aber verlaugnen, laͤre Faͤſen, duͤrre Halmen, leichtes Brandkorn, welche das Gewicht der Liebe, und Krafft Chriſti, und des Welt-uͤberwindenden Glaubens nicht in ſich haben, dannenhero ſie aus Chriſti Worff-Schauffel, oder Wannen wegfliegen in das unausloͤſchliche Feuer. §. 3. Ach wo ſind die rechte und echte Kinder Abrahams! die ins himmliſche Weſen verſetzt c, deren Leben verborgen ſeye mit Chriſto in GOtt d: die uͤber die Erde erhaben, mit GOttes Wort und Geiſt ſtarck leuchten in dem Land, die in Chriſti Hand als ſchoͤne Edelge- ſteine ſchimmeren, die allen Schutz, Troſt, Leben, Liecht und Heyl, auch alle Krafft zu ſcheinen, und zu leyden allein von dieſem allmaͤch- tigen Koͤnig erwarten, und ſich in ihrem Amts-Lebens- und Chriſten- Lauff uͤberall eintzig und allein von JEſu Chriſto regieren laſſen: O wie viel Jrr-Sternen hats, die wohl fein von Chriſto reden, und andern mit Schrifft-Spruͤchen den ſchmalen Weg zum Himmel wei- ſen, ſelbſt aber den breiten Welt-Weg zum Verderben einſchlagen, welchen das finſtere Dunckel behalten iſt in Ewigkeit e. §. 4. Es a Hebr. XI. 12. b Marc. VI. 5. 6. c Eph. II. d Coloſſ. III. e Jud. 13.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1062
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 966. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1062>, abgerufen am 22.11.2024.