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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Die Sonne der Gerechtigkeit.
Göttlichem Leben und aller Krafft des Heiligen Geistes JEsu unse-
rem Ertz Hirten zum Ruhm und seinen Knechten zur Freud a.

§. 3. Warum nicht? Wie lieblich ist der angenehme FrühlingGlücksee-
ligkeit de-
ren welche
dieses
thun.

nach traurigem Winter: Frölicher Sonnen-Schein nach trübem
Wetter und langem Regen? Ach dencket zuruck an die betrübten
Zeiten, da wir ohne Sonn im Stall, im finsteren Babel des
Heydenthums und Pabstums gewesen. Dencket an unsere Nach-
baren die noch in Egypten dappen, wie die Blinden ohne helles
Liecht, das den Weg zum Leben weise: Da es in unserem Gosen hei-
ter, Liecht und Tag ist, und wolten wir diesen lieblichen Sonnen-
Schein nicht brauchen?

Ey wie gern ist man an der Sonnen bey anbrechender Frühlings-
Zeit! Wie pflegen nicht die Müßiggänger und Heillose daran zu bra-
ten, wie grüssen nicht die schöne Morgen-Sonne die Vögel mit ih-
rem Gesang und setzen sich an ihre warmen Stralen, alle Thiere des
Felds freuen sich drüber! Warum wollen wir uns nicht aus unserer
Finstere herfür machen und wie Brönn-Spiegel ihre heilende und
reinigende Stralen mit heiligen Seuffzen auffangen und stillem Ge-
müth bewahren.

Welch ein grosse Gab und Seeligkeit ists! welch ein traurig We-
sen aber zu Nacht, da alles stock-finster, schwartz! Wie entsetzlich
wärs, wann die Sonne einen Tag nicht schiene! Wie kan man hin-
gegen am Sonnen-Liecht alles sehen, thun, handlen, wandlen, ar-
beiten? Wie betrübt siehets aus in der Seele, die noch in geistlicher
Finsternuß ist, da noch kein wahr himmlisch Gnaden-Liecht des Heil.
Geistes aufgegangen, sondern nur trügliche Jrr-Liechter und fal-
scher Schein eiteler ungegründeter Hoffnung und gräßliche Gespen-
ster eines bösen Gewissens anzutreffen, da die Seel nichts Christli-
ches ausrichten und würcken kan b.

Jm Gegentheil wie gut ists zu JEsu nahen, aus Finsternuß wirds
Liecht. Welche Freud, Lust, Ergötzung ists an diesem Sonnen-
Glantz, den Vatter in seiner ewigen Liebe anschauen, den Sohn
in seinem herrlichen Reichthum, alles übersteigenden Schöne, Lieb-
lichkeit und Glori! wie seelig, wer schon noch in dieser Zeit bey die-
ser Sonne hinein blicken kan in GOttes Vatter-Hertz, und kosten den

süssen
a 2 Cor. VI. 1.
b Joh. IX.
N n n n n n 2

Die Sonne der Gerechtigkeit.
Goͤttlichem Leben und aller Krafft des Heiligen Geiſtes JEſu unſe-
rem Ertz Hirten zum Ruhm und ſeinen Knechten zur Freud a.

§. 3. Warum nicht? Wie lieblich iſt der angenehme FruͤhlingGluͤckſee-
ligkeit de-
ren welche
dieſes
thun.

nach traurigem Winter: Froͤlicher Sonnen-Schein nach truͤbem
Wetter und langem Regen? Ach dencket zuruck an die betruͤbten
Zeiten, da wir ohne Sonn im Stall, im finſteren Babel des
Heydenthums und Pabſtums geweſen. Dencket an unſere Nach-
baren die noch in Egypten dappen, wie die Blinden ohne helles
Liecht, das den Weg zum Leben weiſe: Da es in unſerem Goſen hei-
ter, Liecht und Tag iſt, und wolten wir dieſen lieblichen Sonnen-
Schein nicht brauchen?

Ey wie gern iſt man an der Sonnen bey anbrechender Fruͤhlings-
Zeit! Wie pflegen nicht die Muͤßiggaͤnger und Heilloſe daran zu bra-
ten, wie gruͤſſen nicht die ſchoͤne Morgen-Sonne die Voͤgel mit ih-
rem Geſang und ſetzen ſich an ihre warmen Stralen, alle Thiere des
Felds freuen ſich druͤber! Warum wollen wir uns nicht aus unſerer
Finſtere herfuͤr machen und wie Broͤnn-Spiegel ihre heilende und
reinigende Stralen mit heiligen Seuffzen auffangen und ſtillem Ge-
muͤth bewahren.

Welch ein groſſe Gab und Seeligkeit iſts! welch ein traurig We-
ſen aber zu Nacht, da alles ſtock-finſter, ſchwartz! Wie entſetzlich
waͤrs, wann die Sonne einen Tag nicht ſchiene! Wie kan man hin-
gegen am Sonnen-Liecht alles ſehen, thun, handlen, wandlen, ar-
beiten? Wie betruͤbt ſiehets aus in der Seele, die noch in geiſtlicher
Finſternuß iſt, da noch kein wahr himmliſch Gnaden-Liecht des Heil.
Geiſtes aufgegangen, ſondern nur truͤgliche Jrr-Liechter und fal-
ſcher Schein eiteler ungegruͤndeter Hoffnung und graͤßliche Geſpen-
ſter eines boͤſen Gewiſſens anzutreffen, da die Seel nichts Chriſtli-
ches ausrichten und wuͤrcken kan b.

Jm Gegentheil wie gut iſts zu JEſu nahen, aus Finſternuß wirds
Liecht. Welche Freud, Luſt, Ergoͤtzung iſts an dieſem Sonnen-
Glantz, den Vatter in ſeiner ewigen Liebe anſchauen, den Sohn
in ſeinem herrlichen Reichthum, alles uͤberſteigenden Schoͤne, Lieb-
lichkeit und Glori! wie ſeelig, wer ſchon noch in dieſer Zeit bey die-
ſer Sonne hinein blicken kan in GOttes Vatter-Hertz, und koſten den

ſuͤſſen
a 2 Cor. VI. 1.
b Joh. IX.
N n n n n n 2
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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1019. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1115>, abgerufen am 26.06.2024.