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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die Sonne der Gerechtigkeit.
ist innige Liebe etc. Nun solte diese leibliche Sonne so viel herfürbringen,
und JEsus die geistliche Sonne solte nichts vermögen in der Seel zum
Leben?

mit
Kranck-
heiten an-
gestecket.

§. 7. 5. Wo die Sonne, da ist Gesundheit: aber ach wie viele sind
im tödtlichen Sünden-Schlaff versuncken, so daß die Kirche aussihet
wie ein Spital, Siechen-Haus etc. da blinde Seelen, befleckte Gewis-
sen, aussätzige Hertzen von Welt-Liebe, Lust-Sucht und Hoffahrt sind.

JEsus scheint so lang, Jahr und Tag, und doch ists als wäre kein
Artzt und kein Balsam in Gilead a, alles Böse nimmt oberhand und
wird immer schlimmer, daß es zu besorgen, der ewige Tod erfolge zu-
letzt.

Wir könten die fettesten Weyden in gutem Frieden haben, aber ach
der Klag, die wir mit dem Propheten führen müssen, wir tappen nach
der Wand wie die Blinden, und tappen als die keine Augen haben, wir
sind im Finsteren wie die Todten b. Ach wie so mager c! Wo findt man
himmlische Weißheit? Wo Welt-besiegender Glaube? Geistlicher
Fried und Freud? Ach wie so ausgehüngeret, als giengen die Men-
schen auf Felsen zur Weyde, da kaum ein Gräslein, als wäre man
Jahr und Tag nicht gefutert worden: Die Heyls-begierigen selbst sind
so leer von Geistes Stärcke und Tugend, daß alle Weyd an ihnen ver-
lohren scheint.

Ursprung
dieses
elenden
Jammers

§. 8. Ey, woher kommt dieser Seelen-Jammer? JEsus zeiget es
uns an: sprechende: Ein jeder der Arges thut, hasset das Liecht, und
kommet nicht an das Liecht, auf daß seine Wercke nicht gestrafft wer-
den d. Man will nicht diese Heils-Stralen demüthiglich auffangen.
Man bringt unempfindliche Stein-Felsen hieher, da die Stralen nicht
eintringen, sondern drüberab schiessen, das Evangelium wird nicht
aufgenommen in ein fein Hertz, und bewahret durch beten, sondern
verworffen und vergessen.

Man will JEsum nicht anschauen, daß man erleuchtet werde, man
fliehet nicht unter seine Gnaden-Flügel, daß man geheilet werde, man
sitzet lieber an der Sonnen leiblicher Wolfahrt, Welt-Glück: Kurtz-
weilen an Wollust-Sonn, oder schlaffen an der Sonne der Sicherheit
wird für nichts geachtet: Christus die Sonne der Gerechtigkeit thut
den Leuten in Augen wehe, sie mögen dieses Liecht nicht ertragen, das
der Seelen Schandflecken aufdeckt, damit sie nicht sehen, wie nöthig

sie
a Jer. VIII. 22.
b Jes. LIX. 10.
c Jes. XXIV. 16.
d Joh. III. 20.

Die Sonne der Gerechtigkeit.
iſt innige Liebe ꝛc. Nun ſolte dieſe leibliche Sonne ſo viel herfuͤrbringen,
und JEſus die geiſtliche Sonne ſolte nichts vermoͤgen in der Seel zum
Leben?

mit
Kranck-
heiten an-
geſtecket.

§. 7. 5. Wo die Sonne, da iſt Geſundheit: aber ach wie viele ſind
im toͤdtlichen Suͤnden-Schlaff verſuncken, ſo daß die Kirche ausſihet
wie ein Spital, Siechen-Haus ꝛc. da blinde Seelen, befleckte Gewiſ-
ſen, auſſaͤtzige Hertzen von Welt-Liebe, Luſt-Sucht und Hoffahrt ſind.

JEſus ſcheint ſo lang, Jahr und Tag, und doch iſts als waͤre kein
Artzt und kein Balſam in Gilead a, alles Boͤſe nimmt oberhand und
wird immer ſchlimmer, daß es zu beſorgen, der ewige Tod erfolge zu-
letzt.

Wir koͤnten die fetteſten Weyden in gutem Frieden haben, aber ach
der Klag, die wir mit dem Propheten fuͤhren muͤſſen, wir tappen nach
der Wand wie die Blinden, und tappen als die keine Augen haben, wir
ſind im Finſteren wie die Todten b. Ach wie ſo mager c! Wo findt man
himmliſche Weißheit? Wo Welt-beſiegender Glaube? Geiſtlicher
Fried und Freud? Ach wie ſo ausgehuͤngeret, als giengen die Men-
ſchen auf Felſen zur Weyde, da kaum ein Graͤslein, als waͤre man
Jahr und Tag nicht gefutert worden: Die Heyls-begierigen ſelbſt ſind
ſo leer von Geiſtes Staͤrcke und Tugend, daß alle Weyd an ihnen ver-
lohren ſcheint.

Urſprung
dieſes
elenden
Jammers

§. 8. Ey, woher kommt dieſer Seelen-Jammer? JEſus zeiget es
uns an: ſprechende: Ein jeder der Arges thut, haſſet das Liecht, und
kommet nicht an das Liecht, auf daß ſeine Wercke nicht geſtrafft wer-
den d. Man will nicht dieſe Heils-Stralen demuͤthiglich auffangen.
Man bringt unempfindliche Stein-Felſen hieher, da die Stralen nicht
eintringen, ſondern druͤberab ſchieſſen, das Evangelium wird nicht
aufgenommen in ein fein Hertz, und bewahret durch beten, ſondern
verworffen und vergeſſen.

Man will JEſum nicht anſchauen, daß man erleuchtet werde, man
fliehet nicht unter ſeine Gnaden-Fluͤgel, daß man geheilet werde, man
ſitzet lieber an der Sonnen leiblicher Wolfahrt, Welt-Gluͤck: Kurtz-
weilen an Wolluſt-Sonn, oder ſchlaffen an der Sonne der Sicherheit
wird fuͤr nichts geachtet: Chriſtus die Sonne der Gerechtigkeit thut
den Leuten in Augen wehe, ſie moͤgen dieſes Liecht nicht ertragen, das
der Seelen Schandflecken aufdeckt, damit ſie nicht ſehen, wie noͤthig

ſie
a Jer. VIII. 22.
b Jeſ. LIX. 10.
c Jeſ. XXIV. 16.
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[1012/1108] Die Sonne der Gerechtigkeit. iſt innige Liebe ꝛc. Nun ſolte dieſe leibliche Sonne ſo viel herfuͤrbringen, und JEſus die geiſtliche Sonne ſolte nichts vermoͤgen in der Seel zum Leben? §. 7. 5. Wo die Sonne, da iſt Geſundheit: aber ach wie viele ſind im toͤdtlichen Suͤnden-Schlaff verſuncken, ſo daß die Kirche ausſihet wie ein Spital, Siechen-Haus ꝛc. da blinde Seelen, befleckte Gewiſ- ſen, auſſaͤtzige Hertzen von Welt-Liebe, Luſt-Sucht und Hoffahrt ſind. JEſus ſcheint ſo lang, Jahr und Tag, und doch iſts als waͤre kein Artzt und kein Balſam in Gilead a, alles Boͤſe nimmt oberhand und wird immer ſchlimmer, daß es zu beſorgen, der ewige Tod erfolge zu- letzt. Wir koͤnten die fetteſten Weyden in gutem Frieden haben, aber ach der Klag, die wir mit dem Propheten fuͤhren muͤſſen, wir tappen nach der Wand wie die Blinden, und tappen als die keine Augen haben, wir ſind im Finſteren wie die Todten b. Ach wie ſo mager c! Wo findt man himmliſche Weißheit? Wo Welt-beſiegender Glaube? Geiſtlicher Fried und Freud? Ach wie ſo ausgehuͤngeret, als giengen die Men- ſchen auf Felſen zur Weyde, da kaum ein Graͤslein, als waͤre man Jahr und Tag nicht gefutert worden: Die Heyls-begierigen ſelbſt ſind ſo leer von Geiſtes Staͤrcke und Tugend, daß alle Weyd an ihnen ver- lohren ſcheint. §. 8. Ey, woher kommt dieſer Seelen-Jammer? JEſus zeiget es uns an: ſprechende: Ein jeder der Arges thut, haſſet das Liecht, und kommet nicht an das Liecht, auf daß ſeine Wercke nicht geſtrafft wer- den d. Man will nicht dieſe Heils-Stralen demuͤthiglich auffangen. Man bringt unempfindliche Stein-Felſen hieher, da die Stralen nicht eintringen, ſondern druͤberab ſchieſſen, das Evangelium wird nicht aufgenommen in ein fein Hertz, und bewahret durch beten, ſondern verworffen und vergeſſen. Man will JEſum nicht anſchauen, daß man erleuchtet werde, man fliehet nicht unter ſeine Gnaden-Fluͤgel, daß man geheilet werde, man ſitzet lieber an der Sonnen leiblicher Wolfahrt, Welt-Gluͤck: Kurtz- weilen an Wolluſt-Sonn, oder ſchlaffen an der Sonne der Sicherheit wird fuͤr nichts geachtet: Chriſtus die Sonne der Gerechtigkeit thut den Leuten in Augen wehe, ſie moͤgen dieſes Liecht nicht ertragen, das der Seelen Schandflecken aufdeckt, damit ſie nicht ſehen, wie noͤthig ſie a Jer. VIII. 22. b Jeſ. LIX. 10. c Jeſ. XXIV. 16. d Joh. III. 20.

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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1012. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1108>, abgerufen am 22.11.2024.