ihrem erfreulichen Aufgang und Hertz-erfrischenden Morgen-Röthe a.
§. 7. GOtt erschuff die Sonne, da er das Liecht in eines samm-Jn Anse- hung ihrer Natur. lete, so daß die Sonne nichts anders ist, als ein unergründlich, un- ermessen, weit Meer von der reinesten, hellesten Flamm, in so star- cker Bewegung, daß es fünff hundert tausend mahl tausend Stund weit und breit in die Ründe alles mit sich umtreibet, und wo sie hin- kommet, da füllet sie alles mit Glantz, Krafft und Wärme: Sie ist von so wunderbarer Schöne und Nutzbarkeit, daß kein Geschöpf ist, mit dem die Völcker mehr Abgötterey getrieben, welches zu erweh- ren, GOtt sie [fremdsprachliches Material - fehlt] einen Diener geheissen, damit so offt sie von ihr redeten, sein Volck daran gedächte, es sey der Knecht und nicht der Meister; ein Diener, der seinem Meister die Fackel voran tragt und zündet: Die Sonne ist allein in unserem Vortice, oder Himmels- Wirbel, so das Liecht ursprünglich in sich hat: Aber obschon es leicht ist sie zu sehen und zu empfinden, so kan man jedennoch ihre Natur nicht wohl erklären.
§. 8. Also gleicher Weise hat GOTT
Jn JEsu ist die Fülle des Liechts und Le- bens.
1. Die Fülle des Liechts und Lebens in JEsum Christum gelegt nach seiner freyen, pur lauteren Güte. Sintemahl es dem Vatter wohlgefallen hat, daß in ihm die gantze Fülle wohnen sollte b. Jn welchem alle Schätze der Weißheit und Erkanntnuß verborgen lie- gen. Dann in ihm wohnet die gantze Fülle der Gottheit leibhafftig damit wir in JEsu als unserem Mittler finden, was wir gerne hätten zum Wolleben, alle Warheit, Reinigkeit, Freud und Trost ist eintzig in JEsu enthalten. Die Strahlen seiner Majestät gläntzen so schön. Das Wort ist Fleisch worden, und hat unter uns gewohnet und wir haben seine Herrlichkeit geschauet, eine Herrlichkeit als des eingebohr- nen Sohns vom Vatter voller Gnad und Warheit c.
§. 9. 2. GOtt hieß die Sonne [fremdsprachliches Material - fehlt]; zu zeigen, daß es etwas ge-Welcher ob er schon in schlech- ter Gestalt kame, rings, schlechts und verächtlichs mit ihr wäre: Also ist der Sohn des Menschen nicht kommen, daß er ihm dienen lasse, sondern daß er die ne, und gebe sein Leben zum Lößgeld für viele d, welcher, ob er wohl in GOttes Gestalt war, hat ers doch nicht für einen Raub geachtet, GOtt gleich seyn. Sondern hat sich ausgeläret, indem er eines Knechts- Gestalt angenommen hat, und den Menschen gleich worden ist. Und in dem er an Geberden als ein Mensch erfunden worden, hat er sich
selbst
aHebr. I. 6. 1 Petr. I. 20. Hebr. XIII.
b 2 Col. I. 19. II. 3. 9.
cJoh. I. 14.
dMatth. XX. 28.
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Die Sonne der Gerechtigkeit.
ihrem erfreulichen Aufgang und Hertz-erfriſchenden Morgen-Roͤthe a.
§. 7. GOtt erſchuff die Sonne, da er das Liecht in eines ſamm-Jn Anſe- hung ihrer Natur. lete, ſo daß die Sonne nichts anders iſt, als ein unergruͤndlich, un- ermeſſen, weit Meer von der reineſten, helleſten Flamm, in ſo ſtar- cker Bewegung, daß es fuͤnff hundert tauſend mahl tauſend Stund weit und breit in die Ruͤnde alles mit ſich umtreibet, und wo ſie hin- kommet, da fuͤllet ſie alles mit Glantz, Krafft und Waͤrme: Sie iſt von ſo wunderbarer Schoͤne und Nutzbarkeit, daß kein Geſchoͤpf iſt, mit dem die Voͤlcker mehr Abgoͤtterey getrieben, welches zu erweh- ren, GOtt ſie [fremdsprachliches Material – fehlt] einen Diener geheiſſen, damit ſo offt ſie von ihr redeten, ſein Volck daran gedaͤchte, es ſey der Knecht und nicht der Meiſter; ein Diener, der ſeinem Meiſter die Fackel voran tragt und zuͤndet: Die Sonne iſt allein in unſerem Vortice, oder Himmels- Wirbel, ſo das Liecht urſpruͤnglich in ſich hat: Aber obſchon es leicht iſt ſie zu ſehen und zu empfinden, ſo kan man jedennoch ihre Natur nicht wohl erklaͤren.
§. 8. Alſo gleicher Weiſe hat GOTT
Jn JEſu iſt die Fuͤlle des Liechts und Le- bens.
1. Die Fuͤlle des Liechts und Lebens in JEſum Chriſtum gelegt nach ſeiner freyen, pur lauteren Guͤte. Sintemahl es dem Vatter wohlgefallen hat, daß in ihm die gantze Fuͤlle wohnen ſollte b. Jn welchem alle Schaͤtze der Weißheit und Erkanntnuß verborgen lie- gen. Dann in ihm wohnet die gantze Fuͤlle der Gottheit leibhafftig damit wir in JEſu als unſerem Mittler finden, was wir gerne haͤtten zum Wolleben, alle Warheit, Reinigkeit, Freud und Troſt iſt eintzig in JEſu enthalten. Die Strahlen ſeiner Majeſtaͤt glaͤntzen ſo ſchoͤn. Das Wort iſt Fleiſch worden, und hat unter uns gewohnet und wir haben ſeine Herrlichkeit geſchauet, eine Herrlichkeit als des eingebohr- nen Sohns vom Vatter voller Gnad und Warheit c.
§. 9. 2. GOtt hieß die Sonne [fremdsprachliches Material – fehlt]; zu zeigen, daß es etwas ge-Welcher ob er ſchon in ſchlech- ter Geſtalt kame, rings, ſchlechts und veraͤchtlichs mit ihr waͤre: Alſo iſt der Sohn des Menſchen nicht kommen, daß er ihm dienen laſſe, ſondern daß er die ne, und gebe ſein Leben zum Loͤßgeld fuͤr viele d, welcher, ob er wohl in GOttes Geſtalt war, hat ers doch nicht fuͤr einen Raub geachtet, GOtt gleich ſeyn. Sondern hat ſich ausgelaͤret, indem er eines Knechts- Geſtalt angenommen hat, und den Menſchen gleich worden iſt. Und in dem er an Geberden als ein Menſch erfunden worden, hat er ſich
ſelbſt
aHebr. I. 6. 1 Petr. I. 20. Hebr. XIII.
b 2 Col. I. 19. II. 3. 9.
cJoh. I. 14.
dMatth. XX. 28.
K k k k k k
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Die Sonne der Gerechtigkeit.
ihrem erfreulichen Aufgang und Hertz-erfriſchenden Morgen-Roͤthe a.
§. 7. GOtt erſchuff die Sonne, da er das Liecht in eines ſamm-
lete, ſo daß die Sonne nichts anders iſt, als ein unergruͤndlich, un-
ermeſſen, weit Meer von der reineſten, helleſten Flamm, in ſo ſtar-
cker Bewegung, daß es fuͤnff hundert tauſend mahl tauſend Stund
weit und breit in die Ruͤnde alles mit ſich umtreibet, und wo ſie hin-
kommet, da fuͤllet ſie alles mit Glantz, Krafft und Waͤrme: Sie iſt
von ſo wunderbarer Schoͤne und Nutzbarkeit, daß kein Geſchoͤpf iſt,
mit dem die Voͤlcker mehr Abgoͤtterey getrieben, welches zu erweh-
ren, GOtt ſie _ einen Diener geheiſſen, damit ſo offt ſie von ihr
redeten, ſein Volck daran gedaͤchte, es ſey der Knecht und nicht der
Meiſter; ein Diener, der ſeinem Meiſter die Fackel voran tragt und
zuͤndet: Die Sonne iſt allein in unſerem Vortice, oder Himmels-
Wirbel, ſo das Liecht urſpruͤnglich in ſich hat: Aber obſchon es
leicht iſt ſie zu ſehen und zu empfinden, ſo kan man jedennoch ihre
Natur nicht wohl erklaͤren.
Jn Anſe-
hung ihrer
Natur.
§. 8. Alſo gleicher Weiſe hat GOTT
1. Die Fuͤlle des Liechts und Lebens in JEſum Chriſtum gelegt
nach ſeiner freyen, pur lauteren Guͤte. Sintemahl es dem Vatter
wohlgefallen hat, daß in ihm die gantze Fuͤlle wohnen ſollte b. Jn
welchem alle Schaͤtze der Weißheit und Erkanntnuß verborgen lie-
gen. Dann in ihm wohnet die gantze Fuͤlle der Gottheit leibhafftig
damit wir in JEſu als unſerem Mittler finden, was wir gerne haͤtten
zum Wolleben, alle Warheit, Reinigkeit, Freud und Troſt iſt eintzig
in JEſu enthalten. Die Strahlen ſeiner Majeſtaͤt glaͤntzen ſo ſchoͤn.
Das Wort iſt Fleiſch worden, und hat unter uns gewohnet und wir
haben ſeine Herrlichkeit geſchauet, eine Herrlichkeit als des eingebohr-
nen Sohns vom Vatter voller Gnad und Warheit c.
§. 9. 2. GOtt hieß die Sonne _ ; zu zeigen, daß es etwas ge-
rings, ſchlechts und veraͤchtlichs mit ihr waͤre: Alſo iſt der Sohn des
Menſchen nicht kommen, daß er ihm dienen laſſe, ſondern daß er die
ne, und gebe ſein Leben zum Loͤßgeld fuͤr viele d, welcher, ob er wohl in
GOttes Geſtalt war, hat ers doch nicht fuͤr einen Raub geachtet,
GOtt gleich ſeyn. Sondern hat ſich ausgelaͤret, indem er eines Knechts-
Geſtalt angenommen hat, und den Menſchen gleich worden iſt. Und
in dem er an Geberden als ein Menſch erfunden worden, hat er ſich
ſelbſt
Welcher
ob er ſchon
in ſchlech-
ter Geſtalt
kame,
a Hebr. I. 6. 1 Petr. I. 20. Hebr. XIII.
b 2 Col. I. 19. II. 3. 9.
c Joh. I. 14.
d Matth. XX. 28.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 993. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1089>, abgerufen am 22.11.2024.
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